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Objektive Ratschläge gesucht

H

helplessperson

Gast
Hallo Leute!
Ich brauch mal einen Ratschlag, da ich schon länger über etwas nachdenke und mir nicht sicher bin, ob ich es machen soll oder eben lieber nicht.
Also, es ist so, dass ich von meinem 14-16 Lebensjahr starke Depressionen hatte und nur mit meiner damaligen Freundin ein wenig drüber geredet hab, allerdings wusste auch sie nicht alles.
Es war jedenfalls so weit, dass ich des Öfteren ernsthaft überlegt habe mir das Leben zu nehmen. Das alles war jetzt nicht so wie es sich vielleicht viele vorstellen, ich habe wirklich niemandem davon erzählt. Es war nicht diese häufige Mitleidsnummer, sondern etwas Ernsthaftes.
Ich hab mich in der Zeit fast jeden Abend in den Schlaf geheult, bei jeder Gelegenheit geheult, wenn ich alleine war und manchmal auch laut in meinem Zimmer einfach nur geweint, meine Eltern haben es allerdings nie mitbekommen, was vielleicht auch daran liegt, dass sie nicht oft zuhause waren, weil wir auch nicht viel Geld hatten und sie viel arbeiten mussten.
Im Endeffekt bin ich zur Schule gegangen, hab meine Zeit abgesessen und bin wieder in mein Zimmer gegangen und hab geweint. Es war auch nicht so, dass ich keine Freunde hatte, ich hatte viele, aber ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass es richtige Freunde sind. Ich hab mir mit 16 Jahren mehrfach überlegt auszuziehen, was dann aber daran gescheitert ist, dass ich meinen Eltern das auch irgendwie nicht antun wollte, weil ich weiß, dass sie mich unglaublich lieben. Ich hab mir zu der Zeit dann immer gewünscht eine schlimme Krankheit zu bekommen, damit sie Zeit mit mir verbringen, klingt kindisch, ich weiß.
Mit sowas hab ich allerdings früh angefangen, ich bin mit 8 einmal für mehrere Stunden von zuhause abgehauen und dann mit schlechtem Gewissen nach Hause gekommen, weil ich dachte, dass sich alle Sorgen machen würden. Das hatte da nur leider niemand bemerkt.
Diese ganzen depressiven Phasen hatten auch damit zu tun, dass ich mit meinen 14 Jahren schon viel zu viel Leid erfahren hatte.
Mit 17 hab ich dann für mich den Beschluss, gefasst, dass es so nicht weiter gehen kann und hab mich komplett verändert, ich bin seitdem glücklicher, hab mit den alten Freunden nichts mehr zu tun und hab tolle neue Freunde.
Allerdings hab ich meinen Eltern noch nichts von dem ganzen erzählt.
Nun ist es so, dass ich jetzt, 3 Jahre später, wieder öfters weine, weil ich sehr viel Stress habe und von allem genervt bin, weil ich neben meinem Abschluss, für den ich sehr viel lernen muss, auch weiterhin arbeite, um mir mein Auto und nächstes Jahr eine eigene Wohnung finanzieren zu können. Meine Eltern verstehen manchmal nicht wie ich reagiere und betonen immer, dass sie mir ja immer eine schöne Kindheit ermöglichen konnten (mein Vater hatte eine sehr Schlimme) und haben generell wenig Verständnis.
Nun überlege ich, ob es positiv für unser Verhältnis sein könnte, ihnen einfach von allem zu erzählen, was war.
Ich habe einen sehr straken Drang endlich mal jemandem alles zu erzählen und wem könnte ich da mehr vertrauen als meinen eigenen Eltern? Ich denke auch, dass meine Unzufriedenheit damit zu tun hat, dass ich nie richtig verarbeiten konnte, weil man sich in einer Depression ja eher hineinsteigert. Also was sagt ihr dazu, ja, nein, lieber erst später?
Danke für alle ernst gemeinten Ratschläge :)
 
Zuletzt bearbeitet:

LaLinea

Mitglied
Hi,
es macht den Eindruck, als seien deine Eltern liebe Menschen, die dich sehr lieb haben. Wenn du das ganze nun mehr oder weniger überwunden hast, warum willst du ihnen dann praktisch eröffnen, dass sie als Eltern versagt haben, weil sie all das Leid ihres Kindes nicht bemerkt haben? Sie werden geschockt sein und Schuldgefühle empfinden. Wenn du es erzählen wolltest, hättest du es in deiner schlimmen Phase tun sollen, da hätte es dir nämlich etwas gebracht.
Heute ist Gras über die Sache gewachsen. Wenn du ein Redebedürfnis hast, dann rede doch mit deinen neugewonnenen, guten Freunden :)
 
G

Gelöscht 49042

Gast
Ich glaube zwar, es wäre nicht gerade positiv für deine Eltern wenn die das erfahren würden, denn die ganze Zeit über haben sie anscheinend nichts davon mitbekommen. Es wäre aber vermutlich besser, darüber jetzt zu reden, als das ganze in sich reinzuwürgen.

Jahre später kommt es wahrscheinlich eh wieder hoch und in den Jahren staut sich nur noch mehr der Frust in dir auf, sodass es später nur noch komplizierter wäre, ein Gespräch zu führen und du ihnen einfach nur noch Vorwürfe machen würdest.

Ich kann dich generell sehr gut verstehen, ich habe selbst ähnliches durchgemacht und wünschte, ich hätte früher darüber geredet.

Wenn du aber nur das Bedürfnis hast, einfach nur egal mit wem darüber zu reden, dann solltest du es nicht unbedingt deinen Eltern erzählen.
 

Wandel

Aktives Mitglied
starke Depressionen
ich habe wirklich niemandem davon erzählt.
wieder öfters weine, weil ich sehr viel Stress habe
Diese Probleme sind in Wirklichkeit eins. Das Hauptproblem ist, dass du zu viele "open-loops" in deinem Kopf hast. Ein "open-loop" ist einfach gesagt ein wiederkehrender Gedanke, für den das Gehirn noch keinen befriedigenden Abschluss gefunden hat.

Zum Verständnis musst du dir dein Gehirn als Maschine vorstellen. Diese Maschine funktioniert nur richtig, wenn man das richtige oben einspeist. Die meisten Leute halten sich aber nicht daran und stopfen alles ungefiltert rein. Für das Gehirn ist es ein leichtes eine Lösung für Probleme wie "Ich will zu diesem Felsen dort gelangen" zu finden. Aber wie um alles in der Welt will es die Lösung für Probleme ala "ich will mich selbst mehr lieben" oder "ich will beliebt sein" finden? Diese Probleme sind viel zu abstrakt und erzeugen im Gehirn einen Spannungszustand (psychologisch: "kognitive Dissonanz"), weil das Gehirn nicht weiss welches die nächste physische Aktion ist, die es machen müsste. Der Gedanke bleibt solange in deinem System, bis eine Lösung in Form einer motorischen Bewegung gefunden wurde (z.B. drehe rechte Hand, winkle Ellenbogen an, usw...). Doch das Gehirn schafft das bei abstrakten Problemen wie den oben genannten nicht und es entsteht ein "open-loop" - ein offener, wiederkehrender Gedanke. Den Stress spürst du unterbewusst.

Was hat das ganze nun mit deinen Problemen zu tun? Nun, es sind alles "open-loops". Deine Depression entsteht aus einem "open-loop". Irgendein Gedanke kreist da in deinem Kopf, zu dem du die Antwort nicht gefunden hast. Solange der Gedanke da frei rumkreist wirst du nicht ruhen. Es gibt aber einen sehr mächtigen Trick: Du kannst diese "open-loops" auslagern. Und zwar geht das so: Du hälst diesen Gedanken in einem vertrauenswürdiges System fest. Du kannst ihn z.B. in einem Heft aufschreiben oder deinen Eltern berichten. Das wichtigste daran ist aber, dass du regelmässig, d.h. jeden zweiten Tag oder jede Woche zu diesem vertraunenswürdigen System zurückkehrst und dir den "open-loop" anschaust. Dadurch merkt dein Gehirn, dass es den Gedanken loslassen kann weil er nicht verloren gehen wird. Und das beste ist, du kannst das mit allen "open-loops" machen!

Wenn du deine Eltern als vertrauenswürdiges System siehst, dann macht es Sinn ihnen diese Gedanken anzuvertrauen. Du musst dann aber regelmässig mit deinen Eltern über diesen Gedanken sprechen. Sonst wird das Gehirn sich bald wieder dieser Aufgabe annehmen. Ob du das deinen Eltern zutrauen willst musst du entscheiden ;) Ich hoffe das war nicht zu technisch. Ich mag es halt technisch :D
 

Savoy

Mitglied
Ich würde dir auch definitiv dazu raten, dich jemandem anzuvertrauen, eventuell sogar deinen Eltern.Für die Lösung mancher geistiger Knoten braucht man noch einen zweiten Denker, der das ganze am besten aus direkter Nähe betrachtet.
Auch der Schritt zum Psychiater wäre eine Option, die dir wahrscheinlich helfen könnte, das wäre aber dann schon einen Schritt weiter
 

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