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Sohn (18) schwer traumatisiert durch dreijährige Gewalttat. Hilflose Mutter.

MaxMix

Mitglied
Ich bin grade hilflos und überfordert. Mein Sohn ist schwer traumatisiert durch eine gewerbliche räuberische Erressung mit psychischer und physischer Gewalt. Er wurde quasi zum Sklaven gemacht. Er war 14 als es began und 17 als es durch den WhatsApp Verlauf rauskam. Er floh nach der Psychitrie in eine andere Stadt, in eine Jugendwohngruppe die angeblich mit Gewaltopfern arbeiten. Nach Hause konnte er natürlich nicht, da der Täter ("sein Freund") in unserer Straße wohnt und die Wohnung auch Tatort war.
Die Jugendwohngruppe bagatellisierte die Tat und glaubte ihm, nach seiner Aussage für die Rechtsanwältin, nicht. sie haben ihn zusätzlich traumatiesiert. Ich bin umgezogen und er ist wieder nach Hause gekommen. Er war in einer Klinik, die angeblich unter anderem darauf spezillisiert sein sollte. Da lief einiges schief und es war auch dafür zu früh, da dort auch eine intensive Betreung war. Er wurde ständig getriggert und kam an seine Grenzen. Er hat abgebrochen und die Gründe dafür waren voll nachvollziehbar. Wieder zuhause, gab es keine Hilfen. Ferienzeit. Psychiater im Urlaub oder Aufnahmestopp. Ambulanter Psychiatrischer Pflegedienst Aufnahmestopp. Hausärztin nur sauer, dass er abgebrochen hat und Überweisung zum Psychiater mit der Aussage, dass es schwierig wird mit Terminen da. Sie ist Neurologin, macht vereinzelnd Psychotherapie und psychatrische Gutachten. Hauptsächlich arbeitet sie aber als Ärztin. Sie hätte ihn Medikamentös unterstützen können. Deswegen war er da, weil er nichts mehr aushält. Zum Sozialpsychiatrische Dienst. Gesetzlichen Betreuer beantragen, da ich nicht in der Lage war, ihn in allem zu unterstützen. Selber schwer Depressiv und auch Trauma. Wir haben über eineinhalb Monate gewartet, bis überhaupt etwas anfängt. Das zerrte bei uns beiden an den Nerven. Durch Zufall jetzt einen Traumathologen...
doch er ist Drogenabhängig in dieser Zeit geworden. Wir wissen beide, dass er ausziehen muss, damit er einen Ort für sich hat, an dem keiner ihm etwas sagt. An dem er frei ist. Und er mich nicht mitbekommt und ich ihn nicht.
Wir haben ein sehr offenes Verhältnis, hier nicht falsch verstehen. Wir sind uns unserer Situation voll bewußt und durch was wir gegenseitig belastet sind. Altlasten durch die Tatzeit sind auch vorhanden. Wir sprechen darüber und schaffen einige Verhaltensweisen zu verändern.
Ich fühle mich damit so allein und überall muss man alles von Vorne erzählen. Ständig frage ich mich, ob ich es auch richtig mache, wie ich mit ihm umgehe, was ich sage, wie wir unsere Unterhaltung führen, was ich ihm zumuten kann oder ihn entlasten sollte/muss. In wieweit muss ich ihn lassen, wo braucht er meine Unterstützung. Er ist 18, emotional jedoch ca. 14/15 Jahre.
Er hat vor kurzem das erste Mal geweint... er kann nicht mehr. hat sich alles von der Seelegeredet. Klar bin ich für ihn da und es hat ihm gut getan, der ganze Abend. Doch gleichzeitig ist es enorm, was ich stemme. Ich werde jeden Tag mit seinem Zustand konfrontiert und fühle mich so hilflos.

Sorry für den langen Text.
 
Hast du einmal, mit deinem Sohn zusammen, versucht bei einer Opferanlaufstelle Unterstützung zu bekommen?

Wenn nicht, dann würde ich dir dies empfehlen und beachte bitte, für die Zukunft, nicht jeder hat eine entsprechende Expertise im Bereich der Traumabewältigung und -verarbeitung. Dieses führt dazu, dass oftmals noch mehr traumatisiert wird als eigentlich notwendig ist. In dem Falle von deinem Sohne, solltest du auch noch beachten, dass es für Männer nochmals um einiges schwieriger ist, hier einen passenden geschulten Therapeuten zu finden, denn es handelt sich bei Gewalttaten gegen Jungs/Männer immer noch um ein Tabuthema.
 
Hallo liebe hilflose Mutter,

wie wäre es, wenn dein Sohn zuerst einen Drogenentzug und anschließend eine Therapie machen würde? Es kommen viele Probleme bei euch zusammen, du kannst sie nur nacheinander lösen.
Er wird zugänglicher und stabiler, wenn er keine Drogen mehr nimmt. Danach würde ich keine eigene Wohnung empfehlen, sondern eine betreute Wohnung.
 
Einen gesetzlichen Betreuer, weil du ihm nicht in allen Hinsichten helfen kannst?!
Was hat das denn damit zu tun?!

Betreuung bekommt man !ausschließlich! wenn man nicht mehr geschäftsfähig, also unzurechnungsfähig ist!

Wenn er mehr Hilfe braucht, als sein Umfeld leisten kann, ist ein Betreuer total fehl am Platz.
Alltagshilfe beim Sozialamt/Bezirk und Pflegestufe bei der Rentenkasse sind die erforderlichen Maßnahmen.
Was bringt es dem Jungen, wenn ihm jemand die Entscheidung über Medikation, Geld- und Amtssachen abnimmt, wenn er Hilfe im Alltag braucht?

Bitte sag nicht, dass der Soz. Psych. Dienst euch dazu geraten hat. D:
 
Hallo Gast!

Er ist leider nicht klinikfähig. Dies habe ich ihm auch schon ans Herz gelegt.Unterstützung durch Drogenberatungsstelle oder Klinikaufenthalt. Doch durch die Erfahrung in der Traumaklinik sitzt das für ihn nicht drin. Immerhin hat er mir zugesichert, wenn er merkt, er kommt nicht mehr klar bzw. Suizidgedanken zu viel usw., dass er dann in eine Klinik geht. Hauptsächlich kifft er, damit habe ich erstmal weniger ein Problem. Schlimmer finde ich Exteasy, Speed und LSD. Zum Glück das nicht regelmäßig. Er meint, dass er sein selbstverletzendes Verhalten nach Innen gekehrt hat. Er weiß, dass es den Magen usw. kaputt macht.
Wohngruppe ist auch nicht mehr drin, nach seiner Erfahrung mit der letzten JWG.
Er zieht zwar aus, hat aber den APP und gesetzlichen Betreuer.
Mir ist bewußt, dass er da alleine raus finden muss. Er war durch die Tat drei Jahre fremdbestimmt worden und dann noch der Mist in der JWG. Da lässt sich keiner mehr auf Fremdbestimmung ein.
Bin froh, dass er den ambulanten Psychatrischen Dienst in Anspruch nimmt. Da weiß er, dieser Mensch ist für ihn da und er ist ihm nicht ausgeliefert. Er kann einen anderen bekommen, wenn es zwischen denen nicht klappt.
Eine andere Möglichkeit gibt es für ihn da nicht.

Mein Problem ist ja eher, dass ich oft damit nicht zurecht komme. Damit meine ich, zu unterscheiden, was er braucht, was nehm ich ab, wo kann ich ihn fordern ohne zu überfordern, wo sind seine Grenzen.
Wie bekomme ich es hin, dass ich es aushalten kann, dass sein Zimmer eine Katastrophe ist. Eigentlich weiß ich ja, dass sein Zimmer seinen Zustand spiegelt. Chaos innen wie aussen.
Wie schaffe ich es innerlich die Ruhe zu bewahren, meinen Mund zu halten? Wie lässt man sein Kind los, wenn es nicht der natürliche Prozess ist: Sie werden größer und selbstständiger, gehen in die Ausbildung (was bei uns ja auch der Fall war), ziehen irgendwann aus, weil es einfach der natürliche Lauf der Dinge ist.
Er war von heute auf morgen weg, geflüchtet 100 km entfernt. Psychisch zerstört und verletzt. Wir hatten erstmal kaum Kontakt. Einmal im Monat war ich da. Angespannt alles, durch seine Schuldgefühle mir gegenüber. Die Scham so groß vor mir und sich selbst. Versucht sich umzubringen, mit Rettungswagen abheholt. Mir wurde gesagt, ich soll nicht hinfahren. Er würde Aufmerksamkeit dadurch bekommen. Ich war derzeit auch in einer Klinik. Kam nicht mehr zurecht. Therapeuten wie JWG sagten das. Ich soll loslassen, ihn zum Mann werden lassen, nicht nur das gewesene sehen. Und ich sollte vertrauen in die Betreuer haben, die kümmern sich schon und er ist gut aufgehoben... Das traff einfach nicht zu, wie sich rausstellte.
Wie lässt man ein Kind nach so etwas los? Wie schafft man den Abstand und lässt ihn machen und vertraut auf sein können?
Ich hab dazu noch keine Idee. Ausser mir immer wieder zu sagen, dass wird alles den Umständen entsprechend wieder. Dauert Jahre, bis er einigermaßen zurecht kommen wird. Und letztendlich wird er nicht wieder ganz gesund, er wird lernen mit seiner PTBS zu leben und mit allem, womit er zu tun hat.
Oder er fährt vor die Wand? Auch das kann passieren. Und ich weiß, ich kann daran nichts ändern.

Wir haben doch in dem Alter auch selber unseren Weg finden müssen. Und wie ich in dem Forum lese z.B.: mit PTBS zurecht zu kommen. Dass alle ihre eigenen Erfahrungen machen müssen und hoffen, an die richtigen Leute zu geraten.
Ich finde nur keinen Umgang damit. Vielleicht kennt eine Mutter hier ja ähnliches? Gewalttat am Kind und wie schafft man das?
 
Ach ja, wollte mich nochmal an den weißen Ring als Angehörige wenden. Auch dort muss man Glück haben, dass man auf den richtigen Menschen trifft. Überall eigentlich.
 
Hallo MixMax,

Ich finde es schön, dass du dir so viele Gedanken machst und deinen Sohn "machen lassen" willst, andererseits siehst du ja sehr deutlich, dass er Hilfe braucht und bei den vorherigen Stationen nicht gut aufgehoben war - das fordert schon viel an Empathie und einfach: Liebe!
Und trotz der Umstände liest es sich, als könnte dein Sohn immer auf dich bauen und kann sich deiner Hilfe (im Rahmen deiner Möglichkeiten) sicher sein und das ist leider so gar nicht selbstverständlich.

Natürlich liegt jetzt viel in seiner Hand, wie er jetzt weiter vorgeht. Allerdings ist es auch wichtig, erstmal "los" zu kommen, Ruhe zu finden, Kraft zu finden.
Zumindest ging mir das so, als ich aus meinem Elternhaus geflüchtet bin. Ich war verwirrt, traumatisiert, rastlos.
Und diese Ruhe versucht dein Sohn in den Drogen zu finden, die ihn nur zerstören - und auch das ist wieder Flucht, dass zu zerstören, was der Täter auf so kranke Art liebt und genutzt hat.

Einen ultimativen Tipp gibt es glaub ich nicht - für mich liest sich dein Verhalten richtig.
Und wenn dein Sohn weiter kämpft, wird er das auch schaffen.

Alles Gute.
 
Zu dem gesetzlichen Betreuer:

Die Bestellung eines Betreuers hat grundsätzlich keine Auswirkungen auf die Geschäftsfähigkeit des Betreuten. Das heißt, der Betreute kann im Rechtsverkehr teilnehmen und Verträge abschließen. Bei Streitigkeiten muss im Einzelfall die Geschäftsunfähigkeit (§ 104 BGB) festgestellt werden.
Für den Betreuer ist wichtig, dass sein Aufgabenbereich klar definiert ist.
Diese Aufgaben werden vom Betreuungsgericht festgelegt und stehen im Betreuerausweis. Nach § 1902 BGB vertritt der Betreuer den Betreuten in diesen Aufgabenkreisen gerichtlich und außergerichtlich (z.B. in persönlichen Angelegenheiten Gesundheitssorge, Aufenthaltsbestimmung, Wohnungsangelegenheiten) sowie in vermögensrechtlichen Angelegenheiten (Umgang mit Banken, Versicherungen, Krankenkassen, Rententrägern, Verwaltung und Verwertung von Vermögen, Beantragung sozialrechtlicher Leistungen, etc.).
Einmal im Jahr muss der Betreuer dem Vormundschaftsgericht einen Jahresbericht übersenden.

Das Gesetz verlangt, dass der Betreuer nur mit den Aufgaben betraut wird, die der Betroffene selbst nicht mehr erledigen kann. Eine Festlegung der Aufgaben durch das Betreuungsgericht (Teil des Amtsgerichts) setzt eine Kenntnis der persönlichen Verhältnisse des Betroffenen voraus.

Mein Sohn kann sich zur Zeit nicht um Ämter, Krankenkasse o.ä. selber kümmern. Auch nicht um Einteilung seines Geldes.
 
Hallo Deliverance!

Danke für deine Sichtweise. Das hat mir sehr gut getan, das zu lesen.

Hilfe bräuchte er. Den Zeitpunkt kann nur er bestimmen.
Mein Vorteil ist, dass ich selber Gewalt und Flucht erfahren habe und dadurch Emphatisch sein kann. Ich weiß, was es bedeutet, was es mit einem macht. Ich weiß, was Depressionen mit einem anstellen, wenn man Alpträume hat und nicht mehr kann. Welches Leid so eine Tat mit sich bringt.
Ich war aber Älter und wusste genau, wo ich wie, was machen muss. Wie Behörden funktionieren, welche Wege man gehen muss. Ich war Erwachsen und wusste schon, wie die Welt funktioniert.
Und er ist nicht ich.
 

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