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Meine Mutter macht mich psychisch kaputt

G

Gast

Gast
Hallo, wie der Titel schon sagt... meine Mutter macht mich kaputt, und ich weiß einfach nicht mehr weiter. Das Ganze fing vor etwa einem halben Jahr an; Auslöser war eine Grippe, die die ganze Familie lahmlegte und bei ihr eine Panikstörung auslöste.

Obwohl meine Mutter schon etwas älter ist, ist sie körperlich sehr fitt; sie sieht auch jung aus für ihr Alter (sie ist 66, man hält sie oft für Anfang 50). Durch die Grippe begann sie aber, über den Tod nachzudenken. Sie beklagte sich über ein ständiges Nervenflattern, verließ das Haus nicht mehr, hatte zudem Angst vor dem Alleinesein. Etwa zur gleichen Zeit wurde meinem Vater die Gallenblase in einer kritischen OP entfernt. Ich hoppste also ständig zwischen Zuhause und Krankenhaus herum und versuchte, heile Welt zu spielen und für meine beiden Eltern da zu sein. Es war keine schöne Zeit für meine Mutter und mich, doch all das resultierte schließlich darin, dass sie von einem Arzt Tavor verschrieben bekam.
Sowohl mein Vater als auch ich rieten ihr davon ab, das Teufelszeug zu nehmen, ...sie nahm es natürlich und landete in einer Entzugsklinik.
Und hier beginnt die eigentliche Tragödie. Ich weiß nicht, ob es von der Panikstörung kommt, aber jedenfalls entwickelte sie eine Phobie vor allen möglichen Substanzen. Ich habe gelesen, dass ein Tavorentzug härter als ein Heroinentzug ist, auch wenn sie Tavor "nur" 4 Wochen eingenommen hat, und ich bewundere meine Mutter dafür, dass sie diesen Entzug ohne "Ersatzmedikamente" hinter sich gebracht hat.
Nur... sie rief mich ständig an und ich musste ihr alle möglichen Nebenwirkungen aufzählen, die ein Medikament nur haben kann. Sie bekam Schlafstörungen und rief mich täglich panisch an und redete immerzu nur davon, zu sterben. Mal hatte sie das, dann das. Verbrühte sie sich die Zunge am Tee, weinte sie hysterisch, dass sie deswegen wieder nicht schlafen würde, und das sie deswegen einen Herzstillstand bekäme. Oder dass das Desinfektionsmittel, das in der Klinik benutzt wird, Schuld daran wäre, dass sie nun erblinden würde. Oder die Halsschmerzen, die auf eine Lungenentzündig hindeuten würden, oder... kurz, meine Mutter wurde hysterisch. Jeden Tag hatte sie eine Kleinigkeit, aus der sie einen Elefanten machte. Das wurde auch nach ihrem Entzug nicht besser und sie hat weiterhin Panikattacken und leidet an Schlafstörungen.

Es wurden alle möglichen Gesundheitschecks gemacht und sie ist gesund, aber sie will das einfach nicht wahrhaben. Ich erkenne meine Mutter nicht wieder und es macht mich fertig. Ich liege nachs wach im Bett und weine, während ich überlege, alles zu beenden. Ich kann nicht mehr.
Mir wird mittlerweile schon ganz schlecht, wenn ich das Telefon klingeln höre, einfach weil ich weiß, dass es meine Mutter ist, die wieder irgendetwas hat und deswegen hysterisch wird. Aber wegen was eigentlich? Sie redet ständig davon zu sterben, umzufallen, einen Herzinfakt zu bekommen, weil sie nicht schläft und immer dieses "Nervenflattern" hat. Dabei steht immer nur sie im Mittelpunkt. Wie es mir geht, danach fragt sie mittlerweile gar nicht mehr. Heute war es z.B ein Tropfen Milch, der ihr ins Auge gekommen ist, sowie das dreimalige Zähneputzen und der Geruch von Spülmittel, der für ihr Brennen im Mund verantwortlich ist. Mir ist heute zum ersten Mal die Sicherung durchgegangen und ich habe meine Mutter am Telefon angeschrien, sie solle damit aufhören, sich selbst und andere zu zerstören. Sie sagte nur, es würde ihr Leid tun, gefolgt von einem: "...aber das Spülmittel ist nicht dafür verantwortlich, dass meine Geschmacksnerven für immer taub werden, oder??". Daraufhin habe ich aufgelegt.

Nächsten Monat gehe ich ins Ausland für ein Jahr wegen meines Studiums. Was zur schönsten Zeit meines Lebens werden sollte, wird jetzt wahrscheinlich zum Albtraum. Ich kann einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr. Ich bin erst 25 und ich habe das Gefühl, mein Leben liegt in Scherben. Wahrscheinlich habe ich mittlerweile selbst eine Depression, denn ich spüre, wie ich Stück für Stück gefühlskälter werde und jegliche Freude im Leben verliere.
 
G

Gast

Gast
Nutze Deinen Auslandsaufenthalt, um den Kontakt auf ein Nötigstes zu reduzieren.

Zuvor kannst Du ja den Versuch starten, Deiner Mutter klar zu machen, dass Du nicht ihr Therapeut bist und Dir diesen Quatsch nicht mehr anhören willst. Ich weiß, das klingt erst einmal böse, aber genau das ist Fakt – Du bist nicht imstande Deiner Mutter bei ihren Problemen zu helfen und es ist fürwahr auch nicht Deine Aufgabe, sondern eben die eines Therapeuten. Deine Aufgabe sollte sein, DIR gut zu tun und Dich von dem, was Dich kaputtmacht, zu distanzieren. Sonst wird Deine Psyche noch mehr leiden.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Gast,

ich schätze, dass die verschiedenen Situationen deine Mutter überforderten - sie deshalb mit einem eher kindlichen Verhalten reagiert. Eine andere Reaktion - ist als Handlungsanweisung - für sie nicht gegeben. Sie hat keine Handlungsanweisung die ihr sagt, wie sie sich verhalten soll. Deine Mutter ist zutiefst verunsichert.

Also halte ich (D)einen Umgang mir ihr für hilfreich, wie man eben mit einem verunsicherten Kind umgehen würde.
Insofern Dich das überfordert, wäre eine Betreuung für sie einzurichten, ggf. mit Hilfe eines Therapeuten.
Versuche, sie wie einen erwachsenen Menschen zu behandeln, dem Logik und Wissen zur Verfügung stehen, scheitern zwangsläufig.

Deiner Mutter hilft nur viel Liebe und Geduld und dazu die angemessene Unterstützung. Versuche ihr Liebe und Geduld zu geben, nimm es nicht zu schwer für Dich - und wo Du Dich überfordert fühlst, suche Dir Hilfe für ihre Betreuung. Wenn eine Betreuung eingerichtet ist, kannst Du auch leichter im Ausland studieren.

LG; Nordrheiner
 
R

Rabenfeder

Gast
Deine Mutter hat offenbar eine massive Angst- und Zwangsstörung und die gehört in professionelle Behandlung.
Tavor wäre zusammen miit einer Therapie ein guter Anfang gewesen, weil es stark angstlösend wirkt... aber einfach so bringt es nicht so viel, weil ja nicht daran gearbeitet wurde, ihre Ängste zu bearbeiten.
Sie muss in Therapie, ihr Hausarzt soll sie unterstützen, damit sie schneller einen Termin bekommt. Denn wenn es Euch schon belastet, dass sie den ganzen Tag um mögliche Erkrankungen kreist - was meinst Du, wie belastend es für sie ist?
Ihre Erkrankung ist nicht ganz so schlimm wie eine Esstörung, geht aber von den Mechanismen im Kopf in eine ähnliche Richtung: das Denken richtet sich afst nur noch auf das Zwangsthema, man ist davon ganz eingenommen und es gibt eine riesige Angst vor Kontrollverlust.
Ihr könnt ihr da schwer raushelfen, ihr könnt aber während einer Therapie an ihrer Seite sein.

Wie kommt Dein Vater damit klar?
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Hallo Gast,
vielleicht wäre es hilfreich, dass du mal damit
anfängst, deine Mutter aktiv und permanent
anzurufen und nachzufragen, ob sie noch lebt.

Du kannst das zu festgelegten Zeiten machen
und ihr diese Zeiten auch sagen. Mit der Zeit
lässt du die Abstände größer werden, bis sie
ein für dich akzeptables Maß haben. Ebenso
kannst du die Telefonzeit kontrollieren, also
z.B. sagen: ich telefoniere jetzt maximal fünf
Minuten mit dir, dann werde ich Tschüss sagen
und auflegen.

Und auch die Themen bestimmen: wenn sie
über Gesundheitsthemen spricht, sagen, dass
das nicht dein Thema ist, sondern das der Ärzte
und du nicht weiter zuhören wirst, wenn sie dich
damit belästigt.

Ich weiß, es ist hart, Nein zu sagen und jemand
so auszubremsen, in die Grenzen zu weisen - aber
indem du auf deine eigene Gesundheit und deine
Grenzen achtest, gibst du deiner Mutter die Chance,
es auch (noch) zu lernen.

Vielleicht kannst du dir auch ein Telefon zulegen,
das die Rufnummern vorab anzeigt und dann ein-
fach nicht drangehen, wenn deine Mutter anruft
bzw. (bis dahin), nur kurz abnehmen, sagen: ich
rufe dich um ... Uhr zurück und auflegen.

Gruß, Werner
 
P

primavera7

Gast
Einige der Ratschläge, die hier gegeben werden, halte ich für geradezu gefährlich.
Deine Mutter gehört dringend in psychtherapeutische Behandlung, und du solltest dich ihrem Psychoterror nicht mehr aussetzen. Hat deine Mutter einen guten Hausarzt? Dann offenbare dich ihm. Oder lass' dich bei einer Familienberatungsstelle beraten.
Wenn deine Mutter auf kein professionelles Unterstützungsangebot eingeht, könntest du beim Amtsgericht auch anregen, dass sie einen Betreuer zur Gesundheitsfürsorge bekommt, bis es ihr wieder gut geht. Die Hürden für die Einrichtung einer Betreuung sind allerdings hoch. Und du selbst solltest die Betreuung auf gar keinen Fall selbst übernehmen; denn das würde dich nur noch mehr fertig machen. Du hast als Tochter nicht die erforderliche professionelle Distanz.

Nimm auch selber ggf. professionelle Unterstützung in Anspruch, um deiner Mutter besser Grenzen setzen zu können. Es nützt niemandem, wenn du auch nur noch ein Nervenbündel bist. Was deine Mutter von dir erwartet und dir zumutet, geht zu weit. Aber das kann sie krankheitsbedingt nicht einsehen. Das darf aber nicht dazu führen, dass du dir dein Leben ruinieren lassen musst, nur damit sie der Tatsache die Augen verschließen kann, dass sie sich umgehend in psychotherapeutische Behandlung begeben muss. Du bist nicht moralisch dazu verpflichtet, das krankhaft verzerrte Weltbild deiner Mutter zu adaptieren und dem alles unterzuordnen, was für deine persönliche und berufliche Entwicklung wichtig ist. Du hast auch und sogar in erster Linie Verantwortung für dein eigenes Leben.
 
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