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Massive Selbstwertprobleme und Torschlusspanik

rrttgg

Neues Mitglied
Hallo Community,

ich wende mich an euch, weil ich nicht mehr so recht weiter weiß. Ich bin 25, natürlich männlich und beginne so langsam aber sicher wieder Richtung Depression abzurutschen.

Zu meiner Vorgeschichte.

Ich wurde in der weiterführenden Schule ab der 6. Klasse massiv gemobbt, nachdem ein neuer Schuler (und Alfamensch) in unsere Klasse kam, der es auf mich abgesehen hatte. Die Mobber machten auch nicht vor meiner Hose halt, sodass ich irgendwann in einer Pause mal ohne dastand. Das war so demütigend, dass ich danach nur noch unter ziehen und zerren in die Schule gehen konnte. Ich denke ich brauche nicht erwähnen welche körperlichen Symptome ich verspürte, ich glaub ich bin nicht nur einmal gestorben.

Ich hatte eine wahnsinns Angst vor allen Menschen, die ungefähr in meinem Alter waren und habe deshalb ganz grundsätzlich den Kontakt gemieden. In höheren Klassenstufen entstand daraus dann eine völlige Isolation.

Während sich die anderen verliebten, auf Partys gingen, das Erste mal hatten oder mit Freunden in Urlaub fuhren – eben das was normale Menschen machen- verkroch ich mich zuhause. Ich wusste immer einen Weg alle Gruppenaktivitäten zu umgehen, und auch auf Ausflüge oder Schullandheime, welche Pflicht waren, konnte ich nur unter heftigem Protest meines ganzen Körpers, bzw. miet diese durch „Ausreden“ meiner Eltern.
Ich war immer heilfroh wenn ich es überstanden hatte oder nicht mit musste. Die Angst vor Demütigung war viel zu groß. Mittlerweile hatte ich auch schon Angstzustände und Panikattaken durchlebt.


Dann war die Schule vorbei und ich begann eine Lehre in einem Industriebetrieb. Ich hatte nur noch mit Älteren zu tun, und im Nachhinein war das mit die beste Zeit meines Lebens. Eine Sache hatte sich aber auch hier nicht verändert. Das Verkriechen zuhause. Den Kontakt zu Gleichaltrigen hatte ich jetzt zwar, aber doch immer mit einem unguten Gefühl. Vor Frauen in meinem Alter hatte ich aber nachwievor irgendetwas was ich mit „Angst“ oder „Minderwertigkeitsgefühl“ bezeichnen würde. Kennengelernt hatte ich in dieser Männerdomäne allerdings nur zwei.

Gruppenaktivitäten oder Partys mied ich trotzdem weiterhin, weil die Angst aus der Schule und die Scham so weit „in der Entwicklung zurückgeblieben zu sein“ so groß war dass ich das einfach nicht konnte. Die Arbeit in der Ausbildung hatte diese Leere in mir aber super ausgefüllt und ich hab sie nicht wirklich wahrgenommen.


Nach meiner Ausbildung begann ich dann mit dem Studium, welches ich immer noch mache. Seit ich 2016 angefangen habe kamen viele Dinge wieder hoch. Ich konnte mich die letzten Jahre immer gerade so an der Schwelle zur Depression oder darunter halten. Zeitweise besuchte ich die Uni auch gar nicht, was sich durch etwa zwei Semester zog. Einen stationären Aufenthalt wollte ich natürlich nicht machen, da ich ja noch nie alleine fort war und auch davor Angst habe. Dazu kommt noch dass mir das alleine fortgehen immer den Spiegel vorhält und mir zeigt "Hey du bist ja wirklich einsam und hast keinen Menschen der was mit dir macht."


Und jetzt, jetzt habe ich eine Therapie hinter mir, es geht mir besser und ich bin bereit zu leben. Eigentlich.
Denn nach wie vor gehe ich alleine nicht fort. Freunde sind für mich ein Fremdwort und ich habe eine negative Einstellung, die ihres Gleichen sucht.
Ich darf ohne Untertreibung sagen, dass ich mich absolut minderwertig gegenüber Anderen in meinem Alter fühle. Ich habe Angst meine Unfähigkeit und Unwissenheit könnte auffliegen (immerhin bin ich ja auch noch Jungfrau, was extrem belastet) und ich werde wie früher wieder ausgelacht.

Deshalb würde ich niemals alleine in einen Club gehen, alleine auf ein Fest gehen oder alleine ein Sportstudio besuchen. Ergo passiert es natürlich auch nicht dass ich jemanden kennen lerne. Die Uni ist so schnelllebig und ich habe so wenig Erfahrung mit dem „richtig Kontakt knüpfen“ dass da au nix draus wird. Zudem sind die Leute in meinem Alter doch alle schon in ihren Strukturen und brauchen nicht nochmal jemanden in ihrem Leben.


Mein größtes Problem, welches ich seit einem halben Jahr massiv mit mir herumtrage ist, dass ich so gerne eine Partnerin hätte. Aber wie soll man eine Frau finden, wenn man sie aus Schüchternheit und Scham nicht ansprechen kann, bzw. wenn Frauen einen grundsätzlich links liegen lassen? Vermutlich strahle ich mein Sein aus, oder sie riechen es förmlich.

Ich habe mit meinen 25 Jahren einfach das Gefühl noch nie gelebt zu haben und alles verpasst zu haben was man nur verpassen kann. Immerhin ist schon das beste 3tel meines Lebens rum.


Dieser Gedanke geht mir auch nicht mehr aus dem Kopf und zermürbt mich. Ja ich komme sogar langsam in einen Zustand wo ich beginne hecktisch und verzweifelt zu werden. Das ist ganz schlecht, aber wie soll ich das denn ändern. Man könnte schon von Torschlusspanik reden.


Wie fängt man ein soziales Leben an, wenn man schon 25 ist, mit dieser Vorgeschichte?!? Und mit diesen (immer noch) massiv bestehenden Hemmungen.

Ich wünschte ich hätte jemanden, der meine Situation versteht, mich an der Hand nimmt und mir das Leben beibringt, zumindest soweit, dass ich alleine laufen kann.

Ich denke der Text gibt auch ein bisschen Einblick in meine Gedankenwelt, die mich auch nachts nicht immer gut schlafen lässt.

So jetzt kennt ihr meine Geschichte und was mich umtreibt. Ich würde mich freuen, wenn mir jemand von euch Tipps geben könnte. Vielleicht gibt es hier auch jemanden, der das Gleiche erlebt hat. Generell bin ich über jede Erfahrung dankbar, und möglicherweise gibt es ja auch noch Menschen mit ähnlichen Schicksalen im Raum Heilbronn.

Vielen Dank für eure Antworten.


Liebe Grüße.
 

Eva321

Mitglied
Hallo rrttgg,

es es tut mir leid zu lesen, was dir widerfahren ist. Die Pupertät ist eine schwierige Zeit.
Individualität und Akzeptanz sind Fremdwörter.
Besonders schlimm finde ich, dass der Alphatyp an sowas Freude hat und für seine Taten noch von den anderen gefeiert wird.
War kein Lehrer zu Stelle, der sich für dich eingesetzt hat?

Du bist ganz bestimmt nicht minderwertig.

Du könntest auf einer Dating Seite eine nette Frau kennenlernen... Na, wie wärs?

Ich finde es keine Schande, dass du noch Jungfrau bist. Wenn es dir dennoch unangenehm ist, kannst du sagen, dass du auf die richtige wartest. Das wäre eigentlich so gesehen auch keine Lüge.
 

Wiarka

Mitglied
Wie fängt man ein soziales Leben an, wenn man schon 25 ist, mit dieser Vorgeschichte?!? Und mit diesen (immer noch) massiv bestehenden Hemmungen.

Ich wünschte ich hätte jemanden, der meine Situation versteht, mich an der Hand nimmt und mir das Leben beibringt, zumindest soweit, dass ich alleine laufen kann.
Ja, lieber rrttgg, diese Vorgeschichte lässt sich nicht verändern, doch ihre Folgen, an denen Du noch so sehr leidest, sollst Du, sogar musst Du verändern oder korrigieren. Denn das, was Dir angetan wurde so falsch, so verfehlt, so absurd und ungerecht ist! Als erstes sollst Du dich darüber empören.

Wir gehören selbstverständlich alle dieser Welt und dieser Gesellschaft und selbstverständlich sind wir alle gleichwertig. Zu dieser Selbstverständlichkeit, die Dich auch selbstverständlich einschließt sollst Du zurück kehren. Du, vor allem und als erster Du, sollst das infrage stellen, was Dir angetan und dadurch vermittelt wurde, denn Du hast dem Glauben geschenkt und tust das immer noch. Erkennst Du das?

Kein anderer Mensch kann Dich in dieser (ersten) Aufgabe, dem ersten Schritt zur inneren Heilung (Wiederherstellung der richtigen inneren Haltung) ersetzen. Nur Du hast die große Macht. Gib sie keinem Menschen mehr. Und ich glaube, erst, wenn Du es getan hast, kannst Du Dich wirklich auf andere öffnen und in Beziehungen treten. - weil Du wieder Da bist in der Welt, ihr zugehörig und mit ihr verbunden. Eigentlich bist Du es schon und immer warst, nur konntest Du es nicht mehr fühlen.

Aus Erfahrung weiß ich, dass Pilgereisen in diesem Sinne helfen können, da man sie grundsätzlich alleine macht, alleine mit der Welt ist, durch die er wandert und dabei sich mit ihr (und sich selbst) wieder spürbar verbindet. Olafweg in Norwegen ist dazu gut geeignet, finde ich, da er wunderschön und ruhig ist. Im Internet gibt es ausführlich Informationen darüber.

Kehre zu Dir selbst, zu Deiner tiefen Wahrheit zurück. Dann erwacht auch Dein Leben.
Liebe Grüße :)
Wiarka
 

rrttgg

Neues Mitglied
Hallo ihr,

danke für die Antworten.

@Eva321.
Das Problem mit den Lehrern damals war, dass die selber ned wussten was sie tun sollen. Das hat sich bei Mobbing bis heute ja au ned wirklich geändert. Zudem ist es immer in Momenten passiert als es kein Lehrer mitbekommen hat und ich hab aus Angst immer den Mund gehalten und mich daheim ausgeheult.

Zum Thema Single- oder Patnerbörse... hab ich schon versucht, aber wenn man in meinem aktuellen Alter dort keine Frau ist dann kann man es auch gleich bleiben lassen. Ich habe mehrere Portale versucht und diese extrem deprimierende Art der Partnersuche will ich mir (und meinem Geldbeutel) nimmer antun.

Das mit dem Wandern hab ich mir auch überlegt, vielleicht Lechweg?

Viele Grüße
 

Eva321

Mitglied
Hallo rrttgg,


deine damaligen Lehrer hätten mit einer Abmahnung oder „Eltern vorladen“ ein wirkungsvolles Mittel gehabt, um den Schüler (von dem das Mobbing ausgegangen ist) zu disziplinieren.
Für seinen weiteren Werdegang wäre es wichtig gewesen, seine eigenen Grenzen zu kennen…

Was ich nicht verstehen kann ist, dass sie in anderen Ländern Präventionen gegen Mobbing setzen, die wirkungsvoll sind, aber bei uns kaum was verändert wird. Das Antimobbing Programm in Norwegen „Olweus-Präventionsprogramm“ hat sich erfolgreich durchgesetzt. Die Mobbingrate sank um 70%.


In Schweden besuchen die Kinder nach dem Kindergarten eine Art „Vorschulklasse“,in der sie ein soziales Miteinander lernen, bevor die Schule richtig beginnt.

Diese Länder machen wirkungsvolle Präventionen gegen Mobbing. Dennoch gibt es hier zu Lande tausende Menschen die aufgrund von Mobbing psychosomatischen Beschwerden wie:Kopfschmerzen, Tinnitus, Burnout, Angstzuständen und Depressionen haben.
Rein aus ökonomischer/ sozialer Sicht betrachtet, wäre es sicherlich besser wenn wirbei den „Vorreitern“ etwas abschauen und was verändern.

…aber gut. Das ist mein Wunschdenken.

Mein Vorschlag an dich: Versuche deine soziale Angst zu überwinden. Du kannst das üben,indem du mit fremden Menschen z.B. mit einem Verkäufer ein Smalltalk führst.Mit der Zeit wirst du dann soziale Situationen immer mehr stressfrei erleben.
Stelledich jeden Morgen vor den Spiegel und sage zu dir selbst: „Du bist einwunderbarer und wertvoller Mensch. Du siehst gut aus. Du hast viele Stärken. Du hast schon einiges erreicht. Ich mag dich.“
EinesTages wird dann dein Selbstwertgefühl aufblühen.
Wenn du einem Verein beitrittst, wirst du dort neue Leute/ Freunde kennenlernen. Wer weiß, vielleicht ist dort auch deine neue Freundin dabei?

Es gibt so viele unterschiedliche Vereine/ Interessengemeinschaften. Pfadfinder,Briefmarkensammler, Kleintierzuchtverein, Tanzvereine und Alpenverein zählen noch zu den bekanntesten.
Es gibt auch Vereine, die weniger bekannt sind. Da wären z.B.: Die Freunde derZahl Pi, Schweinereitende Ogerbrigade e.V., für Gartenfreunde –o´pflanzt…

Ich hatte schon alleine beim recherchieren viel Spaß.
Vielleicht versuchst du es auch?

Lieber Gruß
Eva
 

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