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Therapie beenden?

Hallo zusammen,

ich habe schon viel dazu gelesen, Fachartikel, Persönliches, auch hier. Es scheint wohl ein verbreitetes Phänomen zu sein. Kurz zur Problematik;
Seit 7 Jahren bin ich nun bei meinem Therapeuten. Nun kann ich nicht mehr verdrängen, was ich mir lange nicht eingestehen konnte/wollte.

Ich spüre eine absolut zutiefste und aufrichtigste Verbindung, fast schon Liebe für meinen Therapeuten. Rein platonisch, ohne jedes Begehren und ohne jede Romantik. Aber ich merke zunehmend, wie mir das zu schaffen macht, zumal es nur sein Beruf (in seinem Fall wohl doch Berufung) ist, wohlwollend zu sein und ich ja auch nur eine von vielen bin, da er zu jedem seiner Patienten so ist.

Versteht mich nicht falsch, ich hielt mich nie für etwas Besonderes, und doch gab er mir die letzten Jahre das Gefühl, dass auch er eine tiefere Bindung zu mir spürt als vielleicht zum Großteil seiner Patienten. Stets im therapeutischen Rahmen und professionell, ohne je Grenzen überschritten zu haben.
Dieses Gefühl habe ich nun nicht mehr, ohne hierfür einen Grund benennen zu können. Ein reines Gefühl.

Durch meine zutiefst empfunde Verbundenheit (das ist mir absolut fremd)
erwäge ich nun, die Therapie zu beenden, möchte ihm meinen Grund aber nicht nennen, auch wenn dies nur fair wäre. Er tat wirklich so viel die letzten Jahre, auch zwischen den Stunden, da ich schon immer hoch suizidal und selbstgefährdend (massive Selbstverletzungen) war. Jeder andere Therapeut hätte sich dagegen entschieden, mich zu übernehmen, respektive mich alsbald abgegeben. Aber er blieb und war immer da für mich.

Einmal äußerte er sich über die Abrechnung, als er noch in einer Psychistrie als leitender Oberarzt der Akutpsychiatrie fungierte, hier war ich von 2018-2023 wöchentlich bei ihm, nun hat er eine eigene Praxis. Er meinte, dass unser Glück für eine ambulante Langzeittherapie wäre, dass er damals alles über die PIA abgerechnet hätte, er somit also, ganz salopp formuliert, nichts von mir gehabt hätte (meine Worte).

Auch deswegen dachte ich, dass es für ihn ein wenig anders, intensiver ist, als vielleicht zu anderen Patienten.

Nun, lange Rede kurzer Sinn;
Gleichwohl ich ihm so viel verdanke und wir ehrlich eine unglaubliche Bindung haben, auf welcher unsere therapeutische Arbeit beruht, ziehe ich ernsthaft in Erwägung, zu gehen.

Was meint ihr? Vielleicht sogar aus eigenen Erfahrungen heraus?

Bitte bleibt freundlich und habt vielen Dank fürs Lesen!

Elisabeth
 

Hallo I never promised you a rose garden,

schau mal hier: Therapie beenden?. Hier findest du vielleicht was du suchst.

Hallo Elisabeth,

das ist ja wirklich eine sehr lange Zeit, die Ihr Therapie habt. Und er scheint ein sehr freundlicher und fähiger Therapeut zu sein. Da wundert es nicht, dass Du Gefühle für ihn entwickelt hast bzw. eine tiefe Verbundenheit spürst.

Was genau macht Dir daran zu schaffen, wenn es nur platonisch ist? Und die Frage wäre: was ist, wenn Du keine Therapie mehr hast? Möchtest Du bei einem anderen Therapeuten weitermachen? Denkst Du, dass es ohne Therapie gehen würde?

Überlege es Dir gut, damit Du in kein Loch fällst, wenn er weg ist und keiner da ist bzw. Du dann alleine nicht klar kommst.
 
Hallo,

eine ähnliche, fast identische, Geschichte hatten wir kürzlich hier:


Was meint ihr? Vielleicht sogar aus eigenen Erfahrungen heraus?
In dem anderen Thread habe ich geantwortet, dass ein Therapieabbruch, ohne das Problem mit dem T. zu besprechen/aufzulösen, schädlich sein kann.
 
Hallo,

eine ähnliche, fast identische, Geschichte hatten wir kürzlich hier:



In dem anderen Thread habe ich geantwortet, dass ein Therapieabbruch, ohne das Problem mit dem T. zu besprechen/aufzulösen, schädlich sein kann.
@Kirschblüte vielen Dank, ich habe hier zwar ein wenig gestöbert, aber den habe ich nicht gefunden.
Witzig, das hat echt viele Parallelen.

Denkst du denn, die Beendigung mit Bearbeitung der Gründe, wäre ratsam?
Ich habe Angst vor seiner Reaktion, denn ich möchte verlassen und nicht schon wieder verlassen werden.

Vielen Dank!
 
Hallo Elisabeth,

das ist ja wirklich eine sehr lange Zeit, die Ihr Therapie habt. Und er scheint ein sehr freundlicher und fähiger Therapeut zu sein. Da wundert es nicht, dass Du Gefühle für ihn entwickelt hast bzw. eine tiefe Verbundenheit spürst.

Was genau macht Dir daran zu schaffen, wenn es nur platonisch ist? Und die Frage wäre: was ist, wenn Du keine Therapie mehr hast? Möchtest Du bei einem anderen Therapeuten weitermachen? Denkst Du, dass es ohne Therapie gehen würde?

Überlege es Dir gut, damit Du in kein Loch fällst, wenn er weg ist und keiner da ist bzw. Du dann alleine nicht klar kommst.
@Binchy Hallo und vielen Dank für deine Zeilen!

Ja, das ist er. Und ein toller Mensch ist er auch. Und ich weiß das unheimlich zu schätzen, schließlich ist es alles andere als selbstverständlich. Ich bin froh, dass du das als verständlich siehst. Danke.

Es macht mich so unglaublich verwundbar, einseitige "Liebe" ist noch gefährlicher als eine gegenseitige "Liebe".

Nein, auf keinen Fall einen anderen Therapeuten. Wir haben alleine fast 7 Jahre daran gearbeitet, dass ich ihm soweit vertrauen kann. Das könnte ich mir niemals noch einmal vorstellen. Und ja, das Loch wäre mir sicher und es wäre riesig und allesverschlingend. Aber diese einseitige zutiefste Verbundenheit halte ich nicht länger aus.
 
Denkst du denn, die Beendigung mit Bearbeitung der Gründe, wäre ratsam?
Ich habe Angst vor seiner Reaktion, denn ich möchte verlassen und nicht schon wieder verlassen werden.
Für mich war es richtig. Es hat Überwindung gekostet und ich habe sehr viel Mut gebraucht. Wenn du mit diesem jetzigen Gefühl die Therapie beendest, wirst du es sehr lange mit dir herumschleppen.
Der Therapeut und die Gefühle, die er in dir auslöst, ist nur stellvertretend für Gefühle, mit denen du lernen kannst, umzugehen. Dein T. kann dir dabei helfen.
 
Für mich war es richtig. Es hat Überwindung gekostet und ich habe sehr viel Mut gebraucht. Wenn du mit diesem jetzigen Gefühl die Therapie beendest, wirst du es sehr lange mit dir herumschleppen.
Der Therapeut und die Gefühle, die er in dir auslöst, ist nur stellvertretend für Gefühle, mit denen du lernen kannst, umzugehen. Dein T. kann dir dabei helfen.
Also hast du deine Therapie beendet?
Darf ich fragen, wie dein Therapeut reagiert hat? Meinen Respekt, dass du den Mut finden konntest, so ehrlich zu sein.
Meine Gefühle sind doch lächerlich. Wahrscheinlich hat er schon zig Liebesbekundungen bekommen.
 
Was meint ihr? Vielleicht sogar aus eigenen Erfahrungen heraus?

Ich bin, wegen und weil ich verliebt war in meinen Therapeuten zur Genesung gekommen. Das ist ein "Herzöffnen" gewesen, das mir selbst gedient hat, also der Therapeut war praktisch ein Mittel zum Zweck. Der Zweck war, dass ich aus meiner verdrehten und vermurksten Befindlichkeit aussteigen konnte und übergehen durfte in bessere Regungen, Empfindungen. Da flossen die Botenstoffe wieder, diese Drüsen, die verklebt waren, die waren wieder offen. Gesundfühlen tauchte auf, statt Krankfühlen.
Im Zuge dieser guten Befindlichkeit, im Zuge dieser Verliebtheitsstimmung schaffte ich so viel, mein Leben hat sich radikal verbessert. Optimismus machte sich breit, Mut, Kraft tauchte wieder auf. Darüber bin ich irrsinnig dankbar.
Damals kam wegen dieser guten Stimmung ( wie wenn man mein Instrument wieder richtig gestimmt hätte) ein anderer Klang auf in mir.

Ist das nicht schon viel wert, dass es so kam? Ich bin gläubig, ich glaube an eine in uns innewohnende Kraft, die uns hilft, die immer wieder dafür sorgt, dass wir kriegen, was wir brauchen. Es gibt viele "Labstellen"- du wirst sicher noch einige finden auf deinem Weg.
 
Nein, auf keinen Fall einen anderen Therapeuten. Wir haben alleine fast 7 Jahre daran gearbeitet, dass ich ihm soweit vertrauen kann. Das könnte ich mir niemals noch einmal vorstellen. Und ja, das Loch wäre mir sicher und es wäre riesig und allesverschlingend. Aber diese einseitige zutiefste Verbundenheit halte ich nicht länger aus.

Ich kann sehr gut verstehen, wie weh das tut. Bleiben oder gehen ist beides sicherlich schlimm.

Du kannst versuchen, das "Loch" etwas kleiner zu machen und Dir schon mal überlegen, was Du machen könntest. Ob z.b. Antidepressiva oder Psychopharmaka eine Option sind (falls Du nicht eh schon welche nimmst). Oder eine Selbsthilfegruppe, Gespräche bzw. Aktivitäten mit Freunden, Urlaub etc. - irgendetwas, wo Du das Gefühl hast, dass Du ein bisschen aufgefangen wirst.

In Notfällen ist ja auch immer die Telefonseelsorge da, wenn man sie telefonisch erreicht. Und hier natürlich kannst Du schreiben, das ist klar.

Eine schwere Entscheidung, stelle ich mir vor. Vielleicht ahnt Dein Therapeut ja auch schon länger etwas.
 
Also hast du deine Therapie beendet?
Darf ich fragen, wie dein Therapeut reagiert hat? Meinen Respekt, dass du den Mut finden konntest, so ehrlich zu sein.
Meine Gefühle sind doch lächerlich. Wahrscheinlich hat er schon zig Liebesbekundungen bekommen.
Ich habe meine Therapie durchgezogen und neben der Therapie versucht, meine Gefühle zu bearbeiten. Die Aussprache fand in den vorletzten Stunden statt.

Mein T. hat so reagiert, wie ich es von ihm erwartet hatte, professionell, aber sehr zugewandt und verständnisvoll und sehr überrascht.. Leider musste ich ihm vorwerfen, dass er meine Gefühle gefüttert hat (Stunden überzogen, bis in seine Pause hinein, Sympathiebekundungen - ich mag Sie -, unsere Therapie wäre außergewöhnlich, bisschen privates erzählt usw.). Ich habe es dann mal auf die Spitze getrieben und ihn gefragt, ob er mich mal in den Arm nehmen würde, was er verneint hat. Er hat also die prof. Grenze "nur" verbal überschritten.

Ich habe meinen T. gefragt, wie oft ihm das passiert, dass ein Klient/in Gefühle offenbart. Er sagte, ich wäre die Erste. Deshalb denke ich, dass die meisten nichts sagen und/oder die Therapie abbrechen.
Am Ende der Therapie wollte er mit mir einen Kaffee trinken gehen, was ich aus Selbstschutz ablehnte. (Obwohl ich mir gewünscht hatte, dass wir nach der Abstinenzzeit befreundet sein könnten).

Ich hatte zu der Zeit Kontakt mit dem Psychotherapeuten Reinhardt Krätzig, der auch einige Bücher geschrieben hat, u.a. "Liebe in der Psychotherapie - Chancen und Gefahren", in dem einige Klienten das berichten, was dich gerade umtreibt. Zu wissen, dass es vielen so geht, hat mir geholfen. Ich bin auch in einem seiner Bücher verewigt.
 

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