Ob man für das Reisen eine Beziehung aufgeben sollte? Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann ist das nicht wirklich Deine Frage. Es geht wohl mehr darum, wie sich die Nähe eurer Beziehung während des Zusammenseins anfühlt und da hapert es wohl. Ok, wenn mich jemand ins Bierzelt locken und auf den Tischen zu deutschem Schlager tanzen lassen wollte, wäre meine Schmerzgrenze erheblich überschritten. Das wäre mir wohl erst ab 1,5 Promille möglich und dann nur sehr kurz. Also stellt sich tatsächlich die Frage, wieviel "Gemeinsamkeit" Du und er wirklich brauchen und da scheint tatsächlich eine erhebliche Diskrepanz vorhanden zu sein.
Dass Dir mehr nach Hotel und etwas Bequemlichkeit ist, kann ich auch gut nachvollziehen, aber das sind eben Deine und meine Vorlieben und müssen nicht seine sein. Wenn ich nur daran denke, wie viele tolle Übernachtungen man sich für den Preis eines Wohnmobils leisten kann! "Rechnen" tut sich das wohl nur sehr selten und die Begleiterscheinungen wie Parkplatzsuche, Abwasser, Bequemlichkeit, etc. sind wohl eher nicht auf der "Pro"-Seite der Argumentenliste zu finden.
Für mich wurde irgendwann immer wichtiger, dass ich mich nicht ständig dafür rechtfertigen will, dass ich so bin, wie ich bin und sein möchte. Wer klassische Musik nicht so liebt wie ich, der muss sie nicht lieben, aber sie/er sollte sie mir nicht vermiesen. Ein sehr profaner Satz hat mir oft zu denken gegeben: "Dinge, die man am Anfang aufregend findet, sind später nur noch Gründe, um sich aufzuregen". Ich wollte es nicht wahr haben, aber so ist es tatsächlich. Ich denke inzwischen auch, dass man auf die Dauer nicht alle Gegensätze überwinden kann, auch wenn die Toleranz noch so groß ist. Ich wünschte, ich wäre da in einigen Dingen toleranter, aber Wolfgang Petri versaut mir einfach die Laune mit Text und Ton.
Für mich habe ich lernen müssen, dass der Preis sehr hoch werden kann, sich immer wieder über etwas zu streiten, dass im Grunde nicht sein muss und nicht so wichtig sein sollte, es aber doch auf einer gefühlten Ebene ist. Manche Menschen agieren nach dem Leitsatz: "Sei so wie ich, dann kann ich Dich lieben". Also bist im Grunde Du dafür verantwortlich mit Deinem Verhalten und Deinen Wünschen. Und schon steht man wie ein sabberndes Kind vor dem Schaufenster der theoretischen Möglichkeiten und erliegt seinen Bedürfnissen und Hoffnungen, die all zu oft an den Grenzen der Protagonisten scheitern.
So schön es ist, wenn Du mit ihm zu einem Fußballspiel gehst, so sehr viel kann trotzdem auch ihm fehlen, weil es eben nicht Deins ist, Dich nicht wirklich begeistert. Mir ist das einmal bei einem Kinobesuch deutlich geworden, als ich mich auf den neuesten StarTrack-Film gefreut habe. Meine damalige Partnerin bekam ebenfalls glänzende Augen und es war ein toller Abend voller Leichtigkeit und Lust am Leben. Mit meiner vorherigen Partnerin war das nicht möglich. Ich ging alleine ins Kino. Ja, na und? Warum nicht alleine ins Kino, was ist schlimm daran? Stimmt, garnichts. Man kann wirklich nicht erwarten, dass dem Partner alles gefällt. Dann wären nur noch wenige Beziehungen sinnvoll oder überhaupt möglich.
Fazit: Du musst für Dich entscheiden, wie weise, tolerant und reif Du bist, um solche Klippen der fehlenden Nähe immer wieder zu umschiffen. Du musst Dir bewusst sein, dass Dich das Kraft kostet und weiter Kraft kosten wird und dass eine neue Partnerschaft die Problemchen vielleicht nur verlagert, aber nicht löst. Entscheidend ist: Kannst Du dazu zu 100% "Ja" sagen. 99% bedeutet "Nein".