Hallo Manu,
zunächst mal möchte ich Dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen zum Tod Deiner Mutter.
Ich kann nachvollziehen, wie schwer es für Dich und Deine Familie war, hilflos der Krankheit und dem Sterben Eurer Mutter/Ehefrau gegenüber zu stehen.
Und doch.... die Trauer braucht Zeit. Und es braucht Zeit, dieses Erleben des Sterbens/der Krankheit zu verarbeiten. Weil es schon eine sehr existenzelle Erfahrung ist, einen Menschen beim Sterben zu begleiten. Was Ihr beobachtet habt in den letzten Tagen und Stunden im Leben Deiner Mutter (diese offensichtliche "Begegnung" schon verstorbenen Menschen z.B.), scheint bei Sterbenden sehr verbreitet zu sein. Neurologen würden dieses "Phänomen" sicher sehr rational erklären. Aber kann man das wirklich immer alles rationalisieren?
Als mein Vater vor zwei Jahren starb, war ich auch bei ihm. Habe seinen letzten Atemzug und seinen letzten Herzschlag miterlebt. Er starb Freitagmorgen um 5.18 Uhr. Den gesamten Donnerstag war er nicht mehr ansprechbar. Und kurz vor seinen letzten Atemzügen öffnet er die Augen und blickt.... wohin. Nicht ängstlich oder so. Eher fragend, erwartend, erstaunt. Er hat nichts gesagt, nur geschaut. Ich habe seine Augen wieder geschlossen und ihm gesagt, er soll weitergehen, jetzt wird alles gut. Dann hat er noch dreimal geatmet, aufgehört zu atmen. Sein Herz hat noch einige Mal geschlagen - Ende. Sein irdisches Leben war vorbei.
Ich bin dankbar für diese Erfahrung. Und hoffe, dass auch ich nicht allein bin, wenn ich sterbe. Und dass da Menschen sind, die mich gehen lassen. Die mir meinen Abschied nicht erschweren. Was auch immer danach kommt - ich glaube, es wird nichts Schlechtes sein.
Die nächsten Tage werden für Euch - Mona - sehr angefüllt sein. Dies ist zu tun, das ist zu tun. Dann kommt die Beisetzung. Und danach die Tage des Erkennens, Verarbeitens, Loslassens. Es ist schwer zu verstehen, dass die Welt sich weiterdreht. Dass die Sonne jeden Morgen auf- und jeden Abend untergeht. Dass die Kinder draussen spielen, als wäre nichts. Und dass alles seinen gewohnten Gang geht. Aber irgendwie ist das auch tröstlich, glaube ich.
Ich wünsche Euch Kraft und Dankbarkeit. Kraft, diesen Verlust Eurer Mutter/Ehefrau zu begreifen und zu verarbeiten. Und Dankbarkeit, aber auch sowas wie Freude, sie begleitet zu haben.
Alles Gute!
Micha