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Schuldgefühle....

Ely02

Mitglied
Hello people...

Es würde mich nicht wundern, wenn das hier am Ende keiner liest, weil es wahrscheinlich ziemlich lang wird, aber ich muss mich einfach mal irgenwie mitteilen, weil in meinem Kopf so viele Gedanken rumschwirren und ich immer alles runterschlucke und langsam kann ich das nicht mehr alles in mir drin behalten.

Die Sache ist, dass mein Leben in den letzten zwei Jahren eine komplette Kehrtwendung gemacht hat. Nach außen hin: alles super, keine offensichtlichen Probleme. Aber in mir drin sieht es anders aus und ich komme einfach immer weniger mit allem klar.

Ob das jetzt der genaue Auslöser ist, keine Ahnung, aber es fing so an: ich habe einen älteren Bruder (ich bin 17, er ist 20) und wir standen uns immer sehr nahe und ich habe immer den größten Teil meiner Zeit mit ihm und seinem Freundeskreis verbracht. Wir waren jahrelang eine Gruppe von sechs bzw. sieben Leuten, ich war der jüngste. Ich hatte immer diesen festen Freundeskreis, wobei ich meinem Bruder und einem Mädchen aus unserer Gruppe immer am nächsten stand und das waren sozusagen die beiden Menschen, denen ich zu 100% vertraut habe und die einfach immer da waren.
Das hat sich dann vor zwei Jahren geändert, weil mein Bruder und die anderen Abi gemacht haben und erstmal nur noch ich und die eine Freundin (nennen wir sie Kay) übrig blieben. Mein Bruder ist zum Studieren weggezogen und die anderen haben sich auch so zerstreut und ich musste mich erst daran gewöhnen, dass wir uns alle nicht mehr regelmäßig sehen können. Anfangs kam ich damit zurecht, weil Kay noch da war. Das hat sich dann aber auch geändert, weil sie dann irgendwann anfing, sich von mir zu distanzieren. Ich weiß nicht, warum oder was ich getan habe, sie hat einfach von sich aus keine Treffen oder Unterhaltungen mehr initiiert und ich habe dann auch irgendwann aufgehört weil ich nicht damit klar kam, auf etwas zu warten, was nicht mehr passiert.

Das letzte Schuljahr über war ich dann eigentlich komplett alleine. Ich bin kein kompletter Außenseiter oder so, ich habe auch einige Bekannte und bin mit den Leuten in der Schule weitestgehend gut klar gekommen. Aber ich hatte keine richtigen engen Freunde mehr.

Dazu kam dann, dass sich das Verhältnis zwischen meinem Bruder und mir irgendwie verändert hat. Ich hatte immer öfter das Gefühl, dass er nicht mit mir reden will oder genervt von mir ist. Irgendwann habe ich ihn dann gefragt, ob ich etwas falsch gemacht habe, und er schien dann erst recht angepisst und meinte "Es geht nicht immer nur um dich". Das ist ein halbes Jahr her, aber ich kriege diesen Satz nicht aus meinem Kopf.
Seit er das gesagt hat, denke ich, vielleicht ist genau das der Grund, warum mich alle verlassen haben. Weil ich selbstbezogen und egoistisch bin und zu viel Platz einnehme. Ich habe das früher nie so gemerkt, aber als der jüngste in der Familie hatte ich immer irgendwie einen Sonderstatus. Ich spekuliere hier nur, aber ich denke inzwischen, dass mein Bruder denkt, er müsste perfekt sein, weil er der ältere ist und von ihm immer erwartet wurde, vernünftig zu sein, während ich irgendwie immer verhätschelt wurde. Mein Bruder war immer der Vernünftige und er studiert jetzt Maschinenbau, während ich eher so der Träumer war und habe jetzt nach dem Abi immer noch keinen wirklichen Plan, was ich eigentlich mit meinem Leben machen will.
Ich bin mir außerdem zu über 90% sicher, dass mein Bruder schwul ist, und wenn ich seine Andeutungen richtig interpretiert habe, dann will er nicht, dass unsere Eltern das wissen, weil ich schon nicht straight bin und er will es unserem Eltern nicht zumuten, zwei nicht heterosexuelle Kinder zu haben.
Ich glaube, ich habe ihm immer den Platz weggenommen und mich immer in den Vordergrund gedrängt, bzw. einfach akzeptiert, dass ich im Vordergrund war.

Meine Gefühle jetzt sind die Rache dafür. Ich hab mich jahrelang überall dazwischen gedrängt und jetzt bin ich alleine, weil alle genug von mir haben.

Ich komme mit den Schuldgefühlen nicht klar, aber anstatt aktiv etwas zu ändern, ziehe ich mich einfach immer mehr zurück und versuche, die Gefühle zu betäuben, weil ich nicht mit ihnen umgehen kann.

Ich will einfach nur noch verschwinden. Ich will nicht mehr fühlen müssen. Ich will nicht mehr alleine sein.

Ich will ja etwas ändern und es wieder gut machen, aber ich weiß nicht, wie. Ich merke ja, dass ich immer noch alles auf mich beziehe. Ich beginne jeden zweiten Satz mit "Ich". Es geht immer nur um mich und wie ich mich fühle und ich habe einfach nicht genug Einfühlungsvermögen um meine Fehler wieder gutzumachen.



 

Alopecia

Aktives Mitglied
selbsterkenntnis is doch so ziemlich der schwerste und wichtigste schritt, um was zu ändern.

ich würde aber zu behaupten wagen, dass du das alleine nicht schaffen wirst. deutest du ja schon an. da hilft im zweifelsfall nur eine (verhaltens-) therapie oder ähnliches. und danach würde ich mich umsehen. es klingt ja nicht so, als wäre dir alles scheissegal udn du happy mit dem status quo, also musst du alles tun, um diesen zu ändern.

viel glück!
 
G

GrayBear

Gast
Hallo Ely02,

geh mal nicht zu hart mit Dir ins Gericht. Ja, als "Jüngste" hat man einen Sonderstatus und gewöhnt sich vielleicht auch zu sehr an ihn, da mag was dran sein. Auf der anderen Seite sind dir scheinbar alle anderen immer eine Nasenlänge voraus, können und wissen manches besser und auch das kann ziemlich am eigenen Selbstwert kratzen. Sich immer beweisen und ein wenig "größer" machen zu müssen, um bei den anderen mitzuhalten, ist nicht so einfach.

Ob Deine Vermutungen über Deinen Bruder und seine Motivationen zutreffen ... who know´s? Vielleicht ist da was dran, vielleicht auch nicht. Nimm auch diesen Satz, dass sich nicht alles um Dich drehen muss, nicht ganz so ernst. Ja, es ist gut, dass Du nach spürst, was und wie viel an diesem Satz dran ist, aber ihn zu Deinem persönlichen Mantra zu machen, führt womöglich zu einem übertriebenen inneren Rückzug. Tu Dir das nicht an.

Zum "älter werden" gehört leider dazu, dass sich manche "Selbstverständlichkeiten" (Freunde treffen, mit einander abhängen, sich um manche Dinge nicht kümmern müssen, etc.) immer wieder ändern. Während Du bisher "Deine" Menschen jeden Tag gesehen hast, musst Du nun dafür "Aufwand" treiben, musst Dich darum kümmern, musst daran denken und entscheiden, was Dir wichtig ist. Es hört sich so "profan" an, ist es aber nicht. Deswegen ist es so wichtig, seine Entscheidungen bewusst und reflektiert zu treffen, denn DU bist immer mehr für sie verantwortlich und immer weniger Deine Umgebung.

In Deiner Altersphase verändert sich viel, inkl. Dir selbst. Das ist harte Arbeit und manchmal ganz sicher nicht "freiwillig". Lass Dir also selbst etwas Luft, verlange nicht, dass alles glatt läuft, denn das wird es nicht und ganz sicher bist nicht nur Du an allem schuld. Schuld ist sowieso ein völlig unvernünftiges und überholtes Denkkonzept, das nur eines bewirken soll: Dich zu etwas anzuhalten oder gar zu zwingen: "Hörst Du nicht auf mich, mag ich Dich nicht mehr und Du bist schuld!" Den guten, alten "Liebesentzug" gibt es in so vielen Varianten und alle hinterlassen Kratzer auf der Seele.

Du hast Dich "dazwischen gedrängt"? Ja hoffentlich! Schau Dir einen Wurf Katzen an und wie sich die süßen Dinger verhalten. Wer sich nicht auch ein wenig um sich kümmert, geht hungrig ins Bett. Für sich selbst einzustehen, ist eine sehr wichtige Fähigkeit und nichts Schlechtes. Aber man muss es steuern können, muss auch mal zurückstehen, und sich doch nicht immer beiseite drängen lassen, wenn andere das wollen. Jeder Mensch lebt von zeit zu Zeit auf Kosten von anderen. Wenn ich einen Job bekomme, bekommt diesen ein anderer nicht. Leider haben wir alle kein Zauberhemdchen, aus dem unendlich die Taler rieseln.

Du darfst Dich selbst wichtig nehmen. Manchmal darf es ausschließlich um Dich gehen, denn wer nichts annehmen kann, tut sich zumeist auch mit dem Geben schwer. Auch hier ist wichtig, dass Du diese Aspekte erkennst und herausfindest, was angemessen, sinnvoll und vielleicht auch notwendig ist. Sich andauernd einschüchtern und beiseite schubsen zu lassen, sammelt nirgends einen Topf voller Ehre und Glück an. Mal gewinnt man, mal verliert man. Beides muss man einstecken können.

Dein Wochenende liegt vor Dir. Tu was Gutes, gönne Dir etwas, das Spaß macht. Dann trage etwas für andere bei, hilf jemandem, rufe jemandem an. Sorge für eine bunte Mischung. Und gestehe Dir und anderen Fehler zu, denn die kannst Du nicht alle vermeiden. Auch Du hast verdient, freundlich behandelt zu werden und manchmal ist man der Einzige, der das gerade macht und wollen sollte.

Wie sagte meine Oma gerne: "Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist!"
 

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