Das ist eine gute Frage, denn mir gehts nicht anders. Lesen und hören-verstehen klappt ganz gut,aber beim schreiben oder gar sprechen ist der Wurm drin. Wobei es beim Schreiben inzwischen deutlich besser geworden ist, seitdem ich öfters bei Twiter, in englischen Foren und Sprachlerngruppen bei Discord unterwegs bin.
Anfangs habe ich da nur mitgelesen. Und wenn ich selbst was schreiben wollte, habe ich es sicherheitshalber erstmal im Onlineübersetzer DeepL (ist wesentlich besser als der Google-Übersetzer) von Deutsch auf Englisch übersetzen lassen. Allein deshalb, um zu prüfen, ob da das Gleiche rauskommt, was ich selbst ohne Hilfe geschrieben hätte. Und zu meiner Überraschung hat sich das nur selten unterschieden. Irgendwann hab ich dann einfach selbst in den Sprachlerngruppen mitgeschrieben, ohne vorher per DeepL gegengeprüft zu haben.
Englisch sprechen fällt mir das schon viel schwerer. Eben weil man da nicht die Zeit bzw. Möglichkeit hat, erstmal alles zu prüfen, was man sagen will, sondern gleich verständliche Sätze von sich geben muss. Meist bin ich dabei so aufgeregt, dass ich zwar weiß, was ich sagen will, aber mir die Worte nicht über die Lippen wollen. Was ich dabei aber bemerkt habe: Diese Blockade fällt schneller, wenn ich weiß, dass mein Gesprächspartner kein Deutsch kann, ich also keine Wahl habe, als Englisch zu sprechen. Wenn ich weiß, dass mein Gesprächspartner Deutsch kann, bin ich deutlich gehemmter.
Besonders fällt mir das in den USA auf. Meine Frau lebt da. Sie ist zwar Deutsche, hat dort aber auch mehrere Deutsche um sich (z.B. ihren Chef und ihren Vermieter), die ebenfalls alle dort auf dem Grundstück wohnen. Untereinander sprechen sie natürlich Deutsch, aber in der Firma (wo es noch amerikanische Kollegen gibt) oder wenn Gäste da sind, ist Englisch angesagt. Und da merke ich diese "selektive Blockade" ganz besonders. Wenn ich mit dem Besuch alleine bin, klappt das mit dem Sprechen ganz gut..aber sobald jemand dazukommt,der auch Deutsch spricht, macht der Kopf wieder dicht und ich spreche kaum noch mehr als 1-2 Sätze am Stück. Meiner Frau ging es in der Anfangszeit dort genauso...sie hat kaum gesprochen, weil sie sich nicht blamieren wollte. Aber irgendwann kam der Punkt, wo sie soviel Übung hatte, dass es ihr egal war, ob da ml ein Fehler drin ist.
Woher das kommt ? Nun, ich denke, das ist wohl ein "Langzeitschaden" aus Schulzeiten. Ich weiß nicht, ob das nur bei uns so war, aber damals wurde in der Klasse geradezu gelauert, dass einer einen Fehler machte, damit man ihn aufziehen konnte. Das war besonders bei Sachen wie Fremdsprachen, dem Vorsingen von Liedern im Musikunterricht und dem Rezitieren von Gedichten vor der Klasse der Fall. Und wenn man das Gefühl hat, dass die ganze Klasse nur drauf wartet, dass man einen Fehler macht, entwickelt man eine Abneigung, solche Sachen zu machen.
Von daher kann ich nur sagen: Versuch dich möglichst viel mit Leuten zu umgeben, die NUR Englisch sprechen, so dass du keine Rückfalloption hast, sondern quasi gezwungen bist, die Sprache zu nutzen. Es gibt Apps wie Tandem, wo man sich Sprachlernpartner suchen kann und sich gegenseitig die Sprache des jeweils anderen beibringt. Ich habe das eine ganze Weile gemacht und habe dann meist so eine Art "Doppelchat" geschrieben. Sprich: den gleichen Text, den ich für meine eigene Übung auf Englisch verfasst habe, habe ich für meinen Gesprächspartner (der Deutsch lernen wollte) dann nochmal auf Deutsch druntergeschrieben und wir haben uns dann quasi gegenseitig korrigiert.