Hallo,
ich (m, Anfang 20) denke, das Grundproblem ist, dass die meisten Menschen, trotz gegenteiliger Behauptung, nicht über den eigenen Tellerrand schauen können. Ich persönlich hatte auch noch nie eine längere Beziehung zu einer Frau, auch wenn ich kein absoluter Beginner bin - und ich weiß auch, woran das liegt: an mir - an wem auch sonst? Möchte nicht ins Detail gehen, aber ich hatte von 16 bis ungefähr 20 eine Zeit, in der ich, wie man so schön sagt, "mit mir selbst beschäftigt war". Sprich: hab mich gehen lassen, übel viel gesoffen/gekifft, Schule geschmissen, keinen Job gehabt, keine Kohle, Schulden, Wut auf die Anderen und die Gesellschaft (die ja aus irgendeinem Grund an meinem doofen Leben Schuld sein müssen) und natürlich ganz viel Sehnsucht nach einer Frau... Der Haken an der Sache: man kann sich innerlich noch so sehr für missverstanden fühlen, man wird für seine Mitmenschen zunächst immer das sein, was man nach außen gibt. Und wenn man nach außen halt der Introvertierte (was per se nichts Schlechtes ist, sehe mich noch immer als introvertiert), der Abseitige, der Schmuddlige oder sonst was ist, dann wird keine Frau jemals in deinem Leben ne Rolle spielen. Zumindest keine, die du dir wünschst.
Auf was ich hinaus will:
Ich will diese Zeit nicht missen, habe sie, auch wenn es für Außenstehende wohl wie ein ziemliches Asi-Leben gewirkt hat, wahrscheinlich auch gebraucht. Jedoch ist das Leben ein ewiger Fluss, und der Einzelne muss eben mit der Strömung mit schwimmen. Wer mit Gewalt stehen bleiben will oder gegen die Strömung schwimmen will, der macht sich langfristig nur kaputt - sei es durch mangelnde Weltoffenheit, Drogen oder die übertriebene Beschäftigung mit sich selbst. Selbstreflexion ist überlebenswichtig und Kennzeichen jedes denkenden Menschen, doch man muss, so billig das klingen mag, den Worten auch Taten folgen lassen, sonst nützen dir die tiefsten Gedanken über dich selbst oder das Leben rein gar nichts. Und "mit der Strömung mit schwimmen" heißt nicht, so zu werden wie die Breite Masse, sondern den nächsten Schritt zu machen. Es wirklich zu wollen. Ich denke, ich hab das, auch wenn ich bisher nicht zu einer festen, langfristigen Beziehung gefunden habe, ganz gut hingekriegt. Sehe die Welt mittlerweile anders. Kann gut zu mir selber stehen. Klar, die Frauen liegen mir nicht zu Füßen, doch eine nette Bekanntschaft, ein interessantes Gespräch, romantisches Blicketauschen, etc... hat man dann doch öfter als man es zugibt. Frauen sind ja auch nicht alles, das Leben bietet mehr. Hab mein Abi nachgeholt, studiere jetzt doch, hab mit dem Rauchen aufgehört, 25 Kilo abgenommen und meine Schulden getilgt. Natürlich kommt man immer wieder in Momente, in denen einen die Sehnsucht oder Melancholie packt, doch das ist ja auch normal. Wahrscheinlich ist jetzt auch so ein Moment, sonst würde ich kaum so einen Beitrag verfassen. Aber im Endeffekt sollte man so eine Veranlagung zur Selbstreflexion dazu nutzen, stets an sich selbst zu arbeiten. Was würde man denn sonst machen? Wieder nur Trübsal blasen und Gott und der Welt die Schuld an allem geben... Das hab ich zu lange und zu oft gemacht.
Natürlich gibt es auch Fälle, in denen die Bedingungen anders sind, jedoch ist mir, vor allem im eigenen Freundeskreis, aufgefallen, dass viele (Männer) ein ähnliches Problem haben.
