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Studium abbrechen, keine Ahnung wohin mit meinem Leben

P

pusteblume92

Gast
Hallo alle miteinander,

ich hab mich hier heute mal angemeldet, weil ich mich mittlerweile einfach nur noch im Kreis drehe und Ratschläge von Freunden und Familie mir iwie nicht so recht weiterhelfen. Ich versuche mich recht kurz zu fassen und meine Situation darzustellen...aber bitte vergebt mir, wenn das doch alles ziemlich wirr klingt..:(

Ich bin jetzt fast 25 und studiere im 4. Semester einen Ingenieursstudiengang im optischen Bereich. Und da fängt das Theater jetzt an.
Das Studium frustriert mich zunehmend. Zum einen interessiert es mich nur bedingt und zum Anderen ist die Organisation katastrophal. Kurse fallen weg, weil Dozenten in Rente gehen, es kommen keine neuen Dozenten, Grundlagenfächer im elektronischen Bereich zB werden auch nur von einem Dozenten gelehrt, der aber überhaupt nicht in der Lage ist Wissen zu vermitteln, der nach 20 Jahren nichtmal ein Skript besitzt, und damit wurde vielen von uns bereits eine der 3 wählbaren Schwerpunktrichtungen komplett verbaut. Studenten verzweifeln bei ihm schon seit Jahren, Notendurchschnitte liegen regelmäßig bei 4,x und, und, und.....Leistungstechnisch bin ich abgesehen vom elektronischen Bereich ziemlich gut, ich arbeite sehr gewissenhaft und gerade Mathematik und Physik sind mir sehr leicht gefallen und haben mir Freude gemacht. Ich würde das Studium unter Garantie auch schaffen. Mein Physik-Dozent hatte mir sogar im 2. Semester eine Labortätigkeit angeboten, weil er den Eindruck hatte ich sei unterfordert. Außer den wenigen Vorlesungen, die ich bei ihm habe und der Möglichkeit mit dem Labor interessiert mich aber eben kaum noch was an dem Studium. Und zudem ist das spätere Gehalt schon recht verlockend. Jetzt wird dieser Prof im nächsten Semester in ein Forschungsjahr gehen und dann fallen die Vorlesungen auch noch weg.

Mittlerweile will ich jetzt auch einfach nicht mehr. Ich weiss auch nichtmal, ob ich im industriellen Bereich arbeiten möchte etc. Planmäßig würde das Studium jetzt noch 4 Semester dauern, wobei ich aber durch die blöde Kursbelegung gezwungen sein werde es nochmal zu verlängern. Damit und der Verlängerung im Grundstudium würde ich dann 9 statt 7 Semestern in dem Fach festsitzen.

Bevor ich in diese Spirale geraten bin, habe ich mich sehr für Archäologie und Restaurierung interessiert. Daher bin ich halt 500km weit weg in den Süden gezogen und hab von 40 Bewerbern eine Stelle für das benötigte Jahrespraktikum für Restaurierung bekommen. War auch schon ein teures Unterfangen. Während dieses Praktikums ist mir halt die bittere Realität klargeworden: Jahrelange Ausbildung, keine Freizeit und nur noch Praktika während des Studiums, für anschließend überwiegend befristete Jobs und Teilnahme an Projekten. Jobgarantie = 0 und eben eine ziemlich mickrige Bezahlung. Es hat mir schon Freude bereitet, aber mir war zu diesem Zeitpunkt halt auch klargeworden, dass ich nicht andauernd von einem Ort zum nächsten ziehen will, um mich über Wasser zu halten. Das Praktikum habe ich dann nach 6 von 12 Monaten abgebrochen und wegen der sichereren Zukunftschancen mit dem Informatik-Studium begonnen. Natürlich nicht gänzlich ohne Interesse für das Fach, aber das habe ich dann eben nach 2 Semestern abgebrochen, weil es mich direkt unglücklich gemacht hat. Aber es sollte noch immer was naturwissenschaftliches sein. Und so bin ich dann zum Ingenieursstudium gelangt.

Und jetzt bin ich halt hier. Und jetzt ist halt einfach die Frage was ich tun soll. Ich hab zu Beginn dieses Semesters schon nach 2 Wochen überhaupt keine Motivation mehr, stehe kaum noch auf und hab bereits eh seit meiner Jugend eine Veranlagung zu Depressionen und daher damals schon mein Abitur verlängert. Ich hatte bereits im 2. Semester schon starke Zweifel, aber habe es eben aus Mangel an Alternativen und dem Zureden meiner Eltern doch weitergeführt. Dann hab ich natürlich noch das tolle Glück vom BAföG abhängig zu sein. Das fällt dann mit dem nächsten Wechsel halt weg. Von meinen Eltern kann ich keine bis kaum finanzielle Unterstützung erwarten (Hartz 4), somit hab ich zudem auch noch schön Schulden beim KfW angesammelt.

Meine Eltern und mein Freund raten mir alle ich solle es doch zu Ende machen und sind der Meinung ich hätte soviele Chancen mit dem Studium (wobei die mit der weggefallenen Fachrichtung schon stark dezimiert sind), aber natürlich mit dem Nachsatz, dass ich das selbst entscheiden solle und sie mich bei allem unterstützen. Trotzdem komme ich mit dem Gefühl alle zu enttäuschen nicht zurecht. Desweiteren fühlt es sich für mich an als würde ich meine Fähigkeiten (Mathe und Physik etc.) vergeuden, wenn ich nicht im technischen Bereich bleibe. Mir fehlen halt zudem auch einfach die Alternativen. Wenn ich aufhöre, weiss ich eben nicht, was ich stattdessen tun sollte. Ich bin hochbegabt, habe einen IQ von 140 und kann ich mich eig in jede Thematik einarbeiten und vll auch kurzzeitig Begeisterung dafür aufbringen. Einzig Tätigkeiten im sozialen Bereich sagen mir nicht so zu..aber durch meine Depressionen habe ich halt auch wenig Hobbys oder Interessen, die mir wirklich langfristig Freude bereiten. Höchstens vll noch Musik/Gesang/Klavier, aber auch in diesem Bereich wurde ich früher aufgrund der finanziellen Situation meiner Eltern nur halbherzig gefördert. Klavier zB habe ich mir soweit selbst beigebracht, weil der Unterricht nicht bezahlbar war. Von daher ist etwas in der Musik-Richtung auch keine Option...

Aktuell bin ich einfach nur total verzweifelt. Ich bin aufgrund der Situation in der ich aufgewachsen bin einfach so hin- und hergerissen zwischen finanzieller Sicherheit oder einfach einem Job, der mir Freude bereitet. Teilweise bin ich echt einfach an dem Punkt an dem ich einfach denke ich sollte ne Ausbildung im Handwerk machen, wo der Stoff nicht so trocken und theoretisch ist, weil ich die Theorie mittlerweile echt furchtbar finde, aber dann seh ich halt wieder wie eng es dann finanziell wird und dass ich dann schon intellektuell unterfordert sein werde. Vll bin ich aber auch einfach zu materialistisch veranlagt. Desweiteren machen es mir die Schulden im Nacken und auch mein Alter mittlerweile nicht so einfach mir klar zu werden was ich will. Es herrscht halt schon ein ziemlicher Druck von außen. Desweiteren haben bisher 3 meiner Brüder erfolgreich studiert und jetzt komme dann ich halt mit meinen dauerhaften Zweifeln und natürlich habe ich auch Angst, dass ich nach einem Wechsel wieder die selben Zweifel haben werde.


Wenn sich irgendwer das Chaos hier bis zum Schluss angetan hat, würd ich mich freuen, wenn er mir etwas Feedback geben könnte und wenn ihm vll was einfällt, das er mir raten kann!

Liebe Grüße
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Liebe Pusteblume,

stell Dir mal vor, alle etwaige Schwierigkeiten, denen Du im Studium begegnest, wären nicht mehr vorhanden. Gäbe das für Dich den Ausschlag, das Studium fortzuführen?

Nehmen wir mal an, Du antwortest mir mit "ja".

Dann stehen zwischen Dir und dem schönen Ziel "Studienabschluß" doch nur die Schwierigkeiten. Und da gilt alternativ:
a) ich halte stand und besiege die Schwierigkeiten, suche und finde Möglichkeiten...
oder
b) ich laufe weg.

Zweifel an der Richtigkeit einer Entscheidung dürfen wir haben. Aber wir dürfen auch den Zweifel bezweifeln. Nehmen wir mal an, Du heiratest und hast später Kinder, die Dich fragen, wie Du in ihrer schwierigen Situation entscheiden würdest. Was sagst Du ihnen? "Hör mal, ich bin bei Schwierigkeiten gerne weggelaufen, habe die Flinte ins Korn geworfen und habe über die böse Welt und die bösen Professoren lamentiert. Und danach habe ich mich ins Bett gelegt und negatives Denken geübt."??? :confused:

Ich empfehle Dir, ein Möglichkeitsdenker zu werden.

Wenn Du bisher sagtest: Das schaffe ich nicht
dann sage ab heute: NOCH schaffe ich es nicht.

Wenn Du bisher sagtest: Ich habe keine Ahnung....wie....
dann sage ab heute: NOCH habe ich keine Ahnung .... wie...

Vielleicht hast Du zu wenig Talent und packst es aus diesem Grunde nicht... aber wenn Du es nicht packst, dann sollte es nicht am Bett liegen, in dem Du das negative Denken geübt hast. Oder?

Du entscheidest alleine über den Gegenstand, mit dem sich Deine Gedanken beschäftigen. Erzähle mir von Deinen Gedanken und ich sage Dir, wo Du (nicht) landest.

LG, Nordrheiner
 

HalliGalliSuperstar

Aktives Mitglied
Kannst du nicht die Uni wechseln und die Scheine/Punkte mitnehmen? War das nicht der Sinn von Bologna?

Ich spinn jetzt mal ein bisschen rum.

Wenn es dir gelingen würde, dich zu motivieren, dann wäre das Problem damit gelöst, richtig? Motivieren könntest du dich, wenn du Einblick in einen spannenden Bereich hättest, in dem du später arbeiten könntest. Also z.B. Praktikum.

Oder wäre es sogar vorstellbar, dass du dich mit irgendwas in deinem Fachgebiet selbständig machen bzw. darauf hinarbeiten würdest?

Andere Idee: Gehört Programmieren zu deinem Studium? Dann könntest du damit, wenn du's gut beherrschst, auch ohne Abschluss unterkommen und ganz gut verdienen. Inklusive Aufstiegschancen und fehlender Unterforderung. Allerdings kämst du finanziell natürlich nicht auf das wie ein Ingenieur.

Wie wäre es, wenn die Studenten politisch für einen Ersatz des wegfallenden Zweigs kämpften? Wäre es vorstellbar, dass du einige Scheine an einer anderen Uni (oder Fernuni) machst, um schneller fertig zu werden oder bestimmte Fächer machen zu können?

Wäre es möglich, relaxter zu studieren (du hast ja eh Leerlauf wegen der Belegung) und dir noch einen weiteren Lebensinhalt zu suchen? Damit die Angst weggeht und du das Studium als eine unter vielen Sachen in deinem Leben betrachtest, die du irgendwie so nebenbei abhakst, auch wenn's lästig ist. Manches nimmt man lockerer, wenn man z.B. gerade neu verliebt ist. Es ist dann einfach nicht mehr so wichtig.

Wäre es möglich, das Studium aus einer anderen Perspektive zu sehen? Zum Beispiel, indem du über den Wahnsinn an dt. Unis bloggst. Oder indem du journalistische Artikel über deine Studieninhalte schreibst und Zeitungen anbietest.

Oder ginge ein Auslandssemester? Alles, was dir einerseits die Tür offenhält, aber andererseits dich von diesen zwanghaften, bedrückenden Gedanken wegbringt.

Noch eine Idee: Dieses Studium abbrechen für ein duales Studium (bei Optik denke ich an Firmen in Jena).
 

mandrake

Mitglied
Ich möchte dir entgegen meiner Vorschreiberin dringlichst davon abraten die Uni zu wechseln.
Ich habe jetzt die reinste Katastrophe bezüglich der Anerkennung von Prüfungsleistungen und ich wechsle die Uni innerhalb eines Bundeslandes und eines Studienganges.

Wie ist es dann erst wenn man im Ausland war und etwas anerkannt haben will?

Ja, eigentlich sollte Bologna genau dies ermöglichen.
Tut es aber nicht.

Ich überlege sogar, ob ich zwecks der fehlenden Anerkennung wieder zurück gehe.
 
G

Gelöscht 56558

Gast
Nicht abbrechen, du wirst es bereuen.
Wenn dich der Job nicht begeistert, kannst du auch später noch was anderes machen. Gerade Hochbegabte sind da ja sehr oft schnell gelangweilt, aber mit dem Bachelor hast du wenigstens mal was auf dem Papier und hast eine finanzielle Basis.
 

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