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Tod meiner Eltern

Sandra S.

Mitglied
Hallo,
ich bin ganz neu hier und versuche den Tod meiner Eltern zu verarbeiten. Durch andere Sichtweisen und den Blick durch Außenstehende bzw. Menschen die ähnliches durchmachen möchte ich versuchen zu heilen.

Mein Vater ist vor 3 Jahren sehr plötzlich verstorben, er war 67 Jahre alt. Er saß im Rollstuhl, weil man ihm nach einer Infektion beide Beine abnehmen musste . Er kam ins Krankenhaus wegen einer banalen Verstopfung. Nach 2 Wochen war er Tod. Es war in der Corona-Zeit wir durften ihn nicht einmal besuchen, nur telefonieren. Für meine Mama und mich war das sehr schlimm. Plötzlich hieß es Organversagen..... und wir durften ihn noch einmal sehen, als er schon nicht mehr bei Bewusstsein. Ich habe seine Hand gehalten, als er starb. Ich war völlig fertig.
Meine Mutter, bis dahin kerngesund, veränderte sich. Sie wollte erst nicht mehr leben... ich hab mich gekümmert, ihre Schwestern gebeten sie tagsüber, wenn ich arbeiten bin, abzulenken. Ich hatte Panik, das sie sich was antut. Das hatten wir überstanden und sie versprach mir, das sie keine Dummheiten macht.
Zwei Monate später hatte sie Herzprobleme und brauchte eine neue Herzklappe, da war mein Vater gerade mal ein halbes Jahr tot. Auch das hatten wir überstanden, als 3 Monate später sie über Rückenschmerzen klagte... so fing es an.... ... dann hatte sie Bauchspeicheldrüsenkrebs. ... 4 Wochen später war sie tot. Sie war 66 Jahre alt. Ich war wie gelähmt.
Anstatt meine Trauer zu bewältigen arbeitete ich wie ein Tier. Ich ging zur Arbeit und räumte danach die Wohnung meiner Eltern aus, kümmerte mich um die Beerdigung und alles rechtliche.
Ich bin geschieden und habe keine Geschwister, meine Familie besteht aus meinem Sohn und mir.
Nach 8 Monaten hab ich alles geschafft. Alles war erledigt.... Beerdigung, Wohnungsaufgabe... und ich fiel in ein tiefen Loch, das ich bis heute nicht verlassen habe.
Ich hab mich abgekapselt und schlafe sehr schlecht.
Ich hab das Gefühl ich komme über den Tod meiner Eltern nicht hinweg. Immer wieder laufen mir die Tränen runter, ich fühl mich verlassen.
Ich gehe arbeiten und erledige alle Aufgaben. Ich funktioniere sehr gut. Aber wenn ich alleine bin.............
Die Todestage meiner Eltern liegen nur 4 Tage auseinander. Mein Vater starb und meine Mutter folgte ihm 1 Jahr später. In dieser Zeit bin ich immer sehr nervös und schlafe schlecht, träume von ihnen.... und bin sehr still.
Ich wollte mich einer eigentlich guten Freundin anvertrauen in dieser schweren Zeit , doch sie sagte nur abfällig: Das ist doch jetzt schon 2 Jahre her! Sei froh, das es nicht dein Sohn war!
Ich war total schockiert! Sollte ich wirklich schon drüber weg sein? Stimmt was mit mir nicht?
Seitdem haben sich meine Schlafprobleme noch verschlechtert, ich leide an einer Schlafparalyse .... und über meinen Gemütszustand will ich gar nicht erst schreiben.....
 

CAT

Aktives Mitglied
Liebe Sandra,
es tut mir furchtbar leid, dass du deine Eltern so früh verloren hast.

Sie waren noch sehr jung.

Mein Vater verlor seine Eltern auf eine ähnliche Art.
Erst den Vater mit 71 und seine Mutter folgte mit knapp 70 ca. ein halbes Jahr später.
Sie starb an seinem Geburtstag.....

Mit dir ist alles normal. Ich behaupte, dass man einen Verlust eines geliebten Menschen niemals wirklich zu 100% verarbeitet.

Bei vielen Menschen ist es so, dass sie es nach einiger Zeit (individuell) besser verdrängen können und somit auch hier und da, nach und nach wieder eine Fröhlichkeit zu Tage treten kann.

2 Jahre ist nichts. Zumindest nicht in meiner Welt.

Meine Eltern leben noch und mir graut vor dem "Tag der Tage" weil ich mich - auch mit über 50 - immer noch als das Kind fühle und meine Eltern eben "Mama und Papa" sind und auch das Alter daran nichts ändert.

Du bist jetzt Waise und fühlst dich alleine und hilflos.
Da ist es unerheblich, dass du eine erwachsene Frau bist und selbst ein Kind hast.

Was denkst du denn, was dir ein wenig helfen könnte? Eine Trauerbewältigungs-/Selbsthilfegruppe - wo man sich mit Betroffenen austauschen kann?

Eine zeitlang Medikamente, damit du am Ende nicht mit einem Burn-Out endest, weil du dich so sehr in die Arbeit stürzt (weil diese ablenkt) ?

Ich drück dich mal und sende dir Kraft.
 

Geißblatt67

Sehr aktives Mitglied
Liebe Sandra, es tut mir sehr leid. Fühle dich gedrückt. Meine Mutter ist letztes Jahr verstorben. Sie war zwar schon 85 und hatte viele Vorerkrankungen, aber es ging dann doch sehr schnell, innerhalb von 3 Monaten.

Der Tod der Eltern ist immer schlimm, aber deine Eltern waren ja noch sehr jung.

Natürlich darfst du noch trauern.

Gibt es bei dir Trauergruppen? Ich wurde angeschrieben von der Gemeinde nach dem Tod meiner Mutter. Ich kann mir vorstellen, dass das sehr hilfreich sein kann, auch wenn ich selbst es nicht genutzt habe.

Du darfst auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
 
K

Knallerbsenkönigin

Gast
Mein Papa ist jetzt anderthalb Jahre tot. Ich bin fast 50, und JA, es tut weh. Natürlich!

Vor allem, wenn man Trauer erstmal beiseite schiebt und funktioniert. Irgendwann kommt die Trauer.

Ich rate Dir, lass sie zu. Nimm sie an, schiebe sie nicht weg. Du darfst dieses Gefühl haben, und es ist normal, dass es weh tut.

Bei mir kommt die Trauer in Wellen. An manchen Tagen ist es okay, an anderen tut es noch sehr weh. Ich muss akzeptieren, dass dieses Vermissen jetzt zu meinem Leben und meiner Gefühlswelt dazugehört. So ist es wohl, einen Menschen, den man sehr geliebt hat, zu verlieren.

Den Kommentar Deiner Freundin fand ich sehr unempathisch. Vielleicht war sie aber hilflos, wie man hätte besser reagieren können?
 

8sam22

Aktives Mitglied
Ich wollte mich einer eigentlich guten Freundin anvertrauen in dieser schweren Zeit , doch sie sagte nur abfällig: Das ist doch jetzt schon 2 Jahre her! Sei froh, das es nicht dein Sohn war!
Das ist sehr sehr unsensibel.
Ich war total schockiert!
Zurecht!
Sollte ich wirklich schon drüber weg sein? Stimmt was mit mir nicht?
Mit dir ist alles in Ordnung.
Jeder trauert anders und unterschiedlich lang.
Du schreibst ja auch selber, dass du quasi erstmal funktionieren musstest und alles Praktische was zu tun ist, erledigen musstest.
Da ist gar keine Zeit zum trauern.
Und zum Reden darüber, war ja auch nicht wirklich jemand da.
Dann ist es sicherlich auch schwieriger, das zu verarbeiten.
Vielleicht könnte dir eine Trauergruppe weiterhelfen. Da bringt ja hoffentlich keiner so einen dämlichen Spruch.

Dir alles Gute!
 

Sandra S.

Mitglied
Vielen Dank für Euer Mitgefühl und Eure lieben Worte. Schon zu lesen, das ich nicht alleine bin.. andere ähnliches erlebt haben... hilft mir.

Was denkst du denn, was dir ein wenig helfen könnte? Eine Trauerbewältigungs-/Selbsthilfegruppe - wo man sich mit Betroffenen austauschen kann?

Eine zeitlang Medikamente, damit du am Ende nicht mit einem Burn-Out endest, weil du dich so sehr in die Arbeit stürzt (weil diese ablenkt) ?
Danke, das Du mir geschrieben hast. Ich war bei meiner Heilpraktikerin, sie hat mir homöopathische Tabletten empfohlen. Sie sollen mich etwas ruhiger werden lassen, sodass ich auch Nachts besser in den Schlaf finde. Zur Zeit lese ich ein Buch zur Trauerbewältigung, was ich sehr gut finde.
Wegen der Schlafparalyse wurde mir ein Nachtlicht empfohlen, warmes Licht. Ich teste das jetzt seit 3 Tagen.
Wenn von alledem nichts hilft... dann werde ich mal mit meinem Hausarzt sprechen....

Du darfst auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
Mein Beileid zum Verlust Deiner Mama. Nichts kann eine Mutter ersetzen.
Psychotherapeutische Hilfe wird mein Weg sein, wenn die oben genannten Dinge nichts gebracht haben. Ich habe mich schon umgesehen und eventuell eine passende Praxis in meiner Nähe gefunden. Die bieten auch Gruppensitzungen an.


Bei mir kommt die Trauer in Wellen. An manchen Tagen ist es okay, an anderen tut es noch sehr weh. Ich muss akzeptieren, dass dieses Vermissen jetzt zu meinem Leben und meiner Gefühlswelt dazugehört. So ist es wohl, einen Menschen, den man sehr geliebt hat, zu verlieren.
Tut mir leid, das auch Du Deinen Papa verloren hast.
Für mich fühlt es sich an, als hätte ich meine Wurzeln verloren. Niemand ist wie Eltern sind. Niemand spricht, wie Eltern mit einem sprechen.
Ich konnte mich von keinem verabschieden, alles ging so schnell. Ich hätte gern noch so viel gesagt......

Danke " 8sam22" , für Deine Worte.
Ich habe mich von dieser Freundin ein bisschen zurückgezogen. Gerade von einem mir nahe stehenden Menschen hätte ich das nicht erwartet. Ich war tief enttäuscht. Vielleicht war sie überfordert und wusste nicht wie sie reagieren soll. Trotzdem brauch ich von ihr erstmal etwas Abstand.
 

Sandra S.

Mitglied
Hallo liebe Sandra,

es tut mir sehr leid, dass Du beide Eltern innerhalb eines so kurzen Zeitrahmens verloren hast und relativ jung. Immer wieder Horrormeldungen, Kampf, dann Verlust.....
Ich kann es Dir so gut nachfühlen........ich habe auch keine Eltern mehr und nage sehr an diesem Verlust. Auch bei ihnen waren die Umstände des Todes sehr schwierig.
Eltern sind doch die Menschen, die einen üblicherweise bedingungslos lieben. Da gibt es keinen Ersatz dafür. Gerade deshalb kommen einem wohl so manche Bemerkungen verstärkt eiskalt, gefühlslos vor. Da frage ich mich immer, unter welchen sterilen Menschen solche Leute aufgewachsen sind, wenn sie null Empathie dafür haben, dass der Verlust von Eltern für manche eben sehr schwer wiegt und nichts ist, was man so ganz schnell hinter sich lassen kann. Sollen doch alle denken, was sie wollen.....sollen sie uns pathologisieren. Wir wissen, was wir verloren haben. Trauer ist ja das Pendant zur Liebe.....mir tun "die anderen" ja auch nur leid, dass sie wohl nicht viel davon bekommen haben bzw. selber nicht fähig sind dazu. Wünsche Dir viel Kraft! Und dass Du auch die schönen Momente zwischen Dir und Deinen Eltern neben diesem ganzen Schmerz ins Zentrum rücken kannst.
Hallo Nachdenkliche24,
danke für Deine Nachricht. Es tut mir leid, das auch Du unter diesem Verlust leidest.
Jeder Mensch geht anders mit dem Verlust eines geliebten Menschen um. Und gerade deshalb sollte man Verständnis haben für diesen Schmerz. Ich weiß nicht, ob es Dir genauso geht.... aber ich will manchmal einfach nicht akzeptieren, das sie nicht mehr da sind. Ich stehe am Grab und starre auf die Buchstaben, dabei würd ich mir nichts sehnlicher wünschen, nur noch einmal mit ihnen sprechen zu dürfen.
Am Tag der Beerdigung meiner Mama habe ich einen langen Brief mit zur Urne gelegt. Er war an sie beide gerichtet, an meine Eltern. Das hat mir an diesem Tag sehr gut getan. Ich hatte noch so viel zu sagen und keine Gelegenheit dazu, als sie von mir gingen. Der Brief wurde mit der Urne begraben und ich konnte meine Dankbarkeit und Liebe doch noch ganz persönlich ausdrücken.

Trotzdem bleibt eine Leere neben uns, die keiner füllen kann.
Alles gute und liebe für Dich!
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Liebe Sandra....

Ich habe heute mit meinem Kameraden besprochen, wie ich machen muss, wie ich machen soll, um nicht abzustürzen in tiefste Trauer, weil uns ein Todesfall bevorsteht. Krebs, Endstadium.
Ich muss in die sachliche Ebene gehen, so würde es gelingen, so wäre ein "Weitergehen" machbar. Rein mental müsste man sich fangen können, indem man diese Trauer wegschiebt, sich ihr nicht hingibt, sich vor Augen hält, das "Gestorbene ist gestorben", dieser Tod ließ sich nicht aufhalten, wir müssen das akzeptieren. Sie ist gegangen, so ungefähr, als ob sie vorausgegangen ist, so könnte man das handhaben. Unendlich bedauerlich, nicht lange nachdenken, hinnehmen, mal hinschauen, weinen, wieder wegschauen, immer wieder, Etappenweise den Tatsachen ins Auge sehen, nie wieder bist du da..
Jedes Bild, jedes Video, das ich von ihr sehe, das bringt mich zum Schluchzen. Noch ist sie da. Du kannst praktisch sehen, wir trauern, weil wir bedauern. Wie geht es deinen Eltern jetzt wohl? Sie wissen nicht, dass sie tot sind, sie waren unter Narkose, sie hatten Beistand, sie wechselten über, sie wurden medikamentös von Schmerzen befreit, man war da, man versuchte alles, man hat sich nichts vorzuwerfen, es ist so gekommen. Ihr Leben hat geendet, es wurde ihnen genommen.
Wenn du mich fragst, frag dich das auch, wie würde es wohl für unsere Hinterbliebenen am leichtesten sein, wie würdest du wollen, dass dein Sohn mit der Tatsache zurechtkommt, dass du weg bist, wenn es bei dir so weit ist?
Ich baue dauernd vor und erzähle, ich habe so schön gehabt, ich habe alles vorgefunden, es war paradiesisch, trauert nicht, akzeptiert, so ist es eben gekommen. Nehmt es hin. Erzählt euch nicht, arme Mama, wie schrecklich, ich halts nicht aus...liebt es, dass ich ein gutes Leben hatte, und euch, und all das, was so war. Denkt immer dran, was ich alles an Zigtausenden Freuden ausgefasst habe, damals, als es mich noch gab. Erinnert euch an mich, aber bitte nicht in diesem großen Bedauern, ich bin rausgegangen, ihr seid noch da. Denkt nicht an mich. Denkt an euch. Haltet euch nicht auf mit ständigem Nachdenken über mich. So wäre es mir am liebsten.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Ich bin sehr spirituell ausgerichtet und stelle mir vor, die geistige Ebene ist ja nicht umzubringen, die ist nicht sterblich. Ich gehe davon aus, wir alle sind die Fortsetzung von früheren Leben. Das fände ich logisch, weil ich viel vor habe und niemals kann ich das alles in diesem kurzen Leben unterbringen, es geht weiter..ich erlebe im Körper meiner Enkel eine Schiffsreise, eine Baumpflanzung, einen Hausbau, eine Begrünung von einem Brachfeld und irgendwann lebt der nächste von uns allen auf dieser grünen Wiese..seiner Wiese, die er vor hunderten Jahren angelegt hat... vielleicht sind deine Eltern dein Beistand? Heimlich..ohne dass du es merkst...
 

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