Hallo Jojo,
ich kann Deine Situation nicht wirklich einschätzen, dafür weiß ich zu wenig. Aber ich kann Dir von meinen eigenen Erfahungen berichten: Ich habe leider auch einen Vater, der sich einen Scheiß für mich interessiert hat. Mein ganzes Leben lang. Wir hatten zwar sporadischen Kontakt, aber der kam eigentlich immer nur durch Zufall zustande, beispielsweise bei Familienfeiern oder wenn ich den Kontakt suchte. Von ihm aus geschah das nie. Wirkliche Besuchszeiten gab es auch nicht bzw. als ich ganz jung war. Aber daran hat er sich nie gehalten, also verlief das irgendwann im Sande. Er hat mich nie freiwillig von alleine besucht oder angerufen, auch nicht zu Geburtstagen (wie auch, den konnte er sich bis heute nicht merken - ich bin jetzt 39!). Ich musste ihn immer einladen bzw. gar anbetteln. Ob er dann Zeit fand, stand dann auf einem anderen Blatt (Zu meinem 18 konnte er nicht, da hatte er "Wichtigeres" zutun!). Als ich alt genug war (jugendlich), versuchte ich immer, mehr Kontakt mit ihm zu haben. Besuchte ihn, rief in an, lud ihn ein etc. Schule, Ausbildung. Lebenskrisen etc. haben ihn nie interessiert. Irgendwann wurden meine Versuche weniger. Da vo ihm nichts kam, verebte der Kontakt für mehr als zwei Jahre! Von ihm aus kam nix! Meine standesamtliche Hochzeit hat er verpasst, weil er erst einkaufen musste. Meinen Mann lernte er übrigens auch erst an meinem Hochzeitstag kennen. Das war schon mehr als enttäuschend. Aber nicht mal das hat gereicht. Der wirkliche Wendepunkt kam für mich, als ich einen schweren Unfall hatte und fast gestorben wäre. Als ihn nicht mal das interessiert hat, war es für mich endgültig vorbei. Das ist jetzt 12 Jahre her und wir haben seither nie wieder ein Wort miteinander gesprochen. Und weiß Du was? Scheiß drauf!
Ich bin diesem Mann fast 3 Jahrzehnte hinterher gerannt. Fast mein ganzes Leben habe ich gelitten und gehofft und wurde doch immer wieder enttäuscht. Aber das Kapitel habe ich geschlossen und es geht mir gut damit.
Klar, hätte ich gerne ein super Verhältnis zu einem tollen Papa. Wer wünscht sich soetwas nicht?! Aber den habe ich nun mal nicht, also musste ich für mich selber die Konsequenzen daraus ziehen. Entweder weiter leiden und immer wieder enttäuscht werden oder es einfach so akzeptieren, wie es ist. Er hat sich 27 Jahre (zum damaligen Zeitpunkt) nicht für mich interessiert, warum sollte sich daran etwas ändern? Ich kann ihn nicht ändern, ich kann nur für mich selber etwas ändern. Das habe ich getan. Blut ist nunmal nicht immer dicker als Wasser!
Es gibt immer mal wieder Menschen, die meinen Entschluss nicht verstehen. Dann fallen so Sätze wie "Aber er ist doch Dein Vater!" oder "Familie ist doch so wichtig!" oder eben der berühmte Satz mit dem Blut und Wasser. Nö! Warum soll man jemandem festhalten, der einem nur Schmerz bringt? Man trennt sich doch auch von anderen Menschen (Freunde oder Partner), die einem nicht gut tun. Nur weil er mein Erzeuger ist, gilt das für ihn nicht? Was mir nicht gut tut, hat in meinem Leben nichts zu suchen. So einfach ist das.
Ich hab zwar keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, würde das an meinem Entschluss auch nichts ändern. Einen tollen Großvater zu haben, wünscht man seinem Kind natürlich. Aber in meinem Fall steht der einfach nicht zur Verfügung. So einfach ist das! Ich würde meinem Kind nicht die selbe Enttäuschung über den Großvater antun, die er mir als Vater angetan hat.
LG