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Problem mit dem „Ich“

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XYZ1987

Gast
Hallo zusammen

Mein Problem ist wissenschaftlich, philosophischer Natur. Es geht um das Bewusstsein und das Ich.

Ich habe (da mich dieses Problem schon lange plagt) schon sehr viel Recherche dazu gemacht. Bin aber leider zu keine Lösung gekommen, bzw. alles was ich fand deutet darauf hin, dass es kein zeitüberdauerndes „ich“ gibt.

Also von vorne die Frage:
Bin ich mein Leben lang die gleiche, also gibt es ein zeitüberdauerndes Ich (zumindest bis zum Tod meines Körpers). Falls nicht, dann sehe ich nicht warum ich meine Zukunft planen soll. Selbst die nächste Stunde, wenn das ja dann nicht mehr ich bin. Klingt erst mal sehr komisch, aber logisch gefolgert komme ich immer auf das.

Wenn ich sagen würde „ich bin mein Gehirn als Ganzes (mit seinen Erinnerungen, Erfahrungen etc.)“…

…Dann könnte ich das an der Materie festmachen, aber auch Gehirnzellen sterben ab, erneuern sich etc.
Analog mein Fahrad könnte ich ein Einzelteil ersetzen und sagen, es ist noch das gleiche Fahrrad. Aber das könnte ich so lange machen, bis ich alle Teile ausgewechselt habe, und aus den alten das urprüngliche wieder zusammensetzen. Welches ist jetzt das erste Fahrrad?

… Ich könnte es an meinen Erinnerungen festmachen, aber es kommt ja ständig neues hinzu umd vieles wird vergessen.

… ich kann es bei meinem Bewusstsein festmachen. (Was für mich auch ganz klar das plausibelste ist). Ich bin diejenige, die die verschiedenen Impulse, Gefühle, Gedanken wahrnimmt.

dann folgendes
- Split brain patienten haben bei der Trennung der beiden Gehirnhälften zwei separate Bewusstseine erzeugt. Wie kann dann das vorher ein klares „ich“ gewesen sein, wenn daraus 2 entstehen. Rettungsversuch:
Man könnte sagen, beide Bewusstsein sind die selben wie davor bis zur Trennung sind sie identisch, dann zwei nicht identisch aber zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit identisch mit dem Ursprung.
- Man könnte aber auch 2 Gehirne verbinden (siehe Christof Koch IIT Bewusstsein). Es wird stark davon ausgegangen, dass dies möglich ist und dass dann nicht mehr zwei Bewusstsein verhanden wären sondern 1. Und welches von den beiden wäre es dann? Oder ein neues? dann wären aber dir beiden davor tot?

Ich habe weder eine Split brain Operation hinter mir, noch vor mein Gehirn mit anderen zu verbinden… Doch diese Beispiele haben mir gezeigt, dass man nicht einfach sagen kann, da ist ein „konstanter“ Beobachter in meinem System, da sich das System ändern kann.
 
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XXXXXGuest

Gast
Hallo zusammen

Mein Problem ist wissenschaftlich, philosophischer Natur. Es geht um das Bewusstsein und das Ich.

Ich habe (da mich dieses Problem schon lange plagt) schon sehr viel Recherche dazu gemacht. Bin aber leider zu keine Lösung gekommen, bzw. alles was ich fand deutet darauf hin, dass es kein zeitüberdauerndes „ich“ gibt.

Also von vorne die Frage:
Bin ich mein Leben lang die gleiche, also gibt es ein zeitüberdauerndes Ich (zumindest bis zum Tod meines Körpers). Falls nicht, dann sehe ich nicht warum ich meine Zukunft planen soll. Selbst die nächste Stunde, wenn das ja dann nicht mehr ich bin. Klingt erst mal sehr komisch, aber logisch gefolgert komme ich immer auf das.

Wenn ich sagen würde „ich bin mein Gehirn als Ganzes (mit seinen Erinnerungen, Erfahrungen etc.)“…

…Dann könnte ich das an der Materie festmachen, aber auch Gehirnzellen sterben ab, erneuern sich etc.
Analog mein Fahrad könnte ich ein Einzelteil ersetzen und sagen, es ist noch das gleiche Fahrrad. Aber das könnte ich so lange machen, bis ich alle Teile ausgewechselt habe, und aus den alten das urprüngliche wieder zusammensetzen. Welches ist jetzt das erste Fahrrad?

… Ich könnte es an meinen Erinnerungen festmachen, aber es kommt ja ständig neues hinzu umd vieles wird vergessen.

… ich kann es bei meinem Bewusstsein festmachen. (Was für mich auch ganz klar das plausibelste ist). Ich bin diejenige, die die verschiedenen Impulse, Gefühle, Gedanken wahrnimmt.

dann folgendes
- Split brain patienten haben bei der Trennung der beiden Gehirnhälften zwei separate Bewusstseine erzeugt. Wie kann dann das vorher ein klares „ich“ gewesen sein, wenn daraus 2 entstehen. Rettungsversuch:
Man könnte sagen, beide Bewusstsein sind die selben wie davor bis zur Trennung sind sie identisch, dann zwei nicht identisch aber zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit identisch mit dem Ursprung.
- Man könnte aber auch 2 Gehirne verbinden (siehe Christof Koch IIT Bewusstsein). Es wird stark davon ausgegangen, dass dies möglich ist und dass dann nicht mehr zwei Bewusstsein verhanden wären sondern 1. Und welches von den beiden wäre es dann? Oder ein neues? dann wären aber dir beiden davor tot?

Ich habe weder eine Split brain Operation hinter mir, noch vor mein Gehirn mit anderen zu verbinden… Doch diese Beispiele haben mir gezeigt, dass man nicht einfach sagen kann, da ist ein „konstanter“ Beobachter in meinem System, da sich das System ändern kann.
Muss es denn konstant sein?

Wir sprechen doch auch davon, dass es Flüsse gibt - obwohl das Wasser darin immer anders ist und manche Flüsse auch ihren Lauf immer wieder ändern.
 

Hollunderzweig

Aktives Mitglied
Ich fühle mich, wie wenn ich leben könnte, wie ich will, mir passiert nix, ich sterbe nicht. Natürlich erlebe ich einen Wendepunkt, aber nachher gehts weiter, wie wenn ich ein Kapitel wäre in einer unendlichen Geschichte und in diesem Kapitel erlebe ich das alles, was die Hollunderzweig so erlebt. Furchtbares, Dramatisches, Beglückendes, alles ist da dabei und vor allem, mir wird viel klar, während ich so dahinlebe. Ich bemerke viel, hab viel dazugelernt und auch wieder nicht, aber das ist egal.
 

Hollunderzweig

Aktives Mitglied
Bei mir ist es so, dass ich mich beobachte, wie ich mach, wie ich tu, wie ich lebe- was ich fürchte, was ich mag, was ich für Probleme habe und wie ich versuche, diese zu meistern, wie ich scheitere, wie ich siege, wie ich genial umsetzen kann, was ich ausdenke, wie ich doch nur dumm sein kann, aber so was von dämlich und wie ich klug sein kann, aber so was von siebenklug und alles in allem, nachdem ich weiß, ICH bin nicht das Gehirn, ich bin ein Teil davon, mach ich mir keine Sorgen um meine Zukunft. Nicht im geringsten zweifele ich daran, dass alles okay ist, so wie es ist und kommt. Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Aber das scheint Teil der Geschichte zu sein.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Du scheinst etwas "fest machen" zu wollen, das es aus meiner Sicht nicht auf Dauer gibt, denn Dein Körper ändert sich zu jeder Sekunde, Dein Gehirn ist abhängig von der augenblicklichen Gehirn- und Körperchemie und damit werden auch Deine Gedanken und all das, was Du mit ihnen zu erkennen glaubst, beschränkt. Was Dir Deine Haut mitteilt, kann richtig oder falsch sein, was Deine Augen und Ohren wahrnehmen ist nicht sehr viel verlässlicher und was Dein Verstand daraus macht, ist womöglich noch einmal etwas ganz anderes.

Mit so vielen Variablen ist unsere Erkenntnisfähigkeit überfordert, denn auch das Erkennen selbst verändert ja lt. Heisenberg die Erkenntnis und das zu Erkennende. Wenn also alles zu irgend einem Zeitpunkt nicht mehr ist, was es mal war und alles sich ständig wandelt, wozu dann die Notwendigkeit, etwas "fest zu machen"?

Was ist Dein "Ich", wenn Du einen schweren Unfall hattest und Gehirnregionen beschädigt wurden oder wenn Dir im Zuge des Alterungsprozesses zunehmend Fähigkeiten abhanden kommen? Was bleibt vom Ich in beängstigenden Situationen, in denen Handlungen und Denken in einer halben Sekunde so völlig anders werden?

Erstaunt bin ich über Deine Aussage, dass ohne ein konstantes "Ich" keine Planung sinnvoll wäre. Warum? Unser Verstand ist in der Lage, Ereignisse mit einer wechselnden Wahrscheinlichkeit zu antizipieren. Das verbessert die Überlebenswahrscheinlichkeit, in dem ich z.B. nicht zu Fuß eine Autobahn überquere, denn das ist gefährlich. Warum ist relevant, ob ich diesen Gedanken mit dem selben Hirn denke? Auch Hirnzellen sterben ab und werden erneuert. Solange das nicht zu einem Versagen des Gehirns führt, sollten wir doch froh sein, oder?

Geht es Dir schlussendlich um die Frage, was überdauert oder was uns wirklich ausmacht? Aus meiner Sicht ist das an nichts festzumachen, denn alles ändert sich ständig und auch Du selbst als Beobachter:in bist durch diesen Prozess auf den verschiedensten Ebenen den Veränderungen unterworfen. Für mich ist nicht mehr so sehr entscheidend, wer oder was ich bin, denn nach Antworten darauf habe ich viele Jahre gesucht und keine befriedigenden Antworten gefunden. Verliere ich einen Arm oder ein Auge, muss ich mein Denken und Handeln anpassen. Der Schmerz, die Erfahrung und die Folgen bewirken in mir und um mich herum etwas. Macht es denn überhaupt einen Sinn, irgendwie "konstant" bleiben zu wollen, wenn diese Entscheidung so oft nicht in meiner Hand liegt? Für wen?

Für mich ist entscheidender geworden, was ein Mensch will und was daraus entsteht. Das darf so flüchtig wie ein Windhauch oder so konstant wie die Pyramiden sein. In 1 Mrd. Jahre sind auch sie vielleicht nicht mehr vorhanden. Sich weniger Sorgen zu machen, zu lieben und die notwendigen Dinge zu tun ist in einem flüchtigen System so wichtig, wie es auch unwichtig ist. Aber es ist mein Leben und in nicht all zu ferner Zukunft werde ich nicht mehr sein. Und meine Irrtümer, Versäumnisse und liebevollen Momente sind schon jetzt Geschichte und nur noch Gedanken in den Köpfen weniger. Mehr habe ich bislang nicht gefunden und verstanden. Immer "mehr" zu wollen kann auch dazu führen, das hier und jetzt zu verpassen. Vielleicht ist unser aller Leben nur eine Geste der großzügigen Verschwendung von Zeit und Raum. Aber manchmal fühlt sich das verdammt gut an und das ist schon alles. Reicht etwas, wenn es reichen muss? Ich kenne einige Menschen, die hoffen, dass da noch mehr ist. Belegen konnte es mir noch niemand. Dein "Ich" und Deine Suche danach sollte Dich nicht davon abhalten zu leben, denn zu leben braucht mehr Mut, als zu denken.
 
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Gelöscht 116409

Gast
da ist ein „konstanter“ Beobachter in meinem System
Der Beobachter bleibt konstant. Bis zum Ende. Die Wertungen die dem beobachteten vom Ego gegeben werden ändern sich. Es gibt kein konstantes Ich.
Diese Fragen habe ich mir lang gestellt. Eigentlich eher unwichtiger Natur das ganze. Darüber vergisst man sein Leben.
Die wichtigere Frage wäre: Muss man das Ego immer tun lassen wonach es verlangt?

Beschäftige dich vllt. mal mit den Lehren Buddhas.
 
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XYZ1987

Gast
Guten Morgen

Erstmals vielen Dank für eure Antworten! Bevor ich antworte möchte ich kurz sagen, religiöse und esotherische Argumente helfen mir nicht. Das heisst nicht, dass ich eure religiösen Ansichten nicht respektiere! Ich habe früher auch mal an etwas höheres geglaubt, es gibt für mich persönlich einfach keinen Grund mehr. Oft wird Religion hinzugezogen, wenn wir keine Erklärungen haben… Und später kommt die Wissenschaft und kann ein Phänomen wie Sonnenfinsternis oder die Entstehung des Menschen mit logischen Argumenten erklären. Über diese Ansicht möchte ich mit niemandem streiten und bitte bleibt bei eurem Glauben, wenn er euch überzeugt!

Amatio: Das Konzept der Seele (und ich fände dieses ja das Schönste) macht für mich leider keinen Sinn. Meinst du eine unsterbliche Seele, dir mit all deinen Erinnerungen überdauert, selbst wenn du nachgewiesenermassen Erinnerungen im Gehirn abspeicherst und diese neuronalen Verbindungen auch wieder gekappt werden können?
Vielleicht meinst du aber auch einr Seele die da ist und die Imputs aus dem Gehirn kommen da rein. Dann wäre die „Seele“ vielleicht ein anderer Begriff für den „Beobachter“ von Bärt.

Bärt: Du sagst der Beobachter bleibt konstant. Das wäre die Antwort, welche mich absolut glücklich machen würde. Wie das phänomenale Bewusstsein entsteht ist ja noch ungeklärt, The hard problem of conscienseness von David Chalmers befasst sich damit. Das unser Gehirn die verschiedenen Impulse zu einer Wahrnehmung zusammenführt, davon bin ich überzeugt, ich nehme es ja selbst wahr. Kennst du split brain? Da wurden (aufgrund epileptischer Anfälle) dir beiden Gehirnhälften voneinander getrennt. Es hat sich gezeigt, dass in diesen Patienten danach zwei separate Bewusstseinssysteme sind, also jeweils ein separater Beobachter. Und nun ist die Frage ging der urprüngliche Beobachter einfach in eine Hälfte und ein neuer kam von aussen hinzu? Das macht nicht so viel Sinn. Mehr Sinn wäre, das seperate System kreiert ständig diesen Beobachter, dann wäre er aber nicht konstant.

Hollunderzweig: Welcher Teil deines Gehirns bist du denn? (Du kannst auch gerne wieder sehr peotisch darauf Antworten ;-))

So das waren die ersten Antworten. Ich möchte sagen, dass auch wenn ich hier vielleicht einige Argumente gegen gewisse Konzepte gemacht habe. Es geht mir nicht darum, zu zeigen ich habe recht. Es geht mir wirklich schlecht mit diesem Problem, es beschäftigt mich schon über 10 Jahre. Und all die Ideen, die ihr gebracht habt, hatte ich selbst in diesem Prozess und habe mir sie selbst „widerlegt“. Bzw. viele wissenschaftliche Erkenntnisse von anderen, welche mich aber mit logischer Argumentation überzeugen konnten, haben dies gemacht.

Vielleicht muss ich es anders angehen. Ich frage mich, wie jemand, der zum gleichen Schluss kommt, darin aber kein Problem sieht, argumentiert. Und da wären wir bei den Antworten von Guet und greybaer. Die Antwort von greybaer muss ich nach einer Pause nochmals in Ruhe durchlesen.

Nachmals danke an alle Antworten. Und auch danke für das ernstnehmen meines Problems, auch wenns etwas abstrakt ist…
 

GrayBear

Aktives Mitglied
... Und nun ist die Frage ging der urprüngliche Beobachter einfach in eine Hälfte und ein neuer kam von aussen hinzu?
Das würde voraussetzen, dass so etwas wie ein "Beobachter" außerhalb des Verstandes und/oder des Körpers existieren könnte und dafür gibt es keinen verifizierbaren Beweis. Aus meiner Sicht versuchen die beiden getrennten Hirnhälften ihre Existenz aufrecht zu erhalten und so entsteht eben ein Bewusstsein in beiden Hirnhälften, wenn genug Gehirnzellen und Verbindungen dafür vorhanden sind. So ganz ist das ja alles noch nicht erforscht. "Ich denke, also bin ich". Descartes mag die Komplexität reduziert haben, aber läuft es nicht darauf hinaus? Komplexere und arbeitsteilige Strukturen sind anpassungsfähiger und das Leben will einen Weg finden. Vielleicht ist da nicht mehr, als der Wunsch zu (über-)leben und unsere Kreativität überfordert unsere Intelligenz.

Und so wird ein "Da klopft etwas" zu einem "Da klopft jemand", obwohl es nur ein Klopfen war. Mir scheint, dass wir einfach noch nicht genug entwickelt sind, um alle Sinneseindrücke und alle Informationen zu einem sinnvollen Ganzen zu verarbeiten. Wir tapsen durch einen Wald, den ein Bär ganz anders wahrnimmt und ein Wolf noch einmal anders. Wir suchen eine Sinnhaftigkeit an Stellen, an denen sie nicht zu finden ist. Aber auch das wiederum verstehen wir noch nicht umfänglich, denn auch dafür fehlen uns zu viele Infos oder/und wir erkennen die notwendigen Prioritäten nicht.

Bei Deiner "split-brain"-Frage wäre interessant, inwiefern sich die Beobachtungen der beiden "Beobachter" unterscheiden, wo sie sich doch die selben Sinneseindrücke teilen. Oder weiß die eine Hälfte nur, was auf ihrer Seite in den Synapsen gespeichert ist? Stelle ich mir furchtbar vor, denn wie verständigt man sich auf eine "Gewaltenteilung" über den Körper? Siamesische Zwillinge, denen man es nicht ansieht? So viele Fragen, die recht schnell an Grenzen führen, die es noch zu erforschen gilt.
 
X

XYZ1987

Gast
Lieber Greybear

Vielen Dank für dein Antwort. Ich gehe deine Nachricht nun Schritt für Schritt durch. Und ich weiss tatsächlich noch nicht, was dabei rauskommt…;-) Falls wir nämlich vom gleichen Ausgehen, du aber andere Folgerungen daraus ziehst, würde es mir selbst helfen. Es ist für dich ja kein Problem, für mich aber schon. Viele können nicht nachvollziehen, wie schlimm das ganze für mich ist. Vielleicht kriegt ihr eine Vorstellung davon, wenn ich erzähle, dass ich vor 5 Jahren Krebs hatte und Chemo und Bestrahlung das volle Programm und nicht sicher war, ob ich überleben würde und ich das 100x weniger schlimm fand als zu denken, ich habe kein konstantes Ich. Also danke fürs Ernstnehmen!

Jetzt zur Antwort:

Du scheinst etwas "fest machen" zu wollen, das es aus meiner Sicht nicht auf Dauer gibt, denn Dein Körper ändert sich zu jeder Sekunde, Dein Gehirn ist abhängig von der augenblicklichen Gehirn- und Körperchemie und damit werden auch Deine Gedanken und all das, was Du mit ihnen zu erkennen glaubst, beschränkt. Was Dir Deine Haut mitteilt, kann richtig oder falsch sein, was Deine Augen und Ohren wahrnehmen ist nicht sehr viel verlässlicher und was Dein Verstand daraus macht, ist womöglich noch einmal etwas ganz anderes.
Ja, da bin ich dabei.
Mit so vielen Variablen ist unsere Erkenntnisfähigkeit überfordert, denn auch das Erkennen selbst verändert ja lt. Heisenberg die Erkenntnis und das zu Erkennende. Wenn also alles zu irgend einem Zeitpunkt nicht mehr ist, was es mal war und alles sich ständig wandelt, wozu dann die Notwendigkeit, etwas "fest zu machen"?
Weil wenn es mich nicht auf Dauer gibt, wofür lohnt sich dann irgendwas? Wenn das „Ich“ nur eine Illusion des Gehirns ist dann ist es auch nur eine Illusion dafür zu planen. Was ist die Motivation?

Was ist Dein "Ich", wenn Du einen schweren Unfall hattest und Gehirnregionen beschädigt wurden oder wenn Dir im Zuge des Alterungsprozesses zunehmend Fähigkeiten abhanden kommen? Was bleibt vom Ich in beängstigenden Situationen, in denen Handlungen und Denken in einer halben Sekunde so völlig anders werden
Aber damit bringst du mein Problem ja auf den Punkt. Was soll noch bleiben? Und jetzt kommt das komische, wir ziehen daraus einen völlig anderen Schluss, ich versuche zu vestehen, was wir anders sehen:

Erstaunt bin ich über Deine Aussage, dass ohne ein konstantes "Ich" keine Planung sinnvoll wäre. Warum? Unser Verstand ist in der Lage, Ereignisse mit einer wechselnden Wahrscheinlichkeit zu antizipieren. Das verbessert die Überlebenswahrscheinlichkeit, in dem ich z.B. nicht zu Fuß eine Autobahn überquere, denn das ist gefährlich. Warum ist relevant, ob ich diesen Gedanken mit dem selben Hirn denke? Auch Hirnzellen sterben ab und werden erneuert. Solange das nicht zu einem Versagen des Gehirns führt, sollten wir doch froh sein, oder?
Obwohl du sagst, dass das Gehirn sich ständig wandelt und dass die Wahrnehmung ständig andere Inputs hat, scheinst du das, was das gleichbleiben über das Leben hinweg. Natürlich sehe ich absolut alle Argumente, warum das Gehirn funktioniert wie es funktioniert, um zu überleben und es macht auch absolut Sinn, dass es evolutionär so ein System entwickelt hat. Nicht mit dem Ziel ein Lebewesen mit einem konstanten ich zu erzeugen, sondern zufällig und was reproduziert wird gibts weiter.
Also du machst die „Sinnhaftigkeit“ am überleben des Körpers oder des Gehirns als eine Einheit fest, obwohl das keine Einheit ist.

Stell dir vor in dein Gehirn würden neue synaptische Verbindungen eingepflanzt. Du würdest dich dann immernoch als dich bezeichnen, vielleicht mit neuen Erinnerungen oder Fähigkeiten. Das wäre ja theoretisch möglich, das Gehirn besteht aus Materie. Sowas passiert ja auch ständig wenn wir lernen etc. Du würdest dich immer noch als dich/ dein Leben lebenswert sehen und dich als dich selbst. ich könnte auch Verbindungen in deinem Gehirn kappen. Würde ich dies aber immer weiterführen bis ich alles ausgetauscht ist und dein kompletes Gehirn mit dem ausgetauschten Material nachbauen? Wo bist du dann? In umgebauten oder im nachgebauten oder überhaupt nicht?

Geht es Dir schlussendlich um die Frage, was überdauert oder was uns wirklich ausmacht? Aus meiner Sicht ist das an nichts festzumachen, denn alles ändert sich ständig und auch Du selbst als Beobachter:in bist durch diesen Prozess auf den verschiedensten Ebenen den Veränderungen unterworfen. Für mich ist nicht mehr so sehr entscheidend, wer oder was ich bin, denn nach Antworten darauf habe ich viele Jahre gesucht und keine befriedigenden Antworten gefunden. Verliere ich einen Arm oder ein Auge, muss ich mein Denken und Handeln anpassen. Der Schmerz, die Erfahrung und die Folgen bewirken in mir und um mich herum etwas. Macht es denn überhaupt einen Sinn, irgendwie "konstant" bleiben zu wollen, wenn diese Entscheidung so oft nicht in meiner Hand liegt? Für wen?
Ja es geht mir um die Frage, was überdauert, obwohl es da nichts zu geben scheint. :-( Nicht unbedingt für immer überdauert, aber zumindest solange mein Gehirn existiert.

Aber für wen? Das ist die gute Frage. Und das ist auch das woran ich im Moment arbeite oder weiterspinnen möchte. Wenn es nichts konstantes gibt, was überdauert, dann gibt es auch nichts konstantes, was damit ein Problem hat. (Ich lasse das einfach mal so stehen)

Für mich ist entscheidender geworden, was ein Mensch will und was daraus entsteht. Das darf so flüchtig wie ein Windhauch oder so konstant wie die Pyramiden sein. In 1 Mrd. Jahre sind auch sie vielleicht nicht mehr vorhanden. Sich weniger Sorgen zu machen, zu lieben und die notwendigen Dinge zu tun ist in einem flüchtigen System so wichtig, wie es auch unwichtig ist. Aber es ist mein Leben und in nicht all zu ferner Zukunft werde ich nicht mehr sein. Und meine Irrtümer, Versäumnisse und liebevollen Momente sind schon jetzt Geschichte und nur noch Gedanken in den Köpfen weniger. Mehr habe ich bislang nicht gefunden und verstanden. Immer "mehr" zu wollen kann auch dazu führen, das hier und jetzt zu verpassen. Vielleicht ist unser aller Leben nur eine Geste der großzügigen Verschwendung von Zeit und Raum.
Auch hier sprichst du davon „in nicht alzu ferner Zukunft nicht mehr zu sein“. Ich wünschte ich könnte mich so definieren. Das ich wenigsten in naher Zukunft (in einem Jahr, morgen, in der nächsten Sekunde) bin…
 

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