V
Virginia
Gast
Liebe Forumsmitglieder,
ich bin neu hier, ich bin 51, ich habe zwar mein Leben im Griff, aber innerlich fühlt es sich anders an...
Meine Erfahrungen gehen dahin, dass ich nirgendwo dazu passe - und so wohl auch hier nicht, allein schon aufgrund meines Alters und meiner Lebensgeschichte.
Da ich aber einfach das Bedürfnis habe, mal vor einem Forum zu erzählen, was mich wirklich bedrückt, möchte ich das hier tun. Es fällt mir nämlich sehr schwer, darüber zu reden, da ich mich überall so unverstanden fühle.
Zusammen gefasst kann ich sagen, ich hatte eine materiell sorgenfreie Kindheit in einer nach außen anerkannten Familie mit erfolgreichen Eltern und zwei Geschwistern. Seelisch war ich völlig alleine gelassen und ausgegrenzt, hörte auch oft den Spruch "Du wirst wohl im Krankenhaus vertauscht worden sein - du passt nicht zu uns". Dieses "Nicht-passen" bezog sich darauf, dass ich ein sensibles, aber widerspenstiges Kind war, das nicht alles tat, was man ihm aufzwingen wollte. Meine beiden Geschwister taten das aber und so war ich die Außenseiterin.
Ich musste mir ständig anhören, dass ich keinen Schimmer vom Leben habe und alles, was ich fühlte, dachte oder tat, Unsinn sei.
Soweit zu meiner Vorgeschichte.
Nachdem ich erwachsen ausgezogen war von meinem Elternhaus, merkte ich erst so richtig, wie orientierungslos ich war. Ich wusste nicht, was ich will, wer oder wie ich bin - zu tief saßen die Bewertungen meiner Familie in mir. Denen konnte ich zwar nicht zustimmen, aber sie haben auch verhindert, mich selbst zu erkennen und zu spüren.
Also habe ich einen ziemlich angepassten Weg durchs Leben gesucht. Und bin damit gescheitert. Mein Lebensgefährte, der der Vater meines Sohnes ist, hat mich verlassen, als unser Sohn 3 Jahre alt war und seither lebe ich mit mehr oder weniger Unterbrechungen alleine. Mein Sohn ist zwar mittlerweile erwachsen, ich habe einen "sicheren" Job, in dem ich auch viel Freiheit habe (der mich aber absolut nicht interessiert) und lebe seit Jahren alleine. Es gab viele sehr heftige Krisen, die ich durchleben musste und aus denen ich auch immer wieder ein Stück mehr von mir befreien konnte - auch mittels Hilfe von einer Therapeutin. Seit 3 Jahren habe ich einen äußerst lieben Hund und zwei Katzen - sodass ich das Alleineleben gut bewältigen kann.
Aber immer bleibt das Gefühl im Inneren, mein Potenzial nie gelebt zu haben, ewig nur darum gekämpft zu haben, dass ich alles schaffe und überlebe.
Es ist mittlerweile auch ein sehr einsames Leben. Im Büro sitze ich relativ isoliert vor dem PC, zu Hause sind nur die Tiere. Der einzige Familienkontakt ist mein Sohn, der inzwischen geheiratet hat und ich habe auch schon ein Enkelkind. Ich sehe sie auch alle regelmäßig, aber das ist ja nicht so wirklich mein Leben.
Ich habe einfach das Gefühl, dass ich kein eigenes Leben habe abgesehen vom Alleinsein mit meinen Tieren.
Ich war nicht immer so. Als Kind und Jugendliche war ich sehr kontaktfreudig, immer unter Menschen. Aber seit ich alleinerziehend zurück gelassen wurde, hat sich das drastisch verändert. Alle befreundeten Paare haben sich von mir distanziert und ich war damit sehr einsam von heute auf morgen.
Ich habe viele Altlasten verarbeitet bis heute und viele Krisen als Chance genutzt - doch irgendwie scheint es mir nicht zu gelingen, wieder so richtig Anschluss ans Leben zu finden. Auch wenn ich mich zutiefst darum bemühe, finde ich nicht mehr zu einem erfüllten, glücklicheren Leben.
Das Leben, das ich jetzt führe, ist nicht dramatisch schlecht. Da gab es schon viel schlimmere Zeiten für mich (Panikattacken, heftige Depressionen, ein halbes Jahr lang Arbeitsunfähigkeit,..). All das liegt hinter mir.
Aber dennoch, auch wenn ich viel gelernt habe und vieles begriffen habe, bleibe ich im Endeffekt doch sehr einsam. Manchmal kommt mir vor, je mehr ich begreife und verarbeite - umso einsamer werde ich. Die anderen können mich nicht verstehen und gehen ganz anders mit Problemen um (meistens durch Ablenkung oder drüber-hinweg-gehen).
Ich vermisse es, mich mit Menschen austauschen zu können, die auch tiefste Krisen überwunden haben, aber am Ende alleine zurück bleiben, weil sie damit nicht mehr in eher oberflächliche Gemeinschaften passen. Ich liebe den (tiefen) Kontakt zu Menschen, er ist mir sehr wichtig.
In meiner unmittelbaren Umgebung gibt es aber keine Menschen, die das erlebt haben. Allen scheint es gut zu gehen und niemand will so viel Tiefe.
Daher fühle ich mich oft unheimlich einsam auf dieser Welt.
Es ist nicht so, dass ich jetzt weiterhin ständige Krisen habe - ich habe mir eine recht stabile Lebensbasis aufgebaut, mit der ich zurecht komme. Aber Zurechtkommen ist für mich nur etwas, das zwar gut ist als Basis, aber doch keine echte Lebensfreude bedeutet.
Alle Kontakte, die ich zu Menschen habe, sind eigentlich nur recht lose und oberflächlich, wenn auch gut.
Mit meinem ungeheuren Tiefgang zieht einfach niemand mit...
Was sagt ihr dazu - einfach so frisch von der Leber weg? Vielleicht kann ich ja dadurch auf einiges drauf kommen, das ich selbst nicht sehen kann?
LG
V.
ich bin neu hier, ich bin 51, ich habe zwar mein Leben im Griff, aber innerlich fühlt es sich anders an...
Meine Erfahrungen gehen dahin, dass ich nirgendwo dazu passe - und so wohl auch hier nicht, allein schon aufgrund meines Alters und meiner Lebensgeschichte.
Da ich aber einfach das Bedürfnis habe, mal vor einem Forum zu erzählen, was mich wirklich bedrückt, möchte ich das hier tun. Es fällt mir nämlich sehr schwer, darüber zu reden, da ich mich überall so unverstanden fühle.
Zusammen gefasst kann ich sagen, ich hatte eine materiell sorgenfreie Kindheit in einer nach außen anerkannten Familie mit erfolgreichen Eltern und zwei Geschwistern. Seelisch war ich völlig alleine gelassen und ausgegrenzt, hörte auch oft den Spruch "Du wirst wohl im Krankenhaus vertauscht worden sein - du passt nicht zu uns". Dieses "Nicht-passen" bezog sich darauf, dass ich ein sensibles, aber widerspenstiges Kind war, das nicht alles tat, was man ihm aufzwingen wollte. Meine beiden Geschwister taten das aber und so war ich die Außenseiterin.
Ich musste mir ständig anhören, dass ich keinen Schimmer vom Leben habe und alles, was ich fühlte, dachte oder tat, Unsinn sei.
Soweit zu meiner Vorgeschichte.
Nachdem ich erwachsen ausgezogen war von meinem Elternhaus, merkte ich erst so richtig, wie orientierungslos ich war. Ich wusste nicht, was ich will, wer oder wie ich bin - zu tief saßen die Bewertungen meiner Familie in mir. Denen konnte ich zwar nicht zustimmen, aber sie haben auch verhindert, mich selbst zu erkennen und zu spüren.
Also habe ich einen ziemlich angepassten Weg durchs Leben gesucht. Und bin damit gescheitert. Mein Lebensgefährte, der der Vater meines Sohnes ist, hat mich verlassen, als unser Sohn 3 Jahre alt war und seither lebe ich mit mehr oder weniger Unterbrechungen alleine. Mein Sohn ist zwar mittlerweile erwachsen, ich habe einen "sicheren" Job, in dem ich auch viel Freiheit habe (der mich aber absolut nicht interessiert) und lebe seit Jahren alleine. Es gab viele sehr heftige Krisen, die ich durchleben musste und aus denen ich auch immer wieder ein Stück mehr von mir befreien konnte - auch mittels Hilfe von einer Therapeutin. Seit 3 Jahren habe ich einen äußerst lieben Hund und zwei Katzen - sodass ich das Alleineleben gut bewältigen kann.
Aber immer bleibt das Gefühl im Inneren, mein Potenzial nie gelebt zu haben, ewig nur darum gekämpft zu haben, dass ich alles schaffe und überlebe.
Es ist mittlerweile auch ein sehr einsames Leben. Im Büro sitze ich relativ isoliert vor dem PC, zu Hause sind nur die Tiere. Der einzige Familienkontakt ist mein Sohn, der inzwischen geheiratet hat und ich habe auch schon ein Enkelkind. Ich sehe sie auch alle regelmäßig, aber das ist ja nicht so wirklich mein Leben.
Ich habe einfach das Gefühl, dass ich kein eigenes Leben habe abgesehen vom Alleinsein mit meinen Tieren.
Ich war nicht immer so. Als Kind und Jugendliche war ich sehr kontaktfreudig, immer unter Menschen. Aber seit ich alleinerziehend zurück gelassen wurde, hat sich das drastisch verändert. Alle befreundeten Paare haben sich von mir distanziert und ich war damit sehr einsam von heute auf morgen.
Ich habe viele Altlasten verarbeitet bis heute und viele Krisen als Chance genutzt - doch irgendwie scheint es mir nicht zu gelingen, wieder so richtig Anschluss ans Leben zu finden. Auch wenn ich mich zutiefst darum bemühe, finde ich nicht mehr zu einem erfüllten, glücklicheren Leben.
Das Leben, das ich jetzt führe, ist nicht dramatisch schlecht. Da gab es schon viel schlimmere Zeiten für mich (Panikattacken, heftige Depressionen, ein halbes Jahr lang Arbeitsunfähigkeit,..). All das liegt hinter mir.
Aber dennoch, auch wenn ich viel gelernt habe und vieles begriffen habe, bleibe ich im Endeffekt doch sehr einsam. Manchmal kommt mir vor, je mehr ich begreife und verarbeite - umso einsamer werde ich. Die anderen können mich nicht verstehen und gehen ganz anders mit Problemen um (meistens durch Ablenkung oder drüber-hinweg-gehen).
Ich vermisse es, mich mit Menschen austauschen zu können, die auch tiefste Krisen überwunden haben, aber am Ende alleine zurück bleiben, weil sie damit nicht mehr in eher oberflächliche Gemeinschaften passen. Ich liebe den (tiefen) Kontakt zu Menschen, er ist mir sehr wichtig.
In meiner unmittelbaren Umgebung gibt es aber keine Menschen, die das erlebt haben. Allen scheint es gut zu gehen und niemand will so viel Tiefe.
Daher fühle ich mich oft unheimlich einsam auf dieser Welt.
Es ist nicht so, dass ich jetzt weiterhin ständige Krisen habe - ich habe mir eine recht stabile Lebensbasis aufgebaut, mit der ich zurecht komme. Aber Zurechtkommen ist für mich nur etwas, das zwar gut ist als Basis, aber doch keine echte Lebensfreude bedeutet.
Alle Kontakte, die ich zu Menschen habe, sind eigentlich nur recht lose und oberflächlich, wenn auch gut.
Mit meinem ungeheuren Tiefgang zieht einfach niemand mit...
Was sagt ihr dazu - einfach so frisch von der Leber weg? Vielleicht kann ich ja dadurch auf einiges drauf kommen, das ich selbst nicht sehen kann?
LG
V.