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Reue - was tun und wie leben?

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Ich verstehe eine Bindung zu einem Gott weniger als Unterwerfung, eher als Vertrauen darauf, "dass da schon jemand ist", der Acht auf die Menschen gibt. Es ist mir aber leider unmöglich, zu erkennen, wo denn tatsächlich irgendeine übergeordnete Macht Acht auf das Weltgeschehen gibt und bei vorhersehbaren Katastrophen eingreift. Kurzum, mir fehlt ein bisschen der Beweis - damit will ich aber nichts ausschließen. Nur, ich denke, zum Glauben kann man sich nicht zwingen, man muss vertrauen und das gelingt mir nicht. Was jedoch keinen Unterschied machen sollte in der Art und Weise, wie ich handle und mit anderen Menschen umgehe - Widerspruch in meinem Lebenslauf.
Das ist eine häufige Annahme, dass Gott alles Böse und auch alle Katastrophen verhindern sollte.
Tut Er es nicht, kommt der Gedanke auf, Er ist böse oder nicht fürsorglich, Er ist nicht liebevoll oder Er existiert nicht.

Dabei wird leicht folgendes übersehen: Er hat jede Menge Böses und auch Katastrophen bereits vereitelt. Lediglich haben wir das nicht bemerken können, weil das Böse und die Katastrophen nicht eingetroffen sind.

Beispiel: Der Bombenanschlag in Düsseldorf wurde im Vorfeld bereits verhindert, der Attentäter hatte sein Flugzeug in Ankara verpasst, weil er wegen Diebstahl verhaftet wurde, was wir alles nicht bemerkten, weil es keinen Bombenanschlag gab.

Trotzdem bleiben noch genug schlimme Krankheiten, Katastrophen oder schlechte Taten übrig. Ich denke, dass diese Situationen gut sind, um zu lernen, Erkenntnisse zu sammeln über gut und böse - auch im eigenen Leben. Ich denke auch, dass "sowas" zu dieser Welt gehört, wie die Nacht zum Tage. Wir neigen dazu zu überlegen, was Gott alles für uns tun soll. Aber wir denken nicht daran, was wir für Ihn tun könnten. Irgendwie sind wir Menschen unfair ...
 

weidebirke

Urgestein
Da ich mich auch gerade mit diesem Thema herumschlage, will ich Dir meine Gedanken dazu hier lassen.

Ich spreche sozusagen von beiden Seiten des Ufers, zum Einen, weil an mir etwas begangen wurde, was den anderen Menschen sehr reut und zum anderen, weil ich auch Schuld auf mich geladen habe, mit der ich im Moment auch nicht so recht umzugehen weiß.

Als "Opfer" kann ich Dir sagen, dass es nicht gut zu machen ist. Es ist geschehen und hat seine Folgen in meinem Leben hinterlassen, die durch nichts, was der "Täter" nun zu tun gedenkt, wieder weggehen. Die Folgen gehören nun mir. Ich muss damit umzugehen lernen. Ich bekomme zur Zeit auch Angebote von der anderen Seite zum Darübersprechen, erhalte "Es tut mir leid"-Botschaften. Die Gefühle dazu sind sehr ambivalent. Ich will diese Entschuldigungen nicht, will denjenigen auch nicht entlasten, ich kann die Entschuldigungen nicht annehmen. Ganz rational aber weiß ich, ich sollte zumindest honorieren, dass sich der andere dem stellt, nichts wegredet und anerkennt, was er getan hat.

Nun gibt es solche und solche Taten. Wir alle laden Schuld auf uns, mal mehr und mal weniger. Was Du getan hast, aus Hilflosigkeit und in Ermangelung der Möglichkeiten reiferen Verhaltens, tat ihr sicher sehr weh und hat auch seine Spuren in ihr hinterlassen. Ich bezweifele aber (ohne irgendetwas klein reden zu wollen), dass Dein Verhalten die Macht hatte, Leben zu zerstören. Ihr wart beide erwachsen, es gab kein Machtgefälle. Sie hat etwas erlebt, was wir alle kennen. Wenn es aber die Macht gehabt hätte, ihr Leben zu zerstören, dann, weil sie große Defizite hat, die nicht durch Dich verursacht wurden. Es ist ihre Aufgabe, damit zu leben und das Beste aus den Erfahrungen zu machen. Wir erleben alle Situationen, in denen Unrecht an uns begangen wird, in denen wir verletzt werden, in denen sich jemand nicht gut verhält. Das ist nicht schön, aber das ist Leben. Es ist ihre Verantwortung, nun etwas daraus zu machen. Daran zu wachsen. Wenn sie nicht daran wachsen kann, sondern daran krankt ("Leben zerstört"), dann ist das ihrs, nicht Deins. Ich entnehme Deinen Zeilen, dass die Interpretation "Leben zerstört" Deine Fantasie ist und eigentlich keine rationalen Grundlagen hat. Übrigens finde ich es auch von Deiner Therapeutin sehr unprofessionell eine solche Einschätzung vorzunehmen.

Und auch das Gefühl der Schuld ist Deins, damit musst Du nun etwas machen, davon kann sie Dich nicht entlasten. Übrigens auch keine anderen Stellvertreterdinger wie ehrenamtliche Arbeit, das hast Du gut erkannt. Du solltest das Gefühl nehmen und schauen, dass Du nicht wieder in so eine Situation kommst, Dich so zu verhalten. Indem Du auf Dich hörst und einem anderen Menschen nicht gestattest, Dich so zu bestimmen und über Dich zu verfügen. Wenn Dir das gelingt, dann hast Du auch etwas wieder gut gemacht, an Dir und an den Menschen, die Du nun nicht mehr verletzt (weil Du Dich nicht wieder so verhalten wirst). Darüber wirst Du Dir letztendlich auch verzeihen können, mal einen großen Fehler gemacht zu haben.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Wir alle laden Schuld auf uns, mal mehr und mal weniger.
Liebe weidebirke,

Du hast einen guten Beitrag geschrieben. Deine obige Aussage kann ich bestätigen. Nur stellt sich mir die Frage - und ich habe den Eindruck, dass die TE eben die gleiche Frage stellt: Wohin mit der Schuld? Wie werde ich sie los?

Bei Schuld fällt mir immer das Bild eines Läufers ein, der sich beim Marathonlauf Gewichte ans Bein bindet.
Sicherlich kann man das positiv sehen: Gewichte helfen, die Muskeln zu trainieren.
Jedoch scheint es mir zumindest einleuchtend zu sein, dass Gewichte eine hemmende Wirkung haben. Und nehmen die Gewichte zu, gelangt der Läufer an einen Punkt, wo aus dem Laufen ein Gehen wird und aus dem Gehen ein Stillstand. Die Kräfte sind verbraucht. Von daher wird die Frage "wie werde ich Schuld los?" auch bei dem einen oder anderen Menschen zur Existenzfrage.
 

AllTheWay

Mitglied
Da ich mich auch gerade mit diesem Thema herumschlage, will ich Dir meine Gedanken dazu hier lassen.

Ich spreche sozusagen von beiden Seiten des Ufers, zum Einen, weil an mir etwas begangen wurde, was den anderen Menschen sehr reut und zum anderen, weil ich auch Schuld auf mich geladen habe, mit der ich im Moment auch nicht so recht umzugehen weiß.

[...]
Und auch das Gefühl der Schuld ist Deins, damit musst Du nun etwas machen, davon kann sie Dich nicht entlasten. Übrigens auch keine anderen Stellvertreterdinger wie ehrenamtliche Arbeit, das hast Du gut erkannt. Du solltest das Gefühl nehmen und schauen, dass Du nicht wieder in so eine Situation kommst, Dich so zu verhalten. Indem Du auf Dich hörst und einem anderen Menschen nicht gestattest, Dich so zu bestimmen und über Dich zu verfügen. Wenn Dir das gelingt, dann hast Du auch etwas wieder gut gemacht, an Dir und an den Menschen, die Du nun nicht mehr verletzt (weil Du Dich nicht wieder so verhalten wirst). Darüber wirst Du Dir letztendlich auch verzeihen können, mal einen großen Fehler gemacht zu haben.
Hallo Weidebirke,

ich glaube, ich kann Deinen Worten einfach nur ein rießengroßes Dankeschön entgegnen - also: Vielen Dank!
Denn sie klingen so absolut vollständig und durchdacht.
 

AllTheWay

Mitglied
Das ist eine häufige Annahme, dass Gott alles Böse und auch alle Katastrophen verhindern sollte.
Tut Er es nicht, kommt der Gedanke auf, Er ist böse oder nicht fürsorglich, Er ist nicht liebevoll oder Er existiert nicht.

Dabei wird leicht folgendes übersehen: Er hat jede Menge Böses und auch Katastrophen bereits vereitelt. Lediglich haben wir das nicht bemerken können, weil das Böse und die Katastrophen nicht eingetroffen sind.

Beispiel: Der Bombenanschlag in Düsseldorf wurde im Vorfeld bereits verhindert, der Attentäter hatte sein Flugzeug in Ankara verpasst, weil er wegen Diebstahl verhaftet wurde, was wir alles nicht bemerkten, weil es keinen Bombenanschlag gab.

Trotzdem bleiben noch genug schlimme Krankheiten, Katastrophen oder schlechte Taten übrig. Ich denke, dass diese Situationen gut sind, um zu lernen, Erkenntnisse zu sammeln über gut und böse - auch im eigenen Leben. Ich denke auch, dass "sowas" zu dieser Welt gehört, wie die Nacht zum Tage. Wir neigen dazu zu überlegen, was Gott alles für uns tun soll. Aber wir denken nicht daran, was wir für Ihn tun könnten. Irgendwie sind wir Menschen unfair ...
Hallo Nordrheiner,

diese Diskussionen finde ich immer wieder spannend - und eigentlich bin ich nach wie vor offen, mich von der Annahme einer gott(ähnlichen) Existenz überzeugen zu lassen. Der Widerspruch, der mir immer wieder einfällt, ist, dass Gott als allmächtig erachtet wird. Wer Allmacht besitzt, der sollte dann aber doch auch tatsächlich alle Fäden in der Hand haben? ...aber vlt. wird das etwas zu "off topic".
Schönen Sonntag noch :)
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Nordrheiner,

diese Diskussionen finde ich immer wieder spannend - und eigentlich bin ich nach wie vor offen, mich von der Annahme einer gott(ähnlichen) Existenz überzeugen zu lassen. Der Widerspruch, der mir immer wieder einfällt, ist, dass Gott als allmächtig erachtet wird. Wer Allmacht besitzt, der sollte dann aber doch auch tatsächlich alle Fäden in der Hand haben? ...aber vlt. wird das etwas zu "off topic".
Schönen Sonntag noch :)
einerseits ist in Deinem Faden nichts "off Topic", was Du nicht besprochen haben möchtest. Oder wie siehst Du das, Weidebirke?

Andererseits steht nichts dagegen, Deine Frage / Dein Hinterfragen zu einem eigenen Thema zu machen.
Entweder ist es eine Art Hilferuf, so im Sinne "Hilfe, ich möchte etwas wissen" oder als Diskussionsthema im Gesellschaftsfaden. Und die Möglichkeit, Fragen per PN zu besprechen, gibt es ja auch noch.

Dir auch einen schönen Sonntagabend,
Nordrheiner
 

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