Hello Caramella,
ich darf Dir beipflichten, seit ewigen Zeiten werden Horror-Romane, Horror-Filme oder Krimis etc. geschrieben, verfilmt usw. wo Gestalten auftauchen, die aus der Psychiatrie entflohen sind oder dorthin gehören und die Welt in Angst und Schrecken versetzen mit ihren Wahnvorstellungen und daraus folgenden Greueltaten.
Genau solche Medien, die zur spannenden Unterhaltung dienen sollen, haben aber in großen Maßen dazu beigetragen, daß die große Masse der Menschheit ein falsches Bild von der Psychiatrie und von derartigen Krankheiten bekommen hat.
Zum Glück haben die meisten Menschen mit derartigen Probleme nichts zu tun, aber weil sie damit nichts zu tun haben, wissen sie auch nicht, daß sie in aller Regel eine irrige Vorstellung darüber haben.
Aber wie ich lesen konnte, hast Du Dich entschieden, Dich von dieser Beziehung zu distanzieren.
Wenn Du selbst nicht in stabiler Verfassung bist, dann war das wohl für Dich die beste Entscheidung, zumal in der Tat derartige Zustände die Nerven und die Belastbarkeit von Angehörigen, Freunde und Partner auf sehr ungewöhnliche Weise über ihre Grenzen hinaus schnell beanspruchen können.
Ich weiß wovon ich hier rede. Meine Frau in der Hauptsache und auch ich hatten sich um meine seelige Mutter bemüht, die an einer Art von Altersverwirrtheit erkrankte, die man im allgemeinen als Verfolgungswahn bezeichnet. Das gehört ebenfalls in den Bereich der Schizophrenie.
Den Fachausdruck dazu habe ich leider vergessen.
Diese Krankheit war höchst wahrscheinlich darauf zurück zu führen als Spätfolge, daß sie während dem Hitlerregime in einem Nazi-Kazet im besetzten Frankreich fast 3 Jahre vor sich dahin vegetieren mußte unter unmenschlichen Bedingungen.
Das was wir dabei erlebten, wäre genügend Stoff für einen dicken Roman und das war alles andere, aber nicht erfreulich.
Wie blöde oder ungebildet Ärzte sein können, das haben wir damals oft erlebt.
Sie rief häufig den Notarzt an, wenn meine Frau mal einkaufen war etc, wenn sie kurze Zeit allein war. Oft wurde sie deshalb sofort von Notärzten ins Krankenhaus eingeliefert, wegen hohen Blutdruck, hohem Zuckerspiegel etc.!
Sie erzählte den Ärzten unglaubliche Horrorstories krankheitsbedingt, wie unmöglich sie von meiner Frau, von mir und von den Kindern misshandelt wurde.
Sie hatte ehemalige Geschehnisse, welche sie in Frankreich in dem Nazi-Kazet sah und miterleben mußte auf uns projektziert und verwechselte wohl ihre Angehörigen mit den Folterknechten des Naziregimes und daraus strickte sie sich den Stoff ihrer Horrorstories.
Ärtze kamen auf mich und auf meine Frau sehr bösartig und vorwurfsvoll zu, drohen uns mit Strafanzeigen wegen Misshandlung, die ihr diese Geschichten glaubten. Mehr als ein mal geriet ich mit Ärzten in bösen Streit, die mir nicht glauben wollten, daß sie schwer unter Verfolgswahn litt.
Meine Mutter war eine hochintelligente Frau. Sie konnte sich gut artikulieren und hatte ein selbstbewußtes Auftreten. Die Notfallärzte und die Ärze in den allgemeinen Krankenhäuser waren damit völlig überfordert.
Immer wieder war das mit solchen Ärzten nur damit zu klären, indem ich diese Ärzte anwies, man solle ihr einen Psychiater verkleidet als normalen Arzt an das Krankenbett senden, der mit ihr sprach und dann seine Diagnose an die Krankenhaus-Mediziner weiter gab.
Einige Ärzte hatten sich dann bei mir und meiner Frau entschuldigt, andere hatten das nicht notwendig.
Wenn wir sie zu einem Psychiater bringen wollten, sträubte sie sich gewaltig dagegen. Die Psychiater welche sie verkleidet als Normal-Mediziner untersucht hatten, waren alle von sich aus bereit, meine Mutter sofort in die Psychiatrie zwangsweise einzuweisen, aber dort wollte Sie nicht hin und sie las aufmerksam jeden Beipackzettel der Medikamente mit der Lupe.
Was nach Medikamente roch, die sie ruhig stellen sollten, die nichts mit ihren sonstigen Beschwerden zu tun hatte, verweigerte sie und wir wollten ihr das auch nicht antun, sie in die Psychiatrie zu stecken und in ein Altersheim wollte sie auch nicht. Sie wollte bei uns bleiben.
Diesen Wunsch erfüllten wir ihr bis zu ihrem Tod.
Jedoch für Deinen Freund muß ich sehr stark annehmen, daß sein Zustand sich aufgrund dessen verschlimmern wird. Das muß nicht so sein, aber es wird so sein, wenn er in Dir eine Person sah, die ihm eine Hoffnung und Zuversicht vermitteln konnte.
Wenn er keine Angehörigen hat, die sich um ihn kümmern, dann meine ich, er sollte dringend in fachärztliche Behandlung kommen
bzw. je Stärke seiner Krankheit vielleicht auch in der Psychiatrie bleiben ??
Das müssen die Fachärzte aber entscheiden.