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Gast
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Einen wunderschönen sonnigen Sonntag an Alle,
seit knapp zwei Jahren trage ich jetzt ein paar Gedanken mit mir herum, die ich mit niemanden teilen kann, also versuche ich mich auf diesem Wege einmal mitzuteilen. Vielleicht macht sich ja jemand die Mühe und liest sich das alles hier durch. Zu meiner Person: ich bin männlich, Anfang 20, Student und jetzt im fünften Semester eines technischen Studiums. Ihr könnt mich Gustavo nennen. Wenn ich Lateinamerikaner wäre, würde ich gerne so heißen.
Vor zwei Jahren habe ich mein Studium begonnen. Und ich kann heute sagen, dass mich dieses Studium nicht glücklich macht. Aber da ich bis jetzt noch Alles, was ich angefangen habe, auch zuende gebracht habe, werde ich auch das Studium durchziehen. Meiner Meinung nach bin ich jetzt viel zu weit im Studium fortgeschritten, als dass es Sinn machen würde abzubrechen. Außerdem wüsste ich auch nicht, was ich sonst studieren sollte und ich denke ich würde, auch wenn ich das Fach wechseln würde, wieder zweifeln ob das neue Studium das Richtige für mich ist, also habe ich mich bereits mit der Idee angefreundet, dass ich auch den Master noch ablegen werde. Schlussendlich habe ich mich für dieses Studium verschuldet, also muss es am Ende auch was abwerfen, damit ich wenigstens wieder bei Null lande.
Ich bin der Erste aus meiner Familie, meiner ganzen nahen Verwandschaft der studiert. Folglich hat niemand von ihnen Erfahrung, wie das heutzutage an einer Uni ist und deshalb sah ich bis jetzt auch nie den Sinn mit ihnen über Probleme, die ich in der Uni mit der Uni habe, zu reden. Was mich aber sehr belastet sind die Studenten an der Universität. Die allermeisten von ihnen stellen sich selbst in den Mittelpunkt, denken nur an sich selbst, sind rücksichtslos, profitieren von der Arbeit anderer und labern den ganzen Tag Unsinn.
Wenn zum Beispiel die Skripte verteilt werden, kommt es keinen in den Sinn eine Schlange zu bilden, dass man geordnet das kostenlose Skript abholen kann. Nein man bildet eine Menschentraube um den Verteiler, schubst seine Mitstudenten beiseite und drängelt sich vor, damit man der Erste ist, der auf seinem Fahrrad nach Hause düsen kann.
In Bussen und Bahnen prügelt man sich natürlich um die Sitzplätze weil man nicht 15 Minuten stehen kann. Man stürmt auf den stehenden Bus zu und schubst dabei alles beiseite, was einem in den Weg kommt.
Hausaufgaben, die in Gruppen bearbeitet werden sollen, werden meist nur von einer Person erledigt. An Absprachen wird sich nicht gehalten, zu vereinbarten Treffen taucht man nicht auf, weil man seinen Teil der Hausaufgabe nicht gemacht hat. Die ganze Arbeit bleibt bei dem einen Idioten hängen, der sie dann halt macht, damit die Gruppe den Schein bekommt. Dieser Idiot bin meistens ich.
Nach dem ersten Semester voller Grundlagenvorlesungen waren viele auch schon davon überzeugt alles über jedes Fachegebiet ihres Studiums zu wissen und meinten den Professor belehren zu müssen, dass er fachlich falsche Dinge lehrt. Mit unglaublichen Halbwissen unterhalten sich diese Wesen untereinander und versuchen so viele unpassende Fachbegriffe wie möglich in einen Satz zu packen. Natürlich unterhält man sich auch mit brüllender Lautstärke in der Öffentlichkeit, damit alle mithören können, dass man Student ist, was man studiert und wie viel Ahnung man hat. Das kotzt mich an. Alle hören sich am liebsten selbst reden. Wenn sie nicht über ihr Halbwissen reden, dann über Oberflächlichkeiten. Damit komme ich nicht klar.
Ich finde deshalb auch leider keine Freunde in meinem Studiengang, mit denen ich es länger als drei Minuten aushalte. Bei den meisten kommt, sobald sie den Mund aufmachen, leider nur Dünnschiss raus. Da es nun aber leider so ist, dass man für Praktika, etc. Gruppen bilden muss, bin ich ein paar wenige Zwecksbekanntschaften eingegangen, mit denen ich aber sonst nichts zu tun habe. Aus der Tatsache, dass ich keine Freunde an der Universität habe, resultiert auch, dass ich noch nie auf einer Studentenparty war bzw. in der Universitätsstadt abends weg war. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas verpasse. Wenn ich später auf mein Studium zurückblicken werde, werde ich mich nur daran erinnern, wie ich vor Klausuren wochenland in der Universitätsbibliothek saß und mir den Stoff eingeprügelt habe. Aber wo sind die schönen Seiten? Die muss es doch geben..
Ich habe auch oft das Gefühl, dass mich mein Studium vollkommen überfordert. Ich habe seit zwei Jahren keine Woche frei gehabt. Klausuren schreiben wir in der vorlesungsfreien Zeit. Also muss ich in der Zeit, in der man normalerweise Ferien macht, lernen. Ich setze mich sehr unter Druck, weil ich von mir selbst erwarte, dass ich überdurchschnittlich gut in den Klausuren abschneide. Das gelingt mir leider nicht immer und ich sehe das jedes Mal als eine Art Niederlage. Dagegen freut es mich auch nicht, wenn ich mein Ziel erreiche, weil ich das für selbstverständlich ansehe. Ich konnte mich auch nicht über mein Abi freuen, weil das, seien wir ehrlich, jeder Idiot hinterhergeschmissen bekommt. Lob vertrage ich auch nicht. Ich habe zu meiner Zeit im Gymnasium schon sämtliche guten Noten vor meinen Eltern verschwiegen, damit sie mich nicht dafür loben.
Aufgrund der Tatsache, dass ich mich so unter Druck setze, liege ich zu Klausurenzeiten oft Nachts mehrere Stunden wach im Bett und denke viel nach. Über mein Studium. Über mein bisheriges Leben. Was ich alles verpasst habe. Und ob das alles überhaupt noch einen Sinn hat. Ich komme meistens zu dem Schluss dass es keinen Sinn hat. Aber ich freue mich auf die Zukunft. Hoffe dass uns Auserirdische besuchen, weil ich die Vorstellung von anderem Leben so spannend finde. Und ich gespannt bin auf das, was mit mir noch passieren wird.
Ich fände es spannend, was ihr vielleicht zu meinen Gedanken denkt. Ob jemand auch die Situation kennt, dass man sich so fühlt als würde man nicht zu den anderen Studenten und der Uni passen. Und vielleicht gibt es diesen Beitrag hier in ein paar Jahren noch und ich werde ihn zufällig finden und lesen. Um dann rückblickend zu sagen, dass es noch viel schlimmer geworden ist 🙂
Liebe Grüße,
Gustavo.
seit knapp zwei Jahren trage ich jetzt ein paar Gedanken mit mir herum, die ich mit niemanden teilen kann, also versuche ich mich auf diesem Wege einmal mitzuteilen. Vielleicht macht sich ja jemand die Mühe und liest sich das alles hier durch. Zu meiner Person: ich bin männlich, Anfang 20, Student und jetzt im fünften Semester eines technischen Studiums. Ihr könnt mich Gustavo nennen. Wenn ich Lateinamerikaner wäre, würde ich gerne so heißen.
Vor zwei Jahren habe ich mein Studium begonnen. Und ich kann heute sagen, dass mich dieses Studium nicht glücklich macht. Aber da ich bis jetzt noch Alles, was ich angefangen habe, auch zuende gebracht habe, werde ich auch das Studium durchziehen. Meiner Meinung nach bin ich jetzt viel zu weit im Studium fortgeschritten, als dass es Sinn machen würde abzubrechen. Außerdem wüsste ich auch nicht, was ich sonst studieren sollte und ich denke ich würde, auch wenn ich das Fach wechseln würde, wieder zweifeln ob das neue Studium das Richtige für mich ist, also habe ich mich bereits mit der Idee angefreundet, dass ich auch den Master noch ablegen werde. Schlussendlich habe ich mich für dieses Studium verschuldet, also muss es am Ende auch was abwerfen, damit ich wenigstens wieder bei Null lande.
Ich bin der Erste aus meiner Familie, meiner ganzen nahen Verwandschaft der studiert. Folglich hat niemand von ihnen Erfahrung, wie das heutzutage an einer Uni ist und deshalb sah ich bis jetzt auch nie den Sinn mit ihnen über Probleme, die ich in der Uni mit der Uni habe, zu reden. Was mich aber sehr belastet sind die Studenten an der Universität. Die allermeisten von ihnen stellen sich selbst in den Mittelpunkt, denken nur an sich selbst, sind rücksichtslos, profitieren von der Arbeit anderer und labern den ganzen Tag Unsinn.
Wenn zum Beispiel die Skripte verteilt werden, kommt es keinen in den Sinn eine Schlange zu bilden, dass man geordnet das kostenlose Skript abholen kann. Nein man bildet eine Menschentraube um den Verteiler, schubst seine Mitstudenten beiseite und drängelt sich vor, damit man der Erste ist, der auf seinem Fahrrad nach Hause düsen kann.
In Bussen und Bahnen prügelt man sich natürlich um die Sitzplätze weil man nicht 15 Minuten stehen kann. Man stürmt auf den stehenden Bus zu und schubst dabei alles beiseite, was einem in den Weg kommt.
Hausaufgaben, die in Gruppen bearbeitet werden sollen, werden meist nur von einer Person erledigt. An Absprachen wird sich nicht gehalten, zu vereinbarten Treffen taucht man nicht auf, weil man seinen Teil der Hausaufgabe nicht gemacht hat. Die ganze Arbeit bleibt bei dem einen Idioten hängen, der sie dann halt macht, damit die Gruppe den Schein bekommt. Dieser Idiot bin meistens ich.
Nach dem ersten Semester voller Grundlagenvorlesungen waren viele auch schon davon überzeugt alles über jedes Fachegebiet ihres Studiums zu wissen und meinten den Professor belehren zu müssen, dass er fachlich falsche Dinge lehrt. Mit unglaublichen Halbwissen unterhalten sich diese Wesen untereinander und versuchen so viele unpassende Fachbegriffe wie möglich in einen Satz zu packen. Natürlich unterhält man sich auch mit brüllender Lautstärke in der Öffentlichkeit, damit alle mithören können, dass man Student ist, was man studiert und wie viel Ahnung man hat. Das kotzt mich an. Alle hören sich am liebsten selbst reden. Wenn sie nicht über ihr Halbwissen reden, dann über Oberflächlichkeiten. Damit komme ich nicht klar.
Ich finde deshalb auch leider keine Freunde in meinem Studiengang, mit denen ich es länger als drei Minuten aushalte. Bei den meisten kommt, sobald sie den Mund aufmachen, leider nur Dünnschiss raus. Da es nun aber leider so ist, dass man für Praktika, etc. Gruppen bilden muss, bin ich ein paar wenige Zwecksbekanntschaften eingegangen, mit denen ich aber sonst nichts zu tun habe. Aus der Tatsache, dass ich keine Freunde an der Universität habe, resultiert auch, dass ich noch nie auf einer Studentenparty war bzw. in der Universitätsstadt abends weg war. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas verpasse. Wenn ich später auf mein Studium zurückblicken werde, werde ich mich nur daran erinnern, wie ich vor Klausuren wochenland in der Universitätsbibliothek saß und mir den Stoff eingeprügelt habe. Aber wo sind die schönen Seiten? Die muss es doch geben..
Ich habe auch oft das Gefühl, dass mich mein Studium vollkommen überfordert. Ich habe seit zwei Jahren keine Woche frei gehabt. Klausuren schreiben wir in der vorlesungsfreien Zeit. Also muss ich in der Zeit, in der man normalerweise Ferien macht, lernen. Ich setze mich sehr unter Druck, weil ich von mir selbst erwarte, dass ich überdurchschnittlich gut in den Klausuren abschneide. Das gelingt mir leider nicht immer und ich sehe das jedes Mal als eine Art Niederlage. Dagegen freut es mich auch nicht, wenn ich mein Ziel erreiche, weil ich das für selbstverständlich ansehe. Ich konnte mich auch nicht über mein Abi freuen, weil das, seien wir ehrlich, jeder Idiot hinterhergeschmissen bekommt. Lob vertrage ich auch nicht. Ich habe zu meiner Zeit im Gymnasium schon sämtliche guten Noten vor meinen Eltern verschwiegen, damit sie mich nicht dafür loben.
Aufgrund der Tatsache, dass ich mich so unter Druck setze, liege ich zu Klausurenzeiten oft Nachts mehrere Stunden wach im Bett und denke viel nach. Über mein Studium. Über mein bisheriges Leben. Was ich alles verpasst habe. Und ob das alles überhaupt noch einen Sinn hat. Ich komme meistens zu dem Schluss dass es keinen Sinn hat. Aber ich freue mich auf die Zukunft. Hoffe dass uns Auserirdische besuchen, weil ich die Vorstellung von anderem Leben so spannend finde. Und ich gespannt bin auf das, was mit mir noch passieren wird.
Ich fände es spannend, was ihr vielleicht zu meinen Gedanken denkt. Ob jemand auch die Situation kennt, dass man sich so fühlt als würde man nicht zu den anderen Studenten und der Uni passen. Und vielleicht gibt es diesen Beitrag hier in ein paar Jahren noch und ich werde ihn zufällig finden und lesen. Um dann rückblickend zu sagen, dass es noch viel schlimmer geworden ist 🙂
Liebe Grüße,
Gustavo.