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Therapeutin hätte fast mein Leben ruiniert

L

LookBackAtTihs

Gast
Hallo zusammen,

ich bin kein regelmäßiger Besucher dieses Forums aber ich muss ein paar Gedanken teilen, für die hier wahrscheinlich der beste Ort ist.

Nach einer katastrophalen Kindheit und Jugend gab es während meines Studiums Zeiten, in denen ich einfach nicht mehr weiter wusste und schwere psychologische Probleme entwickelt habe.
Es wird ständig suggeriert dass eine Therapie in solchen Situationen eine gute Anlaufstelle ist.
Mein Anspruch an die Therapie war damals, mich selbst soweit aufzubauen, dass ich den Abschluss erreiche. Ich hatte zu der Zeit keine Energie, keine Unterstützung, psychische Probleme und wenig bis keine positiven Erfahren um Bereich "Selbstverwirklichung"/"Selbstwirksamkeit" gemacht, um es mal zusammenzufassen.

Folgende Erfahrungen habe ich mit derPsychotherapie gemacht:
  • Es dauert fast ein Jahr um überhaupt einen Platz zu bekommen.
  • Man erzählt fast nur über sich und bekommt wenig Input. Ich erwarte eigentlich, dass ein Therapeut gesunde Perspektiven auf die eigene Situation aufzeigt. Ist nicht der Grund, warum man eine Therapie macht, weil man selbst eine verzerrte/gestörte Wahrnehmung hat?
  • Mir wurde empfohlen, das Studium abzubrechen, der Stress ist nicht gut. Ich solle stattdessen voll in der Firma anfangen, in der ich nebenbei gearbeitet habe, eine ungelernte Arbeit in einem Mindestlohn-Ausbeuterbetrieb.
  • Nachdem ich mehrmals angesprochen habe, dass ich mir Input/Ratschläge erwarte, statt nur über mich zu erzählen (etwa 20. Therapiestunde) wurde, gab es lächerliche Küchentischpsychologie-Tipps wie "geh mehr an die Sonne", "mehr Sport" usw. Übrigens habe ich sowieso Sport getrieben und war auch immer genug an der draußen (??). Nach dieser Sitzung habe ich die Therapie auch abgebrochen. Später habe ich es nochmal versucht mit anderen Therapeuten aber auch da gab es ähnliche Probleme.
Die schlechte Therapie hat mir einen richtigen Schock versetzt. Ich habe also die Uni mit Krampf durchgezogen und meine Probleme danach selbst aufgearbeitet.

Was wäre passiert, wenn ich die Ratschläge befolgt hätte? Ich kenne mittlerweile genug Leute die in einer schwierigen Phase in prekäre Arbeitsverhältnisse gerutscht sind und sich nicht mehr befreien konnten.
Fast alles was ich mir an Lebensqualität erarbeitet habe basiert darauf, dass ich gut verdiene und einen sehr stressfreien Job habe der mir Spaß macht. Hobbies, Freizeit usw. kann ich mir deswegen überhaupt leisten. Und den Job habe ich nur wegen dem Studium.

Ich habe kein Verständnis dafür, dass Psychotherapie so viel Vertrauen entgegengebracht wird. Mir hat sie nicht geholfen sondern hätte mir extrem geschadet wenn ich mich darauf eingelassen hätte. Fast niemand berichtet positiv über seine Therapie. Und bei den wenigen, die positiv darüber reden, kann ich als Außenstehender keinen guten Einfluss auf die Lebenssituation erkennen. Es scheint mir eher so zu sein, dass Therapie den Patienten dazu bringen will, sich mit seiner Situation abzufinden.
Das ekelhafteste, was ich miterlebe, ist wie Patienten, die sowieso wehrlos und desorientiert sind, vermittelt wird "Therapie hilft nur wenn Du aktiv mitarbeitest. Wenn du nicht selber aktiv wirst, kann ich dir auch nicht helfen". Als wären die Patienten Schuld, dass der Therapeut nicht unterstützen kann. Es tut mir Leid, aber wenn ich irgendeinen halbwegs empathischen, gutherzigen Menschen mit einem psychisch kranken, verzweifelten Menschen zusammensetze, wird das positive Auswirkungen haben, egal ob ausgebildeter Therapeut oder nicht. Und da lädt man die Schuld bei den Kranken ab... widerlich!

Das sind also meine Erfahrungen mit der Psychotherapie. Falls das jemand liest, der eventuell eine Therapie beginnen möchte, beachte bitte, dass das nur meine Erfahrungen sind und ich nicht für alle Therapeuten sprechen kann.

Danke für's Lesen!
 
G

Gelöscht 122402

Gast
Huhu,

Danke für deinen Bericht.

Ich bin nur neugierig. Was hast du studiert und welchen Job hast du gefunden, der stressfrei ist? Ich habe auch studiert aber da habe ich nur Jobs kennengelernt, wo man zwar gut verdient hat aber es auch sehr viel Stress gab. Dadurch haben sich leider meine psychischen Probleme verschlimmern.

Zum Thema Therapie. Ich bin der Meinung, dass viele Therapeuten sich damit schwer tun, etwas passendes wirkungsvolles zu empfehlen, weil die meisten zwar studiert haben was eine Depression oder Ängste oder Psychose ausmacht und was man dagegen tun könnte, aber selber haben sie so etwas nie erlebt!!!

Ich selber hatte damals eine Freundin, die immer so niedergestimmt war, und habe ihr so Sprüche gegeben wie Bewegung, Sonne, das Positive sehen, etc und war sauer, dass sie schien nicht wirklich was aktives dagegen tun zu wollen. Erst als ich selber psychisch krank wurde habe ich begriffen, wie doof solche Ratschläge waren.

Was ich aber positiv bei den Therapeuten sah, ist dass ich mich richtig auskotzen konnte. Ohne gewertet zu werden. Wahrscheinlich deswegen hat mich nicht gestört, dass ich nur von mir Erzähle. Das kann schon ein richtiges Ventil bei vielen Menschen sein. Man muss da keine Maske aufsetzen.

Anyways ist auch nur meine Sicht der Sache.

LG

David
 
D

Die Katze

Gast
Ich habe bis ich einen passenden Therapeuten gefunden hab, unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Einige waren selbst ein Fall für den Therapeuten, andere desinteressiert, andere selbst mit meiner Art überfordert. Meine jetzige Therapeutin ist schon ganz gut, mit ihr habe ich schon vieles aufarbeiten können und mehr Lebensqualität erlangen.

Grundsätzlich kann kein Therapeut dir "Ratschläge geben" - das ist nicht der Sinn der Therapie dir Patentrezepte für deine Probleme auszustellen. Viel mehr macht eine gute Therapie aus, dass du die Fähigkeit wiedererlangst deine Probleme selbst zu lösen, in dem draufgeschaut wird wie du tickst, was dich geprägt hat und inwieweit du dir selbst in Wege stehst.

Das ekelhafteste, was ich miterlebe, ist wie Patienten, die sowieso wehrlos und desorientiert sind, vermittelt wird "Therapie hilft nur wenn Du aktiv mitarbeitest. Wenn du nicht selber aktiv wirst, kann ich dir auch nicht helfen". Als wären die Patienten Schuld, dass der Therapeut nicht unterstützen kann. Es tut mir Leid, aber wenn ich irgendeinen halbwegs empathischen, gutherzigen Menschen mit einem psychisch kranken, verzweifelten Menschen zusammensetze, wird das positive Auswirkungen haben, egal ob ausgebildeter Therapeut oder nicht.
Das ist auch nicht ganz richtig. Selbst wenn der Therapeut die Reinkarnation von Jesus wäre, kann er nichts ausrichten, sobald der Patient sich dagegen sperrt sei es aus Angst oder Bequemlichkeit.

Allgemein habe ich von Leuten, die Therapien grundsätzlich schlecht redeten und verteufelten, den Eindruck gewonnen, dass sie es nur tun, weil sie in der Therapie mit der falschen Einstellung reingegangen sind, dass der Therapeut ein Zaubergeschöpf sei, der auf magischerweise ihre Probleme wegzaubert, aber dann "ganz empört" festgestellt haben, dass sie doch etwas machen müssen, das ihnen unbequem ist. 🤷‍♀️
 

Covfefe

Mitglied
Hallo!
Mir hat meine Therapie mein Leben gerettet. Und die jetzige Therapeutin baut mich immer noch wieder auf, wenn ich lebensmüde bin, was leider immer noch häufig vorkommt und wohl auch noch den Rest meines Lebens vorkommen wird.
Niemand würde auf die Idee kommen, einem Endokrinologen vorzuwerfen, dass man für den Rest seines Lebens Schilddrüsenmediamente nehmen muss, aber ein Therapeut soll (manche unheilbaren) psychischen Erkrankungen wegzaubern können? Komisch, wie da mit zweierlei Maß gemessen wird.
Meine psychische Krankheit wird niemals verschwinden, egal, wie gut meine Therapie sein kann.
Und es ist wie mit allen Berufen, es gibt gute Therapeuten und schlechte Therapeuten, und dann gibt es noch unterschiedliche Therapieschulen.
Therapie zu verteufeln ist genauso falsch wie Therapie als Allheilmittel zu verkaufen, das ist vom Individuum genauso abhängig wie vom Grundproblem und dem Gegenüber.
Ich für meinen Teil würde ohne Therapie nicht mehr hier schreiben können, und das meine ich wortwörtlich.
Dir wünsche ich alles Gute und schön dass du es alleine geschafft hast!
 
L

LookBackAtTihs

Gast
Ich bin nur neugierig. Was hast du studiert und welchen Job hast du gefunden, der stressfrei ist?
Ich habe Mathematik studiert, arbeite aber seitdem als Softwareentwickler.

Grundsätzlich kann kein Therapeut dir "Ratschläge geben" - das ist nicht der Sinn der Therapie dir Patentrezepte für deine Probleme auszustellen. Viel mehr macht eine gute Therapie aus, dass du die Fähigkeit wiedererlangst deine Probleme selbst zu lösen, in dem draufgeschaut wird wie du tickst, was dich geprägt hat und inwieweit du dir selbst in Wege stehst.
Naja dafür muss vom Therapeuten trotzdem irgendeine Form von Feedback zurückkommen.

Das ist auch nicht ganz richtig. Selbst wenn der Therapeut die Reinkarnation von Jesus wäre, kann er nichts ausrichten, sobald der Patient sich dagegen sperrt sei es aus Angst oder Bequemlichkeit.

Allgemein habe ich von Leuten, die Therapien grundsätzlich schlecht redeten und verteufelten, den Eindruck gewonnen, dass sie es nur tun, weil sie in der Therapie mit der falschen Einstellung reingegangen sind, dass der Therapeut ein Zaubergeschöpf sei, der auf magischerweise ihre Probleme wegzaubert, aber dann "ganz empört" festgestellt haben, dass sie doch etwas machen müssen, das ihnen unbequem ist. 🤷‍♀️
Das ist ziemlich genau die Einstellung die ich nicht nachvollziehen kann.
Außer Strafttätern die gerichtlich gezwungen werden, wer sperrt sich denn gegen Therapie? Wer hat von Jesus geredet oder wegzaubern? Darf man überhaupt Erwartungen stellen?

Niemand würde auf die Idee kommen, einem Endokrinologen vorzuwerfen, dass man für den Rest seines Lebens Schilddrüsenmediamente nehmen muss, aber ein Therapeut soll (manche unheilbaren) psychischen Erkrankungen wegzaubern können?
Wenn der Endokrinologe ene falsche Diagnose stellt oder falsche Medikamente verschreibt trägt er die Verantwortung. Ein Therapeut kann alle Verantwortung beim Patienten abladen.

Meine jetzige Therapeutin ist schon ganz gut, mit ihr habe ich schon vieles aufarbeiten können und mehr Lebensqualität erlangen.

Grundsätzlich kann kein Therapeut dir "Ratschläge geben"
Mich interessiert hier, was die Therapeutin anders macht als die anderen, womit sie Dir helfen konnte? Wie hilft sie denn ohne Ratschläge zu geben?

Ich will auch nicht die Therapie im Allgemeinen verteufeln. Mich stört, dass ich Menschen die in der gleichen Situation sind wie ich war nicht den richtigen Weg in die Therapie aufzeigen kann, weil ich keine positiven Erfahrungen damit gemacht habe.
 
G

Gelöscht 120787

Gast
@ LookBackAtTihs, ich habe ähnliche Sachen erlebt. Ich wurde it Berichten über Grüne Soße zugetackert und eine andere hat mich damit zugetacktert, wie sie eine Schale bearbeitet hat. Ich war so dumm und habe gesagt, dass mir die Schale gefällt. Man konnte sehen, sie war nicht gekauft.
Die erste Therapeutin hat mich provoziert, damit ich mal wütend werde. Das habe ichallerdings erst säter herausgefunden. Die andere fing an zu gähnen sobald ich etwas gesagt habe. Ich hatte oft das Gefühl ich bin auf einem Kaffeeklatsch und habe mich gefragt, was das Ganze soll.. Ich habe von beiden verabschiedet. Heute würde ich noch ganz anders reagieren. Ich würde die Sachen zur Sprache bringen und versuchen zu klären was da abläuft. Ich war damals so perplex und habe mich zu Hause geärgert.
Aber es hat sich erledigt und brauche keine Therapeuten mehr.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

weidebirke

Urgestein
Man muss eben so lange suchen, bis es passt. Das dauert. Bis ich bei "meiner" Therapeutin gelandet war, musste ich auch drei oder vier Frösche küssen. Da waren wirklich merkwürdige Exemplare dabei, das will ich gar nicht bestreiten.

Und manchmal denke ich auch, dass es einfach unfair ist, wenn man sowieso gerade so belastet ist und so wenig Kraft hat, dann noch frechen, dummen oder schlicht unpassenden Personen entgegen treten und sich mit ihnen auseinander setzen muss. Ganz oft denke ich auch, dass die Suche nach der richtigen Person schon der erste Teil der Therapie ist. Genau wie die Suche nach der richtigen Therapieform. Das wird so oft überhaupt nciht erklärt.

Mich macht es besoonders wütend, wenn ich mitbekomme, an was für grottenschlechte Therapiepersonen man in Kliniken gerät. An einem Ort, an dem man nicht wählen kann, den man sich unter Umständen nicht aussucht und manchmal auch in einer Situation, in der man besonders hilflos ist.

Trotzdem: meine Therapie ist inzwischen 10 Jahre her und ich zehre immer noch von ihr. Sie hat mir so unglaublich viel gebracht. Therapie kann so viel bewirken.

Deswegen bitte nicht auf Grund der eigenen schlechten Erfahrung das ganze Konzept verdammen.
 

Alexandretta

Aktives Mitglied
Das Problem ist doch, dass Therapeuten nichts davon haben ihre Patienten zu heilen. Würden sie eine Fallpauschale bekommen, dann bin ich überzeugt, dann wären sie zehnmal so effektiv und die ganzen Taugenichtse weg. Das ist als würde man einen Unfallchirurgen danach bezahlen wie lang der Gips dran bleibt.

So hängt es am puren Glück, dass man einen Therapeuten erwischt, der das wirklich aus Leidenschaft macht (vielleicht weil er in der Verwandtschaft die Probleme auch gehabt hat) und nicht nur um bei exzellentem Gehalt ne ruhige Nummer zu schieben.
 
G

Gelöscht 120787

Gast
Die Krankenkassen machen das über einen unbegrenzten Zeitraum mit.

Es gelten folgende Obergrenzen: Systemische Therapie: 48 Stunden. Verhaltenstherapie: 80 Stunden. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: 100 Stunden.
 

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