Moralische Ansprüche, Empfindlichkeiten bezüglich Freunden und Familie

Habt ihr schonmal einen Geburtstag vergessen, also nicht angerufen, gefeiert wurde nicht?

Kennt ihr das, wenn Freunde oder Familienmitglieder verletzt sind, oder irgendwas nicht gut finden, dass aber nicht demjenigen selbst sagen, wenn es dann aber irgendwie in der Familie oder unter Freunden rumgeht?

Dabei aber natürlich immer noch Interpretationen usw. von den anderen dazu kommen? Es geht jetzt nicht nur um vergessene Geburtstage.

Ich hasse das. Weil ich finde, dass es das Leben so kompliziert macht. Da spielen Erwartungen, Moralvorstellungen mit, die nicht mitgeteilt werden. Da gehen einzelne Menschen davon aus, dass die anderen so gestrickt sein müssen, wie man selbst. Und es wird nicht direkt ausgesprochen, sondern es wird erwartet, dass derjenige da selbst drauf kommen müsste, aber der Ärger wird dann mal losgelassen, wenn man mit anderen spricht.

Also, ich meine jetzt nicht primitive Hetzerei, sondern Gespräche, die man halt mit anderen führt. Und dabei gibt es so viele Missverständnisse, die alles noch schlimmer machen, aber derjenige, den es betrifft weiß von allem gar nix.

Oh Mann

Hallo Chu,

nee, das hat jetzt wirklich nichts mit dem neuen Zeitalter zu tun in meinem Fall. Hab eigentlich auch nicht wirklich verstanden, was du meintest.

Jedenfalls hatte ich heute zwei Gespräche mit meiner Ersatzfamilie, also eigentlich mit dem Bruder meiner besten Freundin und meiner Patentochter, also mit der ältesten Tochter meiner besten Freundin.

Eigentlich ging es überwiegend um Geburtstage der kleinsten in dieser großen Familie. Da ich, seitdem ich 17 bin (heute 58) ziemlich mit dieser Familie verbunden bin, bezeichne ich diese als meine Ersatzfamilie. Allerdings habe ich in den letzten Jahren auch ein immer intensiveres Verhältnis zu meiner eigenen Familie aufgabaut, die nur noch aus Geschwistern und aus der Familie meiner Nichte (Tochter von Schwester) besteht.

D. H. es gibt auch eine gewisse Abgrenzung meinserseits zu der Ersatzfamilie, obwohl die mir immer noch sehr wichtig sind.

Jedenfalls habe ich dann heute mit dem Bruder telefoniert. Es ging um die Geburtstage, es geht eigentlich immer und ständig um Geburtstage. Meine Patentochter hat eine neunjährige Tochter, die genau an Ostern Geburtstag hat. Sie überlegt schon lägnere Zeit, wie sie das unter einen Hut bringt, Ostern wurde in den letzten Jahren immer beim Bruder meiner Freundin und dessen Partner gefeiert mit der gesamten großen Familie und meistens auch mit mir.

Nun ja, meine Patentochter wollte, wie sie mir berichtet hat, nach längerem Hin und her den Geburtstag der Kleinen bei den Onkels feiern, weil es bei ihr schwierig ist, aber eigentlich nicht anders als sonst an Ostern, es sei halt Ostern und gleichzeigtig der Geburtstag der Kleinen. Inwischen weiß ich, dass ie c vor einer Woche eine SMS geschrieben hat an die Onkels, dass man nochmal über den Geburtstag der Tochter sprechen müsste

Anscheinend hat sie es aber immer noch nicht richtig mit dem Onkel abgesprochen und dann auch den Geburtstag des Partners des Onkels vergessen, nicht angerufen, die beiden waren im Urlaub, wie immer in den letzten Jahren ihres Geburtstages.

Seit gestern abend sind sie da. Habe heute aus anderen Gründen mit dem Bruder meiner Freundin telefoniert, was auch selten passiert. Jedenfalls bekam ich dann das Problem mit dem Geburtstag der Tochter meiner Patentochter mit.

Meine Patentochter (Nichte des Onkels) hätte ja immer nocht nicht richtig mit den beiden Onkels gesprochen, außerdem vergäße sie ständig Geburtstage und meldet sich nicht, und außerdem wolle sie wohl, dass zum Geburtstag der Kleinen noch andere Kinder kommen. Und es gab eine große Verletzung, bezüglich vergessener Geburtstage der Onkels, sei wohl schon öfter vorgekommen. Hm, ich fragte, ob ich meine Patentochter mal anrufen sollte, damit sie sich meldet bezüglich des Geburtstages ihrer Tochter, bekam keine richtige Antwort.

Hatte auch zu Bedenken gegeben, diese vergessenen Geburtstage der Onkels, nicht so persönlich zu nehmen. Hm, auch ich hatte die beiden das eine oder andere Mal vergessen, weil sie eigentlich immer im Urlaub waren in der letzten Zeit, und weil ich nicht jeden Tag genau weiß, welches Datum ist.

Gut, letztendlich hatte ich dann meine Patentochter heute abend angerufen und war auch offen. Nachdem sie sich erst sehr aufgeregt hatte, konnte ich sie runterbringen und sie wollte dann ihren Onkel anrufen. Sie sagte, sie hätte nie gesagt, dass andere Kinder zum Geburtstag kommen sollten, sie weiß nicht, wie das zustande gekommen ist. Wahrscheinlich wieder eine Interpretion eines Familienmitgliedes.

Sie wollte ihren Onkel anrufen und so tun, als wenn sie nichts von mir wüsste. Ich habe gesagt, dass würde alles komplizierter machen, sie solle schon sagen, was ich ihr erzählt hätte.

Weiss nicht, ob das alles richtig von mir war. Ich habe schon oft in der Familie erlebt, dass über Verletzungen nicht offen gesprochen wird, jedenfalls nicht mitdemjenigen, den es betrifft. Das macht dann unnötige Spannungen über Monate, manchmal auch Jahre, ach wenn man sich irgendwie Mühe gibt.

Deshalb habe ich das sozusagen auf gemacht.

War das falsch?

Na, das war vielleicht zuviel Information auf einmal. Wahrscheinlich blickt auch keiner mehr durch.

Sorry

Ich finde den Anlass für dieses Zerwürfnis extrem banal.

Und warum du dich da so einbringst, verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht so ganz. Es geht um den Kindergeburtstag der Tochter deines Patenkindes, der zufällig auf Ostern fällt. Warum wird da so ein Fass aufgemacht?

Was hat das mit moralischen Ansprüchen zu tun?

So wie ich das verstanden habe, ist deine Patentochter erwachsen und es ging darum, wo der Kindergeburtstag/Ostern gefeiert wird. Normalerweise wird ein Kindergeburtstag mit Kinder gefeiert. Oder es ist eine Familienfeier mit Familie. Das müssen aber die Eltern und die Gastgeber entscheiden.

Möchte die Patentochter beim Onkel feiern, weil da mehr Platz ist, hat der natürlich Mitspracherecht, was die Teilnehmer und das Programm angeht.

Es geht hier aus meiner Sicht nicht um moralische Ansprüche, sondern um die Erwartungshaltung der Leute. Bist du mit irgend jemandem aus der Familie verwandt? Warum solltet du sämtliche Geburtstage der Großfamilie kennen?

Du erwartest jetzt ja sicher auch, zum Geburtstag der Tochter der Patentochter eingeladen zu werden. Wäre es schlimm für dich, wenn du nicht eingeladen wirst?

Geburtstage in unserer Großfamilie und andere Anlässe (Konfirmation der Nichten usw.) sehe ich total gelassen. Ich gebe bescheid, wenn ich zu einer Feier komme oder nicht und so dramatisch, dass sich jemand von aussen einmischen müsste, ist es bei uns nicht.

Hallo Lalelu,

warum ich mich da einbringe?

Naja, ich hab ja schon geschrieben, dass das meine Ersatzfamilie ist, seitdem ich 17 bin.

Und da ich somit eigentlich zur Familie gehöre, bin ich bei jedem Geburtstag dabei, wenn ich nicht gerade verreist bin. Somit werde ich auch beim Geburtstag der Tochter meiner Patentochter dabei sein, wie immer.

Letztendlich hat sich meine "Einmischen" als gut heraus gestellt. Nichte und Onkel haben jetzt nämlich miteinander gesprochen statt übereinander. Meine Patentochter hat sich jedenfalls bei mir bedankt für den Anschubs.

Ja, wenn du das als Mediator fungieren kannst, dann ist es gut!

Ich denke, es ist fast (!) immer besser, wenn solche Situationen aufgelöst und die Personen, die es angeht, an einen Tisch gesetzt werden und miteinander reden.
Bei diesem ganzen "Hintenrum" läuft es ja wie bei Stille Post: am Ende kommt nur Murks heraus und im realen Leben ist der dann meist gar nicht lustig, sondern vergiftet das Klima.

Ich glaub, das hast Du ganz gut gemacht.