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Sind meine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen sowenig wert?

Logistiker 07

Neues Mitglied
Die Überschrift liest sich etwas pessimistisch, aber ich hatte letzte Woche zugegeben eine recht depressive Phase.
Ursprünglich habe ich nach der zweijährigen Berufsfachschule Wirtschaft Industriemechaniker gelernt, was eher dritte Wahl, da ich damals einen Ausbildungsplatz im kaufmännischen Bereich nicht bekam. Mit der Zeit merkte ich, dass dieser gewerblichtechnische Beruf auf Dauer nicht meine Sache war. Und Maschinenbedienerstellen im Dreischichtsystem war auch nicht gerade mein Wunschziel. So orientierte ich mich nach einer beruflichen Rehabilitation(bei der man mich wieder auf Mechaniker/Maschinenbediener drillen wollte) mit Hilfe eines Integrationsberater der Caritas in Richtung Logistik. Ein Einstiegsqualifikation für die Logistik bekam ich von der Agentur für Arbeit finanziert. Aber schnell war mir damals klar, dass ich selbst auch in meine berufliche Weiterentwicklung investieren muss, um mehr als Standardjobs von der Zeitarbeit zu bekommen.

Ein Dozent der IHK Karlsruhe brachte mich auf die Weiterbildungsqualifizierung zum Fachkaufmann Einkauf und Logistik(IHK). Mit der nächsten Berufserfahrung bei einem Dienstleister für Kühl- und Tiefkühllagerungen, bei dem ich neben den Lagerarbeiten auch erste Erfahrungen in Büro- und Organisationsarbeiten machen konnte(nach zwei Jahren war wegen Insolvenz leider Schluss) und früheren Erfahrungen als Kommissionierer, konnte ich mich für die schriftlichen und mündlichen Prüfungen zum Fachkaufmann anmelden. Auf diese habe ich mich in Eigenleistung(beraten durch obengenannten Dozent) vorbereiten, um die Kosten für den teuren Vorbereitungskurs der IHK zu sparen. Es kamen weitere berufsbegleitende Qualifikationen in SAP ERP(Beschaffung/Materialwirtschaft) und derzeit eine Fernweiterbildung zum Speditionssachbearbeiter(Zertifikatslehrgang bei der Studiengemeinschaft Darmstadt).

Dennoch mache ich seit Mitte 2020 beruflich schwere Zeiten durch. Ich hatte seit dem zwei befristete Tätigkeiten jeweils als Krankheitsvertretung über Personaldienstleister, einmal als Warenausgangsmitarbeiter im Büro(Transportanmeldungen, Leergut- und Palettenbuchhaltung, Umlagerungsplanungen) und bei dem zweiten Einsatz in 2022 als Kaufmännischer Angestellter im Ersatzteilversand(Transportorganisation von Paket- und Palettenversand, Schnelltransporte, Verpacken von Paketen, Rechnungsprüfung).

Was war vor 2020?

Da war ich über 5,5 Jahren an einem Arbeitsplatz, aber zwei Arbeitgebern. Zunächst über Personaldienstleistung und dann von 2018 bis 2020 befristet. Da es im Exportbereich in der zweiten Jahreshälfte 2019 schon einen deutlichen Umsatzrückgang gab, wurde mir zu Mitte 2020 kein unbefristeter Vertrag als Übergang zum befristeten Vertrag angeboten. Alle Mitarbeiter, die in diesem Unternehmen 2017/18 übernommen worden, bekamen Zeitverträge.

Die Tätigkeit in dem zuletzt genannten Unternehmen waren auf dem Niveau einer Fachkraft für Lagerlogistik. 30 % Büro und 70 % Lager/Versand. Von dem kompletten Wareneingangsprozess, Kommunikation und Abstimmungen über logistische Prozesse mit anderen Abteilungen(Einkauf, Qualitätssicherung, Arbeitsplanung bis Vertrieb) über das Kommissionieren und Verpacken nach Kundenvorschriften, Lagerbuchhaltung bis zur Transportanmeldung für Inland und EU. Ja leider fehlen mir echte Erfahrungen in der Exportbearbeitung, weil das andere machten.

Seit August 2022 bewerbe ich mich wieder. 75 Bewerbungen, 22 Vorstellungsgespräche und bisher 32 Absagen. Für den Januar habe ich schon wieder Aussichten für zwei neue Termine. Bei über 25 Personaldienstleister habe ich meine Bewerbungen.

Aber diese Situation setzt mir immer mehr zu. Ich habe bereits chronische Durchschlafstörungen und habe mich seit 2020 fast komplett aus dem sozialen und gesellschaftlichen Leben zurück gezogen. Obwohl ich schon so viele Vorstellungsgespräche in meinem Leben hatte, sind diese immer wieder eine große Hürde. Mittlerweile beziehe ich Leistungen nach dem SGB II(jetzt auch Bürgergeld genannt).

Jetzt habe ich morgen recht kurzfristig einen Termin, wo es vermutlich wieder um eine Krankheitsvertretung geht, wieder angetragen durch eine Personaldienstleistung, Da geht es um die Tätigkeit in der Poststelle einer mittelgroßen Stadt bei mir in der Region. Da ich wie geschrieben derzeit wieder von Leistungen nach SGB 2 lebe und mir diese Stadt grundsätzlich sehr sympathisch ist, habe ich erst mal nicht abgesagt, aber ich muss im Nachgespräch mit der Angestellten der Personaldienstleistung ein ernstes Wort über meine weitere berufliche Zukunft reden, bevor ich einen Arbeitsvertrag unterschreibe. Ich habe in dem Bereich Logistik/Versand über 12 Jahre Berufserfahrung, einen Weiterbildungsabschluss als Fachkaufmann Einkauf und Logistik(IHK), aber dass ich so leben muss wie jetzt, das geht irgendwann einfach nicht mehr an.

Ich könnte laut Mitarbeiterin der Personaldienstleistung schon am Donnerstag, den 12.01 anfangen, aber ich bin hin und hergerissen.
Also ich überlege mir dass mal ernsthaft in diesem, dass ich mir nebenher was Freiberufliches aufbaue. Ich verstehe den deutschen Arbeitsmarkt nicht mehr und ich frage mich, ob mir das etwas bringt, dass die sogenannten Babyboomer Jahrgänge in den nächsten Jahren in Rente gehen.

Ich habe schon Unternehmen erlebt, die mir absagten, angeblich weil sie jemand anders zusagten, aber dann die nächste Woche die gleiche Stelle wieder neu inserierten.
Was kann ich dafür dass ich kein handwerkliches Talent bin, nicht den Kopf dafür habe ein mathematisches und naturwissenschaftliches Genie zu sein und auch kein Erzieher und kein Altenpfleger bin. Man sollte doch dass machen können, was man an für sich gut kann und in das man investiert hat und dass ohne Existenzsorgen.
 

57-55

Aktives Mitglied
Deine Situation tut mir leid.
Ich verstehe Deinen Frust vollkommen.

Unser System ist nur scheinbar sozial, es ist im wesentlichen leistungs- und bedarfsorientiert.
Deine Qualifikationen nützen Dir relativ wenig, da in diesen Bereichen keine sehr großen Bedarfslücken bestehen.
Das System, die Gesellschaft dafür verantwortlich zu machen, ist aus meiner Sicht nicht in Ordnung.
Versuche doch über die Personaldienstleiste zu erfragen, in welchen Sparten (angelehnt an Deine beruflichen Erfahrungen) größerer Personalbedarf besteht.
Aus meiner Erfahrung wirst Du dort effizienter beraten als in der Arge, dort steht Deine Wiedereingliederung im Vordergrund.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und hoffe, dass Du bald wieder zuversichtlicher in die Zukunft schauen kannst.
 

Piepel

Aktives Mitglied
Damit Du Deine Situation verstehen kannst, müsstest du sie in Bausteine zerlegen und sie dann durch ein Sieb schütteln.

Da wäre die mechanische Arbeitstätigkeit, auch als Maschinenführer im Schichtdienst, die dir aber nicht liegt.
Lass mich raten, dass Du lieber mit dem Kopf arbeitest, der auch die Hände steuern kann, aber nicht mit den Händen, ohne den Kopf zu benutzen.
Folglich wäre Maschinenführer ein Einschlaf-Job, so ähnlich wie Wachdienst - aber keiner kommt.

Im kaufmännischen Bereich hast Du Dich export - und importseitig weiter gebildet.
Aktuell triffst du aber nur auf Zeitarbeitsfirmen und Firmen, die absagen und neu inserieren.

Zeitarbeitsfirmen stellen Lückenbüßer ein, sonst würden sie freiwillig ihre Leute an die Betriebe abgeben - und die würden sie nehmen.

Firmen die permanent absagen und neu inserieren geht es nicht um das Besetzen von Stellen, sondern sie nutzen die Inserate um sich darzustellen, wie erfolgreich sie sind, wie viele Leute sie haben.
Diese Firmen schalten also fake-Inserate , und das darfst du nicht gegen Dich verstehen, weil es die Stellen gar nicht gibt.

Nun bleibt noch Deine Quali und Dein Standort.

Dass im Bereich Hamburger Hafen jeder zweite in der Nähe gern Spediteur wäre, liegt auf der Hand.
Durch Umsatzeinbruch (Corona, Ukraine etc) gab es zu viele Leute.

Aber auch das liegt nicht an Dir.

Also müsstest Du überlegen, ob Du jetzt weiter machst und dann so ähnlich wie ein junger Pilot da stehst.
Denn auch die Lufthansa hat alle entlassen und die Schule aufgegeben, und kaum geht es weiter, sind die Leute bereits anderswo untergekommen und wollen nicht mehr zurück.

Die, die sich durchgebissen haben, werden also mal eben genommen, egal was sie können, Hauptsache sie fliegen irgendwie noch.

Prüf das mal für Dich, ob Du entweder mit Aufgeben oder mit durchhalten besser fährst.

Solltest Du Dich so einschätzen, dass Du lernfähig bist, dann bewirb dich beim Zoll.
Insbesondere durch Deine Import/ Exportkenntnisse würdest du Dich profilieren können, und wie Du bereits mitbekommen hast, gehen künftig echt viele in Pension.
Bei Zoll ist das unterdessen so langsam angekommen, und um nicht die nächste Welle zum kommenden Arbeitsende aller gleich alten zu verursachen, werden auch "Ältere " eingestellt.
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
75 Bewerbungen, 22 Vorstellungsgespräche

Sehr gute Quote. Ich kenne einen, der hat an die 1000 Mappen in drei Jahren abgesendet und ganze 5 Gespräche gehabt. Sein Beruf Großhandelskaufmann. Letztlich ist er in irgendeinem dämlichen Lagerjob gelandet auf Mindestlohn Niveau.
 

Traulicht

Aktives Mitglied
Zunächst einmal möchte ich dir sagen, daß du auf das, was du bisher erreicht hast, sehr stolz sein kannst. Nicht jeder wäre in deiner Situation so engagiert. Auch glaube ich, daß früher oder später sich ein Arbeitgeber finden läßt, der das honoriert.
Nun ist es aber leider so, daß die Lage im Logistiksektor noch nie rosig war, und schon gar nicht unter den momentanen ökonomischen Vorzeichen. Durchbeißen ist da sicherlich nicht die schlechteste Lösung, es sei denn du ziehst es in Erwägung die Branche zu wechseln.
Du schriebst etwas von einer freiberuflichen Tätigkeit, der du überlegst nachzugehen. Was wäre das denn?
Bezüglich der Weiterbildung zum Speditionssachbearbeiter: Ich las mal vor Jahren davon. Da du als Autodidakt wohl Talent hast, würde ich dir empfehlen, parallel oder im Anschluß bei der IHK die Prüfung zum Nachweis der Fachkunde Güterkraftverkehr (auch als Güterkraftverkehrsunternehmerprüfung oder Verkehrsleiterprüfung nach VO EG 1071/2009) abzulegen. Solltest du dazu Fragen haben oder Lektüreempfehlungen wünschen, kannst du dich gerne an mich wenden. Das meiste ist kostenlos im Internet als Primärquelle (Gesetzestexte etc.) zu finden.

Das mit der Aufregung wegen den Vorstellungsgesprächen kenne ich nur zu gut. Es wurde auch bei mir nicht besser, egal wie viele ich schon hatte.
Laß den Kopf nicht hängen. Ich wünsche dir für morgen alles Gute. Daumen sind gedrückt.
 
T

Tobias EA

Gast
Wow.
Verstehe nicht, dass du mit deiner Qualifikation keinen Job findest. Du schreibst auch sehr gut. Chapeau.

Es muss andere Ursachen haben, dass du Absagen erntest oder nur Personaldienstleister anbeißen.

Ich habe für mich die Bewerber entdeckt, die vorher anrufen und direkt mit mir sprechen wollen. Die schicken mir dann noch ein paar Unterlagen und dann stell ich ein, wenn alles passt.

Vielleicht rufst du vorher einfach mal durch oder gehst persönlich zur zukünftigen Arbeitsstelle, um deine Unterlagen abzugeben. Insofern dies natürlich Sinn macht.

Wäre ja gelacht, wenn du nix adäquates findest.
 
M

Maunzimau

Gast
Nicht wirklich, man muss sich verkaufen können.
Wer das drauf hat, kann sogar dein Boss werden.
Obwohl du die besseren Zertifikate hast.
 
M

Meinung828

Gast
Ich habe schon Unternehmen erlebt, die mir absagten, angeblich weil sie jemand anders zusagten, aber dann die nächste Woche die gleiche Stelle wieder neu inserierten.
Das habe ich so auch schon mal erlebt. Ich hatte einen Bekannten extra empfohlen, weil ich fand, dass er sehr gut auf die Stelle und ins Team passt und auch extrem gut qualifiziert gewesen wäre. Er wurde auch zum Vorstellungsgespräch eingeladen, hat dann aber eine Absage erhalten und es hieß, man habe sich für einen anderen Bewerber entschieden.

Aber die Wahrheit ist, dass es diesen anderen Bewerber so nie gab und bis heute nicht gibt. Und vermutlich war er wegen der Erfahrung einfach zu teuer.
 

Mipft

Aktives Mitglied
Ich habe heute, berufsbedingt, nach Stellenangeboten für Fachkraft Logistik hier bei mir in der Ecke gesucht. Da waren bei uns hier alleine 5 Seiten Stellenangebote im Umkreis von 10 km. Davon der geringste Teil von ZAFs. Auch die DB sucht doch deutschlandweit in den verschiedensten Bereichen. Und auch für die Sachbearbeitung im Export gibt es hier so viele Stellen.

Und Tobias hat recht. In unserem Alter ist es vermutlich zielführender den potentiellen AG anzurufen. Da bekommen beide Seiten schon ein Gefühl dafür, ob es passen könnte.
 

Logistiker 07

Neues Mitglied
@ Alle
Danke schon mal für die zahlreichen Rückantworten.

Leider habe ich nicht sofort Zeit auf alle Anregungen und Fragen einzugehen. Ich habe am Montag den Termin gehabt, das Angebot bekommen und zugesagt. Seit der letzten Tätigkeit war ich jetzt knapp drei Monaten zu Hause. Ursprünglich war davon die Rede, dass die Personalsitzung, die darüber entscheidet, ob ich zum Termin eingeladen werde, erst am Dienstag statt finden würde, aber die Sachbearbeiterin konnte selbständig am Personalrat der Stadt vorbeientscheiden und hatte mich am Montag früh eingeladen und fange bereits morgen an. Aber ist es nur eine Krankheitsvertretung bis Ende März oder länger je nach Genesung des Vertretenen

Heute will ich noch ein paar Bewerbungen verschicken, die ich noch nach dem alten Lebenslaufstand verschicken kann(gerade noch). Aber ab nächste Woche, muss ich Anschreiben und Lebenslauf umgestalten.

In der Nähe von Hamburg wohne ich nicht sondern südlich von Karlsruhe. Arbeitslosenquote ist in den Bezirken mit Kleinstädten und ländlicher Struktur um die 3,0 %, in den Mittelstädten(Rastatt, Baden-Baden, Offenburg) so 4,5 bis 6,0 %.

Das mit dem Zoll muss ich mir mal im Hinterkopf behalten. Nächste Standorte sind in Karlsruhe und Appenweier.

@ Traulicht
Auf deine Anregung werde ich auch noch mal zukommen, kann aber nächste Woche werden.

@ Tobias EA
Werde noch mal stärker darüber nachdenken.
 

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