Selbstverletzendes Verhalten in der Schule

Guten Morgen,
ich habe eine Frage, aber wenn es ok ist, versuche ich noch kurz, ein bisschen den Hintergrund zu erzählen, damit ihr mich besser versteht.

Ich ritze mich seit ca. einen guten halben Jahr. Irgendwann (noch relativ am Anfang) hat mein Klassenlehrer die Narben gesehen und wollte mit mir reden.
Eine andere Lehrerin hilft mir auch sehr und ich kann ihr auch sehr gut vertrauen.
Auf jeden Fall hat gestern nochmal ein Gespräch mit meinem Klassenlehrer stattgefunden. Unter anderem ging es auch um mein selbstverletzendes Verhalten. Er hat gesagt, dass ich alle Gegenstände, mit denen ich mich ritze, in einen Karton tun kann und ihm geben kann. Und er bewahrt ihn dann im Lehrerzimmer auf. Wenn ich den Karton wieder haben will, darf ich ihn auch sofort wieder haben.
So, aber jetzt zur eigentlichen Frage:
War jemand schonmal in der gleichen Situation?:

Ich ritze mich mit meinem Zirkel. Allerdings brauche ich bei den nächsten beiden Themen im Matheunterricht einen. Und das dauert nicht mehr lange. Ich habe ein bisschen Angst davor, auch wenn mein Lehrer dann mit meiner Mathelehrerin sprechen wird, wenn es soweit ist. Aber trotzdem habe ich ein bisschen Angst.
War jemand schonmal in der gleichen Situation, wo ihr Sachen, mit denen ihr euch ritzt, in die Schule mitnehmen solltet?
Ich hoffe, die Frage war so formuliert, dass ihr sie verstehen und vielleicht beantworten könnt. Ich würde mich sehr über ernstgemeinte Antworten freuen!!!

Liebe Grüße

Hallo,

deine Selbstverletzung scheint hier ganz gezielt ein Schrei nach Aufmerksamkeit zu sein. Wieso solltest du das sonst ausgerechnet mitten in der Schule vor den Augen aller Beiwohnenden mit deiner Zirkelspitze machen?

Tipp: Erziele Aufmerksamkeit durch positive Dinge. Wenn du z.B. die Rechenaufgabe fehlerfrei an der Tafel vorrechnen kannst, dann ist das eine gute Form der Aufmerksamkeit.

LG,
SFX

Hallo Livia,
am liebsten würde ich dich einmal kräftig durchschütteln und wachrütteln. Ich habe sowas mit 17 auch einmal in einer Aussnahmesituation gemacht, einmalig aber leider heftig. Heute bin ich längst über 30 und ich bereue dies zu tiefst, weil ich immer mal wieder dadurch stigmatisiert werde, auf Vorurteile treffe, etc. Auch ein böser Mann hat dies als Anlass genommen, um mir ganz ähnliche Narben zu verpassen und mich dahingehend weiter zu verstümmeln und der Stigmatisierung auszusetzen. Zwar habe ich lange Zeit diese Narben gar nicht mehr selbst wahr genommen und war überrascht, wenn sie jemand bemerkte. Aber nach der letzen Diskriminierung durch einen vorurteilsverhafteten Mann habe ich sie dann letztendlich übertätowieren lassen.
Ich kann dir nur emofehlen, dies sein zu lassen, denn es wird dich ggf. ein lebenlang begleiten. Du tust dir damit absolut keinen Gefallen.

Frage dich viel eher, warum du das tust und ob es dafür keine andere bessere Lösung gibt? Einen Sport zB. anzufangen, in dem du total gut wirst schafft ein viel wertvolleres Interesse an deiner Person. Tanzen, Judo, Skaten, Schwimmen.

Denke an die Livia in 10,20 Jahren. Sie wird dir sehr, sehr dankbar sein, wenn du heute achtsamer mit dir umgehst.

Hi!


Zwei Dinge fallen mir auf. Du schreibst, dass dich dein Klassenlehrer darauf angesprochen hat, als er die Verletzungen gesehen hat. Was du nirgends schreibst: Wissen deine Eltern davon? Wie reagieren die? Oder hat der Klassenlehrer sie gar nicht kontaktiert?

Und zweitens: Warum ritzt du dich? Die Frage ist vielleicht entscheidend. Denn wenn du den Drang hast, dann ist das Abgeben von Dingen, mit denen du dich verletzen kannst, zwar gut gemeint, aber eigentlich ohne Sinn. Wenn du bei einem Alkoholiker alle Flaschen weg schließt, wird er trotzdem irgendwie an Alkohol kommen. Und wenn dein Drang nach Selbstverletzung so heftig ist, wirst du dich auch immer mit irgendetwas verletzen können.

Daher ist eher die Frage: Wie bist du da rein gekommen? Was genau gibt es dir, von welchem anderen Schmerz lenkt es ab?

Ich gehe davon aus, dass du den Drang danach auch daheim hast, wenn du alleine bist? Oder ausschließlich in der Schule?

Alles Gute!

SFX meinte:

Hallo,

deine Selbstverletzung scheint hier ganz gezielt ein Schrei nach Aufmerksamkeit zu sein. Wieso solltest du das sonst ausgerechnet mitten in der Schule vor den Augen aller Beiwohnenden mit deiner Zirkelspitze machen?

Tipp: Erziele Aufmerksamkeit durch positive Dinge. Wenn du z.B. die Rechenaufgabe fehlerfrei an der Tafel vorrechnen kannst, dann ist das eine gute Form der Aufmerksamkeit.

LG,
SFX

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Hey, danke für deine Antwort. Nein, ich hatte nicht vor mich in der Schule vor den Augen aller Menschen zu Ritzen. Das würde ich nie im Leben machen. Ich versuche meine Depression auch so gut es geht zu verstecken und stelle mich in der Schule immer fröhlich. Okay, manchmal klappt es auch nicht, aber trotzdem wissen nur 2 meiner Freundinnen Bescheid, wie es mir geht. Und halt mein Lehrer. Aber nicht weil ich das wollte.
Mit dem Zirkel meine ich, dass es sicher ein komisches Gefühl ist, wenn man mit dem Gegenstand, mit dem man sich zuhause normalerweise jeden Tag ritzt, plötzlich in der Schule sitzt. Das muss doch komisch sein. Deswegen frage ich, ob jemand schonmal in so einer Situation war und mir von seinen Erfahrungen erzählen kann…
Aber trotzdem danke und viele Grüße!

Sadie02 meinte:

Hi!


Zwei Dinge fallen mir auf. Du schreibst, dass dich dein Klassenlehrer darauf angesprochen hat, als er die Verletzungen gesehen hat. Was du nirgends schreibst: Wissen deine Eltern davon? Wie reagieren die? Oder hat der Klassenlehrer sie gar nicht kontaktiert?

Und zweitens: Warum ritzt du dich? Die Frage ist vielleicht entscheidend. Denn wenn du den Drang hast, dann ist das Abgeben von Dingen, mit denen du dich verletzen kannst, zwar gut gemeint, aber eigentlich ohne Sinn. Wenn du bei einem Alkoholiker alle Flaschen weg schließt, wird er trotzdem irgendwie an Alkohol kommen. Und wenn dein Drang nach Selbstverletzung so heftig ist, wirst du dich auch immer mit irgendetwas verletzen können.

Daher ist eher die Frage: Wie bist du da rein gekommen? Was genau gibt es dir, von welchem anderen Schmerz lenkt es ab?

Ich gehe davon aus, dass du den Drang danach auch daheim hast, wenn du alleine bist? Oder ausschließlich in der Schule?

Alles Gute!

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Guten Morgen,
danke für deine liebe Antwort!
Also meine Eltern wussten vor ca. 4 Monaten Bescheid, aber jetzt denken sie, dass ich damit aufgehört habe, was auch lieber so bleiben soll. Damals hat meine Lehrer meine Eltern kontaktiert und auch zu einem Gespräch eingeladen. Die haben zurzeit genug Stress und ich habe auch noch 3 kleine Geschwister.
Also warum ich mich Ritze. Ist ne gute Frage. Mir gehts zurzeit wirklich nicht gut und nächste Woche bekomme ich auch endlich Antidepressiva und bald komme ich in die Klinik. Aber jetzt versuche ich halt den ganzen Druck und Stress mit dem Ritzen zu verringern.
Und nein, den Drang hatte ich noch nie oder nur ganz selten in der Schule. Auch wenn Schule sehr anstrengend gerade für mich ist und ich auch nicht immer den ganzen Tag schaffe, bin ich dennoch manchmal von meinen Freunden abgelenkt. Deswegen kommt es dort selten vor.
Nochmal danke und viele Grüße
Livia

Kintsugi meinte:

Hallo Livia,
am liebsten würde ich dich einmal kräftig durchschütteln und wachrütteln. Ich habe sowas mit 17 auch einmal in einer Aussnahmesituation gemacht, einmalig aber leider heftig. Heute bin ich längst über 30 und ich bereue dies zu tiefst, weil ich immer mal wieder dadurch stigmatisiert werde, auf Vorurteile treffe, etc. Auch ein böser Mann hat dies als Anlass genommen, um mir ganz ähnliche Narben zu verpassen und mich dahingehend weiter zu verstümmeln und der Stigmatisierung auszusetzen. Zwar habe ich lange Zeit diese Narben gar nicht mehr selbst wahr genommen und war überrascht, wenn sie jemand bemerkte. Aber nach der letzen Diskriminierung durch einen vorurteilsverhafteten Mann habe ich sie dann letztendlich übertätowieren lassen.
Ich kann dir nur emofehlen, dies sein zu lassen, denn es wird dich ggf. ein lebenlang begleiten. Du tust dir damit absolut keinen Gefallen.

Frage dich viel eher, warum du das tust und ob es dafür keine andere bessere Lösung gibt? Einen Sport zB. anzufangen, in dem du total gut wirst schafft ein viel wertvolleres Interesse an deiner Person. Tanzen, Judo, Skaten, Schwimmen.

Denke an die Livia in 10,20 Jahren. Sie wird dir sehr, sehr dankbar sein, wenn du heute achtsamer mit dir umgehst.

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Hallo und erstmal vielen vielen Dank!!
Vielen Dank, dass du deine Situation von früher beschrieben hast! Also ich weiß nicht genau wieso ich es mache, aber es hilft mir dann oft, mit meinem inneren Druck und Schmerz umzugehen.
Nächste Woche bekomme ich zum Glück auch Antidepressiva, ich hoffe dann geht es endlich bergauf.
Ich will selbst unbedingt mit dem Ritzen aufhören. Und wenn ich es gemacht habe, fühle ich mich ca. 5 Minuten danach so schlecht, dass ich sogar ganz oft weine.
nochmal danke und liebe Grüße
Livia

Hi Livia Fine!

Ich glaube, dann bist du auf einem ziemlich guten Weg. Du hast dir Hilfe geholt, du bekommst sehr bald Medikamente. Klar, das sind auch keine Wunderpillen, aber vielleicht helfen sie dir, dass der Druck, sich zu ritzen weniger wird und dir es auch insgesamt etwas besser geht. Dazu die Klinik.
Das sind gute Chancen, dass es besser wird.

Und es ehrt dich total, dass du deine Eltern da entlasten möchtest. Allerdings hast du Unterstützung auch dann verdient, wenn du die Älteste bist.

Ich wünsche dir, dass du das in den griff bekommst und es dir bald so viel besser geht, dass das Ritzen gar nicht mehr "nötig" ist.

Alles Gute!

LiviaFine meinte:

Hallo und erstmal vielen vielen Dank!!
Vielen Dank, dass du deine Situation von früher beschrieben hast! Also ich weiß nicht genau wieso ich es mache, aber es hilft mir dann oft, mit meinem inneren Druck und Schmerz umzugehen.
Nächste Woche bekomme ich zum Glück auch Antidepressiva, ich hoffe dann geht es endlich bergauf.
Ich will selbst unbedingt mit dem Ritzen aufhören. Und wenn ich es gemacht habe, fühle ich mich ca. 5 Minuten danach so schlecht, dass ich sogar ganz oft weine.
nochmal danke und liebe Grüße
Livia

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Sehr gern.
Du schaffst das, glaube an dich und an dein Ich in ein paar Jahren. Mit Unterstützung wird es dir bestimmt auch bald besser gehen. Ich wünsche dir alles Gute!

Sadie02 meinte:

Hi Livia Fine!

Ich glaube, dann bist du auf einem ziemlich guten Weg. Du hast dir Hilfe geholt, du bekommst sehr bald Medikamente. Klar, das sind auch keine Wunderpillen, aber vielleicht helfen sie dir, dass der Druck, sich zu ritzen weniger wird und dir es auch insgesamt etwas besser geht. Dazu die Klinik.
Das sind gute Chancen, dass es besser wird.

Und es ehrt dich total, dass du deine Eltern da entlasten möchtest. Allerdings hast du Unterstützung auch dann verdient, wenn du die Älteste bist.

Ich wünsche dir, dass du das in den griff bekommst und es dir bald so viel besser geht, dass das Ritzen gar nicht mehr "nötig" ist.

Alles Gute!

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Vielen Dank!