Selbstwertgefühl

Hallo ihr lieben,

ich bin weiblich und 21 Jahre alt, mir geht es psychisch zunehmend schlechter. Schon in meiner Kindheit habe ich nicht gerade viel gutes erlebt. Ich wurde viel alleine gelassen schon mit 5 Jahren, wurde geschlagen und habe gelernt immer meinen Mund in gewissen Situationen zu halten. Musste jede Schuld von meinem Bruder auf mich nehmen, seitdem nehme ich noch heute alles und jeden in den Schutz. In der Schule wurde mir immer vermittelt, dass ich es zu nichts bringen würde - ich studiere mittlerweile im 5. Semester. Trotzdem habe ich seitdem immer häufiger das Gefühl nichts wert zu sein. Meine Mutter hat vor 5 Jahren einen Mann kennengelernt, der einfach wirklich ganz schlimm ist. 2 Jahre habe ich alleine mit ihm gelebt, es war die absolute Hölle für mich. Da meine Mutter nie etwas davon hören möchte oder wollte, habe ich es nie erwähnt. Ich war ziemlich krank und habe 1 Jahr Ober starke Schmerzen geklagt, keiner in meinem Umfeld oder ein Arzt hat meine Beschwerden erst genommen, bis ich Not operiert werden musste. Ich habe mir eine Schutzmauer angefressen, bin nach außen sehr Selbstbewusst und vermittle jedem ein positives Selbstbild. Nur ich kann mich selbst nicht akzeptieren, ich ziehe mich immer mehr zurück, weil ich Angst habe andere Leute in meinem Umfeld zu enttäuschen, zu verletzen. Zeitgleich habe ich aber immer für jeden ein offenes Ohr und helfe wo ich nur kann, sobald ich aber doch den Mut finde - hört mir keiner zu. Das zeigt mir so sehr wie wenig ich wert bin. Ich habe ein so großes Herz wirklich, schenke jedem liebe, Aufmerksamkeit oder ein offenes Ohr. Aus Verzweiflung und weil ich mich häufig einsam fühle habe ich mich versucht mit Tinder Dates abzulenken was leider mein Bild von mir selbst nochmal komplett kaputt gemacht hat. Für viele bin ich einfach nur ein Objekt, ob für Sex oder zum Frust ablassen. Ich wurde zum Sex genötigt, wurde beleidigt aber ich habe dafür Verständnis - Vielleicht gab es ja irgendeinen Grund. Vor einem halben Jahr habe ich einen Mann kennengelernt, doch vor kurzem hat er mich von den einen auf den anderen Tag ignoriert. Jeder Versuch mit ihm zu reden ist gescheitert. Nur leider ist und war früher immer ein ignorierendes Verhalten meiner Familie ein Zeichen dafür, dass ich etwas falsch gemacht habe. Seit Jahren entschuldige ich mich für jede Kleinigkeit, obwohl es nicht mein Verschulden ist. Ich mache keinem Menschen einen Vorwurf, jeder wird seinen Grund für sein Verhalten haben ABER es zeigt mir zeitgleich das ich ja schon irgendwo der Grund sein muss.. ich weine seit Tagen so viel.

ich bedanke mich für das lesen & hoffe vielleicht auf Tipps?

liebe Grüße ❤

So wie du es beschreibst hängt immer noch ein großer Teil von dir in deiner Kindheit fest. Als das kleine Mädchen, das die Probleme und Launen anderer Menschen (deiner Eltern und deines Bruders) ausgleichen und auf sich nehmen musste. Um sich selbst zu schützen. In diesem Denk- und Gefühlsmuster steckst du auch heute noch fest wenn du versuchst, es anderen Recht zu machen. Nur bist du inzwischen erwachsen und für dich selbst verantwortlich, die Strategie von damals funktioniert nun nicht mehr... und den Mangel von Früher kannst du nicht mehr ausgleichen, du kannst nur lernen, das was geschehen ist zu akzeptieren und deinen Frieden damit zu schließen. Auch mit der Tatsache, dass du im Grunde immer allein warst. Auch wenn diese Erkenntnis traurig und schmerzhaft ist... nur so kannst du dich weiterentwickeln und deine Kindheitserfahrungen hinter dir lassen. Die Erfahrung, dass es zu nichts führt (außer zu einem Verlust von Selbstachtung), sich die Illussion von Nähe oder Liebe zu "erkaufen", hast du ja leider schon gemacht... was dir fehlt ist die Fähigkeit, dich vor Menschen zu schützen, die dir nicht gut tun. Und diese früh genug zu erkennen. Vielleicht magst du mal daran arbeiten...

Liebe Grüße!