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Ständige Entwertung von Gefühlen, Meinungen und Leistungen => Perfektionismus

Gretchen Wieners

Aktives Mitglied
hallo community,

mir ist neulich in der therapie nochmal klar geworden, was auch noch ein grund für meine jahrelange unzufriedenheit mit mir selbst, meinen leistungen, meinen ansprüchen an mch selber, meine arbeit, aber auch mit vielem in zusammenhang mit anderen menschen und deren leistungen, ihren gefühlen und der gesellschaft allgemein, ist.

in den aller meisten situationen in denen ich als kind und jugendliche geäußert habe, dass ich das und das fühle, das und das denke oder ich meine leistung so und so einschätze wurde meine sicht konsequent entwertet.
nicht unbedingt gleich runtergemacht, also im sinne von "das war schei*e" o.ä. aber auf jeden fall zumindest gleich in vergleich zu etwas gestellt, was z.b. noch "viel, viel schlimmer" ist oder "viel, viel besser" ist. der meinung meiner mutter nach natrl.

situationen waren z.b.

- ich hatte jahrelang beim wasser lassen starke schmerzen. ich habe oft deswegen gejammert. meine mutter dann aber entweder: du simulierst doch nur (negierung meines empfindens) oder sieh dir doch mal die kinder in afrika an, die laufen mit nur einem bein in der landschaft rum und du beschwerst dich wegen so nem kram (entwertung, den anderen geht es viel schlimmer, schuldgefühle, weil ich so ein jammerlappen bin und so egozentrisch)

- ich sah oft voller begeisterung meine zeichentricksendungen. ihr kommentar darauf war nur "na, siehst du dir schon wieder deine zeichentrickdoofis an?" (bei guter laune). wenn wir aber, was so gut wie jeden tag geschah, anfingen zu streiten, v.a. auch wegen diesen serien, waren wir schnell bei "dann glotz dir doch deine beschi**enen, verwich*ten dummtrotteln im fernsehen an, wer sowas toll findet muss sowieso ein ***** ***** ****** idiot sien!!!" (abwertung meiner positiven gefühle gegenüber meiner serie)

- immer wenn mich meine mutter in sexueller weise anfasste, anschlabberte oder mir sonstwie zu nahe kam und ich ihr sagte, dass ich das eklig fände und sie mich missbraucht hat sie blöd gelacht und gesagt "nüüüüch juli, nüüüüch so bös sein, das ist doch nicht pfui, das ist doch schön, das machen alle "eltis" mit ihren "kindis", lass mich doch ein bisschen an dir fummeln" usw. (meine wahrnehmung falsch)

- ich kam nach hause und war traurig, weil ich im schulbus gemobbt worden war, wie fast täglich. ich erzählte es ihr. sie lacht mich deswegen aus, sagt es sei nicht so schlimm (entwertung meiner gefühle, meine wahrnehmung war falsch) und dann, wenn es wieder eskalierte, was wie gesagt sehr häufig war, wieder: "sieh dir doch die armen tschernobyl-kinder an, die haben nen offenen rücken, wasserköpfchen und nix zu fressen und du jammerst hier wegen ein paar idioten rum die dich ärgern!?" (wieder entwertung meiner gefühle, ich hab keinen grund mich zu beschweren)

- wenn ich mich manchmal v.a. in mittel- und oberstufe beklagte, dass ich so viel zu lernen hätte und nicht mehr nachkommen würde damit oder dass ich z.b. heute für dies und jenes keine zeit hätte, weil ich noch hausaufgaben machen musste, sie dann wieder "was willst du eigentlich, du hast doch eh nichts zu tun, die arbeitswelt ist viel, viel anstrengender als euer larifari-unterricht"

- bem essen oft wenn ich es nicht essen wollte (weil es z.b verbrannt war) "früher hatten sie überhaupt nix zu fressen, haben nur an irgendwelchen alten steckrüben rumkauen können, aber madame prinzesschen auf der erbse ist mein essen ja nicht gut genug" usw.

in folge dessen hatte ich es auch für mich übernommen so zu denken. wenn in der klasse z.b. ein streit war, dann sagte ich oft "mein gott, habt ihr probleme, es gibt doch viel schlimmeres"; das habe ich aber auch weiter gesponnen. wenn einer krankenhausreif geschlagen wurde ich auch wieder nur "meine güte, im krankenhaus wird er doch eh wieder gesund". wurde er es nicht dann "na und, immerhin lebt er noch, was man von den toten aidswaisen aus uganda nicht sagen kann"; wenn er dann starb "mein gott, es gibt noch 7 milliarden andere menschen auf dieser welt, wen interessierts?! dann ist wenigstens die klasse um einen weniger überfüllt"

ja, aber jetzt ist mir das alles klar und ich weiß nun, wie ich es besser machen kann.:)
habt ihr ähnliche situationen erlebt in denen eure meinung, eure gefühle, eure leistungen entwertet worden sind?
 
H

Haubenmeise

Gast
oja....das lässt sich zusammenfassend so sagen, das Erwachsene wenig Empathie für die (individuellen) Empfindungen ihrer Kinder übrig haben weil sie sie selbst nicht bekommen haben. Das ist ein äußerst destruktiver Kreislauf, der nur durch Menschen, die sich diesem bewusst werden, unterbrochen werden kann.

Wenn du dich für Lektüre darüber interessiert, kann ich dir Alice Miller ans Herz legen, die mehrere Bücher über das Übergehen des kindlichen Empfindens geschrieben hat und die Auswirkungen darüber im Erwachsenenleben.

Es geht um das Gefühl des Nichternstgenommenwerdens - und das betrifft uns alle....
 

Gretchen Wieners

Aktives Mitglied
oja....das lässt sich zusammenfassend so sagen, das Erwachsene wenig Empathie für die (individuellen) Empfindungen ihrer Kinder übrig haben weil sie sie selbst nicht bekommen haben. Das ist ein äußerst destruktiver Kreislauf, der nur durch Menschen, die sich diesem bewusst werden, unterbrochen werden kann.

Wenn du dich für Lektüre darüber interessiert, kann ich dir Alice Miller ans Herz legen, die mehrere Bücher über das Übergehen des kindlichen Empfindens geschrieben hat und die Auswirkungen darüber im Erwachsenenleben.

Es geht um das Gefühl des Nichternstgenommenwerdens - und das betrifft uns alle....
hey schlimmergehtsnimmer,

ja, alice miller sagt mir schon was, einer in meiner shg redet oft von ihr!;)
ich hab auch schon mal reingeschnuppert und fand es ganz gut!
vllt besorg ichs mir jetzt wirklich mal, danke für den tipp!
 

Hexe46

Aktives Mitglied
Hallo Gretchen,

ich habe deinen Beitrag gelesen und gleich gedacht:"Was für eine schreckliche Mutter"!!!
Diese Frau hat die Bezeichnung "Mutter" nicht verdient.

Entwertungen hat wohl jeder schon erfahren, aber ich persönlich nicht in den Ausmaß wie du:(
Ein Spruch meiner Mutter war:" Deine Sorgen möcht ich haben". Das sagte sie, wenn ich mit Problemen zu ihr kam und sie selbst grad mit irgendwas überfordert war.
Nun, ich hatte ja noch meinen Papa und meine Geschwister, also war das nicht so schlimm.
Wenn man aber so niemanden hat und ganz allein einer solchen Mutter ausgeliefert ist, ist das grausam.

l.g. Hexe
 

Gretchen Wieners

Aktives Mitglied
hi hexe46,
danke für deinen beitrag! ja, ich denke auch, das v.a. ungünstig war, dass halt niemand sonst da war, der das ganze evtl. noch relativieren hätte können. oder mir erklären hätte können, dass meine mutter unempathisch ist o.ä.
"deine sorgen möchte ich haben" kenn ich auch. man kann ja auch z.b. nur im spaß so was mal sagen. aber dann müssen eben beide auf der spaßebene sein, wenn es einem davon aber bitterernst ist ist es ncht gut.

wie war es bei dir, waren deine geschwister und dein vater sehr ausgleichend für dich? oder hattest du mit deiner mutter auch nicht ständig solche situationen sondern nur manchmal? und hat sie es ernst gemeint?
 

Hexe46

Aktives Mitglied
@Gretchen,

Wenn meine Mutter sowas sagte, meinte sie das sehr ernst.
Mitgefühl war nicht grad ihre Stärke, war aber nicht grundsätzlich so. Man konnte auch mit ihr reden und sie überzeugen, wenn sie es wollte;)
Mein Vater war da ganz anders. Mit ihm konnte ich über alles reden, mit ihm träumen und er hat meine Ängste und Sorgen ernst genommen.
Wenn es um Themen ging, die ich nicht unbedingt mit meinen Eltern besprechen wollte, hatte ich meinen Bruder.
Da fällt mir noch was ein. Wenn ich mit meinem Vater mal wieder "Luftschlösser" (wie meine Mama es nannte) baute schimpfte meine Mama oft, das er mir nur Unsinn beibringen würde.
Er lachte mich dann an und sagte leise:"Na und, die kann uns wenigstens niemand wegnehmen." Er sagte auch, ich sollte niemals verlernen die Welt mit Kinderaugen zu sehen.
Die Erwachsenen sind einfach blind.

l.g. Hexe
 
H

HeArtFelT

Gast
hallo Gretchen Wieners,

ich kenne das auch, das gefühle entwertet oder ins lächerliche gezogen wurden.
oder auch das man regelrecht angefeindet wurde.

-einen wunsch geäußert
"alles haben wollen und nichts dafür tun"
"du bist nichts, du kannst nichts und du hast nichts, aber ansprüche stellen"

-um etwas bitten/etwas fragen
"was tust du für mich, wenn ich dies oder das für dich tue"
"was tust du eigentl für uns"

im gegenzug aber "hol deinem armen, alten, kranken schwachen vater mal dies oder jenes...du hilfst deiner mutter nicht genug"

er bemerkte nie was gutes, an dem was man (für ihn) tut.

-eine meinung äußern, die nicht seine war
"was glaubst du eigentl wer du bist, du denkst wohl du bist etwas besonderes- das bist du nicht!!"
"ziege" zu meinem bruder "A*******"

und viel tu dies tu jenes "warum keine 2, sondern nur eine 3 in der schule, warum eine 2 und keine 1"
eine 1- nichts!

wenn ich ernsthaft mit ihm sprechen wollte fing er manchmal an mit mir zu reden wie mit einem kleinen hündchen..."jaja....du machst das schon" mit so einem unterton.

er war ein sehr kritischer vater, hatte hohe ansprüche und, konnte keine liebe zeigen, er war jähzornig, verbittert, selbstunsicher, missgünstig und das hat er einen auch spüren lassen.
meine ma war zu schüchtern und hat daneben gesessen, während er mich und meinen bruder runtergeputzt hat, wegen einer kleinigkeit hat er einen komplett verurteilt und ihm ist alles an kritik eingefallen zu seinen kindern (egal wie lange her)- und das nicht nur einmal- so oft habe ich gehört wie mies ich bin...-bis ich abgeschaltet habe.

das tat weh-wir alle waren so unglücklich.
und man konnte niemanden erreichen, alle waren eingeigelt.
ich war viel mit unserem hund weg, mein bruder immer mit freunden ausser haus.
oh je, da ist grad was aufgebrochen- bin aber auch offen dafür.
mehr fällt mir grad nicht ein.


danke dir für deinen beitrag, mir war das gar nicht mehr bewusst, ich muss überlegen was er alles sagte und wie/was meine ma "alles" nicht sagte.
dabei ist es ein wichtiger punkt...und es hat mich sehr verletzt.

toll das du solche erkenntnisse in deiner therapie gewinnst, du bist sicher sehr mutig!
:)
grüße
 
T

Tiger22

Gast
Hallo Gretchen,

diese Abwertung von Elternseite zielte nicht nur auf deine Gefühle, sondern auch auf dich als (kleiner) Mensch.
Diese Verhaltensweise von Eltern soll häufig aus ihrer Sicht das Kind vom Individuum zum Besitz degradieren, "ich habe dich gemacht, ich füttere dich, es geht dir gut, anderen geht es viel schlechter als dir (z.B. mir, unter anderem durch dich), du gehörst mir, ich kann dich anfassen wo ich will.
Dieses verhalten lässt unter anderem auch auf eine massive Erkrankung deiner Mutter schließen.
Es ist gruselig, was inkompetente, übergriffige Eltern anrichten können.
Nun arbeitest du dies auf, hast viele Erkenntnisse, du kannst Stolz auf dich sein.

Weiterhin alles Gute und ganz viel Mut,

vom Tiger
 

Gretchen Wieners

Aktives Mitglied
hi hexe46!

dann war dein vater wirklich ein sehr lieber und empathisch auf kinder reagierender mensch!
ich kann mir das selber immer gar nicht so vorstellen, so richtig, wie ein vater ist, ich bin ohne aufgewachsen, auch ohne stefvater o.ä. und hab es auch bei freunden kaum mitbekommen, da deren väter meistens gearbeitet haben.

ich finde es auch gut, wenn man die welt auch durch kinderaugen sehen kann wenn man erwachsen ist. aber ich denke es ist wichtig, dass man das an und abstellen kann, also nur bei bedarf bzw. vorübergehend so wahrnimmt.
es gibt genug leute, die die welt (leider) ihr ganzes leben aus kinderaugen sehen und das ist dann überhaupt nicht gut.
(ich weiß schon was du meinst, du meinst wahrscheinlich eher so, dass man sich auch als erwachsener noch wundern kann über dinge und auch mal träumt usw.)
aber wenn man z.b. generell noch zu einem erheblichen teil wie ein kind denkt, fühlt und wahrnimmt als erwachsener, dann hat man meist gewaltige probleme.

naja. schönen sonntag noch!:rolleyes:

lg
 

Gretchen Wieners

Aktives Mitglied
hallo HeArtFelT,

einen großteil von dem was du aufzählst kann ich auch sofort auf unsere situationen
übertragen. (also da fällt mir praktisch gleich die entsprechung in unserem verhältnis
zueinander von damals ein-,-)

z.b. bei den noten, ich erinnere mich, dass ich 1x in der grundschule (1.halbjahr/zwischenzeugnis) eine 3 hatte in heimat und sachkunde, du glaubst nicht
was ich da für ne lawine mit losrollen hab lassen, das hat sie mir noch jahre vorgehalten
an den unterschiedlichsten (unpassendsten) stellen, dass ich in der 3. klasse ja mal ne 3 im zwischenzeugnis hatte.-,-

oder auch dieses reden wie mit (wie du es nennst) einem hund, das kenn ich auch, meine mutter hat dann immer so geredet wie mit einem "idioten" so "nüüüch julüüüü, nüüüüch so böse sein, lass mich doch ein bisschen an deinen schenkis rumspieli"???:confused:

hast du mit deiner mutter mal geredet warum sie damals nichts gesagt hat oder wie sie es heute sieht usw.? was ist aus eurer familie geworden?

hmm, ja gut wenn dich meine gedanken zu eigenen inspirieren konnten!:rolleyes:
 

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