G
Gast
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Hallo,
sicherlich haben schon sehr viele von euch die Erfahrung gemacht, ein Elternteil zu verlieren.
Ich musste diese Erfahrung vor kurzem leider auch machen, denn vor 2 Wochen ist meine Mutter nach langjähriger, schwerer Krankheit für immer eingeschlafen und sie fehlt mir schrecklich.
Eigentlich dachte ich, ich hatte genug Zeit, mich auf ihren Tod vorzubereiten. Leider kann man das wohl nie.
Mama starb an der Lungenkrankheit COPD nur wenige Tage vor ihrem 63. Geburtstag. Sie hat weder den 30. Geburtstag meiner Schwester und erst recht nicht den von mir mit erlebt. Meine Schwester wird dieses Jahr erst noch 30 und ich erst nächstes Jahr. Die letzten 3,5 Jahre ihres Lebens hat sie in einem Heim verbracht. Dort ist sie wieder richtig aufgeblüht, sodass ich zeitweise auch mal vergessen konnte, bald keine Mutter mehr zu haben. Der Gedanke hat einen sehr großen Teil meines Lebens eingenommen. Dass es jetzt doch so schnell ging, trifft umso mehr.
Vor ein paar Monaten dachte ich noch, sie lebt bestimmt noch einige Jahre. Dass sie nicht mehr alt werden kann, war mir schon von Anfang an klar. Nur ging es ihr dann von Woche zu Woche zusehends schlechter und plötzlich ging von einem auf den anderen Tag gar nichts mehr. An einem Samstag Ende August war sie noch mit ihrem Rollator unterwegs, wobei nur noch die Strecke zur Terasse möglich war (leider hat sie das Rauchen bis zuletzt nicht aufgegeben) und Pausen eingelegt werden mussten und ab da an war sie nicht mehr in der Lage, das Bett zu verlassen. Nicht mal eine Woche später war sie bereits tot.
Am darauffolgenden Sonntag sind mein Freund und ich dann auch gleich zu ihr gefahren, nachdem mein Vater uns über den schlechten Zustand berichtet hatte. Nun saßen wir zu dritt in ihrem Zimmer und ich hielt ihre Hand. Der Anblick, wie sie so dalag und versuchte, Luft in ihre Lungen zu bekommen tat einfach nur weh. Durch die Gabe von Morphium war sie geistig wohl auch nicht mehr ganz da. In einem Moment sagte sie mir, dass sie diese Nacht wahrscheinlich nicht überleben wird und in einem anderen Moment fragte sie uns ganz verwundert, warum wir denn alle da wären, ihre ginge es doch gut. Vielleicht meinte sie damit aber auch, dass sie bald tot ist und es ihr dann gut geht.
Nach vielleicht 15 Minuten bat sie uns zu gehen und da dachte ich, ich werde sie zum letzten Mal sehen. Für meinen Freund war es das letzte Mal. Ihre letzten Worte an ihn waren: Ich hab dich lieb, bitte mach mein Kind glücklich. Das werde ich nie vergessen.
Die folgende Nacht konnte ich natürlich nicht gut schlafen. Am Montag Morgen kam der Anruf von meinem Vater, dass sie die Nacht überstanden hat. Einerseits war die Erleichterung natürlich groß, andererseits hätte ich ihr aber gewünscht, endlich in Frieden einzuschlafen und die ganzen Qualen hinter sich zu lassen. Am darauf folgenden Mittwoch war dann mein Geburtstag und ich hatte schrecklich Angst, dass sie genau an diesem Tag sterben wird. Dann ging dieser Tag auch vorbei und sie lebte noch immer, es war allerdings eine Frage der Zeit, wie lange noch. Seit Tagen aß und trank sie bereits nichts mehr. Hab gehört, das soll normal sein, wenn man im sterben liegt.
Am Tag vor meinem Geburtstag fuhr ich nach der Arbeit extra zu meinem Vater. Meine Schwester und meine 2 jährige Nichte waren auch dort. Sie wohnen mehrere Hundert KM entfernt und sind extra gekommen. Ich wohne nur 40 km entfernt. So konnte ich also gut nach der Arbeit vorbei kommen. Mama hatte zuerst gesagt, sie wolle uns nicht mehr sehen, doch dann rief Abends doch das Pflegeheim an und bat uns zu kommen. Sie war kaum noch wach, reagierte teilweise aber doch noch. Nach kurzer Zeit, bat sie uns wieder zu gehen. Als ich beim Abschied an ihrem Bett stand, kamen mir doch noch die Tränen, die ich so mühsam versucht hab zurück zu halten. Ich sagte ihr, dass wir uns jetzt wahrscheinlich das letzte Mal gesehen haben und sie bat mich, nicht mehr traurig zu sein, ich hätte es ihr versprochen.
Diese Nacht hat sie ja dann auch noch mal überlebt. Ich beschloss, an meinem Geburtstag nicht hinzufahren, weil ich dann doch irgendwie dachte, es geht noch etwas länger. Ihr Herz war noch ziemlich stark. Ich wollte sie am Freitag besuchen. Meine Schwester war am Mittwoch bei ihr. Sie erzählte mir später, Mama wäre es wieder richtig gut gegangen, sie hätte ganz normal geredet und auch wieder getrunken. Soll wohl auch normal sein für einen Sterbenden.
Am Donnerstag war sie dann dafür gar nicht mehr ansprechbar und mein Vater meinte, es wäre gut gewesen, dass ich sie so nicht mehr sehen musste. Der Anblick hätte ihm das Herz gebrochen.
Freitag Morgen im Geschäft kam dann der Anruf von meiner Schwester, sie hätte es endlich geschafft. Natürlich hab ich mich dann gleich auf den Weg zu meinem Vater gemacht. An Arbeiten war gar nicht mehr zu denken. Dort traf ich nur ihn und meine Nichte an. Meine Schwester war noch mal ins Heim gefahren, um sie ein letztes Mal zu sehen. Mein Vater und ich konnten das nicht. Ich wollte so in Erinnerung behalten, als sie noch mit mir gesprochen hatte. Ich hoffe, dass sie mir das verzeihen kann.
Sie starb während niemand bei ihr im Zimmer war. Im einen Moment fand eine Pflegerin sie noch ganz normal schlafend vor und als sie das nächste Mal zu ihr rein ging war sie bereits tot. Es lag vielleicht eine Zeitspanne von einer halben Stunde dazwischen. Komisch, dass sich so viele Menschen davon machen, wenn sie alleine sind.
Ich weiß jetzt nicht mal, wie sie gestorben ist, obwohl das ja eigentlich gar keine Rolle mehr spielt. Trotzdem mache ich mir meine Gedanken. Ich weiß nur, dass sie nicht erstickt ist, wovor wir alle Angst hatten. Sonst wäre ihr Gesichtsausdruck sicher nicht so zufrieden gewesen, wie es mir meine Schwester berichtet hatte. Hat ihr Herz einfach aufgehört zu schlagen? Hat sie ihren Tod mitbekommen? Ich glaube es nicht.
Nun ist sie nicht mehr da und ich muss diesen Gedanken erst einmal fassen, sie nie wieder zu zu sehen, sie nie wieder anrufen und besuchen zu können. Das einzige, was mich tröstet ist der Gedanke, dass sie jetzt endlich nicht mehr leiden muss und ich mir keine Sorgen mehr um sie machen muss.
Ich hoffe und glaube ganz fest daran, dass sie irgendwo auf mich wartet und wir uns wieder sehen, wenn irgendwann meine Zeit gekommen ist.
sicherlich haben schon sehr viele von euch die Erfahrung gemacht, ein Elternteil zu verlieren.
Ich musste diese Erfahrung vor kurzem leider auch machen, denn vor 2 Wochen ist meine Mutter nach langjähriger, schwerer Krankheit für immer eingeschlafen und sie fehlt mir schrecklich.
Eigentlich dachte ich, ich hatte genug Zeit, mich auf ihren Tod vorzubereiten. Leider kann man das wohl nie.
Mama starb an der Lungenkrankheit COPD nur wenige Tage vor ihrem 63. Geburtstag. Sie hat weder den 30. Geburtstag meiner Schwester und erst recht nicht den von mir mit erlebt. Meine Schwester wird dieses Jahr erst noch 30 und ich erst nächstes Jahr. Die letzten 3,5 Jahre ihres Lebens hat sie in einem Heim verbracht. Dort ist sie wieder richtig aufgeblüht, sodass ich zeitweise auch mal vergessen konnte, bald keine Mutter mehr zu haben. Der Gedanke hat einen sehr großen Teil meines Lebens eingenommen. Dass es jetzt doch so schnell ging, trifft umso mehr.
Vor ein paar Monaten dachte ich noch, sie lebt bestimmt noch einige Jahre. Dass sie nicht mehr alt werden kann, war mir schon von Anfang an klar. Nur ging es ihr dann von Woche zu Woche zusehends schlechter und plötzlich ging von einem auf den anderen Tag gar nichts mehr. An einem Samstag Ende August war sie noch mit ihrem Rollator unterwegs, wobei nur noch die Strecke zur Terasse möglich war (leider hat sie das Rauchen bis zuletzt nicht aufgegeben) und Pausen eingelegt werden mussten und ab da an war sie nicht mehr in der Lage, das Bett zu verlassen. Nicht mal eine Woche später war sie bereits tot.
Am darauffolgenden Sonntag sind mein Freund und ich dann auch gleich zu ihr gefahren, nachdem mein Vater uns über den schlechten Zustand berichtet hatte. Nun saßen wir zu dritt in ihrem Zimmer und ich hielt ihre Hand. Der Anblick, wie sie so dalag und versuchte, Luft in ihre Lungen zu bekommen tat einfach nur weh. Durch die Gabe von Morphium war sie geistig wohl auch nicht mehr ganz da. In einem Moment sagte sie mir, dass sie diese Nacht wahrscheinlich nicht überleben wird und in einem anderen Moment fragte sie uns ganz verwundert, warum wir denn alle da wären, ihre ginge es doch gut. Vielleicht meinte sie damit aber auch, dass sie bald tot ist und es ihr dann gut geht.
Nach vielleicht 15 Minuten bat sie uns zu gehen und da dachte ich, ich werde sie zum letzten Mal sehen. Für meinen Freund war es das letzte Mal. Ihre letzten Worte an ihn waren: Ich hab dich lieb, bitte mach mein Kind glücklich. Das werde ich nie vergessen.
Die folgende Nacht konnte ich natürlich nicht gut schlafen. Am Montag Morgen kam der Anruf von meinem Vater, dass sie die Nacht überstanden hat. Einerseits war die Erleichterung natürlich groß, andererseits hätte ich ihr aber gewünscht, endlich in Frieden einzuschlafen und die ganzen Qualen hinter sich zu lassen. Am darauf folgenden Mittwoch war dann mein Geburtstag und ich hatte schrecklich Angst, dass sie genau an diesem Tag sterben wird. Dann ging dieser Tag auch vorbei und sie lebte noch immer, es war allerdings eine Frage der Zeit, wie lange noch. Seit Tagen aß und trank sie bereits nichts mehr. Hab gehört, das soll normal sein, wenn man im sterben liegt.
Am Tag vor meinem Geburtstag fuhr ich nach der Arbeit extra zu meinem Vater. Meine Schwester und meine 2 jährige Nichte waren auch dort. Sie wohnen mehrere Hundert KM entfernt und sind extra gekommen. Ich wohne nur 40 km entfernt. So konnte ich also gut nach der Arbeit vorbei kommen. Mama hatte zuerst gesagt, sie wolle uns nicht mehr sehen, doch dann rief Abends doch das Pflegeheim an und bat uns zu kommen. Sie war kaum noch wach, reagierte teilweise aber doch noch. Nach kurzer Zeit, bat sie uns wieder zu gehen. Als ich beim Abschied an ihrem Bett stand, kamen mir doch noch die Tränen, die ich so mühsam versucht hab zurück zu halten. Ich sagte ihr, dass wir uns jetzt wahrscheinlich das letzte Mal gesehen haben und sie bat mich, nicht mehr traurig zu sein, ich hätte es ihr versprochen.
Diese Nacht hat sie ja dann auch noch mal überlebt. Ich beschloss, an meinem Geburtstag nicht hinzufahren, weil ich dann doch irgendwie dachte, es geht noch etwas länger. Ihr Herz war noch ziemlich stark. Ich wollte sie am Freitag besuchen. Meine Schwester war am Mittwoch bei ihr. Sie erzählte mir später, Mama wäre es wieder richtig gut gegangen, sie hätte ganz normal geredet und auch wieder getrunken. Soll wohl auch normal sein für einen Sterbenden.
Am Donnerstag war sie dann dafür gar nicht mehr ansprechbar und mein Vater meinte, es wäre gut gewesen, dass ich sie so nicht mehr sehen musste. Der Anblick hätte ihm das Herz gebrochen.
Freitag Morgen im Geschäft kam dann der Anruf von meiner Schwester, sie hätte es endlich geschafft. Natürlich hab ich mich dann gleich auf den Weg zu meinem Vater gemacht. An Arbeiten war gar nicht mehr zu denken. Dort traf ich nur ihn und meine Nichte an. Meine Schwester war noch mal ins Heim gefahren, um sie ein letztes Mal zu sehen. Mein Vater und ich konnten das nicht. Ich wollte so in Erinnerung behalten, als sie noch mit mir gesprochen hatte. Ich hoffe, dass sie mir das verzeihen kann.
Sie starb während niemand bei ihr im Zimmer war. Im einen Moment fand eine Pflegerin sie noch ganz normal schlafend vor und als sie das nächste Mal zu ihr rein ging war sie bereits tot. Es lag vielleicht eine Zeitspanne von einer halben Stunde dazwischen. Komisch, dass sich so viele Menschen davon machen, wenn sie alleine sind.
Ich weiß jetzt nicht mal, wie sie gestorben ist, obwohl das ja eigentlich gar keine Rolle mehr spielt. Trotzdem mache ich mir meine Gedanken. Ich weiß nur, dass sie nicht erstickt ist, wovor wir alle Angst hatten. Sonst wäre ihr Gesichtsausdruck sicher nicht so zufrieden gewesen, wie es mir meine Schwester berichtet hatte. Hat ihr Herz einfach aufgehört zu schlagen? Hat sie ihren Tod mitbekommen? Ich glaube es nicht.
Nun ist sie nicht mehr da und ich muss diesen Gedanken erst einmal fassen, sie nie wieder zu zu sehen, sie nie wieder anrufen und besuchen zu können. Das einzige, was mich tröstet ist der Gedanke, dass sie jetzt endlich nicht mehr leiden muss und ich mir keine Sorgen mehr um sie machen muss.
Ich hoffe und glaube ganz fest daran, dass sie irgendwo auf mich wartet und wir uns wieder sehen, wenn irgendwann meine Zeit gekommen ist.