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Professor beendet Betreuung der Arbeit - Probleme mit meiner Eigenständigkeit

solarmi

Neues Mitglied
Hallo


ich promoviere seit 5 Jahren an einem Fachgebiet an der Uni.
Meine Stelle endet in 2 Wochen und dann arbeite ich auf Teilzeit bei einem anderen Fachgebiet.
Der Professor ist sehr freundlich.
Die Kollegen sind super nett und hilfreich.


Zu Beginn meiner Stelle hatte mir mein Prof ein Thema gegeben und ich hatte mich sofort in die Literaturrecherche gestürzt.
Meine Programmierkenntnisse waren damals und sind heute immernoch relativ schlecht.
Ich habe relativ lange gebraucht um etwas zusammenzuprogrammieren und zu veröffentlichen.
Ich habe meine Stelle 2014 angefangen und 2016 und 2017 zwei Veröffentlichungen zusammen mit meinem Prof gemacht.
Ich haber immer versucht mich mit ihm zu treffen und habe auf Slides Ergebnisse zusammengetragen.


Ich bin ihm zu langsam.
Ich habe auch Schwierigkeiten mit meiner Nervosität.
Ich schaffe es nicht meine Mitte zu finden und gehe immer wieder extrem in die eine Richtung und dann extrem wieder in die andere Richtung.
Wenn jemand etwas von mir will, dann springe ich sofort auf und will es sofort erledigen.
Am Ende des Tages hatte ich mehrere Unterbrechungen und bin kaum zu meiner eigentlichen Forschungsarbeit gekommen.
Mit der Zeit hatte ich immer mehr Stress und ich bin nicht zur Ruhe gekommen.
Hin und wieder bin ich nicht auf meine Stundenzahl gekommen und das ist ihm aufgefallen.
Ich habe Schwierigkeiten mit meiner Selbsständigkeit.
Ich bin jemand den man eher in den hintern tretten muss.
Ich erwarte immer vom Prof, dass er mir sagt, wie ich etwas machen soll.


Ich habe auch Probleme mit meinem Selbstbewusstsein.
Ich bin sehr unsicher.
Ich mag mich selbst nicht und ich muss mich immer dazu zwingen etwas zu machen.
Ich schaffe es nicht mich durchzusetzen.


Vor einigen Wochen kam es dann zu einem Knall.
Ich habe auf meinem Laptop ein paar Ergebnisse gezeigt.
Ich hatte schon angefangen zu schreiben.
Ich hatte auch schon die Struktur der Arbeit mit ihm abgesprochen.
Dann ist er ausgerastet und hat mich aus dem Büro geworfen.
Er hat die Betreuung beendet.
Treffen zu meiner Arbeit wird es nicht mehr geben.
Er gibt mir die Möglichkeit die Arbeit bei ihm einzureichen, wenn ich sie fertig geschrieben habe.
Dann kann er ein paar Korrekturen machen.
Er ist unglaublich genervt von mir.
Ich bin jemand, der immer wieder nachfragt, ob ich etwas richtig mache.
Das gefällt ihm absolut nicht.
Und er will wirklich, dass ich Abstand von ihm halte.
Er hat zu mir gesagt, dass am Ende des Monats ich meinen Platz räumen muss.


Die anderen Kollegen arbeiten deutlich anders.
Sie reden nur dann mit ihm, wenn sie eine Idee haben woran sie arbeiten wollen.
Dann arbeiten sie ganz selbsständig und zeigen ihm am Ende die ferigen Ergebnisse in einer Veröffentlichung.
Alle Doktoranden bei ihm arbeiten ganz unabhängig.
Nur ich habe es nicht geschafft eigenständig zu arbeiten.


Ich habe jetzt nur noch die Möglichkeit meine Arbeit eigenständig zu Ende zu bringen.
Und davor habe ich Angst.
Ich habe zum Ende des Monats keinen PC mehr in der Uni (nur noch meinen privaten Laptop zu Hause).


Ich habe totalen Mist gebaut.
Ich habe mein Leben in ein totales Chaos gestürzt.
Ich weiß einfach nicht mehr wie es weitergehen soll.
 

*Moni*

Mitglied
Oh je.
Das tut mir leid.
Eine Promotion ist auch kein Pappenstiel.
In meinem näheren Umfeld gibt es eine paar Doktoren. :)
Selbstständigkeit ist schon sehr wichtig. Und der Professor ist da um ab und an ein paar Unstimmigkeiten zu klären oder neuen Input zu liefern wenn man fest hängt.
Nach 5 Jahren hat dein Doktorvater keine Lust mehr. Verstehe ich. Du solltest dir schnell klar darüber werden, ob du es alleine schaffen kannst oder ob du nicht lieber abbrichst und in die Berufswelt Vollzeit einsteigst.

Alles Gute
 
G

Gelöscht 60940

Gast
Nach 5 Jahren seinen "Schüler" immer wieder zur Selbstständigkeit erziehen zu müssen ist einfach auch anstrengend. Ich denke auch, dass es da mehr gab was du nicht erzählen möchtest, denn einfach "so" wird ihm die Hutschnur nicht geplatzt sein. Vorallem nicht nach so vielen Jahren.

Wenn jemand etwas von mir will, dann springe ich sofort auf und will es sofort erledigen.
Am Ende des Tages hatte ich mehrere Unterbrechungen und bin kaum zu meiner eigentlichen Forschungsarbeit gekommen.


Ich glaube hier liegt auch mit Pudels Kern. Es ist ja schön und gut, wenn man hilfsbereit ist, aber du opferst dich ja regelrecht auf - bis dahin, dass du deine eigenen Verantwortungen und Verpflichtunen vernachlässigst. Du hast keine Grenzen, sagst kein "Nein." Das musst du dringend lernen, "Nein" zu sagen.

Es ist ja auch noch nichts verloren, nur hast dich dein Prof nun aus dem schützenden Nest gestoßen, weil du nicht fliegen möchtest. Und dann muss man eben nachhelfen. Ich denke mal, dass es ihm auch nicht leicht gefallen sein muss.

Ich habe jetzt nur noch die Möglichkeit meine Arbeit eigenständig zu Ende zu bringen.
Und davor habe ich Angst.


Das gehört dazu. Erwachsen werden, selbstständig und eigenständig werden. Du möchtest Doktor in deinem Fachgebiet werden. Du MUSST eigenständig werden. Klar macht das einem Angst. Aber die Nestwärme muss man verlassen um erwachsen zu werden und auf sich selbst aufpassen zu lernen. Lern "Nein" zu sagen, wenn du damit dein eigenes Leben gefährdest, zeige Grenzen, geh auch mal Risiken ein.

Und setz dich nun hin und schreib. Mach dir einen Plan mit konkreten Zielsetzungen - Was muss geschrieben werden? Welche Lektüre benötigst du zu wann? Was kannst du zwischendrin erledigen? Was sind die Punkte, die du abarbeiten musst? Und dann schreibst du dir Deadlines - bis wann muss das oder das erledigt sein. Mir hilft da immer ein Whiteboard um das besser zu strukturieren, es reicht aber auch ein Zettel, den du dir vor deinen Schreibtisch hängst.

Und dann schreibst du. Du schreibst, machst Mittagspause, schreibst weiter, machst Abendessen, machst einen entspannten Abend, gehst schlafen, stehst auf, Frühstück, schreibst und so weiter.
Ganz einfache Regeln.

Struktur aufbauen
Struktur einhalten
 

SFX

Aktives Mitglied
Hallo,

ich, ich, ich, mein, mir, ich, ich, ich... ganze 46 Possesiv-/Personalpronomen der 1. Person Singular habe ich in deinem Beitrag gezählt! Das ist schon sehr ungewöhnlich.

Zu promovieren bedeutet eben, dass man selbstständig dazu in der Lage ist, Forschung auf einem bestimmten Gebiet zu betreiben. Sinn einer Promotion ist es nicht, dass dir andere Leute permanent Dinge vorkauen müssen.

Vielleicht ist eine Promotion einfach nichts für dich? Dein Doktorvater hat dich wohl aufgegeben und du musst deinen Arbeitsplatz verlassen. Theoretisch kannst du wohl auf eigene Faust weiter an deinem Promotionsthema festhalten, praktisch ist das jedoch der Rausschmiss. Ohne Rückhalt und Wohlwollen des Betreuers kannst du deine Promotion erfahrungsgemäß vergessen.

Du bleibst übrigens auch nur weiterhin immatrikuliert, wenn du ein berechtigtes Interesse an der Fortsetzung deiner Promotionsarbeit nachweisen kannst. Das könnte dein nächstes Problem werden.

Das tut mir sehr leid für dich. Gehe arbeiten und versuche es in ein paar Jahren noch einmal, wenn du hoffentlich reifer und selbstständiger geworden bist.

Liebe Grüße,
SFX
 
Ich habe genau dasselbe Problem. Ich promoviere zwar nicht, aber stecke einfach in meiner Ausbildung fest und komme nicht weiter; mir fehlt auch diese Eigenständigkeit.

Könnte es sein, dass bei dir auch die Angst dahinter steckt, Fehler zu machen, sich lächerlich zu machen, zu versagen? Hast du ev. eine Angststörung? Ich kann das absolut verstehen.

Eigenständigkeit ist schwer, wenn am Ende trotzdem ein anderer (in deinem Falle dein Doktorvater) die Arbeit bewertet, und wenn man von dieser Bewertung abhängig ist; sowohl für das berufliche Weiterkommen als auch emotional.

Okay, jetzt wohl etwas off-topic: Sowieso ist es heutzutage ein Problem, dass man Kinder schon in der Schule sich selbst überlässt. Kinder müssen geführt und betreut werden. Aber niemand will noch Verantwortung übernehmen. Das ist ein Riesenproblem für unsere Zukunft.
 

Kommentar

Aktives Mitglied
Okay, jetzt wohl etwas off-topic: Sowieso ist es heutzutage ein Problem, dass man Kinder schon in der Schule sich selbst überlässt. Kinder müssen geführt und betreut werden. Aber niemand will noch Verantwortung übernehmen. Das ist ein Riesenproblem für unsere Zukunft.
Dem muss ich widersprechen. Es ist vielmehr ein großes Problem, dass man Kinder nicht sich selbst überlässt. Dass man ihnen vorkaut, was sie wann wie zu machen haben. Das erstickt Kreativität, eigene Gedanken, Selbstvertrauen und Selbstständigkeit. Dadurch lernen Kinder, dass sie nichts alleine hinbekommen, sondern immer von anderen Leuten und deren Ratschlägen abhängig sind. Ein Kindergartenkind muss regelmäßig stundenlang alleine spielen können. Es muss lernen, sich selbst zu motivieren und sich selbst zu beschäftigen. Dann wird daraus ein Schulkind mit intrinsischer Motivation, das selbstständig Hausaufgaben machen kann und es wird später zu einem Studenten, der den ganzen Tag, über Jahre hinweg selbstständig arbeiten kann. Die Promotion ist dann in dieser Hinsicht kein Problem mehr.


Lieber TE,
gerade Selbstständigkeit und eigenständiges wissenschaftliches Arbeiten mit eigenen Ideen zeichnen einen Doktoranden aus. Darauf vertrauen auch zukünftige Arbeitgeber, denn diese Eigenschaften werden einem Dr. zugeordnet. Ich schließe mich den anderen an: Wahrscheinlich ist eine Promotion nicht das Richtige für Dich. Bringe sie zu einem baldigen Ende (5 Jahre sind lange genug) oder stürze Dich in das Berufsleben.

Alles Gute!
 
G

Gelöscht 71014

Gast
Eigenständigkeit ist schwer, wenn am Ende trotzdem ein anderer (in deinem Falle dein Doktorvater) die Arbeit bewertet, und wenn man von dieser Bewertung abhängig ist; sowohl für das berufliche Weiterkommen als auch emotional.

Okay, jetzt wohl etwas off-topic: Sowieso ist es heutzutage ein Problem, dass man Kinder schon in der Schule sich selbst überlässt. Kinder müssen geführt und betreut werden. Aber niemand will noch Verantwortung übernehmen. Das ist ein Riesenproblem für unsere Zukunft.
Eigenständigkeit muss man lernen - oftmals aus der Not heraus. Die Verantwortung kann man an Kinder locker auch mal -altersgerecht-abgeben. Sie müssen diese Grenze erreichen, auch, wenn sie sie mal überschreiten und scheitern. Im besten Fall lernen sie daraus.

Wir sprechen hier von einer erwachsenen Person, die angeleitet werden will - dem Bildungsabschluss nach aber in der Lage sein sollte, eigenverantwortlich zu handeln.
Von jedem 17 jährigen Lehrling wird erwartet, dass er selbständig handeln und denken kann, aber ein angehender Doktorand kann das nicht?
 

lilawelt

Aktives Mitglied
ganz ehrlich, dass ist geschmacksache.
ich würde trotzdem schon alleine wegen der Zeit fragen, ob du die wenigstens zuende schreiben darfst.
5 jahre gehen schneller um als man denkt, besonders in der forschung.
ist das eine promotion mit bestimmter anzahl an veröffentlichung?
wie viel material hast du um was zusammenzuschreiben?
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Vorab:
ich bin promoviert.
Und bevor ich das Ding abgegeben gebe, hat es KEINER, weder Betreuer noch KollegInnen noch Familie angesehen. Das ist wohl das andere Ende der beschriebenen Skala der Selbstständigkeit...insofern ist mein Blick auf den Entstehungsprozess wohl anders.
Was ich aber sagen kann:
eine Diss zeichnet sich eigentlich vor allem durch eines aus:
der Doktorand hat recht. Einfach weil es seine Arbeit, seine Forschung ist. Klar stützt man sich methodisch oder inhaltlich auf das, was VORHER war, aber die Diss ist die Weiterentwicklung, der ganz persönliche style.
Wieso muss man da ständig nachfragen, ob es "richtig" ist? Man führt gerne Fachgespräche um Lücken zu füllen, ich habe mich deswegen z.B. auch oft in Veranstaltungen von Kollegen rein gesetzt.

Du darfst die Diss doch zu Ende schreiben.
Und sie ihm dann geben, er hat das Betreuungsverhältnis nicht gekündigt (was er hätte machen können). Aber er will nikht mehr mit Dir zusammen arbeiten. Vielleicht ist das Dein Weckruf.
Normal promoviert man auch, um Wissenschaftler zu werden. Die Diss ist ja sozusagen das Meisterstück in einer Disziplin, alles darunter sind "nur" Akademiker, keine Wissenschaftler. Aber der Beruf des Wissenschaftlers zeichnet sich durch Kreativität und vor allem SELBSTSTÄNDIGKEIT aus.

Überlege, ob das der richtige Job langfristig für Dich ist oder ob Du nicht einfach im Studienjob an sich arbeiten möchtest.

Und letzter Aspekt:
Du bist aufgrund des Wissenschaftszeitgesetzes wohl sowieso raus.
Schafft man es nicht, innerhalb von sechs Jahren zu promovieren, darf man von der Uni nicht mehr auf eine Planstelle eingestellt werden, sondern nur noch über Drittmittelprojekte.
Vielleicht ist auch das bei Dir der Hintergrund. Eine Weiterbeschäftigung geht verwaltungstechnisch einfach nicht mehr.


frage:

Vor einigen Wochen kam es dann zu einem Knall.
Ich habe auf meinem Laptop ein paar Ergebnisse gezeigt.
Ich hatte schon angefangen zu schreiben.
Ich hatte auch schon die Struktur der Arbeit mit ihm abgesprochen.

Findest Du das denn passend für 5 Jahre? Was für ein Doktor ist das,
so in 2 - 4 Jahren kann man doch eigentlich durch sein.... weißt Du, jede Dissertation wird abgebrochen, man muss halt den Zeitpunkt erwischen, dass es rund ist. Oder hast Du noch gar nicht angefangen zu schreiben, sondern nur "Struktur"?
Das ist dann vielleicht wirklich etwas wenig (?)
 
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