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nochmenschlich

Neues Mitglied
Hallo,

nachdem ich meinen Beitrag in einem falschen Blog gepostet habe, hier nun nochmal. Würde mich freuen Nachricht zu bekommen.

Seit zwei Tagen könnte ich auf der stelle anfangen zu weinen und habe Angst davor, das das nicht vorrübergeht. Eine Therapie kommt für mich nur im Notfall in Frage und ich fühle mich dafür nicht bereitgenug.

Ich habe mich nach langer Zeit des verdrängens mal wieder mit meinem Trauma beschäftigt und im Internet mögliche folgeerscheinungen und verhaltensweisen solcher Opfer mit meiner Persönlichkeit und mit meinem Leben verglichen.

Das liesst sich wie ein Tagebuch von mir, dass ich aber selbst nicht geschrieben habe.

Ich dachte bis jetzt, das ich eine (besondere) persönlichkeit habe. Jetzt merke ich , das ich über jahre durch mein Trauma aus meiner Kindheit gelenkt werde.
Alles bricht gerade zusammen und es geht mir echt bescheiden..

Vielleicht hat jemand lusst mir mal zu schreiben.

Gruss
 
C

Christine22

Gast
Warum kommt eine Therapie für Dich nur im Notfall infrage? Hört sich an, als würdest Du dringend eine solche brauchen.
 
M

Meli-2009

Gast
Ha, noch menschlich,

dein Posting könnte von mir sein, nur von 10 Jahren früher:).

Ich kann dir ein Buch empfehlen, das mir damals super geholfen hat zu begreifen, worum es sich überhaupt dreht, was gerade passiert, etc. - Ich empfand es so, als gebe mir jemand endlich eine Landkarte, so dass ich alles einordnen kann...

Wayne Kritsberg: Die Unsichtbare Wunde

Das Buch selbst ist vergriffen, ist aber in einigen Stadtbüchereien erhältlich (u.a. über Fernleihe, kostet 1.50), falls du Bedenken hast, kannst du ja sagen, dass du ein Referat über das Thema machen musst...

Was ich dir mitgeben kann, ist:

1. Das Wichtigste im Leben ist im Hier-und-Jetzt zu bleiben! Nutze jede Möglichkeit, die dir einfällt, um dich zu erden. Erden kann sogar das Putzen, mir hat es schon mal meine geistige Gesundheit gerettet:). Sei da ruhig erfinderisch, tanze (Van Halen: Jump), schlag auf Kissen ein, schreib, male, putze, - einfach alles, was dich hier halten kann ist gut!!!

2. Entwickle Humor - das haben Überlebende von selbst eigentlich oft schon, den kannst du super gut nun gebrauchen!!! Erinnere dich immer daran, dass das Schlimme eigentlich schon vorbei ist. Du bist jetzt dabei zu heilen, das bringt etwas Verwirrung und vielleicht auch neue Verhaltensweisen - aber es ist (auch wenn es so aussieht) kein Drama, sondern der Anfang des Heilens.

3. Therapie? Wann ist man jemals ernsthaft bereit für Therapie? Mir hat mal eine Therapeutin gesagt, dass kein Mensch freiwillig Neuland betritt, wenn es ihm eh schon schlecht geht - aber dass das genau der Weg sei...:)

4. Und das ist eigentlich das Wichtigste: Keine Panik! Es bleibt nicht so verwirrend! Es ist nur am Anfang so wie auf einer Achterbahn. Wenn man das alles aufzuräumen beginnt, heilt man und das ist ein so tolles Geschenk, weil es einen frei macht, man muss dann nicht mehr ständig alles wegdrängen, es hat dann seinen Platz und gut ist... dauert natürlich einige Zeit. Ohne Therapie glaube ich nicht, dass es gelingen kann...

5. Es gibt Traumakliniken in Deutschland (Göttingen, Bielefeld, Dresden etc.), allerdings haben die oft lange Wartezeiten... es gibt auch ambulant arbeitende EMDR-Therapeuten (EMDR = Eye Movement Decentization Reprocessing) - das soll eine Methodik sein, die angeblich Leuten helfen kann, ich habe diese nie benutzt, lies darüber vielleicht mal im Internet.

Bei einer normalen tiefenpsychologisch fundierten Therapie bei einem nicht erfahrenen Traumatherapeuten, muss dir klar sein, dass die Verantwortung dafür, nicht zu dekompensieren (zusammenzubrechen) eher bei dir denn beim Therapeuten liegt, nicht-Traumatherapeuten können durchaus hilfreich sein, sie haben aber generell eher keine Ahnung von Trauma - und damit auch nicht davon, was triggern kann.

Die Hauptaufgabe im Moment und in der Therapie ist, dich selbst zu stabilisieren!!!

Und dafür nutz alles, was dir helfen kann. Schau dir deine Ressourcen und Fähigkeiten an, entwickle Humor, Kampfgeist und Disziplin - das ist so die Grundausrüstung, würde ich sagen:)

Und immer daran erinnern: es ist jetzt nicht das Drama, das war schon. Es ist jetzt das HEILEN!!!

Zuversicht hilft. Ein guter Freundeskreis hilft. Disziplin hilft. Humor hilft.

Alles Gute!!!
Meli
 

nochmenschlich

Neues Mitglied
Ich habe Angst, dass die Ereignisse wieder present werden und das ich immer mehr und mehr dahinter komme, was alles fremdgesteuert abgelaufen ist.
Außerdem fühle ich mich intelektuell genug, um selbst stück für stück mit dem passierten umzugehen, oder damit leben zu können und andererseits habe ich dann wieder Angst, und fühle mich Hilflos, und doch nicht dazu im Stande. Ich lebe sehr risikofreudig. nehme seit Jahren Drogen und versuche mich abzulenken. Es gibt bereiche, die ich soo meide, als gäbe sie garnicht...

Was soll ein Therpeut da machen, ich hab mir schon sämmtliches Material reingezogen und ich kenne mich selbst am Besten, vielleicht aber auch nicht. Hab gelesen, das das Gefühl aufkommen kann, das man Angst davor bekommt verrückt zu werden und auch wenn sich das bestimmt wieder bald legt, kann ich diese Gedankengänge nachvollziehen. Reden tue ich ab und an mit einem oder mit zwei freunden, und das war schon ein riesen Schritt.
Auch wenn es mir zwischenzeilich gut damit ging, bezweifel ich auch immer ob es richtig war.
Wie gesagt, ich liebe anscheinend das Risiko und begebe mich automatisch in solche abhängigkeiten.
Meine geheimhaltungsmechanismen und mein Schamgefühl stehen immernoch im wiederspruch dazu das Trauma zu Bewältigen. Wie komm ich da raus?

Gruß
 

Mittendurch

Moderator
Teammitglied
Ich habe Angst, dass die Ereignisse wieder present werden und das ich immer mehr und mehr dahinter komme, was alles fremdgesteuert abgelaufen ist.
Außerdem fühle ich mich intelektuell genug, um selbst stück für stück mit dem passierten umzugehen, oder damit leben zu können und andererseits habe ich dann wieder Angst, und fühle mich Hilflos, und doch nicht dazu im Stande. Ich lebe sehr risikofreudig. nehme seit Jahren Drogen und versuche mich abzulenken. Es gibt bereiche, die ich soo meide, als gäbe sie garnicht...

Was soll ein Therpeut da machen, ich hab mir schon sämmtliches Material reingezogen und ich kenne mich selbst am Besten, vielleicht aber auch nicht. Hab gelesen, das das Gefühl aufkommen kann, das man Angst davor bekommt verrückt zu werden und auch wenn sich das bestimmt wieder bald legt, kann ich diese Gedankengänge nachvollziehen. Reden tue ich ab und an mit einem oder mit zwei freunden, und das war schon ein riesen Schritt.
Auch wenn es mir zwischenzeilich gut damit ging, bezweifel ich auch immer ob es richtig war.
Wie gesagt, ich liebe anscheinend das Risiko und begebe mich automatisch in solche abhängigkeiten.
Meine geheimhaltungsmechanismen und mein Schamgefühl stehen immernoch im wiederspruch dazu das Trauma zu Bewältigen. Wie komm ich da raus?

Gruß
Hallo nochmenschlich,
vor 16-18 Jahren habe ich meinen ersten Therapiezeitraum gehabt. Auch ich dachte erst, es reicht zu wissen. Ich hatte mich geirrt, der Verstand alleine reicht nicht um zu heilen. Lange brauchte ich bis ich bereit war in Therapie zu gehen und dann sogar noch in eine Klinik. Ich war kurz vorm Selbstmord. Nichts ging mehr, alles war zu viel und die Fashbacks überollten mich. Ich hatte sehr verständnisvolle Mitmenschen um mich herum, trotzdem schafften wir es nicht ohne Therapie.
In der Thera findest du komoetente Begleitung beim Aufarbeiten deiner Gefühle. Du bist in dem Moment nicht allein und beim Weg es in die Vergangenheit zu ordnen findest du Unterstützung.
Ich bin sogar jetzt wieder auf der Suche nach einem Platz für Traumatherapie, obwohl ich etwa 16Jahre fast Ruhe hatte, merke ich wie notwendig es wäre, einige Dinge nochmal genau zu betrachten und in die Vergangenheit zu rücken. Denn ich wache zur Zeit oft in der Nacht auf, weil ich das Gefühl habe zu ersticken. Ich weiß von mind. drei Begebenheiten in denen ich in dr Vergangenheit fast erstickt wäre. Eine davon aber nur durch Erzählungen, dies aer scheint eine von denen zu sein, die mich nachts einholt, manchmal auch am Tag. Die Erkenntnis dazu habe ich erst seit ein paar Tagen, vielleicht hilft mir dieses Wissen.
Um mit den Gefühlen, die kommen können umgehen zu könne, brauchst du unbedingt Methoden dich selbst rechtzeitig ins hier und jetzt zu bringen...
Egal wie du dich entscheidest, du wirst viel Kraft und einigen Mut benötigen, die dinge wünsche ich dir und das du den richtigen Weg findest und gehen wirst.
Lg
mittendurch
 
M

Meli-2009

Gast
nochmenschlich, du erhältst hier die unterschiedlichsten Ratschläge. Es sollte dir klar sein, dass das Risiko bei dir allein liegt. Familienstellen kann - muss nicht, kann aber - herrlich in psychischen Megastress führen, das würde ich persönlich NEVER EVER machen. Das mag für Normalos gut sein, für Menschen mit traumatischem Hintergrund würde ich persönlich das für extrem kontraindiziert halten.

Wenn du so intellektuell bist, wie du schreibst. Ist dir NIE der Gedanke gekommen, dass du in allem noch immer total gefangen bist in Reaktion auf das Trauma? Nennst du das Leben? Ich dachte, intellektuelle Menschen suchen immer nach Freiheit, nach selbstbestimmtem Leben?

Therapie verwandelt. Sie tut das nicht durch intellektuelle Gespräche. Wenn das genug wäre, könntest du mit deinem Computer reden und alles wäre gut. Therapie verwandelt dadurch, dass man in Kontakt geht! Dadurch, dass es eine Beziehung gibt zwischen zwei Menschen! Dadurch, dass man sich dem Wagnis der wahrhaftigen Begegnung anheim gibt.

Die meisten traumatisierten Menschen, die ich kenne - und ich habe jahrelang im Internet und in real life Selbsthilfe für Betroffene gemacht - können nicht einsehen, wie sehr sie beschädigt wurden durch das Trauma. An irgendeinem Punkt kommen sie alle dazu, das für "Ich" zu halten, was eine Traumareaktion ist. Selbst die Arroganz ist nur eine Traumareaktion. Go for the real! Mach Therapie!!!

Nur zur Info: das waren die einzigen beiden Postings, die ich hier schreiben werde. Es ist egal, wie sehr du mit Schreiben versuchst, das richtige Handeln nicht zu tun, es wird davon nicht besser! Nutz deinen Intellekt und überwinde deine Beschränkungen!!! Mach Therapie!
 

nochmenschlich

Neues Mitglied
Hallo Meli-2009,

vielen Dank für deine 2 Nachrichten, ich denke über alles nach was du schreibst bzw. geschrieben hast und ich hoffe, das es mir irgendwie hilft. Ich bin halt noch am Anfang meiner auseinandersetzung mit mir in Bezug auf mein trauma. Etwas unsensiebel finde ich deinen kommentar mit meiner Aroganz schon, auch wenn du inhaltlich warscheinlich sogar recht haben könntest :)

Gruß
 

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