hallo 🙂
vorweg : ich finde es toll, dass du sagst, dass arbeit zu einer beziehung dazu gehört, das sehen absolut nicht alle menschen heutzutage so, die meisten geben schon bei kleinigkeiten auf, werfen das handtuch oder denken sich einfach "ab zum nächsten".
dies kann man so machen, ich finde es aber schade, und wundere mich dann nicht, warum soviele menschen einfach nicht glücklich werden (weil sie so ein verhalten auch abseits von beziehungen dann zeigen).
in deinem konkreten fall bin ich allerdings der meinung, dass dein "änderungswunsch" über das hinausgeht, was als beziehungsarbeit gelten sollte.
ich nenne dir mal ein beispiel :
stell dir eine frau vor, die ständig party machen will. jeden 2. abend rausgehn, was trinken, disco, party, und so weiter. und ein kerl, der genau das gegenteil liebt. gemütlich zuhause sitzen, abend zu zweit, filme gucken, reden, über die welt diskutieren und so weiter.
passen diese zwei zusammen? du würdest jetzt sagen, dass die menschen alle unterschiedlich sind, und man daher sowieso an sich arbeiten und auf einander zugehen müsse (was, in gewissen grenzen, total richtig ist). das würde in diesem fall bedeuten, dass die frau weniger weggeht, um mit dem partner seine vorlieben zu teilen, und der mann öfters mal weggeht, um mit ihr party zu machen.
es ist tatsächlich nun möglich, dass beide hier etwas aus den jeweiligen unterschieden mitnehmen, d.h. der mann fängt an diesen teil des lebens zu geniessen, und die frau lernt auch die ruhe schätzen. verbogen hat sich hier keiner, es ist eher horizont erweiterung.
es ist aber genauso möglich, dass BEIDE nicht glücklich sind. er ist unglücklich, weil er party machen "muss", und er sich da total unwohl bei fühlt, und sie langweilt sich, vermisst es öfters auszugehen und so weiter. in so einem fall ergibt die beziehung keinen sinn, weil beide eher was negatives mitnehmen durch die veränderung, anstatt was positives. da hilft dann auch alle beziehungsarbeit nichts mehr - mit einem anderen, passenderen partner, wären beide glücklicher.
auf deine situation bezogen sehe ich das dann wiefolgt : du scheinst sehr gerne zu reden, bist ein extrem kommunikativer mensch (konnte man auch hier im thread sehen) - vielleicht sogar etwas überaktiv darin. dies ist aber eigentlich nicht falsch oder richtig, sondern es ist eben dein Ich. er ist genau das gegenteil. zieht sich eher zurück, will seine ruhe und macht probleme mit sich selbst aus. lustigerweise erinnert ihr beide mich an mich selbst, ich bin ein wenig wie du (rede extrem viel) und ein wenig wie er (probleme mache ich mit mir alleine aus, d.h. ich gehe auf tauchstation, antworte telefon nicht und so weiter)
nun sagst du, dass du an dir selbst arbeiten willst, ich kann dir aber sagen, dass es nur dazu führen wird, dass es dir schlecht geht. denn du bist ja nicht ohne grund so. den grund kenne ich natürlich nicht, er wird vermutlich schon in deiner kindheit entstanden sein (du sagst ja selbst, dass es schon "immer" so gewesen ist), und wenn ich ehrlich bin ist es auch kein fehler, oder etwas an dem du arbeiten müsstest.
ich verstehe dennoch, dass du es versuchen willst, aber ich würde an deiner stelle realistisch an die sache rangehen. zum einen kann es schon zu spät sein (so wie dein freund von "genervt" redet würde ich sagen, die chance besteht zumindest), aber selbst wenn nicht kann es sein dass du im laufe der zeit merkst, dass dieses "an dir arbeiten" zu einer veränderung führte, die für dich SELBST schlecht ist. und das darf es nicht sein - ansonsten ist nichts dagegen zu sagen.
nochwas als abschluss : ich habe das gefühl, dass du relativ instabil bist. du ruhst nicht in dir selbst, deine gedanken scheinen auch nicht zur ruhe zu kommen. vielleicht ist das auch der grund, warum du soviel redest. ich kenne diese situation gut, und neige (stark) zu selbstgesprächen, wenn ich alleine bin, und sonst rede ich auch extrem viel. ein partner, der davon genervt wäre, wäre nichts für mich, weil dies eben "mein kopf" ist.
ich hoffe, dass es bei dir nicht mit der vergangenheit (irgendwer erwähnte missbrauch u. ä. 🙁) zu tun hat. bist du noch in therapie? wenn ja, vielleicht kann dir ein therapeut helfen, zu ergründen warum du so extrem viel reden willst, und (irgendwer erwähnte dies auch) relativ wenig sensibel zu sein scheinst dafür, ob du andere damit nervst (im ersten moment dachte ich "ein wenig wie ein autist", aber dann hab ich den gedanken wieder verworfen, alleine schon deshalb weil ich ja nicht für irgendwelche diagnosen zuständig bin, aber auch aus anderen gründen). dir scheint aber auf jedenfall das feingefühl bzw die sensibilität ein wenig zu fehlen, sprich du erkennst nicht wann du besser schweigen solltest, oder welche themen vielleicht gerade nicht so passen (z.b. probleme zu bereden, wenn der partner schon selbst welche hat, etc). an all dem kannst du auf jedenfall arbeiten. würde ich auch eher tun als pauschal zu sagen "ich würde gerne weniger reden"