missladyjanna
Aktives Mitglied
Was solln wir tun, wo solln wir bleiben?
Wie hast du es dir gewünscht?
Ich habe Angst, dich anzurufen.
Angst, dass du meine Stimme nicht erkennst,und dass du
DICH irgendwann nicht mehr erkennst
-im Spiegel
ein alter Mann, die blauen Augen stark getrübt,
schauen durch die dicken Brillengläser,
den Schmutz darauf siehst du nicht.
Siehst du nicht, genau wie die Bartstoppeln am Hals.
Deine Hände- rau und rissig vom Leben-
mit Leukoplast über dem Daumen.
Seit Jahren ist es da. Klebt den eingerissenen Nagel ab.
Einst standest du stolz und aufrecht, als Vize-Bürgermeister der Stadt,
jetzt ist deine Strickjacke falsch geknüpft, hängt schief von deinem gebeugten Rücken,
ein Soßenfleck drauf.
Du siehst ihn nicht.
Du gehst am Stock, hälst dich am Geländer fest,
ein wackeliger, unsicherer Gang.
Das Bein knickt manchmal beängstigend stark ein.
Einst bist du würdevoll auf dem Bürgersteig entlanggeschritten.
Sonntags zum Kaffee bist du mit dem Auto rausgefahren,
nahmst Omi und mich mit, sorgsam darauf achtend,
dass ich auch ordentlich angezogen war.
Jetzt fahre ich sonntagsnachmittags zu dir.
Sitze mit dir allein am Tisch: wir reden und trinken Kaffee.
Du holst mir abgelaufene Milch
-du siehst es nicht.
Deine Hose hat viele Flecken, du erinnerst dich
nicht, wann du sie gewechselt hast..
Du fragst mich, was ich jetzt mache.
Bist du noch beim DRK?
Nein Opa, ich studiere seit 2 Monaten.
So? Wo denn?
In Göttingen, Opa, du hast mir dein Auto dafür geliehen.
Welches Auto?
Das, mit dem ich gekommen bin.
Das ist nicht mein Auto.
Doch Opa.
Das habe ich nicht mehr erkannt..
Ich mache für dich die Krankenhausabrechnungen.
Du musst auf diesem Strich unterschreiben.
Du schaust, hälst inne- überlegst.
Deine Unterschrift: zackig, schief und krumm.
Du bewunderst meine Handschrift.
Ich will mir was zu trinken holen, doch du hast kein Wasser mehr im Haus.
Stattdessen trinkst du Bier, bis dein Sohn neues geholt hat.
Du kommst mit mir in die Küche, um mir zu zeigen, wie der Wasserhahn funktioniert.
Aus dem Spiegel schauen mir deine Augen entgegen,
du nennst mich "Mucki", so wie Mama früher.
Ich umarme dich zum Abschied.
Will dich fest drücken, aber ich habe Angst, dir aus Versehen weh zu tun.
Ich gehe den Weg vor deinem Haus entlang.
Die japanische Kirsche steht seit ein paar Jahren nicht mehr auf dem Rasen davor.
Ein schlankes, starkes Geländer neben den sechs flachen Stufen.
Ich steige in dein Auto, das voller Kratzer ist.
Ich schaue zurück zu dem kleinen Haus.
Die Rolläden sind unten.
Ich starte den Motor.
Fahre an.
Bitte verlass uns nicht, bevor dein Körper geht.
Ich hab dich lieb, Opa
Wie hast du es dir gewünscht?
Ich habe Angst, dich anzurufen.
Angst, dass du meine Stimme nicht erkennst,und dass du
DICH irgendwann nicht mehr erkennst
-im Spiegel
ein alter Mann, die blauen Augen stark getrübt,
schauen durch die dicken Brillengläser,
den Schmutz darauf siehst du nicht.
Siehst du nicht, genau wie die Bartstoppeln am Hals.
Deine Hände- rau und rissig vom Leben-
mit Leukoplast über dem Daumen.
Seit Jahren ist es da. Klebt den eingerissenen Nagel ab.
Einst standest du stolz und aufrecht, als Vize-Bürgermeister der Stadt,
jetzt ist deine Strickjacke falsch geknüpft, hängt schief von deinem gebeugten Rücken,
ein Soßenfleck drauf.
Du siehst ihn nicht.
Du gehst am Stock, hälst dich am Geländer fest,
ein wackeliger, unsicherer Gang.
Das Bein knickt manchmal beängstigend stark ein.
Einst bist du würdevoll auf dem Bürgersteig entlanggeschritten.
Sonntags zum Kaffee bist du mit dem Auto rausgefahren,
nahmst Omi und mich mit, sorgsam darauf achtend,
dass ich auch ordentlich angezogen war.
Jetzt fahre ich sonntagsnachmittags zu dir.
Sitze mit dir allein am Tisch: wir reden und trinken Kaffee.
Du holst mir abgelaufene Milch
-du siehst es nicht.
Deine Hose hat viele Flecken, du erinnerst dich
nicht, wann du sie gewechselt hast..
Du fragst mich, was ich jetzt mache.
Bist du noch beim DRK?
Nein Opa, ich studiere seit 2 Monaten.
So? Wo denn?
In Göttingen, Opa, du hast mir dein Auto dafür geliehen.
Welches Auto?
Das, mit dem ich gekommen bin.
Das ist nicht mein Auto.
Doch Opa.
Das habe ich nicht mehr erkannt..
Ich mache für dich die Krankenhausabrechnungen.
Du musst auf diesem Strich unterschreiben.
Du schaust, hälst inne- überlegst.
Deine Unterschrift: zackig, schief und krumm.
Du bewunderst meine Handschrift.
Ich will mir was zu trinken holen, doch du hast kein Wasser mehr im Haus.
Stattdessen trinkst du Bier, bis dein Sohn neues geholt hat.
Du kommst mit mir in die Küche, um mir zu zeigen, wie der Wasserhahn funktioniert.
Aus dem Spiegel schauen mir deine Augen entgegen,
du nennst mich "Mucki", so wie Mama früher.
Ich umarme dich zum Abschied.
Will dich fest drücken, aber ich habe Angst, dir aus Versehen weh zu tun.
Ich gehe den Weg vor deinem Haus entlang.
Die japanische Kirsche steht seit ein paar Jahren nicht mehr auf dem Rasen davor.
Ein schlankes, starkes Geländer neben den sechs flachen Stufen.
Ich steige in dein Auto, das voller Kratzer ist.
Ich schaue zurück zu dem kleinen Haus.
Die Rolläden sind unten.
Ich starte den Motor.
Fahre an.
Bitte verlass uns nicht, bevor dein Körper geht.
Ich hab dich lieb, Opa