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Orientierungslosigkeit & Fomo nach Studium

Malory

Mitglied
Halloo,
ich bin bald schon 24 , gerade fertig mit meinem Bachelor im Grundschullehramt geworden und mache jetzt erstmal nicht den Master, weil ich Zweifel hab, ob der Beruf tatsächlich passt, bzw, ich gerade Schwierigkeiten habe, mich dafür zu entscheiden und zu wissen, dass ich dadurch tausend andere Möglichkeiten verpasse. Womit wir auch schon beim Thema wären. Ich will gerade jetzt die Zeit nutzen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Dabei hab ich so viele Ideen, dass die Tage meistens in Kopfschmerzen enden, weil ich viel nachdenke und gefühlt ein Kettenkarussel da oben abgeht. Ich habe so viele Ideen und denke, dass ich alle sofort jetzt umsetzen muss, weil mir sonst die Zeit fehlt.
Ich will reisen und vielleicht auch mal auf einen anderen Kontinent, habe aber so viel Angst davor und traue es mir nicht zu. Ich will Vanlife ausprobieren/ bzw. nochmal einen mieten, bevor ich mir evtl. einen kaufe, ich will auf einem Bauernhof in der Natur sein und helfen, Tierschutz machen, Freiwilligenarbeit machen, Kinderbetreuung und so weiter und so fort .. Dann stress ich mich aber auch so extrem über die berufliche Klarheit. Ich muss doch wissen, was ich werden will, was der nächste Schritt ist. Dazu kommt noch Geld verdienen. Ich würde gerade am liebsten remote Geld verdienen, um flexibel zu sein, weil ich jetzt auch aus der Stadt, in der ich studiert hab, wegziehe. Aber mit Lehramt BA ist das eher schwierig. Ich habe einen kleinen Instagramaccount mit etwas mehr als 20.000 Followern, wo ich Videos und Fotos meist von der Natur zeige, aber ka, ob man damit Geld verdienen kann.

Mein Problem gerade ist: Ich stresse mich gerade damit, dass ich den Master nicht mache und deshalb jetzt ganz genau entscheiden muss, womit ich meine Zeit verbringe. Irgendwas in mir denkt, ich habe keine Zeit mehr dann. Deshalb bleib ich lieber im Flur stehen, verbringe jeden Tag mit nachdenken, anstatt durch eine der Tausend Türen zu gehen und eine neue Erfahrung zu machen. Und die Kirsche ist, dass ich so eine hohe Bildschirmzeit habe und sehe und mich vergleiche, wie alle in Thailand hocken, das Praktikum im Ausland machen oder ihre Masterarbeit schreiben...


Wie macht ihr das bei diesem Gefühl, dass man alles sofort erleben muss und dann auch immer sofort die großen Reisen, der andere Kontinent... Und dieser Angst eine Entscheidung zu treffen und in die Pötte zu kommen und dabei andere Sachen zwangsläufig zu verpassen?

Ich weiß, es ist so eine scheiß privilegierte Situation und ich seh darin aber nicht die Chance, sondern nur Druck und Angst.


Liebe Grüße aus dem fliegenden Karrussel.
 
Hallo Marlory,
was du beschreibst, kommt mir ziemlich bekannt vor 🙂 ... wobei ich 36 Jahre mehr auf dem Buckel habe und dir deshalb vielleicht einen Tipp geben kann.

Stichwort Zeit haben/Eile: das ist (wie ich zum Glück mit 34 endlich gelernt habe) epigenetisch bedingt und angeboren vom Naturell* her. Das wird dich dein Leben lang begleiten, aber du kannst lernen, dich hier auszutricksen. Zum Beispiel dadurch, dass du deine vielen Pläne mal auflistest und auf die nächsten 30 Lebensjahre verteilst.

Stichwort Vergleichen: besser als dich mit anderen zu vergleichen ist, dich mit dir selbst zu vergleichen (wenn schon). Also etwa zu analysieren, wie du dich in den letzten 1, 2, 5 oder 10 Jahren entwickelt hast, was du dazu gelernt hast, wofür du dich loben kannst. Und dann einen (!) nächsten Schritt in die Zukunft planen im Sinne von "Was macht den größten/wertvollsten Unterschied für mein Leben, wenn ich mich hier konzentriert engagiere?". Nicht fünf Sachen auf einmal im Kopf, sondern eine mit ausreichend Zeit in die Tat umsetzen.

Ökonomie/Geld verdienen: du bist reich, wenn du mit dem Geld, das du mit 15-20 Std. Arbeit pro Woche verdienen kannst, auskommst. Weil du dann mehr Zeit hast als die meisten anderen (okay, ein Vergleich) und dann auch Luft hast, deine Ideen umzusetzen. An einer Grundschule mit halbem Deputat müsste das bei sparsamem Haushalten reichen, deshalb könnte hier dein Abschluss auf lange Frist gesehen sehr sinnvoll sein.

Denken/Gedankenkreise: Mir hilft es, meine Gedanken aufzuschreiben, zu skizzieren oder auch mit anderen zu teilen. Wenn ich das Gefühl habe, viel nachdenken zu müssen, bewege ich mich dabei oder bügle 🙂 und schreibe dann auf, was dabei herauskommt. Gedanken, die grade zu nichts führen, verschiebe ich auf einen späteren Zeitpunkt oder gebe ihnen eine begrenzte Zeit. Dann denke ich bewusst an etwas anderes.

Soviel mal für den Moment, alles Gute!
Werner

* hier nachzulesen unter dem Stichwort "Gelbes Naturell/Beziehungstyp": https://www.naturellwissenschaft.org/de/naturellwissenschaft/das-naturell.html
 
Wer sagt denn, dass du alle diese Sachen jetzt sofort ausprobieren musst? Und wer sagt denn, dass das eine das andere ausschließt?
Deinen Instagram-Kanal kannst du problemlos neben Studium und Beruf weiterführen. Sollten die Follower-Zahlen plötzlich durch die Decke gehen, kannst du immer noch entscheiden, ob du Content-Creator im Haupt- oder Nebenerwerb werden möchtest.
Du könntest dein Studium fortsetzen und dich um ein Auslandssemester bemühen. So hättest du auch Erfahrungen in einem anderen Land gesammelt.
Im Tierschutz kannst du nebenbei auch als fertiger Lehrer arbeiten. Tatsächlich ist das die beste Möglichkeit, denn viel Geld ist in dem Bereich nicht zu verdienen. Wie du wahrscheinlich weißt, hast du als Lehrer Ferien - genügend Zeit also, um im Sommer sechs Wochen mit dem Van herumzureisen. Es gibt auch Möglichkeiten, im Berufsleben ein Sabatical zu machen.
Meinst du, du könntest dir einen schriftlichen Plan machen? Schreib' dir die Sachen auf, die du machen möchtest. Und überlege dir, was du wann im Leben machen könntest. Auf die Art wüsstest du auch, wann du dich kümmern musst und du müsstest das alles nicht ständig im Kopf jonglieren.
Generell würde ich dir raten, den Master zu machen. Viele Aktivitäten im Leben benötigen Geld und mit einem guten Job, hast du einfach viel Mehr Gestaltungsmöglichkeiten.
Brich dir deinen großen Plan dann auf einen Jahresplan herunter. Was könntest du im nächsten Jahr tun? Z.B. den Masterstudiengang starten und dich um ein Auslandssemester kümmern. Die nächste Frage ist dann, was kannst du jetzt dafür tun? Einschreiben, Beratungsgespräch an der Uni etc.
Und noch ein Tipp: Ich weiß nicht, ob das auf dich zutrifft, aber schau nicht so viel bei Social Media, was andere Leute alles tun. Da sind alle Umweltschützer, mit dem Wohnwagen in der Welt unterwegs und haben das perfekte Leben. 90 % davon ist Fassade und setzt dich unnötig unter Druck.
 
Reisen bzw. Ausland und Erfahrungen sammeln ist keine Sache, die man großartig optimieren kann, da du ja gerade nicht weißt, was genau dich wo erwartet. Von daher mach einfach.

WWOOFen oder Work and Travel (bzw. Volunteering gegen Kost und Logis, siehe Help X und Work away) würde gleich mehrere deiner Wünsche abdecken, Fotos kannst du da ja auch machen.

Einiges davon kannst du morgen anfangen, wenn du willst. Und dann weiter sehen.
 
An einer Grundschule mit halbem Deputat müsste das bei sparsamem Haushalten reichen, deshalb könnte hier dein Abschluss auf lange Frist gesehen sehr sinnvoll sein.
Da gibt es wohl ein Missverständnis bzgl. Lehrergehältern. Ein halbes Gehalt als Grundschullehrer bedeutet netto 1200 - 1500 Euro/Monat. Damit ein Leben zu finanzieren, ist grenzwertig. Spielraum, sich einen Van anzuschaffen und damit auch noch auf Tour zu gehen bleibt dann jedenfalls nicht mehr.
 

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