In den vergangenen sechs Jahren habe ich sechs Mal den Arbeitgeber gewechselt. Zwei Wechsel davon waren unfreiwillig. Ich wurde also schon zwei Mal ausgesiebt. Das zweite Mal, dass mir gekündigt worden ist, liegt erst wenige Wochen zurück. Es war am Ende meiner Probezeit. Diese Kündigung hat mich nach sechs Monaten harter Arbeit sehr gekränkt und ich bin auch immer noch nicht darüber hinweg.
Ich bin gelernte Industriekauffrau und studierte Medienmanagerin. Privat interessiere ich mich für das Musik machen. Ich spiele drei Instrumente und wenn ich genauer über mich und meinen bisherigen Werdegang nachdenke, ist es vollkommen klar, weshalb ich irgendwann mal im digitalen Marketing/eCommerce/Online Marketing landen musste: In meinem Leben gab es schon immer eine Affinität zu Medien, Film, Fernsehen und Musik. All dies hat mich dazu bewogen überhaupt was mit Medien zu studieren. Ich kann in diesem Fachgebiet viel anwenden, was mir im Normalfall Freude bereitet: abwechslungsreiche Tätigkeiten, man kann kreativ und intensiv arbeiten und trotzdem scheitere in jedem Arbeitsverhältnis, das ich bisher begonnen habe. Woran liegt das? Ich spüre, dass im sog. Performance Marketing Macher gesucht werden, keine „Träumerlies“ wie ich es bin. Hier zählen Fakten, Zahlen, das, was du mit deinen Kampagnen erwirtschaftest. Es stimmt, dass ich Schwierigkeiten damit habe in agilen Unternehmen zu arbeiten. Das sind Unternehmen, die möglichst schnell auf Marktveränderungen reagieren wollen. Es fällt mir schwer Kampagnen, die heute beschlossen worden sind, morgen umzusetzen. Es frustriert mich ständig von meinem ursprünglichen Arbeitsplan abzuweichen, den ich mir für meinen Arbeitstag vorgenommen hatte. Immer werde ich in meinem Tun unterbrochen, weil andere Projekte mal wieder wichtiger sind. Ich komme mir fremd gesteuert vor. Wenn mich meine Vorgesetzte dann auch noch für Sonn- und Feiertagsarbeit einplant ohne mich überhaupt zu fragen, stoße ich an meine Grenzen. Zumal wir an dem verlängerten Wochenende auch schon was vorhatten. Funktioniert so der Kapitalismus? Dass wir rund um die Uhr für unseren Chef verfügbar sein müssen und unser Privatleben komplett hinten runter fällt? Schon im Praktikum habe ich enorm schlechte Erfahrungen mit 60-Stunden-Wochen gemacht. Nach diesem Praktikum bin ich in eine Depression verfallen, weil ich zu dieser Zeit gar nicht mehr auf mich geachtet hatte. Nachdem ich diese Phase einigermaßen überwunden hatte, habe ich mir geschworen, dass mir so etwas nie wieder passiert: Ich werde mich nicht mehr für einen Job krumm machen oder für irgendjemanden verbiegen. Ich bin jemand, der viel Zeit für sich braucht, um überhaupt klar zu kommen. Ich weiß, dass das mit meiner komplizierten Familiengeschichte zusammen hängt. Yoga, Qi Gong, meine Musik und Sport sind für mich essentiell. Damit ich diesen Tätigkeiten nachkommen kann, benötige ich entsprechende Lebenszeit. Deswegen kann ich nicht so ohne weiteres, wie meine Workaholic-Chefin, bis 20 Uhr im Büro sitzen. Ich denke, dass mich meine Vorgesetzte während der Probezeit entlassen hat, weil ich ihr zu wenig Einsatz gezeigt habe. Wenn ich in der Vergangenheit mal keine blöden Vorgesetzten hatte, hatte ich in den Marketingabteilungen oft stutenbissige Kolleginnen. Ich muss es leider sagen: Es sind immer Frauen, die extrem scheiße zu mir sind. Wenn man als Neue eine Frage hat, werden zunächst die Augen gerollt. Bei Männern konnte ich dieses Verhalten noch nicht beobachten.
Ich grübele viel über diese Kündigung nach. Ich bin so traurig und gekränkt deswegen. Wieso finde ich für mich kein Unternehmen, wo ich das machen kann, wofür ich ausgebildet wurde und wo ich es mal länger als zwei Jahre aushalte? Es kann nicht sein, dass ich ständig vom Regen in die Traufe stolpere und mit dem Lebenslauf kann man sich langsam auch nicht mehr bei seriösen Unternehmen bewerben. Viele meinen, dass mir meine Chefin einen Gefallen getan hat, weil ich vermutlich nicht von selbst gekündigt hätte. Ich hätte versucht zwei bis drei Jahre unter ihr zu überleben; so wie ich es schon bei vorherigen Arbeitgebern getan habe. Aber dieses ständige nur „Überleben“ wollen ohne dabei Freude zu empfinden und sich vom Frust erdrücken zu lassen, ist keine Voraussetzung für ein erfülltes und glückliches Berufsleben. Das ist das eigentliche Drama. Bei mir soll es nicht nur darum gehen, dass man zum Ende des Monats seine Rechnungen zahlen kann. Ich will nicht nur Ertrag machen, sondern auch Spaß an meinem Beruf empfinden.
Von unterschiedlichen Kollegen in verschiedenen Arbeitsverhältnissen wurde mir z.B. gesagt, dass man den Praktikanten mehr zutraut als mir, obwohl ich schon sechs Jahre Berufserfahrung habe. Für mich ist es schlimm, dass man mich so wahrnimmt. Offenbar habe ich Schwierigkeiten für mich selbst Position zu beziehen oder meiner Rolle in der Firma gerecht zu werden. Alle sehen in mir eine kleine, süße Maus, die sich nicht wehrt. Ich bin eine, die keine Ellenbogen besitzt. Von den Elefanten in den kapitalistischen Unternehmen unserer Zeit werde ich nicht wahrgenommen. Wenn ich mal auffalle, dann als jemand, die man mal schnell loswerden kann, weil sie eh nichts sagt.
Im privaten Umfeld, z.B. in meiner Musikgruppe, fällt mir auf, dass ich gerne mitspiele, aber nicht so gerne die Leitung übernehme. Wenn ich gefragt werde, bringe ich mich gerne ein, mache neue Vorschläge für unsere Stücke oder singe auch mal Solos. Das mache ich aber immer erst, wenn ich dazu angestupst werde. Im übertragenden Sinne könnte man aus dieser Beobachtung schließen, dass ich wohl eher eine Sachbearbeiterin im operativen Sinn bin. Ich lasse mir gerne den nächsten Schritt zeigen, statt selbst auf die Lösung zu kommen. Durch das Studium hätte ich die Befähigung zu einer Management Position. Es fehlt aber offensichtlich an den persönlichen Kompetenzen. Vielleicht kann man auch sagen, dass ich eine Art erwachsenes Kind bin, die sich mit Mitte 30 immer noch an Disney Filmen erfreut.
Die Frage, die ich mir auch stelle, ist: Muss ich denn heute Karriere machen, nur weil ich die Bildung dazu habe? Wenn ich mich beobachte, merke ich, dass ich eigentlich gar kein „Umsatz/Profit-Mensch“ bin. So jemand wie ich schöpft seine Lebensenergie aus der Natur, einem gesunden selbstgekochten Essen und einer sauberen Wohnung. Ich schaue mir jeden Donnerstag um 22.10 Uhr FrauTV auf dem WDR an. Ich finde es interessant, was dort berichtet wird: Wie Frauen ihren Alltagsspagat zwischen Familie, Haushalt, Beruf und den Schicksalsschlägen des Lebens meistern. Obwohl ich so viel über mich und meinen beruflichen Werdegang grübele, bin ich der festen Überzeugung, dass meine Bildung auch was wert ist. Ich habe das Studium freiwillig gemacht und musste es zum größten Teil selbst finanzieren. Bis heute weiß ich, dass es das ist, was ich machen will. Aber ich scheitere immer wieder. Ich scheitere, weil ich nur bedingt belastbar bin. Ich halte den starken Vermarktungsdruck in eCommerce Unternehmen nur schwer aus. Um ein gutes Leben führen zu können, darf mich der Druck der Arbeit nicht zu stark belasten und einnehmen. Es kann nicht sein, dass ich sonntags Heulkrämpfe bekomme, weil am nächsten Tag Montag ist und ich wieder für fünf Tage in meinen „Knast“ muss, wo ich nicht frei atmen kann.
Ein Coach, mit dem ich über meine Problematik gesprochen habe, hat mir mal gesagt, dass ein so sensibler Mensch wie ich es bin, zukünftig ganz genau darauf achten muss, was das für ein Unternehmen ist, bei dem ich mich bewerbe. Denn offenbar bin ich tatsächlich nicht dazu in der Lage für jedes Unternehmen zu tätig zu sein, das Stellen in meinem Bereich ausschreibt. Vermutlich bin ich auch besser in einer Teilzeitstelle aufgehoben als in einer Vollzeitstelle.
Wenn ihr Tipps, Ratschläge oder einfach nur Gedanken zu meinem Text und meiner beruflichen Zukunft habt, dann freue ich mich darüber sie zu lesen. Könnt ihr verstehen, dass ich es leid bin, jedes Jahr erneut in einem neuen Unternehmen anzufangen? Ich kann einfach nicht mehr.
Ich bin gelernte Industriekauffrau und studierte Medienmanagerin. Privat interessiere ich mich für das Musik machen. Ich spiele drei Instrumente und wenn ich genauer über mich und meinen bisherigen Werdegang nachdenke, ist es vollkommen klar, weshalb ich irgendwann mal im digitalen Marketing/eCommerce/Online Marketing landen musste: In meinem Leben gab es schon immer eine Affinität zu Medien, Film, Fernsehen und Musik. All dies hat mich dazu bewogen überhaupt was mit Medien zu studieren. Ich kann in diesem Fachgebiet viel anwenden, was mir im Normalfall Freude bereitet: abwechslungsreiche Tätigkeiten, man kann kreativ und intensiv arbeiten und trotzdem scheitere in jedem Arbeitsverhältnis, das ich bisher begonnen habe. Woran liegt das? Ich spüre, dass im sog. Performance Marketing Macher gesucht werden, keine „Träumerlies“ wie ich es bin. Hier zählen Fakten, Zahlen, das, was du mit deinen Kampagnen erwirtschaftest. Es stimmt, dass ich Schwierigkeiten damit habe in agilen Unternehmen zu arbeiten. Das sind Unternehmen, die möglichst schnell auf Marktveränderungen reagieren wollen. Es fällt mir schwer Kampagnen, die heute beschlossen worden sind, morgen umzusetzen. Es frustriert mich ständig von meinem ursprünglichen Arbeitsplan abzuweichen, den ich mir für meinen Arbeitstag vorgenommen hatte. Immer werde ich in meinem Tun unterbrochen, weil andere Projekte mal wieder wichtiger sind. Ich komme mir fremd gesteuert vor. Wenn mich meine Vorgesetzte dann auch noch für Sonn- und Feiertagsarbeit einplant ohne mich überhaupt zu fragen, stoße ich an meine Grenzen. Zumal wir an dem verlängerten Wochenende auch schon was vorhatten. Funktioniert so der Kapitalismus? Dass wir rund um die Uhr für unseren Chef verfügbar sein müssen und unser Privatleben komplett hinten runter fällt? Schon im Praktikum habe ich enorm schlechte Erfahrungen mit 60-Stunden-Wochen gemacht. Nach diesem Praktikum bin ich in eine Depression verfallen, weil ich zu dieser Zeit gar nicht mehr auf mich geachtet hatte. Nachdem ich diese Phase einigermaßen überwunden hatte, habe ich mir geschworen, dass mir so etwas nie wieder passiert: Ich werde mich nicht mehr für einen Job krumm machen oder für irgendjemanden verbiegen. Ich bin jemand, der viel Zeit für sich braucht, um überhaupt klar zu kommen. Ich weiß, dass das mit meiner komplizierten Familiengeschichte zusammen hängt. Yoga, Qi Gong, meine Musik und Sport sind für mich essentiell. Damit ich diesen Tätigkeiten nachkommen kann, benötige ich entsprechende Lebenszeit. Deswegen kann ich nicht so ohne weiteres, wie meine Workaholic-Chefin, bis 20 Uhr im Büro sitzen. Ich denke, dass mich meine Vorgesetzte während der Probezeit entlassen hat, weil ich ihr zu wenig Einsatz gezeigt habe. Wenn ich in der Vergangenheit mal keine blöden Vorgesetzten hatte, hatte ich in den Marketingabteilungen oft stutenbissige Kolleginnen. Ich muss es leider sagen: Es sind immer Frauen, die extrem scheiße zu mir sind. Wenn man als Neue eine Frage hat, werden zunächst die Augen gerollt. Bei Männern konnte ich dieses Verhalten noch nicht beobachten.
Ich grübele viel über diese Kündigung nach. Ich bin so traurig und gekränkt deswegen. Wieso finde ich für mich kein Unternehmen, wo ich das machen kann, wofür ich ausgebildet wurde und wo ich es mal länger als zwei Jahre aushalte? Es kann nicht sein, dass ich ständig vom Regen in die Traufe stolpere und mit dem Lebenslauf kann man sich langsam auch nicht mehr bei seriösen Unternehmen bewerben. Viele meinen, dass mir meine Chefin einen Gefallen getan hat, weil ich vermutlich nicht von selbst gekündigt hätte. Ich hätte versucht zwei bis drei Jahre unter ihr zu überleben; so wie ich es schon bei vorherigen Arbeitgebern getan habe. Aber dieses ständige nur „Überleben“ wollen ohne dabei Freude zu empfinden und sich vom Frust erdrücken zu lassen, ist keine Voraussetzung für ein erfülltes und glückliches Berufsleben. Das ist das eigentliche Drama. Bei mir soll es nicht nur darum gehen, dass man zum Ende des Monats seine Rechnungen zahlen kann. Ich will nicht nur Ertrag machen, sondern auch Spaß an meinem Beruf empfinden.
Von unterschiedlichen Kollegen in verschiedenen Arbeitsverhältnissen wurde mir z.B. gesagt, dass man den Praktikanten mehr zutraut als mir, obwohl ich schon sechs Jahre Berufserfahrung habe. Für mich ist es schlimm, dass man mich so wahrnimmt. Offenbar habe ich Schwierigkeiten für mich selbst Position zu beziehen oder meiner Rolle in der Firma gerecht zu werden. Alle sehen in mir eine kleine, süße Maus, die sich nicht wehrt. Ich bin eine, die keine Ellenbogen besitzt. Von den Elefanten in den kapitalistischen Unternehmen unserer Zeit werde ich nicht wahrgenommen. Wenn ich mal auffalle, dann als jemand, die man mal schnell loswerden kann, weil sie eh nichts sagt.
Im privaten Umfeld, z.B. in meiner Musikgruppe, fällt mir auf, dass ich gerne mitspiele, aber nicht so gerne die Leitung übernehme. Wenn ich gefragt werde, bringe ich mich gerne ein, mache neue Vorschläge für unsere Stücke oder singe auch mal Solos. Das mache ich aber immer erst, wenn ich dazu angestupst werde. Im übertragenden Sinne könnte man aus dieser Beobachtung schließen, dass ich wohl eher eine Sachbearbeiterin im operativen Sinn bin. Ich lasse mir gerne den nächsten Schritt zeigen, statt selbst auf die Lösung zu kommen. Durch das Studium hätte ich die Befähigung zu einer Management Position. Es fehlt aber offensichtlich an den persönlichen Kompetenzen. Vielleicht kann man auch sagen, dass ich eine Art erwachsenes Kind bin, die sich mit Mitte 30 immer noch an Disney Filmen erfreut.
Die Frage, die ich mir auch stelle, ist: Muss ich denn heute Karriere machen, nur weil ich die Bildung dazu habe? Wenn ich mich beobachte, merke ich, dass ich eigentlich gar kein „Umsatz/Profit-Mensch“ bin. So jemand wie ich schöpft seine Lebensenergie aus der Natur, einem gesunden selbstgekochten Essen und einer sauberen Wohnung. Ich schaue mir jeden Donnerstag um 22.10 Uhr FrauTV auf dem WDR an. Ich finde es interessant, was dort berichtet wird: Wie Frauen ihren Alltagsspagat zwischen Familie, Haushalt, Beruf und den Schicksalsschlägen des Lebens meistern. Obwohl ich so viel über mich und meinen beruflichen Werdegang grübele, bin ich der festen Überzeugung, dass meine Bildung auch was wert ist. Ich habe das Studium freiwillig gemacht und musste es zum größten Teil selbst finanzieren. Bis heute weiß ich, dass es das ist, was ich machen will. Aber ich scheitere immer wieder. Ich scheitere, weil ich nur bedingt belastbar bin. Ich halte den starken Vermarktungsdruck in eCommerce Unternehmen nur schwer aus. Um ein gutes Leben führen zu können, darf mich der Druck der Arbeit nicht zu stark belasten und einnehmen. Es kann nicht sein, dass ich sonntags Heulkrämpfe bekomme, weil am nächsten Tag Montag ist und ich wieder für fünf Tage in meinen „Knast“ muss, wo ich nicht frei atmen kann.
Ein Coach, mit dem ich über meine Problematik gesprochen habe, hat mir mal gesagt, dass ein so sensibler Mensch wie ich es bin, zukünftig ganz genau darauf achten muss, was das für ein Unternehmen ist, bei dem ich mich bewerbe. Denn offenbar bin ich tatsächlich nicht dazu in der Lage für jedes Unternehmen zu tätig zu sein, das Stellen in meinem Bereich ausschreibt. Vermutlich bin ich auch besser in einer Teilzeitstelle aufgehoben als in einer Vollzeitstelle.
Wenn ihr Tipps, Ratschläge oder einfach nur Gedanken zu meinem Text und meiner beruflichen Zukunft habt, dann freue ich mich darüber sie zu lesen. Könnt ihr verstehen, dass ich es leid bin, jedes Jahr erneut in einem neuen Unternehmen anzufangen? Ich kann einfach nicht mehr.