Letzte Woche war eine günstige Gelegenheit, und so sagte ich zu meinem Mann, dass ich über etwas mit ihm reden möchte, das ich auf dem Herzen habe.
Ich sagte ihm, dass es ja immer wieder vorkommen kann, dass er sich mit anderen Frauen anfreundet, wogegen ich ja nichts habe. Aber damit es keine Verlierer gibt und es für alle Beteiligten eine gute Sache ist, sollte es ein paar Spielregeln geben.
Ich sagte also, dass das für mich ganz klar zwei Punkte sind:
1. Dass der Platz hinter ihm auf dem Motorrad mir gehört.
2. Dass das Ganze ehrlich ablaufen soll und nicht als "Doppelleben", in dem ich überhaupt nicht vorkomme.
Weiterhin sagte ich, dass meiner Meinung nach eine funktionierende Ehe eine unsichtbare "Schutzmauer" um sich herum haben sollte. Nicht als Einengung, sondern als Schutz vor außenstehenden Eindringlingen in das Innerste einer Ehe. Nur so kann man sich sicher und geborgen fühlen. Diese Schutzmauer kann nur von beiden gemeinsam aufrechterhalten werden.
Und dass bei der vergangenen Situation es eher so war, dass diese unsichtbare Schutzmauer um ihn und die andere Person herum gezogen war und ich auf der anderen Seite stand. (Ich habe ihm das zur besseren Veranschaulichung symbolhaft auf ein Blatt Papier gemalt. )
Ich sagte, dass, wenn so eine Freundschaft offen und ehrlich abläuft, der andere, also ich, ja gar nicht alles wissen möchte. Wenn er z. B. mit einer guten Freundin Kaffee trinken geht, ist das okay; wenn er es mir erzählt, ist es okay, wenn er es mir nicht erzählt, ist es auch okay. Das funktioniert aber nur, wenn die unsichtbare Schutzmauer um unsere Ehe herum nicht beschädigt ist und diese Freundschaft nicht als "Doppelleben" geführt wird.
Mein Mann redet ja selten viel, so auch hier. Er sagte, dass er sich fragt, was bei mir im Kopf vorgeht. Und warum ich das sagen würde? Ich: Weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe und das eine schlimme Zeit für mich war. (*)
Ich: Bist du derselben Meinung? (Bezogen auf die Spielregeln.)
Er: Ja.
Ich: Wie ist das, was ich gesagt habe, bei dir angekommen?
Er: Ich komme mir vor wie der größte Verbrecher.
Ich: Das sollte nicht als Vorwurf bei dir ankommen, sondern auf die Zukunft ausgerichtet sein.
(Vielleicht hätte ich besser fragen sollen, warum er sich so fühlt... ? Na ja, zu spät.)
(*)Im Nachhinein denke ich, dass es auch ein Versuch meinerseits war, ein Stück von meiner früheren Unbeschwertheit wiederzuerlangen.