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Nähe und Distanz

violina

Mitglied
Hallo,
ich bin in einer musikalischen Gruppe, ich will nicht sagen, was für eine, und der Leiter geht vor oder nach der Probe mindestens einmal immer so extrem dicht an mir vorbei oder beugt sich bei der Notenverteilung so extrem dicht über mich, um demjenigen hinter mir die Noten zu geben, und das macht mich jedesmal dermaßen wütend, das kann ich gar nicht beschreiben!
Ich weiß nicht was ich dagegen tun kann, das ist ja das Schlimme, ich fühle mich in dem Moment völlig ohnmächtig, dass er das einfach ungestraft so machen darf und mein Gefühl ist, dass er genau auch das damit sagen will. Schau her, ich kann dir so nah kommen, wie ich will und da kannst du überhaupt nichts gegen tun.
Das macht mich jedesmal so dermaßen wütend!
Findet ihr das Verhalten bzw. meine Reaktion normal?
Ich weiß einfach nicht, wie ich darauf reagieren kann.
Ich möchte das nicht, das Problem ist aber, dass er genau den einen Millimeter Platz lässt, dass es zu keiner Berührung kommt, wo ich dann etwas sagen könnte.
Ich fühle mich aber trotzdem total bedrängt dadurch und dann hilflos und ohnmächtig, was ich machen kann, um mich dagegen zu wehren.
Letzte Woche habe ich mich vor der Probe extra in eine Ecke des Raums gestellt, um das zu vermeiden und dann kam er auch dahin in die Ecke, das war voll unnötig, er hatte da gar nichts zu tun.
Irgendwie ist das für mich eine Demonstration von Macht. Ich kann es schlecht beschreiben.
Aus der Gruppe will ich nicht austreten, da ich nur wenige Leute habe, und die sind da.
Noch zum Hintergrund: ich war mal in den Leiter verliebt, hab dann aber versucht, mir das auszureden, da er 30 mit Freundin, ich 50 und dick bin.
Ist mir auch ganz gut gelungen, jetzt hab ich eine fast normale innere Distanz erlangt, und jetzt kommt er von sich aus immer so bedrängend an mir vorbei.
Ganz sicher will er nichts von mir.
Es hat ihm nie gefallen, dass ich ihn so angeschmachtet habe.
Ich bin der sehr schüchterne und schamhafte Typ, den man durch körperliche Nähe mit einem Mann schnell verlegen machen kann und das hat er auch gemerkt und nach meinem Gefühl macht es ihm jetzt Spaß, mich auf diese Weise irgendwie zu beschämen. Und das macht mich dermaßen zornig.
Da er mich nicht berührt, kann ich nichts sagen, aber es ist trotzdem definitiv viel zu nah und vor allem immer ganz unnötig.
Könnt ihr vielleicht etwas dazu sagen?
Wie kann ich das vermeiden?
Vielen Dank!
 
Gab es irgendwann mal ein Gespräch über das, was da im Raume stand?
Weil Du schreibst, dass ihm das nie gefiel, von Dir angeschmachtet zu werden.....
Und jetzt machen Dich "fast-Berührungen" wütend....vielleicht weil sie Dich zurückwerfen ins unglücklich-Verliebtsein? Du ersetzt eine starke Emotionen gegen eine andere.

Es klingt schon sehr extrem, ehrlich gesagt. So als würdest Du sehr viel in die Situationen reininterpretieren. Noch dazu haben Menschen sehr unterschiedliche Vorstellungen davon was "zu nah" ist. Vielleicht ist es ihm wirklich nicht bewusst, dass Du Dich so bedrängt fühlen könntest........Das schreibe ich nicht, um Dich runterzumachen oder um Dich gar zu kränken.....Es hat jeweils immer gute Gründe, warum Menschen sind wie sie sind und warum sie in bestimmten Situationen reagieren wie sie es tun. Und der Leiter tritt offensichtlich sehr vieles in Dir los und vermutlich hat das meiste einfach nichts mit ihm zu tun, sondern Du wirst Erfahrungen, Ängste etc. auf ihn projizieren. Vielleicht fehlt mir aber auch einfach ein Mosaiksteinchen, um es noch besser zu verstehen.
 
Gab es irgendwann mal ein Gespräch über das, was da im Raume stand?
Weil Du schreibst, dass ihm das nie gefiel, von Dir angeschmachtet zu werden.....
Und jetzt machen Dich "fast-Berührungen" wütend....vielleicht weil sie Dich zurückwerfen ins unglücklich-Verliebtsein? Du ersetzt eine starke Emotionen gegen eine andere.

Es klingt schon sehr extrem, ehrlich gesagt. So als würdest Du sehr viel in die Situationen reininterpretieren. Noch dazu haben Menschen sehr unterschiedliche Vorstellungen davon was "zu nah" ist. Vielleicht ist es ihm wirklich nicht bewusst, dass Du Dich so bedrängt fühlen könntest........Das schreibe ich nicht, um Dich runterzumachen oder um Dich gar zu kränken.....Es hat jeweils immer gute Gründe, warum Menschen sind wie sie sind und warum sie in bestimmten Situationen reagieren wie sie es tun. Und der Leiter tritt offensichtlich sehr vieles in Dir los und vermutlich hat das meiste einfach nichts mit ihm zu tun, sondern Du wirst Erfahrungen, Ängste etc. auf ihn projizieren. Vielleicht fehlt mir aber auch einfach ein Mosaiksteinchen, um es noch besser zu verstehen.
Ich finde nicht, dass sich das nach Fehlinterpretation anhört. Es gibt eine natürliche Distanz, für die man ein Gespür hat. Wenn der Gruppenleiter nicht nur einmal, sondern eher regelmäßig so dicht an der TE vorbei geht, so dass sich die TE unwohl fühlt, wird sie das schon zurecht monieren.

Man muss auch nicht erst berührt werden, bis man etwas sagen darf. Ich würde den Gruppenleiter fragen, ob er nach der Probe mal 1 Minute Zeit hat, da du mal etwas mit ihm besprechen möchtest. Und dann würde ich ihm sagen, dass du dich unwohl fühlst, wenn er immer so nah an dir vorbei geht und ihn bitten, etwas mehr Distanz zu wahren. Das kann man ganz freundlich sagen und es gibt m. E. keinerlei Grund, Scheu davor zu haben.

Diese Distanzen empfiehlt übrigens Knigge - demzufolge hätte der Gruppenleiter eine Distanz von mindestens 40 cm einzuhalten:

1. Intime Distanzzone
Die intime Distanzzone geht bis ca. 40 cm. In diesem Bereich erlauben wir sehr vertrauten Menschen, wie etwa Familienmitgliedern oder sehr engen Freunden, den „Eintritt“.

2. Persönliche Distanzzone
Die persönliche Distanzzone reicht von ca. 40 cm bis 1,5 m. Hier finden persönliche Gespräche statt: Wie zum Beispiel mit Kollegen oder ein Smalltalk.

3. Gesellschaftliche Distanzzone
Die gesellschaftliche Distanzzone beträgt ca. 1,5 bis 4 Meter. Dies ist der Raum, in dem wir andere Menschen wahrnehmen. In der gesellschaftlichen Distanzzone werden unpersönliche Kontakte geregelt: Zum Beispiel ein Gespräch mit dem Handwerker oder dem Chef hinterm Schreibtisch.

4. Öffentliche Distanzzone
Die öffentliche Distanzzone gilt ab ca. 4 m. In dieser Zone bist du etwa in einem großen Raum, während du einer Präsentation oder einem Vortrag folgst.
 
Natürlich hat jeder das Recht, seine individuellen Grenzen zu setzen und das zu artikulieren. Das wollte ich keinesfalls in Abrede stellen.

Nur erscheint es mir gewagt, da eine planvolle Machtdemonstration zu unterstellen. Aber deswegen habe ich auch nachgefragt, ob darüber hinaus noch Kommunikation stattfand. Weil es ansonsten ein zu weiter Weg für mich ist gedanklich.....also von "er mochte es nie, angeschmachtet zu werden" zu "er demonstriert seine Macht, indem er mir ständig zu nahe kommt". Weil sich das für mich beißt.
 
Vielen Dank für eure Überlegungen!
Nein, ich spreche sehr wenig mit ihm, Ich war dafür immer zu schüchtern.
Es stimmt, dass ich viel Emotion in diese "Beziehung" fließen lasse.
Letztes Jahr ist mein Liebster an Darmkrebs gestorben und die Gruppe war das erste, was ich dann wieder begonnen habe.
Da fand ich den Leiter gleich ganz toll.
Damals bin ich ihm eher zu nah gekommen, bin oft durchs Dorf gelaufen in der Hoffnung ihn zu sehen. Das würde ihm dann zuviel und er warf mir böse Blicke zu.
Habe aber nie wirklich eine äußere Grenze überschritten, bin auch nicht zu seinem Wohnort etc.
Es ist kompliziert. Wenn ich mich selber lese, finde ich mich selber gestört.
Er ist aber definitiv unter den 40 cm.
 
Ich würde halt gern in der Gruppe bleiben. Habe nicht viele Freunde und einige Leute mögen mich da ehrlich. Vielleicht lasse ich es mir einfach gefallen und wehre mich nicht. Vielleicht ist das der Preis den ich fürs Dabeisein bezahlen muss. Es fühlt sich aber nicht gut an.
Letztlich ist es ja kein existentielles Problem. Ich könnte jederzeit austreten. Dann bin ich halt wieder mehr allein.
Ich bin nur irgendwie verwirrt und verstehe nicht, was da abläuft, auch in mir.
 
Ich weiß nicht was ich dagegen tun kann, das ist ja das Schlimme, ich fühle mich in dem Moment völlig ohnmächtig, dass er das einfach ungestraft so machen darf und mein Gefühl ist, dass er genau auch das damit sagen will. Schau her, ich kann dir so nah kommen, wie ich will und da kannst du überhaupt nichts gegen tun.
Das stimmt doch gar nicht. Natürlich kannst du etwas tun. Nämlich ihn darauf hinweisen, dass dir Das zu eng ist. Entweder auf die ernste oder witzige Art, aber so, dass es deutlich wird, dass Du es nicht möchtest.
 
Aber er macht doch objektiv nichts falsch. Er berührt mich nicht. Dann kann ich mich doch nicht beschweren.
Er kann einfach sagen, was willst du, ich hab dich doch gar nicht berührt
 
Vielen Dank für eure Überlegungen!
Nein, ich spreche sehr wenig mit ihm, Ich war dafür immer zu schüchtern.
Es stimmt, dass ich viel Emotion in diese "Beziehung" fließen lasse.
Letztes Jahr ist mein Liebster an Darmkrebs gestorben und die Gruppe war das erste, was ich dann wieder begonnen habe.
Da fand ich den Leiter gleich ganz toll.
Damals bin ich ihm eher zu nah gekommen, bin oft durchs Dorf gelaufen in der Hoffnung ihn zu sehen. Das würde ihm dann zuviel und er warf mir böse Blicke zu.
Habe aber nie wirklich eine äußere Grenze überschritten, bin auch nicht zu seinem Wohnort etc.
Es ist kompliziert. Wenn ich mich selber lese, finde ich mich selber gestört.
Er ist aber definitiv unter den 40 cm.

Mein herzliches Beileid zu Deinem Verlust!

Nein, ich denke mit "gestört" hat das gar nichts zu tun.......vermutlich eher mit Gefühlschaos, Verarbeitung. Ich kenne sowas verwandt. Ich habe auch schon einige Verluste erlitten und knabbere gerade noch sehr am Tod meines Vaters, der vor 11 Monaten gestorben ist. Ich merke manchmal, dass ich in irgendwelchen Situationen total überreagiere, innerlich fast zittere, halt wahnsinnig viel Energie manchmal verschwende.....und dann erkläre ich es mir so, dass es auch eine Art Flucht, Ablenkung ist....da werden die ganze Trauer, die Schuldgefühle zugedeckt mit anderen starken Emotionen, mit Wut etc.. Weil Wut zwar auch ein negatives Gefühl ist, aber immer noch angenehmer als die anderen. Das kann bei Dir etwas ganz anderes sein, aber vermutlich lohnt sich das, dass Du da mal genau in Dich hereinhörst. Was ich oben schrieb: irgendwelche Gründe hat es, dass man so reagiert.
 
Mein herzliches Beileid zu Deinem Verlust!

Nein, ich denke mit "gestört" hat das gar nichts zu tun.......vermutlich eher mit Gefühlschaos, Verarbeitung. Ich kenne sowas verwandt. Ich habe auch schon einige Verluste erlitten und knabbere gerade noch sehr am Tod meines Vaters, der vor 11 Monaten gestorben ist. Ich merke manchmal, dass ich in irgendwelchen Situationen total überreagiere, innerlich fast zittere, halt wahnsinnig viel Energie manchmal verschwende.....und dann erkläre ich es mir so, dass es auch eine Art Flucht, Ablenkung ist....da werden die ganze Trauer, die Schuldgefühle zugedeckt mit anderen starken Emotionen, mit Wut etc.. Weil Wut zwar auch ein negatives Gefühl ist, aber immer noch angenehmer als die anderen. Das kann bei Dir etwas ganz anderes sein, aber vermutlich lohnt sich das, dass Du da mal genau in Dich hereinhörst. Was ich oben schrieb: irgendwelche Gründe hat es, dass man so reagiert.

Vielen Dank für deine Anteilnahme.
Es tut mir auch leid, dass du deinen Vater verloren hast.
Ja, mit dem Gefühlschaos, das stimmt. Seit mein Partner tot ist bin ich nicht mehr dieselbe. Alle Gefühle sind total durcheinander. Du beschreibst es sehr gut.

Ich kenne mich mit mir selbst nicht mehr aus.
 

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