Hallo alle zusammen,
ich versuche, es so kurz wie möglich zu halten.
Ich werde bald 19, bin (leider) Türkin und habe letztes Jahr mein Abitur mit 1,3 gemacht. Wurde danach von meiner Mutter zu einem Medizinstudium gezwungen und konnte so wenigstens 3 Monate in Frankfurt alleine aufatmen (wohne eigentlich in Köln). Letzten Sommer habe ich meinen Freund kennengelernt, der glücklicherweise im benachbarten Leverkusen wohnt. Die Beziehung musste ich geheim halten, da es immer hieß "Du darfst keinen Freund haben!". Irgendwann musste ich es natürlich sagen und das hat meiner Mutter gar nicht gefallen (meine Eltern sind geschieden, mein Vater weiß bis heute immer noch nichts davon und das kann auch so bleiben, für immer).
Mein Studium habe ich abgebrochen und musste leider wieder zuhause einziehen. Ein weiterer Auszug wird mir nicht erlaubt. Ich soll hier bleiben und irgendwo in der Nähe studieren. Ich will aber nur weg.
Das alles ist gerade sehr durcheinander und das tut mir leid. Ich weiß nicht mehr wie ich die Geschichte nach so vielen Malen nochmal erzählen soll.
Ich werde bald 19 und darf nicht entscheiden wohin ich gehe, wann ich gehe und wann ich wieder komme. Das alles entscheidet meine Mutter. Ich darf meinen Freund nicht jeden Tag sehen. Geschweige denn zu ihm in die Wohnung zu gehen. Nachdem meine Mutter in meiner Tasche herum gewühlt und die Pille entdeckt hat, denkt sie, dass mein Freund und ich nichts anderes tun würden, als es 24/7 zu treiben. Dabei nehme ich sie in erster Linie wegen meinen starken Regelschmerzen und von denen wusste sie bereits, tut aber jetzt so als hätte sie nie was davon gehört und ich würde ja nur lügen.
Ich hätte mein Studium nur wegen meinem Freund abgebrochen, um wieder hier bei ihm zu sein (dabei sind wir zusammen nach Frankfurt gezogen, ich wollte nur nie Medizin studieren, das wollte sie immer nur von mir). Ich soll mir einen Job suchen und meinen Führerschein machen, den ich auch nie machen wollte, da ich immer mit dem Fahrrad unterwegs bin und nie Auto fahren lernen wollte. Es sei aber meine Pflicht, ich soll mir danach ein Auto holen und sie herum kutschieren (das hat sie selber gesagt).
Ich soll mir ein vernünftiges Studium suchen. Mit meinem Abitur könnte ich ja nur Chefärztin, Richterin im höchsten Gerichtshof, Oberhauptwasweißichkomissarin oder Weltherrscherin werden. Nicht Tierpflegerin... Das wäre schmutzig, würde "nicht zu mir passen" und es hätte kein hohes Ansehen. Ich weiß immer noch nicht, was ich beruflich machen soll. Es muss ihr ja gefallen, aber mir gefällt das nicht. Deshalb komme ich zu nichts und kann mich nicht entscheiden. Alles missfällt mir. Bald habe ich einen Termin bei einer Berufsberaterin... Am Ende werde ich wohl wieder Medizin studieren und es dann durchziehen müssen... oder Jura, super.
Ich liebe meine Mama. Ich wünschte, ich würde es nicht tun und jetzt muss ich mich in unserem Badezimmer einsperren, weil ich weinen muss. Das darf sie aber nicht mitbekommen, weil es sonst Ärger statt tröstende Worte gibt... Das alles schreibe ich sowieso nach einem weiteren Streit mit ihr, weil ich nicht raus darf. Es wäre der 1. Mai, sie hätte frei und ich solle bei der Familie zuhause bleiben. Meine kleine Schwester geht später zu einer Freundin... und meine Mutter auch... Aber ich soll zuhause bleiben.
In ihren Augen bin ich eh nichts wert, wenn ich nicht zur Schule gehe oder studiere. Ich fühle mich nicht wie ein individueller Mensch, sondern wie "Die, mit den guten Noten". So geht es mir bei meiner gesamten Familie, außer meiner Schwester.
Ich fühle mich hier nicht wie ich selber. Ich darf nicht ich sein und das macht mich fertig.
Ich hasse die Türkei, Türken, die Religion, die Bräuche und Sitten, die Normen, die Menschen, die Regeln, dieses Leben.
Ich bin nunmal hier geboren und aufgewachsen. Ich spreche Deutsch besser als Türkisch. Ich bin moderner und toleranter und liberaler und ich will und mag das. Schwul sein ist ok. Sex vor der Ehe ist ok. Mit dem Partner zusammen ziehen ist ok. Mit den Freunden in den Urlaub fahren ist ok. Das Mädchen einen Freund haben dürfen ist ok. Das ist alles normal für "Deutsche" sage ich jetzt mal. NormalER zumindest. Es gibt natürlich Ausnahmen und Meinungsverschiedenheiten, aber ihr versteht bestimmt, was ich meine. Und die Türken unter euch vielleicht auch.
Das alles darf ich aber nicht ok finden. Und deshalb darf ich nicht ich sein. Ich leide darunter. Ich will nicht hier sein. Ich will mit den Menschen nichts zu tun haben, aber sie sind leider meine Familie...
Seit ein paar Wochen besuche ich eine Sozialberaterin. Sie kann mir leider auch nicht helfen, habe ich das Gefühl. Sie war aber der Mensch, der verstand, dass ich nicht einfach hier weg kann, meine Mutter verlassen kann und mein eigenes Leben leben kann. Dass es sich für Türken nicht gehört, so etwas zu tun. Dass ich meine Mutter dennoch liebe und sie schätze und sie nicht aus meinem Leben haben will. Vielleicht dachte sich der ein oder andere unter euch bis jetzt ja "dann geh doch weg, mach das was du willst, du bist 18". Das geht eben nicht...
Ich weiß nicht mehr was ich schreiben soll, obwohl es noch so viel gibt.
Zum Beispiel, dass mir meine Mutter auch leid tut. Alleinerziehend und ohne schulische Ausbildung, mit 20 geheiratet und von der Türkei nach Deutschland gezogen kämpft sie sich von Job zu Job, um uns zu ernähren. Momentan arbeitet sie 7 Tage die Woche... Ich weiß das auch zu schätzen, habe mich nie undankbar verhalten. Habe ihr nie Probleme bereitet (bis jetzt, obwohl das alles für mich auch kein "Problem" ist). Ich habe mich um meine Schwester gekümmert als sie nicht zuhause war. Ich erledige jeden Tag die Hausarbeiten, weil sie arbeiten muss und das nicht auch noch machen soll, wenn sie von der Arbeit kommt. Für sie hat das aber alles nichts zu bedeuten. Im Gegenteil sogar. Deshalb bin ich ja so eine große Enttäuschung, weil ausgerechnet ICH einen Freund habe, nicht Medizin studieren und ausziehen möchte. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.
Ich bin immer ohne Ausnahme immer diejenige, die nachgeben muss. Nie kommt sie mir mal entgegen. Ich tue im Moment nur das, was sie von mir verlangt und will. Sonst gibt es Ärger und Streit und ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich das nicht mehr aushalte... Wenn ich nur den Verdacht habe, dass sie etwas verärgern und zum Schreien bringen könnte tue ich alles was ich kann, damit es nicht so kommt... weil ich sie nicht mehr aushalte und ich will nur noch, dass sie mich in Ruhe lässt.
Wir haben zwei kleine Badezimmer. Die eine Tür hat sie schon kaputt gemacht. Im Moment sieht es so aus, als wenn sie auch diese gleich kaputt macht, um hier rein kommen zu dürfen.
Das alles macht mich so traurig. Manchmal auch wütend. Ich fühle mich so, als wenn ich mein Leben verpassen würde, während ich nicht das zu tue, was ich eigentlich tun möchte. Ich wollte schon immer mal mit Freunden irgendwo weg fahren... Jetzt mit meinem Freund, weil ich nach der Schule keine Freunde mehr habe. Ich konnte die Freundschaften nicht aufrecht erhalten, weil ich sie ja nie außerhalb der Schule treffen durfte...
Ich weiß nicht warum ich das hier schreibe. Ihr werdet mir höchstwahrscheinlich sowieso nicht helfen können. Vielleicht könnt ihr mir ja Trost spenden. Sagen, dass das Leben mehr zu bieten hat und ich hier eines Tages raus komme. Dankeschön
ich versuche, es so kurz wie möglich zu halten.
Ich werde bald 19, bin (leider) Türkin und habe letztes Jahr mein Abitur mit 1,3 gemacht. Wurde danach von meiner Mutter zu einem Medizinstudium gezwungen und konnte so wenigstens 3 Monate in Frankfurt alleine aufatmen (wohne eigentlich in Köln). Letzten Sommer habe ich meinen Freund kennengelernt, der glücklicherweise im benachbarten Leverkusen wohnt. Die Beziehung musste ich geheim halten, da es immer hieß "Du darfst keinen Freund haben!". Irgendwann musste ich es natürlich sagen und das hat meiner Mutter gar nicht gefallen (meine Eltern sind geschieden, mein Vater weiß bis heute immer noch nichts davon und das kann auch so bleiben, für immer).
Mein Studium habe ich abgebrochen und musste leider wieder zuhause einziehen. Ein weiterer Auszug wird mir nicht erlaubt. Ich soll hier bleiben und irgendwo in der Nähe studieren. Ich will aber nur weg.
Das alles ist gerade sehr durcheinander und das tut mir leid. Ich weiß nicht mehr wie ich die Geschichte nach so vielen Malen nochmal erzählen soll.
Ich werde bald 19 und darf nicht entscheiden wohin ich gehe, wann ich gehe und wann ich wieder komme. Das alles entscheidet meine Mutter. Ich darf meinen Freund nicht jeden Tag sehen. Geschweige denn zu ihm in die Wohnung zu gehen. Nachdem meine Mutter in meiner Tasche herum gewühlt und die Pille entdeckt hat, denkt sie, dass mein Freund und ich nichts anderes tun würden, als es 24/7 zu treiben. Dabei nehme ich sie in erster Linie wegen meinen starken Regelschmerzen und von denen wusste sie bereits, tut aber jetzt so als hätte sie nie was davon gehört und ich würde ja nur lügen.
Ich hätte mein Studium nur wegen meinem Freund abgebrochen, um wieder hier bei ihm zu sein (dabei sind wir zusammen nach Frankfurt gezogen, ich wollte nur nie Medizin studieren, das wollte sie immer nur von mir). Ich soll mir einen Job suchen und meinen Führerschein machen, den ich auch nie machen wollte, da ich immer mit dem Fahrrad unterwegs bin und nie Auto fahren lernen wollte. Es sei aber meine Pflicht, ich soll mir danach ein Auto holen und sie herum kutschieren (das hat sie selber gesagt).
Ich soll mir ein vernünftiges Studium suchen. Mit meinem Abitur könnte ich ja nur Chefärztin, Richterin im höchsten Gerichtshof, Oberhauptwasweißichkomissarin oder Weltherrscherin werden. Nicht Tierpflegerin... Das wäre schmutzig, würde "nicht zu mir passen" und es hätte kein hohes Ansehen. Ich weiß immer noch nicht, was ich beruflich machen soll. Es muss ihr ja gefallen, aber mir gefällt das nicht. Deshalb komme ich zu nichts und kann mich nicht entscheiden. Alles missfällt mir. Bald habe ich einen Termin bei einer Berufsberaterin... Am Ende werde ich wohl wieder Medizin studieren und es dann durchziehen müssen... oder Jura, super.
Ich liebe meine Mama. Ich wünschte, ich würde es nicht tun und jetzt muss ich mich in unserem Badezimmer einsperren, weil ich weinen muss. Das darf sie aber nicht mitbekommen, weil es sonst Ärger statt tröstende Worte gibt... Das alles schreibe ich sowieso nach einem weiteren Streit mit ihr, weil ich nicht raus darf. Es wäre der 1. Mai, sie hätte frei und ich solle bei der Familie zuhause bleiben. Meine kleine Schwester geht später zu einer Freundin... und meine Mutter auch... Aber ich soll zuhause bleiben.
In ihren Augen bin ich eh nichts wert, wenn ich nicht zur Schule gehe oder studiere. Ich fühle mich nicht wie ein individueller Mensch, sondern wie "Die, mit den guten Noten". So geht es mir bei meiner gesamten Familie, außer meiner Schwester.
Ich fühle mich hier nicht wie ich selber. Ich darf nicht ich sein und das macht mich fertig.
Ich hasse die Türkei, Türken, die Religion, die Bräuche und Sitten, die Normen, die Menschen, die Regeln, dieses Leben.
Ich bin nunmal hier geboren und aufgewachsen. Ich spreche Deutsch besser als Türkisch. Ich bin moderner und toleranter und liberaler und ich will und mag das. Schwul sein ist ok. Sex vor der Ehe ist ok. Mit dem Partner zusammen ziehen ist ok. Mit den Freunden in den Urlaub fahren ist ok. Das Mädchen einen Freund haben dürfen ist ok. Das ist alles normal für "Deutsche" sage ich jetzt mal. NormalER zumindest. Es gibt natürlich Ausnahmen und Meinungsverschiedenheiten, aber ihr versteht bestimmt, was ich meine. Und die Türken unter euch vielleicht auch.
Das alles darf ich aber nicht ok finden. Und deshalb darf ich nicht ich sein. Ich leide darunter. Ich will nicht hier sein. Ich will mit den Menschen nichts zu tun haben, aber sie sind leider meine Familie...
Seit ein paar Wochen besuche ich eine Sozialberaterin. Sie kann mir leider auch nicht helfen, habe ich das Gefühl. Sie war aber der Mensch, der verstand, dass ich nicht einfach hier weg kann, meine Mutter verlassen kann und mein eigenes Leben leben kann. Dass es sich für Türken nicht gehört, so etwas zu tun. Dass ich meine Mutter dennoch liebe und sie schätze und sie nicht aus meinem Leben haben will. Vielleicht dachte sich der ein oder andere unter euch bis jetzt ja "dann geh doch weg, mach das was du willst, du bist 18". Das geht eben nicht...
Ich weiß nicht mehr was ich schreiben soll, obwohl es noch so viel gibt.
Zum Beispiel, dass mir meine Mutter auch leid tut. Alleinerziehend und ohne schulische Ausbildung, mit 20 geheiratet und von der Türkei nach Deutschland gezogen kämpft sie sich von Job zu Job, um uns zu ernähren. Momentan arbeitet sie 7 Tage die Woche... Ich weiß das auch zu schätzen, habe mich nie undankbar verhalten. Habe ihr nie Probleme bereitet (bis jetzt, obwohl das alles für mich auch kein "Problem" ist). Ich habe mich um meine Schwester gekümmert als sie nicht zuhause war. Ich erledige jeden Tag die Hausarbeiten, weil sie arbeiten muss und das nicht auch noch machen soll, wenn sie von der Arbeit kommt. Für sie hat das aber alles nichts zu bedeuten. Im Gegenteil sogar. Deshalb bin ich ja so eine große Enttäuschung, weil ausgerechnet ICH einen Freund habe, nicht Medizin studieren und ausziehen möchte. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.
Ich bin immer ohne Ausnahme immer diejenige, die nachgeben muss. Nie kommt sie mir mal entgegen. Ich tue im Moment nur das, was sie von mir verlangt und will. Sonst gibt es Ärger und Streit und ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich das nicht mehr aushalte... Wenn ich nur den Verdacht habe, dass sie etwas verärgern und zum Schreien bringen könnte tue ich alles was ich kann, damit es nicht so kommt... weil ich sie nicht mehr aushalte und ich will nur noch, dass sie mich in Ruhe lässt.
Wir haben zwei kleine Badezimmer. Die eine Tür hat sie schon kaputt gemacht. Im Moment sieht es so aus, als wenn sie auch diese gleich kaputt macht, um hier rein kommen zu dürfen.
Das alles macht mich so traurig. Manchmal auch wütend. Ich fühle mich so, als wenn ich mein Leben verpassen würde, während ich nicht das zu tue, was ich eigentlich tun möchte. Ich wollte schon immer mal mit Freunden irgendwo weg fahren... Jetzt mit meinem Freund, weil ich nach der Schule keine Freunde mehr habe. Ich konnte die Freundschaften nicht aufrecht erhalten, weil ich sie ja nie außerhalb der Schule treffen durfte...
Ich weiß nicht warum ich das hier schreibe. Ihr werdet mir höchstwahrscheinlich sowieso nicht helfen können. Vielleicht könnt ihr mir ja Trost spenden. Sagen, dass das Leben mehr zu bieten hat und ich hier eines Tages raus komme. Dankeschön