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Rat zu einer dysfunktionalen Familiensituation einer Freundin / Rat JA

vogel1210

Neues Mitglied
Werte Forumsmitglieder,


ich richte mich an euch mit der Bitte um etwas Rat. Ich möchte in diesem Fall gerne helfen, fühle mich aber initial etwas überfordert mit der Situation. Ich bin 21 und könnte an dieser Stelle etwas fremde Lebenserfahrung sehr, sehr gut gebrauchen… Nachfolgend möchte ich versuchen die Situation und die einhergehenden Komplikationen möglichst genau darzustellen.


Eine langjährige Freundin von mir erlebt zunehmende Probleme mit ihrer Mutter. Besagte Freundin ist jetzt gerade 17, macht ihr Abitur (mit hervorragenden Noten!) und lebt alleine mit ihrer Schwester (12) und ihrer Mutter.
Einen Teil der Konfrontationen habe ich über das Telefon miterlebt, einen Teil aus Erzählungen im Nachhinein mitbekommen. Kleinste Ungereimtheiten führen dazu, dass die Mutter extrem aufbraust und diesen Zustand an der Tochter auslässt. Ein paar Beispiele:



  • Ich habe am Telefon miterlebt, wie sie schreiend versucht hat die Zimmertür der Tochter einzutreten.
  • In der Vergangenheit hat sie mehrfach versucht die Tochter zu schlagen oder sie über Tage nicht mehr in die Wohnung gelassen.
  • Sie droht ihrer Tochter häufig damit wegen verschiedensten Dingen die Polizei zu rufen, die sie dann „in den Knast stecken würden“ (z.B. nicht richtig gefegt. Die Anrufe kommen aus offensichtlichen Gründen nie zustande)
  • In einer ähnlichen Putz-Problematik hat sie nun als Strafe den Hund der Tochter weggegeben.

Sobald sie sich bewusst wird, dass Außenstehende die Situation mitbekommen, ändert sich die Verhaltensweise innerhalb von Sekunden und die Mutter wird zu der freundlichsten Person, die man sich vorstellen kann. Das hält natürlich nicht lange, nachdem sie wieder allein sind.


Ich würde es mir nicht anmaßen eine Diagnose für eine psychische Erkrankung zu stellen, dennoch bin ich mir relativ sicher, dass dieses Verhalten ganz und gar nicht in den „ganz normalen Wahnsinn“ eines gesunden Menschen passt. Relevanter als das ist allerdings, dass ich merke, dass die Tochter zunehmend darunter leidet: Zu bestehenden Depressionen ist in letzter Zeit auch selbstverletzendes Verhalten gekommen. Über die Auswirkungen auf die kleine Schwester kann ich keine Aussage machen, nehme aber an, dass es ihr nicht besser gehen wird.


Zu ihrem Vater hat die Tochter losen Kontakt, dieser wohnt aber wohl weiter weg. Die Sorgerechts-Situation scheint in irgendeiner Weise kompliziert zu sein, darüber habe ich aber keine weitere Kenntnis. Zu ihm Umziehen möchte sie aktuell aufgrund des Abiturs und ihres Freundeskreises nicht. (Was ich durchaus nachvollziehen kann.)
Die Eltern der Mutter wohnen im selben Haus und unterstützende diese in ihrem Verhalten bedingungslos. Weitere Verwandte im ersten Grad sind mir nicht bekannt.


Vor einem halben Jahr habe ich schon einmal einen Besuch beim Jugendamt angeregt, dass scheint aber aus irgendeinem Grunde im Sande verlaufen zu sein. Die Tochter hat allerdings enorme Angst, dass sich rechtliche Mittel gegen sie wenden könnten. (Ich nehme an wegen der Polizei-Drohungen ihrer Mutter.)


Das verbleibende halbe Jahr bis zu Abitur ließe sich sicherlich irgendwie überbrücken, aber natürlich möchte ich ihr ungern zumuten ihr Abitur mit diesem zusätzlichen Stress machen zu müssen. Zumal es das Problem auch für ihre 12-Jährige Schwester natürlich nicht löst.


Vielleicht wisst ihr, welche Handhabe das Jugendamt hätte, die sich vielleicht mit der Problematik des Abiturs vereinbaren lassen. Bei einer erneuten Konsultation des JA würde ich ihr aktiver zur Seite stehen, als ich das beim letzten Mal getan habe. Oder habt ihr sonst Ideen dazu?

Vielen Dank im Voraus und viele Grüße!
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Eine 17jährige Abiturientin glaubt der Mutter, wenn diese sagt, dass sie "in den Knast muss, wenn sie nicht ordentlich putzt?" :confused:

Und aufgrund dieser "Androhung" geht sie nicht zum JA?

Hm...Hm...

Ich würde mich da raushalten, ehrlich gesagt.

Das Mädchen scheint mal Dampf ablassen zu wollen, aber nicht wirklich etas ändern. lass sie doch erstmal Abi machen.

(Ich finde, man sollte generell vorsichtig sein mit Hilfe, die so gar nicht erwünscht ist. Zudem kennst du die Lage dort nicht wirklich. Es steht dir nicht zu, so aus der Ferne eine Familie als "dysfunktional" abzuwerten.)
 
G

GrayBear

Gast
Hallo Vogel1210,

leider sind in einem solchen Fall Beweise wichtig. Die Mutter darf ihre 17-jährige Tochter nicht der Wohnung verweisen, aber wie beweist Deine Freundin, dass sie nicht abgehauen ist oder Dir nur etwas vor macht? Das Jugendamt und auch die Polizei müssen erst heraus finden, was in dieser Familie los ist. Wenn die Mutter es "geschickt" anstellt, dürfte das schwer sein.

Folgendes könnte helfen:
  1. Deine Freundin sollte ein Tagebuch führen, in dem sie mit Datum beschreibt, was so "vorgefallen" ist. Ein solches Tagebuch gilt zwar noch nicht als Beweis, aber es zeigt, dass Deine Freundin strukturiert vorgehen kann und es liefert Hinweise, denen man nachgehen kann, z.B. in dem man Nachbarn fragt, die das Geschrei vielleicht mitbekommen haben.
  2. Wenn die Großeltern mit im Haus wohnen, können auch sie bei einer Befragung durch das Jugendamt Hinweise liefern. Widersprüchliche Aussagen ergänzen dann das Gesamtbild.
  3. Kann Deine Freundin Aufnahmen mit ihrem Smartphone machen? Es stimmt schon: die eigene Mutter so übers Ohr zu hauen, ist nicht gerade die feine Art. Aber offenbar braucht auch die Mutter Hilfe.
  4. Auch wenn es schwer fällt: Deine Freundin muss sich ein Netzwerk aufbauen, damit nicht Aussage gegen Aussage steht. Sie könnte mit der VertrauenslehrerIn ihrer Schule sprechen, damit dort Informationen schon mal "vorhanden" sind. Das sind dann zwar keine "Zeugen", aber es wirkt glaubwürdiger.
  5. In aller Regel kennen auch andere Menschen ein solches Verhalten dieser Mutter. Wer so agiert, tut das auch bei anderer Gelegenheit. Gibt es Nachbarn oder Bekannte, die als Zeugen "brauchbar" wären?
  6. Denkbar wäre auch eine betreute Wohngruppe für Deine Freundin, aber dafür braucht es erst einmal einen solchen Platz in der Nähe und die Einsicht des Jugendamtes, dass diese Maßnahme notwendig ist und das kann dauern.

So eine Situation kann sehr belastend sein für alle Beteiligten. Da nicht "auszuticken" fällt sicher nicht leicht. Es sollte nicht noch mehr "zu Bruch" gehen, wenn das möglich wäre. Aber wie man das schaffen kann, ist mir auch nicht klar, zumal ja noch die 12-jährige Schwester auch noch da ist und sie sich vielleicht nicht traut, gegen ihre Mutter auszusagen.

Leider braucht es viel Geduld und "Stehvermögen", damit nicht alles noch schlimmer wird. Deshalb ist es nun wichtig, glaubwürdige "Belege" und Unterstützung zu bekommen.
 
G

Gelöscht 75067

Gast
Eine 17jährige Abiturientin glaubt der Mutter, wenn diese sagt, dass sie "in den Knast muss, wenn sie nicht ordentlich putzt?" :confused:

Und aufgrund dieser "Androhung" geht sie nicht zum JA?
Wenn von Klein auf Unsinn erzählt wird und man keine Vergleichsmöglichkeiten von Außen hat, ist es durchaus möglich, dass man den Quatsch durchaus glaubt.

Da kann ich aus Erfahrung sprechen. Meine Mutter erzählte mir auch zu allen Dingen (JC, alleine gehen, Ärzten, Psychologen) von klein auf die kreativsten Horrorgeschichten, die ich blöderweise für bare Münze nahm. (In der Kindesrolle vertraut man den Eltern halt, dass sie eigentlich am besten wissen wie die Welt funktioniert.) Erst im Nachhinein stellten sich sämtliche Horrorgeschichten als totalen Bullshit heraus.

Ob die Familie dysfunctional ist, kann man natürlich nicht so klar einschätzen. Jedenfalls scheint die Mutter ihr seelisch nicht gutzu tun. Wenn sie sich selbstverletzt, wäre der Gang zu einen Therapeuten der erste Schritt.
 

Farnmausi

Aktives Mitglied
... wenn die Kleine sich selber verletzt, wäre es gut wenn sie alleine (ohne Mutter) sich dem Hausarzt anvertrauen könnte. Der kann sie beratend weiter leiten.

Eine 17 - jährige braucht in so einem Fall jemanden der ihr zur Seite steht. Ein soziale Beratungsstelle wäre auch gut.

Farnmausi
 

Sisandra

Moderator
Google mal eueren Ort + Jugendberatungsstelle. Dorthin kann sich deine Freundin wenden und erst einmal beraten lassen. Solche Beratungen finden grundsätzlich anonym statt, was bedeutet, sie muss ihre persönlichen Daten nicht offenlegen.
 

vogel1210

Neues Mitglied
@Schroti:
Ihr ist durchaus klar, dass das Unsinn ist, aber Ängste kommen halt häufig nicht aus der Ratio. Ich nehme an, dass sie das so schon lange Zeit erzählt bekommt.
Ich kann dir versichern, dass ich mich da sehr gerne raushalten würde. Es liegt mir fern irgendjemandem abwerten zu wollen. Sicherlich gibt es in dieser Hinsicht verschiedene Meinungen, aber ich sehe mich nicht im Stande Gewaltanwendung in einer Familie als funktional zu bewerten.
Sie hat mich um Hilfe gebeten und es ist mir wichtig Verantwortung für die Menschen zu übernehmen, die mir nahe stehen.


@GrayBear:
Ich nehme an dass es vermutlich an eben diesen Beweisen beim ersten Mal gescheitert ist. Ich werde ihr deine Ideen nahelegen – ich denke das ist ein guter Weg um anzufangen!
Schwierig ist allerdings, dass sowas, wie du sagst, eine Weile dauern kann. Wenn sie in einem halben Jahr ihren Abschluss hat, eröffnen sich nochmal mehr Möglichkeiten, auch wenn sie dann noch nicht volljährig ist. Vielleicht finden wir für den Zeitraum auch eine Übergangslösung.
Vielen Dank, das hilft mir schon enorm weiter!


@Sil the evil Bitch
Das ist eben leider die Problematik. Der Gang zum Therapeuten ist sicherlich wichtig, ich werde das so anregen. Leider dauert eine Aufnahme bei einem Kinder- und Jugendtherapeuten in meiner Gegend gerne 8 Wochen und mehr.
Für die Versorgung der körperlichen Wunden bin ich gut qualifiziert – für die seelischen leider nicht. :/
Vielen Dank auch dir!


@Farnmausi
Vielen Dank für die Idee! Der HA kann sie dann möglicherweise auch an einen Facharzt/Therapeuten überweisen.
Ich bin sehr dankbar, dass sie einen relativ starken Freundeskreis hat. Nur redenden Menschen kann geholfen werden – Gott sei Dank sucht sie die Hilfe!


@Sisandra
Danke für den Tipp – das werde ich tun!


Großes Dankeschön für eure Antworten – ich denke ich habe nun einige Ansätze um sie zu unterstützen!
Viele Grüße!
 

Uri

Aktives Mitglied
In solchen Falle wäre eine Jugend-WG das Beste.
Wann wird sie 18? Ab 18 könnte es schwer werden.

Sie sollte zum Jugendamt gehen (sie muss keinen großen Streit mit der Mutter anfangen) und um Aufnahme in eine Jugend-WG bitten/beantragen, da ansonsten das Abitur gefährdet ist.

Eine andere schnelle Möglichkeit sehe ich nicht, da sie wegen dem Abi eine schnelle Lösung zum Frieden braucht.

Möglich wäre alternativ noch, wenn die Mutter die Tochter wieder rauswerfen will, dann den Willen der Mutter ernst zu nehmen und woanders unterzukommen (Freunde, WG-Zimmer) und dem Jugendamt mitzuteilen, dass sie rausgeworfen wurde und nun an Adresse XXX wohnhaft ist. Kindergeld ist auf eigenes Konto zu überweisen, ggf. Beistandsschaft wegen Unterhalt aktivieren. Am Besten, zur Klärung der Sachverhalte bezüglich der finanziellen Angelegenheiten dort persönlich vorsprechen. Entscheidend ist, dass sie rausgeworfen wurde.
 

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