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Therapie zu lasch? Falscher Therapeut? Seit 1 Jahr ändert sich mein Zustand nicht.

Wie meint ihr das?

Oft wenn solche Situationen kommen wehre ich mich ja dagegen, wobei das in dem Moment ja auch keine Lösung ist wegzulaufen.
Ich meide dann quasi bestimmte Treffen oder Personen aus Angst dass so ein Auslöser kommt und ich dann den ganzen Abend innerlich kämpfe.

Beispiel: Treffen mit Freunden. Der Abend kann super gut sein, fängt aber jemand damit an dass er z.B. befördert wurde oder mit irgendwas Erfolg hat, projeziere ich das sofort auf mich, fühle mich unterlegen und als Versager, weil ich eben keinen Erfolg habe. ich würde es nichtmal neid nennen, sondern Wut über das eigene "gefühlte" Unvermögen.

Das Gefühl zerstört mir dann auch den Abend. Habe mich sogar mal unter dem Vorwand von Magenbeschwerden frühzeitig nach Hause begeben obwohl ich einfach Spaß hätte haben können. Wie eine Art Selbstgeiselung, und ich kann das einfach nicht kontrollieren. Mein Selbstbewusstsein ist quasi gar nicht mehr vorhanden.
 
Mal kurz eine Geschichte dazu:

Autobiographie in fünf Kapiteln
(aus: Portia Nelson, There's a Hole in My Sidewalk)

Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren ... Ich bin ohne Hoffnung.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein ... aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.

Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

Ich gehe eine andere Straße.


Verhaltensänderungen brauchen ihre Zeit. Erst einmal muss man erkennen, worin das Problem überhaupt besteht. Dann die entsprechenden Situationen rauspicken, anschließend kann man sich überlegen, was man ändern könnte und das alles verinnerlichen, dann versuchen, in den erkannten Situationen das verändern, was einen stört, auch wenn es einem damit noch nicht gut geht. Irgendwann wird es selbstverständlich und man muss achtsam sein, damit man überhaupt noch erkennt, dass man eine Lösung erarbeitet hat, die funktioniert und das Ganze nicht als einfach nur selbstverständlich sieht, es war viel Arbeit.
Ansonsten sagt Werner schon ganz toll, wo der Weg lang geht. Es ist nicht Aufgabe des Theras, Dich in eine Richtung zu schubsen und Dir Lösungen zu präsentieren.

LG kiablue
 
Danke für eure Teilnahme.

Ihr meint also letztlich muss ich selbst soweit kommen und aktiv was verändern. Das will ich ja auch. Aber kann es sein, dass das einfach sehr lange dauern kann?

Ein anderer Therapeut mit dem ich nicht zufrieden war meinte in den 2 Vorgesprächen auch dass es bei mir was Längeres werden kann. Die Frage die ich eigentlich damit stellen wollte ist ob es im Rahmen liegt und ich immer noch Zeit brauche an mir zu arbeiten oder ob der Thera zwar menschlich passt aber nicht die Initialzündung schafft.
 
Das Gefühl zerstört mir dann auch den Abend. (...) und ich kann das einfach nicht kontrollieren.

Zwischen dem, was du hörst (die reine Information, der
Klang, die Worte) und ihrer Bedeutung gibt es einen
essentiellen Unterschied.

Beispiel: Ich schreibe "Fußball" - du liest sieben Zeichen
und gibst ihnen eine Bedeutung. Diese Bedeutung ist
aber nicht völlig festgelegt, sondern wird erst von dir
(bewusst oder unbewusst) dazu gegeben.

Es liegt also an dir selbst, welche Bedeutung du den
Dingen gibst, die du auf der Party oder sonstwo hörst.
Dein Eindruck, es nicht kontrollieren zu können, ist
daher nur deinem bisherigen Unvermögen geschuldet,
Einfluss auf die Zuordnung von Bedeutung zu Informa-
tion zu nehmen.

Das kannst du aber lernen und üben - vielleicht nicht
gleich bei deinen "Reizthemen", aber mit Hilfe von ein-
facheren Dingen. Schau doch einfach mal aus deinem
Fenster und gib den Dingen, die du dort siehst, ganz
verschiedene Bedeutungen.

Dann versuchst du das mal mit harmlosen Sätzen, die
du von anderen aufschnappst oder die dir jemand
schreibt - also etwa mit dem Satz, den ich dir jetzt
schreibe: "Heute kommt noch etwas, über das du dich
freuen kannst."

Dieser Satz enthält (bisher) keine festgelegte Bedeutung,
aber wenn du ihm eine gibst, wird er dich mental beein-
flussen.

Ich würde dir gerne ein Buch empfehlen - es heißt "Die
Veränderung des subjektiven Erlebens" von Richard
Bandler. Es ist zwar ziemlich "amerikanisch" geschrieben,
enthält aber sehr tiefe Einsichten in die Funktionsweise
unseres Gehirns und spannende praktische Übungen.

Oder, ein sehr viel sachlicheres ("deutscheres") Buch, das
es nur als E-Book gibt, das aber dem Phänomen der Gefühle
sehr tief auf den Grund geht:
http://www.amazon.de/Grundlagen-Grenzen-Verstehens-von-Gefühlen-ebook/dp/B00CYMNGYO

Gruß, Werner
 
Du hast sicher recht Werner,

ich habe schonmal irgendwo gelesen dass mein Empfinden gegenüber Dingen eigentlich davon abhängt, welche Bedeutung ich ihnen zumesse.

Ich stelle mir das so vor:

Ich höre irgendwas und entscheide welche Bedeutung das für mich hat

1) Der Chef kritisiert mich -> ich projeziere es auf mich -> Schlussfolgerung: er ist ok, ich bin nicht ok. Ich bewerte es negativ, ich habe versagt, es liegt alles an mir.

2) Der Chef kritisiert mich -> ich nehme es neutral auf, habe meinen Standpunkt -> Schlussfolgerung: ich habe meine eigene Meinung und lasse mich dadurch nicht verunsichern oder herunterziehen = ich fühle mich trotzdem ok.

Kann man das so ungefähr sagen? Mein Empfinden hängt also davon ab wie ich die jeweilige Situation bewerte, welches Gewicht ich ihr verleihe?
 
ich habe schonmal irgendwo gelesen dass mein Empfinden gegenüber Dingen eigentlich davon abhängt, welche Bedeutung ich ihnen zumesse.

Ich stelle mir das so vor:

Ich höre irgendwas und entscheide welche Bedeutung das für mich hat

1) Der Chef kritisiert mich -> ich projeziere es auf mich -> Schlussfolgerung: er ist ok, ich bin nicht ok. Ich bewerte es negativ, ich habe versagt, es liegt alles an mir.

2) Der Chef kritisiert mich -> ich nehme es neutral auf, habe meinen Standpunkt -> Schlussfolgerung: ich habe meine eigene Meinung und lasse mich dadurch nicht verunsichern oder herunterziehen = ich fühle mich trotzdem ok.

Kann man das so ungefähr sagen? Mein Empfinden hängt also davon ab wie ich die jeweilige Situation bewerte, welches Gewicht ich ihr verleihe?

Genau, Adreju - es gibt da so genannte "Weichen" in deinem
Bewusstsein, an denen entweder dein Unbewusstes oder dein
Bewusstsein/Verstand die Zuordnung und Bewertung vornimmt.

Im obigen Fall könntest du auch denken
3) Der Chef kritisiert mich -> Ich nehme es positiv auf, weil ich ihm
unterstelle, dass er das nur tut, weil ich für ihn wichtig bin und er
sich deshalb die Mühe macht und die Zeit nimmt (und das Risiko
eingeht, dass er mich durch seine Kritik als Mitarbeiter verliert)

Ich entscheide mich so oft es geht für eine neutrale oder positive
Deutung - zumindest so lange, bis ich "sicher" vom Gegenteil über-
zeugt werde.

Oder ich denke mir (am Beispiel der Kritik): Aha, jetzt habe ich
etwas über Herrn X. gelernt - und nicht unbedingt etwas über
mich selbst (oder nichts Neues). Ich "neutralisiere" die Aussagen
also zunächst und entscheide dann für mich (oft erst einige Zeit
später), was davon ich wie verwende. Manchmal ordne ich die
Aussagen dann nicht mir zu, sondern demjenigen, der die Aus-
sagen gemacht hat (und verhalte mich vielleicht künftig ihm
gegenüber anders).

Das Ziel ist der möglichst souveräne und freie Umgang mit dem,
was von Außen (und von Innen) auf mein Bewusstsein einwirkt.

Ein drastisches Beispiel ist von Viktor Frankl überliefert: Er war
im KZ und wurde ständig gequält. Und doch (oder deswegen)
entschied er sich, seine Geschichte selbst zu interpretieren und
zu erzählen. Wurde er also geschlagen, sagte er sich "Aha, Wach-
mann Maier schlägt den Gefangenen Frankl" und nicht "Ich Armer,
ich leide, werde geschlagen", was ja naheliegend gewesen wäre.
Als das KZ befreit wurde, ging er zu Fuß zurück nach Wien in die
Radiostation, für die er gearbeitet hatte und erzählte "seine" Ge-
schichte - damit hatte er sein Ziel erreicht, nämlich dass das von
ihm Erlebte nicht verloren gehen darf.

Vor so einer mentalen Leistung ziehe ich den Hut und nehme sie
mir für weniger dramatische Lebenssituationen zum Vorbild. Da-
zu gehört auch, manchmal seine Gefühle eine Zeitlang zu igno-
rieren und sie einfach als "normal" zu akzeptieren (also autono-
me Reaktionen unseres Körpers).
 
Lieber Adreju,

sei geduldig und gnädig mit Dir. Dein Therapeut ist es ja auch. Vertraue in Dich und die Zeit. Es verändert sich bestimmt. Schau mal zurück auf die Anfangszeit der Therapie. Hast Du da schon genau so über dich und deine Schwierigkeiten nachgedacht? Hat sich wirklich gar nichts in dem Jahr bewegt? In Dir bewegt?
 
Hallo Bird,

am Mittwoch ist wieder die nächste Sitzung. Und gestern ging es mir wieder richtig schlecht. Ich traue mich gar nicht mehr ihr was zu sagen aus Angst sie könnte eventuell sagen dass sie mir nicht helfen kann oder es ihr reicht. Dementsprechend habe ich auch schon 1-2 Mal gelogen und meinen Zustand nicht so dargelegt wie er wirklich ist. Im Gespräch klingt immer alles plausibel und ich sage mir auch dass ich mit den Gedanken schlußmachen will, endlich leben will. Trotzdem kommen immer wieder diese Tiefs. Meine Eltern raten mir zusätzlich Medikamente zu nehmen, was ich bisher abgelehnt habe weil ich Angst habe davon abhängig zu werden und es für mich ein Makel ist mit Chemie im Kopf herumzupfuschen.
 
Hallo Adreju,
zum Stichwort "Chemie im Hirn": Du nimmst bereits
jetzt jeden Tag massiven chemischen Einfluss auf dein
Gehirn - und zwar durch deine Ernährungsweise. Wenn
du zum Beispiel Kakao isst oder Fleisch, verändert das
innerhalb weniger Stunden die chemische "Ausstattung"
deines Gehirns - ebenso wenn du mehr oder weniger
Zucker oder Wasser zu dir nimmst.

Bei Schwankungen der mentalen Leistungsfähigkeit
sind nach meiner Erfahrung zwei Mineralstoffe von
großer Bedeutung: der eine ist Lithium (das sorgt für
eine gleichmäßig ruhige Arbeit des Gehirns und ist z.B.
in Heilwässern wie Fachinger oder Hirschquelle enthalten),
das andere ist Zink. Zink findet sich in größeren Mengen
in Fleisch (speziell Rindfleisch), aber auch in Austern,
Cashews oder Kakao. Ich würde dir raten, mal eine
kleine Zinkkur zu machen - das kostet nur ein paar
Euros und du merkst innerhalb weniger Tage, ob ein
bisschen mehr Zink deine mentale Leistungsfähigkeit
bzw. dein Denken verbessert. Infos dazu findest du
kompakt hier: Informationen zum Mineralstoff Zink

Gruß, Werner
 
Sag ihr ruhig, was du empfindest. Deine Angst, daß sie und auch kein anderer Dir helfen kann. Daß sie Dir nicht mehr helfen will.
Die Sorge, daß der Therapeut nicht mehr helfen kann/will, einen wegschickt, selbst frustriert ist weil sich nichts bewegt und dann keine Lust mehr hat und und und...
Dieses Gefühl teilst Du mit vielen anderen. Therapeuten kennen diese Sorge ihrer Patienten. Das ist ok. Damit können sie i.d.R. gut umgehen. Es kann sehr hilfreich sein, wenn die Therapie selbst und das Verhältnis zur Therapeutin und die damit verbundenen Ängste, angesprochen werden und damit selbst zum Thema in der Therapie werden.
Nur Mut!
 

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