Nachschreiber können für einen Lehrer ein unglaublicher Aufwand werden. Als Lehrer muss man also Techniken dafür entwickeln, die Zahl der Nachschreiber auf das Minimum zu begrenzen, also auf die, die echt so krank waren, dass sie beim besten Willen nicht zur Schule gehen konnten. Daher sollte man als Schüler das Nachschreiben besser auch auf solche unvermeidbaren Fälle beschränken.
Wenn man als Lehrer zB nur die Zahlen austauscht, kann das einen Vorteil für den Nachschreiber bedeuten: Er weiß ja von seinen Mitschülern, was in der Originalklausur dran kam und hat das sicherlich gut gelernt. Ein Vorteil für den Nachschreiber ist aber fatal: Sobald die Schüler mitbekommen, dass Nachschreiber Vorteile haben, ist bei der nächsten Klausur die halbe Klasse krank.
Der Nachschreiber darf also um Himmels Willen keinen Vorteil haben. Aber ganz exakt gleich schwer kriegt man eine wirklich andere Klausur kaum hin, das klappt beim besten Willen nicht. Und bei konkreter Unlust, eine Nachschreibklausur aufzustellen, weil Fritzchen schon wieder pünktlich zur Mathearbeit Bauchschmerzen gekriegt hat, klappt das ganz besonders wenig.
Dann erinnern manche Lehrer sich schon mal an eine objektiv gesehen total einfache Aufgabe, die jeder Schüler, der die elementarsten Grundlagen beherrscht, ganz leicht hinkriegen würde. Man hat sie nur deshalb nicht in die Originalklausur genommen, weil man ja grade weiß, dass die Schüler die Grundlagen nicht beherrschen, und diese Aufgabe den Schnitt ganz übel senken würde. Aber in der Nachklausur kräht da kein Hahn nach. Natürlich hat Fritzchen die Grundlagen zu beherrschen. Wenn nicht, hat er halt Pech. Meckern kann er dann über seine 6 nicht, weil die Aufgaben ja eigentlich objektiv gesehen fast einfacher waren als bei der Originalklausur und es schließlich nicht das Problem des Lehrers ist, wenn Fritzchen die elementarsten Grundlagen nicht kann.
Wenn Fritzchen dann zumindest etwas lernfähig ist, hat er bei der nächsten Klausur, oh Wunder, gar keine Bauchschmerzen mehr. Und das erspart dem Lehrer eine Unmenge Arbeit...
Es gibt aber auch andere Techniken, wie man als Lehrer der Nachschreiberei Herr werden kann. Erahnt man zB, dass Fritzchen die Bauchschmerzen nur deshalb hatte, weil er einfach keine Ahnung hat, so kann man Fritzchen problemlos für ihn überraschend genau dieselbe Arbeit schreiben lassen wie die anderen. Wenn das für Fritzchen überraschend kommt und nicht angekündigt ist, dann hat Fritzchen sich gewiss noch nicht die Mühe gemacht, bei den anderen nachzufragen und zielgerichtet zu lernen, und somit ist das Klausurergebnis 6 für den Lehrer ziemlich einfach vorhersehbar.
Wenn dann die Nachschreibarbeiten im Durchschnitt so bei 5,7 liegen und nur deshalb noch so gut sind, weil ab und zu mal ein echt guter Schüler echt krank ist und auch die Nachschreibklausur mit einer 1 besteht, dann spricht sich das rum und der Lehrer hat erstmal wieder für zwei Jahre Ruhe. Dann allerdings gerät das ganze in Vergessenheit und der ganze Mist wiederholt sich von vorne.