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Selbstzerstrerischer Perfektionismus

S

Straighta

Gast
Hallo an alle
dieses Thema beschäftigt mich jetzt seit einigen Wochen (seitdem ich auf meiner neuen Schule bin), deshalb versuch ich mal, das hier auszuformulieren - es ist etwas lang geworden, aber es wäre nett, wenn ihr es euch trotzdem durchlesen würdet.

Ich besuche jetzt eine internationale Privatschule in Tbilisi, will dann später internationales Recht studieren und zur UN gehen. Mal so damit ihr wisst, wie ich mir das vorstelle - da ich grade Russisch lerne und mein Englisch ziemlich gut ist, dürfte das sogar alles so funktionieren. Schön und gut.

Die Schule ist auch okay, sehr kleine Kurse, das heißt, viel persönlicherer, auf den einzelnen Schüler eingehender Unterricht, sehr (!) freundliche Atmosphäre, tolle Lehrer und eine gute Gemeinschaft - eine absolute Verbesserung zu meiner Schule in Deutschland, in jeder Hinsicht.

Ich komme auch wunderbar mit, der Stoff ist sehr leicht und trotz Sprachbarriere halbwegs verständlich (ich komme theoretisch besser damit klar als viele meiner Klassenkameraden) - es ist perfekt.

So weit, so gut.

Mein Problem: seitdem ich diese Schule besuche, sind meine ohnehin schon starken Depressionen noch weiter angestiegen. Ich hasse diese Schule, ich muss mich jeden Morgen zwingen, dorthin zu gehen. Es ist nichts Spezielles, einfach Angst und Überforderung.

Dafür gibt es keinen Grund - ein gutes Beispiel ist zum Beispiel Biologie. Bis jetzt habe ich in allen Überprüfungen die Bestnote, mein Lehrer hat mich schon beiseite genommen und mir gesagt, was für eine gute Schülerin ich bin, dass er so viel Gewissenhaftigkeit und Zielstrebigkeit seit Jahren nicht gesehen hätte.

Trotzdem habe ich große Angst, meine Leistungen könnten nicht genügen. Ich würde etwas verpassen, den Anforderungen nicht gerecht werden, mein Pensum nicht erfüllen. Je besser ich bin, desto größer ist der Druck, noch besser zu sein. Dieser Perfektionismus treibt mich langsam in den Wahnsinn, ich stehe immer kurz davor, in Tränen auszubrechen, frage mich immer nur, ob ich noch Hausaufgaben aufhabe, ob ich alles so gut wie möglich erledigt hab etc...

Ich weiß, dass es dazu keinen Grund gibt. Ich bin eine gute Schülerin (und ja, eine Streberin, das weiß ich), und ich werde auch von meinen Eltern unterstützt, die keine Glanzleistungen von mir erwarten, da also etwas lockerer sind.

Trotzdem treibt mein Perfektionismus, die Versagensängste und der Druck, dem ich mich selbst aussetze, mich langsam auf einen Nervenzusammenbruch zu - ich denke jeden Tag an Suizid als Möglichkeit, dem endlich ein Ende zu setzen. Das war trotz Depressionen vorher nicht der Fall - im Gegenteil, in eigentlich jedem Bereich meines Lebens lief damals etwas schief, aber ich war zufrieden - nicht glücklich, hatte Depressionen und sah im Leben keinen Sinn, aber ich war zufrieden. Warum ist das nicht mehr so? Was soll ich jetzt tun?

Hinzu kommen die Schuldgefühle - ich weiß, dass ich undankbar bin. Ich komme aus einem stabilen sozialen Umfeld, habe eine intakte Familie, bin gesund, intelligent und habe Zugang zu allem, was man zum Leben braucht, plus dem ganzen unnötigen Schnickschnack. Ich besuche eine gute Schule und bin in vielerlei Hinsicht privilegiert - warum trotzdem diese Unzufriedenheit? Warum bin ich so undankbar und weiß das alles nicht zu würdigen?

Ich verzweifle wirklich und weiß nicht mehr, wie ich die folgenden zwei Jahre aushalten soll - an mein Berufsleben will ich mal gar nicht denken.
Weiß vielleicht jemand Rat?

LG Straighta

Edit: Ich frage mich gerade... ist das jetzt ''Ich'' oder ''Schule''? Hm, da ich der Ursprung des Problems bin, wohl eher ''Ich''.

Edit II: Seht ihr das? Dieser Perfektionismus, dieser verdammte? Ich habe immer Angst davor, dass mein Handeln als nachlässig oder gedankenlos wahrgenommen werden könnte, ich füge sogar nachträglich eine Erklärung hinzu, warum ich den Thread in diese Topic gepackt habe... das ist wie ein Zwang, ich kann nicht anders.
Wenn bei meinen Beiträgen ein ''geändert'' drunter steht, hab ich meistens einen einzelnen Rechtschreibfehler korrigiert. Gerade macht es mich wahnsinnig, dass ich das ''ö'' im Titel nicht nachträglich einfügen kann.
Das ist doch krank! :<
 
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Hallo Straighta,

zunächst einmal: ich denke ich verstehe dich sehr gut...

vielleicht wäre es mal interessant woher dieser Pefektionismus kommt? Dann weiß man evtl. wo man ansetzen kann oder versteht sich selbst einfach mal besser (--> man hat nicht unbedingt das Gefühl "daran Schuld zu sein")

Wie schauts mit deinem Selbstwertgefühl aus? Wahscheinlich nicht so umwerfend vermute ich mal?!? (Entschuldige falls ich falsch liegen sollte)

Bist du in Therapie wegen der Depression?

Liebe Grüße
Ergo

P.S. Das mit dem "ändern" der Beiträge ist bei mir aber auch ähnlich, da bist du nicht alleine 😉
 
Hallo Ergo

ja, ich hab da einiges, was der Grund sein könnte - ich wollte nur nicht zu viel auf einmal schreiben, was dann zusammenhangslos wird (ist es wahrscheinlich schon).

''Nach einer verbreiteten Theorie ist die zwanghafte Persönlichkeitsstörung oft Folge von unbehandeltem ADHS, da Betroffene ihre Desorganisiertheit häufig dadurch zu kompensieren versuchen, dass sie sich zur Ordentlichkeit und Strukturiertheit regelrecht zwingen, um mit ihrer Detail- und Planungsversessenheit Fehler und Misserfolge zu verhindern.'' (Wikipedia, Zwangsstörungen)

Ich leide zwar nur unter ADS und wurde auch den Großteil meines Lebens behandelt, aber als ich das gelesen habe, konnte ich das nur auf mich beziehen. Ich war früher ein sehr unstrukturierter Mensch, und in jeder Therapie hieß es vor allem, ich muss Ordnung und strukturiertes Arbeiten lernen.

Das habe ich getan, radikal, wahrscheinlich ist da ein Zusammenhang - ich arbeite übermäßig strukturiert, mache mir zig Pläne und Checklisten, bin zwanghaft detailversessen (bei einem Rechtschreibfehler muss ich mich immer zwingen, keine neue Seite anzufangen)... wahrscheinlich habe ich einfach verinnerlicht, dass Struktur sein muss. Und jetzt übertreibe ich es absolut, eben weil da diese Versagensängste sind. Das wäre (bzw. ist) meine These.

Und ja, mein Selbstwertgefühl ist nicht gerade hoch. Das glaubt niemand, da ich sehr selbstbewusst auftrete (und auch bin, ich weiß, was ich kann, und vertrete meine Meinung), aber von der Maske, hinter der sich Frust, Selbstunsicherheit und Angst verbergen, muss ich ja wohl niemandem hier erzählen...

Da sind noch ein paar mehr Punkte, die ich mit für meinen Perfektionismus verantwortlich mache, aber ich habe jetzt keine Zeit mehr, deshalb wird das wohl morgen folgen - nachdem ich es mir nochmal durch den Kopf habe gehen lassen.

Danke für deine Hilfe, Ergo.

LG Straighta
 
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