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Scham

Hallo in die Runde,
ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich in meiner Therapie eine Erkenntnis hatte, die mich aus der Bahn wirft.
Ich habe mir einige Bücher dazu geschnappt, teils gelesen, teils beiseite gelegt, weil ich nicht mit den Lösungsmöglichkeiten zurecht kam.
Um es fachsprachlich zu sagen: ich bin mit meiner toxischen Scham identifiziert.
Was soll das jetzt heißen?
Das heißt, ich schäme mich quasi ununterbrochen für mich selbst und das eigentlich auch in allen Lebenslagen.

Na super!

Eigentlich wusste ich das ja irgendwie, aber es das erste Mal auszusprechen, auch noch vor einer anderen Person, der Therapeutin, das war einfach nochmal was anderes. Es dominiert nun mein ganzes Denken. Wie komme ich da nur raus, geht es überhaupt? Wer hat das verursacht oder was?
Okay, dazu habe ich einen großen Stapel antworten, mein Leben war und ist kein Ponyhof mit Glitzereinhörnern. Egoistische Eltern, massives Mobbing in der Schule, keine stabilen Freundschaften, verschiedene Traumata, blablabla... Kurzum Vertrauen in das Leben oder in Menschen is nich...

Und was sagen meine tollen Bücher beim Thema Scham. Du musst in die Verbindung gehen, empathische Beziehungen knüpfen. Oh man...

Die letzten Male, wo ich mich Menschen minimal geöffnet habe, wurde ich zutiefst beleidigt, bekam Mitleid und man hat sich abgewendet.

Meine Scham sagt mir, das sei ja klar, wer will schon von meinen besch... Erlebnissen hören? Die Leute wollen Sonnenscheinchen mit lustigem Smalltalk. Die fragt man nach ner Tasse Kaffee zusammen.

Ich hadere auch damit, ob ich selbstmitleidig bin. Klar, ich tu mir irgendwo leid, das will ich nicht leugnen, und es ist ein schmaler Grad zwischen Selbstmitleid und Selbstmitgefühl, finde ich. Und zu zweiterem habe ich den Zugang gänzlich verloren. Irgendwann habe ich gedacht, schon als Kind, ich muss das alles verdient haben, was schlecht läuft, warum sollte es sonst passieren? Gott hasst mich oder die Welt, war ich vielleicht Hitler im letzten Leben? (ja, okay mit 10 ist man manchmal zu dramatisch.)

Ich glaube auch, dass meine Hochsensibilität alles irgendwie verstärkt, den Schmerz über Geschehens, das Gefühl der Isolation, usw.


Hat denn sonst noch jemand Erfahrung mit Scham?
 

Hallo Schattenschirm,

schau mal hier: Scham. Hier findest du vielleicht was du suchst.

Du bist in einer Therapie - das ist gut. Die Fragen, die Du hier stellst, solltest Du primär erst einmal Deinem Therapeuten gegenüber stellen. Hier musst Du leider auch mit jeder möglichen Rückmeldung rechnen.

Dein Therapeut sollte Dein Reiseführer auf dem Weg sein. Wenn Du ihm vertrauen kannst, ist das schon die halbe Miete. Er sitzt auch nicht als Mensch da, der Dich bewertet. Einem guten Therapeuten solltest Du auch erzählen können, dass Du jeden Morgen rosa Elefanten am Himmel fliegen siehst und er wird Dich dafür nicht beurteilen.

Diese Beurteilung und die damit verbundene Angst, scheint, wenn ich Dich richtig verstanden habe, aus Dir selbst hervorzukommen. Vielleicht kannst Du den Therapeuten nicht als anderen Menschen sehen, sondern einfach nur als Dienstleister, der eine professionelle Leistung zu erbringen hat.

Nicht alle Menschen wollen oberflächlichen Smalltalk. Es gibt welche, die können sogar so gar nichts damit anfangen. Jeder ist anders und so wird auch die Reaktion von allen auf Deine Erfahrungen eine andere sein. Lasse die für Dich unschönen Erfahrungen nicht die positiven Dinge überblenden. Meist nimmt man die am lautesten wahr, die auch am lautesten im eigenen Ohr klingeln und die Bereiche treffen, in denen es ohnehin weh tut. Darüber läuft man manchmal Gefahr, die positiven, leiseren Stimmen zu überhören.

Scham ist allgegenwärtig, glaube ich. Auch Menschen, die weniger belastet sind, kennen Scham, wenn sie wissen, dass sie mit einer gesunden Handlungsweise länger gewartet haben. Aber als Bestandteil eines Systems ist es manchmal einfach sehr schwer, das System selbst zu erkennen und was es mit einem macht. Lass Dich nicht lähmen, durch Deine negativen Erfahrungen - oder anders ausgedrückt: Gestatte ihnen nicht länger Gewalt über Dich.

Weiter möchte ich nicht gehen, ich habe mich gerade schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Ich wünsche Dir alles Gute und drücke Dir die Daumen.
 
Hallo, es tut mir leid, dass es Dir so schlecht geht und Du eine schlimme Kindheit hattest, lieblose Eltern und schlechte Erfahrungen.

Wie lange bist Du schon in Therapie? Vieles, was uns früher grausame Eltern oder gemeine MitschülerInnen gesagt haben, ist erstmal tief in uns eingeprägt. Wir glauben es, weil wir nichts anderes kennen und auch wenn wir dann im Erwachsenenalter merken, dass das alles falsch ist und die Leute einfach nur bösartig waren, die sowas behauptet haben, ist man natürlich nicht automatisch geheilt.

Heilung ist ein Prozeß, oft ein langer Prozeß. Wichtig ist immer genau zu gucken, was Du denkst. Deine Gedanken prägen Deine Gefühle und ziehen Ereignisse in Dein Leben, die das widerspiegeln, was Du denkst (google mal nach "Gesetz der Resonanz" - da gibt es auch viele Bücher drüber und Youtube videos).

Wenn Du schlecht über Dich denkst bzw. das glaubst, was Menschen über Dich sagen, dann fühlst Du das auch genauso. Beobachte Deine Gedanken, schreibe sie auf. Analysiere sie und ersetze sie durch andere Gedanken. Das dauert, man muss es kontinuierlich tun, aber es kann irgendwann dann klappen.

Solche Themen sind etwas für eine Therapie, nicht für Menschen, die man noch nicht lange kennt. Natürlich kann man in Freundschaften, die einige Zeit schon Bestand haben, davon erzählen. Aber nicht sofort und vor allem sind Freunde keine TherapeutenInnen.

Was gibt es, was in Deinem Leben jetzt aktuell gut ist? Gibt es etwas Schönes, etwas, was Du magst?
 
Vielleicht fängst du damit an, dich nicht dafür zu schämen, dass du dich schämst. Die meisten Menschen schämen sich in den alltäglichsten Situationen für die normalsten Dinge. Sieh dich um. Die Person dort im Bus schämt sich vielleicht gerade für den Schweißfleck auf dem T-shirt. Die Dame an der Kassa grübelt vielleicht seit Tagen, weil sie was gesagt hat, was andere längst vergessen haben.
 
Hallo, es tut mir leid, dass es Dir so schlecht geht und Du eine schlimme Kindheit hattest, lieblose Eltern und schlechte Erfahrungen.
Danke für deine ausführliche Antwort. Ich habe eine lange tiefenpsychologische Therapie hinter mir, die diesen Knackpunkt nie erreicht hat, aber dennoch hilfreich war. Ich sehe meine Therapeutin noch sporadisch, als Sicherheitsnetz sozusagen.
Frish angefangen auf eigene Kosten habe ich eine Therapie mit Körperarbeit, hier kam die Erkenntnis mit der Scham, und eine Maltherapie, die sich zunächst mit meiner Angststörung beschäftigen soll.

Ich teile so tiefere Themen natürlich keinen neuen Bekanntschaften mit und auch die wenigen Freundschaften, die ich habe, belaste ich möglichst nicht mit meinen Problemen. Ich bin tendenziell eher verschlossen und schon immer mehr Therapeut und Seelsorger für andere.

Über Gesetz der Resonanz habe ich auch schon gelesen, das hat mich allerdings immer noch mehr zur Verzweiflung gebracht, weil es mein Gefühl verstärkt, dass alles meine Schuld ist und wäre ich ganz anders, mein Leben und das meiner Familie besser wäre.

Danke für's Zuhören!
 
Hm, erinnert mich ein bisschen an das Schamgefühl, das mich als Kind oft heimsuchte ... doofe Brille, alte Kleidung (eher arme Familie) usw. – im Rückblick würde ich sagen, dass ich völlig überschätzt habe, wie sehr andere auf mich bzw. auf Äußerlichkeiten achten.

Mein Tipp wäre, dass du vor allem auf das Gegengewicht zur Scham achtest und dass du das verstärkst. Bei mir war das ein realistischeres Selbstbild und später auch Selbstbewusstsein. Der Trick ist ja, dass man die Scham (oder andere negativen Gefühle) "internalisiert", d. h. sie in sich selbst wahrnimmt und nicht als von außen kommend – somit hat man dann auch die Möglichkeit, einen internen Mechanismus zu entwickeln, dieses Gefühl zu regulieren.

Erfordert natürlich Übung, aber das Versprachlichen ist ein wichtiger Schritt, weil nun aus den Emotionen etwas wird, mit dem der Verstand arbeiten kann – dass er das am Anfang etwas übertrieben tut, ist wohl normal, wie bei allen neuen Selbst-Erkenntnissen.
 
Ich glaube auch, dass meine Hochsensibilität alles irgendwie verstärkt, den Schmerz über Geschehens, das Gefühl der Isolation, usw.
Da sagst du was Wahres.
Ich bin auch sehr sensibel emotional und nehme vieles wahr (auch von mir selber)
Da leidet man um einiges mehr wie ein robuster, selbstsicherer Mensch.
Und leider kommen die negativen Emotionen stärker durch wie die positiven, ist so.
Scham ist jetzt bei mir nicht so ausgeprägt, es fokussiert sich eher auf das Gefühl....du bist nichts wert, du kannst nichts leisten, keiner mag dich usw.
Da spielen halt die Lebensereignisse eines jedem mit rein, beim einen dies, beim anderen jenes.
 
Da sagst du was Wahres.
Ich bin auch sehr sensibel emotional und nehme vieles wahr (auch von mir selber)
Da leidet man um einiges mehr wie ein robuster, selbstsicherer Mensch.
Und leider kommen die negativen Emotionen stärker durch wie die positiven, ist so.
Scham ist jetzt bei mir nicht so ausgeprägt, es fokussiert sich eher auf das Gefühl....du bist nichts wert, du kannst nichts leisten, keiner mag dich usw.
Da spielen halt die Lebensereignisse eines jedem mit rein, beim einen dies, beim anderen jenes.
Ich weiß nicht, ob das mit der Scham richtig rüberkommt bzw ich es gut erklärt habe. Es geht nicht darum, dass ich nicht gern unbekleidet bin (was ich auch nicht bin), sondern ich habe genau dieselben Gedanken, wie du sie genannt hast und realisiert, dass ich mich selbst für peinlich halte. Mein Aussehen, meine Art, mein Zuhause, meine berufliche Situation, das Verhalten meiner Kinder, etc etc.

Ich lebe in dem Glauben, dass ich schlecht bin, anders, unzureichend und möchte nur ungern Menschen gegenüber treten, weil ich das Gefühl habe, die sehen das genau so. Wobei ich ehrlich gesagt, noch nicht mal immer überlege, was andere jetzt denken, ich finde mich schlicht und einfach selber blöd. Du bist zu dick, deine Kleidung ist doch peinlich, siehste der/die mag dich nicht, da hast du wieder was Dummes gesagt, deinen Humor finden die Leute einfach doof und das weißt du, dein Gang ist komisch, dein Bauch steht vor, meine Güte, die Leute müssen sich doch denken, wie eklig du bist, dein Leben hast du auch schön vertan, keine Karriere, etc etc...
 
Vielleicht fängst du damit an, dich nicht dafür zu schämen, dass du dich schämst. Die meisten Menschen schämen sich in den alltäglichsten Situationen für die normalsten Dinge. Sieh dich um. Die Person dort im Bus schämt sich vielleicht gerade für den Schweißfleck auf dem T-shirt. Die Dame an der Kassa grübelt vielleicht seit Tagen, weil sie was gesagt hat, was andere längst vergessen haben.
Danke! Da hast du recht. Ich denke auch, ich sollte akzeptieren, dass ich mich eben für mich schäme. Das heißt ja nicht, dass sich das nie ändern wird, aber meine Gegenwehr ist auch nicht hilfreich.
 
ch lebe in dem Glauben, dass ich schlecht bin, anders, unzureichend und möchte nur ungern Menschen gegenüber treten, weil ich das Gefühl habe, die sehen das genau so. Wobei ich ehrlich gesagt, noch nicht mal immer überlege, was andere jetzt denken, ich finde mich schlicht und einfach selber blöd. Du bist zu dick, deine Kleidung ist doch peinlich, siehste der/die mag dich nicht, da hast du wieder was Dummes gesagt, deinen Humor finden die Leute einfach doof und das weißt du, dein Gang ist komisch, dein Bauch steht vor, meine Güte, die Leute müssen sich doch denken, wie eklig du bist, dein Leben hast du auch schön vertan, keine Karriere, etc etc...

Aber das sind doch keine Gedanken, die ursprünglich von Dir sind, denke ich. Die haben wirklich dumme und sehr gemeine menschen Dir eingeimpft und Du denkst jetzt, dass das deine Gedanken sind und das das die Realität ist.

Wer sagt Dir denn so einen Unfug immer?
 

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