Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Leute, die einem immer ins Wort fallen

G

Gast

Gast
Ich habe ein großes Problem im Umgang mit den Mitmenschen. Bei mir ist es so, dass andere mir immer ins Wort fallen und ich wirklich nie eine ungestörte Unterhaltung mit jemandem führen kann. Ich beobachte, dass dieses ins-Wort-fallen auch ein System hat: die Alten fallen den jüngeren Menschen ins Wort und die Männer den Frauen. Wenn ich mich unterhalte, kommen andere rein und reden lautstark dazwischen und mein ursprüngliches Gespräch ist verloren. Ich habe schon lange einen Horror vor Familienfeiern, wo das immer nur so läuft und überhaupt vor sozialem Miteinander. Ich habe den Eindruck, dass ein verbales Faustrecht gilt: Wer am lautesten und am rücksichtslosesten ist, hat generell Vorrang. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man als Frau, wo man ja naturgemäß eine höhere Stimme hat, keinerlei Respekt erfährt und von vorneherein auf verlorenem Posten steht. Eigenes Lauterwerden gilt als hysterisch. Ein Mann, der laut daherkommt wird akzeptiert.
Und dann das Problem mit den älteren Menschen. Diese setzen es als selbstverständlich voraus, dass man ihnen rund um die Uhr Gehör schenkt, sich alles anhört, auch zum hundertsten Mal. Selber mal zuhören, sich für andere interessieren - unmöglich. Die reden solange auf einen ein, bis dass man mehr tot als lebendig ist. Läßt man sie spüren, dass man mal genug hat, sind sie schwer beleidigt und alle nehmen einem das krumm. Das Leben anderer hingegen interessiert die nicht die Bohne. Redet man selber, reden die dazwischen oder verlassen den Raum. Das finde ich alles ungeheuer verletzend, stehe aber alleine mit dieser Auffassung dar. Bin sozial völlig isoliert dadurch und habe einen Horror vor Geselligkeit. Würde mich interessieren, wie andere Menschen, vor allem die Frauen damit umgehen. Ist den Leuten überhaupt bewußt, dass sie sich wie verbale Schläger verhalten? Gilt in unserer Gesellschaft noch immer unausgesprochen eine Art von Faustrecht?
 
A

Annimi22

Gast
Hallo,

bei mir (bin weiblich) zu Hause in meiner Familie und in der Familie meines Freundes darf jeder ausreden (wie es im Normalfall ja eigentlich auch sein sollte). Auch im Freundeskreis habe ich keine Probleme.

Ich muss dazu sagen, dass ich ein ruhiger Typ bin und eine eher leisere Stimme habe.

In der Arbeitswelt kenne ich dieses „Nicht ausreden lassen“ aber auch und empfinde es als sehr unhöflich.
Ich hatte mal eine Kollegin, die war in meinem Alter, die konnte pausenlos erzählen. Die hat oft eine halbe Stunde am Stück ununterbrochen geredet und wollte dabei auch meine volle Aufmerksamkeit. Wehe ich habe mal weggeschaut oder dabei etwas gemacht, da war sie gleich schwer beleidigt. Wenn ich aber etwas sagte, fiel sie mir nach 2 Sätzen ins Wort und erzählte selbst weiter oder musste plötzlich gehen.

Meine derzeitigen Chefs, eine Frau und ein Mann, die jünger als ich sind, können selbst lange erzählen, schneiden mir aber auch oft das Wort ab oder lassen mich einfach stehen.

Das sind nur mal zwei Beispiele, ich könnte noch mehr schreiben.

Meine Erfahrung dazu ist: nicht nur Ältere lassen mich nicht ausreden, oft sind es auch Gleichaltrige oder Jüngere. Beim Geschlecht muss ich sagen, dass Männer mir seltener ins Wort fallen, meist sind es Frauen.

Ich weiß nicht genau woran es liegt, mir wurde schon oft gesagt, ich sei eine so tolle, geduldige Zuhörerin, ich kann das auch längere Zeit. Es ist dann nur dumm, wenn man selbst etwas sagen möchte und sofort unterbrochen wird.

Manche Menschen hören sich halt am liebsten selbst reden.
Früher habe ich das mitgemacht und es geschluckt. Jetzt beende ich entweder das Gespräch und gehe, wenn mir jemand ständig ins Wort fällt oder ich rede unbeirrt weiter. Hat schon manche Leute plötzlich sprachlos gemacht.
 
G

Gast

Gast
Hallo Annimi, danke für deine Antwort. Mir wird immer gesagt, ich sei ja so intelligent, ich müßte für die anderen Verständnis haben und die reden lassen. Als ob die Leute, die vermeintlich dümmer sind, automatisch Vorfahrt hätten. Was mir auch immer auffällt ist, dass die Leute gar nicht merken, dass ich längst den Anschluß an ihre Ausführungen verpaßt habe und schon lange gar nicht mehr weiß, worum es geht. Die scheinen das gar nicht mitzukriegen, es scheint sie auch nicht zu interessieren.
Wenn ich jemandem etwas erzähle und derjenige tritt geistig weg, dann spüre ich das sofort, am Gesichtsausdruck, an der Haltung an allem. Ich fände es würdelos und sinnlos, dann noch weiter zu reden, ich brächte das gar nicht fertig. Aber die Leute kümmert das nicht. Die scheinen es nicht würdelos zu finden, auf einen einzureden, der nicht mehr mehr mitbekommt als die Wand. Ich persönlich würde nie von anderen erwarten, dass die grenzenloses Interesse für allen möglichen Kleinkram aus meinem Leben aufbringen. Leute aus anderen Generationen und anderen Gegenden haben ein ganz anderes Leben gehabt, haben andere Maßstäbe, das würde ich akzeptieren und nicht erwarten, dass sie sich ausschließlich und nur für meinen Kram zu interessieren haben. Aber dadurch, dass viele, eigentlich die meisten, Menschen so sind, lassen keine richtigen Kontakte und Beziehungen aufbauen. Man kann einander nicht wirklich näher kommen, es ist kein Miteinander möglich. Ich habe gelernt, damit zu leben.
 
A

Annimi22

Gast
Vieles von dem, was Du schreibst, kenne ich auch. Ich selbst merke sehr schnell, an Mimik, Gestik usw., wenn sich jemand langweilt und beende dann das Gespräch oder versuche es in andere Bahnen zu lenken.
Andere Leute dagegen (besagte Kollegin z.B.) haben mich fast totgeredet und nie gemerkt, dass ich schon gar nicht mehr zuhöre, obwohl ich mir das manchmal auch habe anmerken lassen.

Als ich noch jünger war (bin jetzt Ende 30) passierte mir das auch öfters, dass mir manche Mitmenschen jeden Kleinkram aus Ihrem Leben stundenlang erzählt haben, weil ich ja so eine tolle Zuhörerin sei und ich selber kam gar nicht zu Wort und durfte nichts sagen. Das hat mich mit den Jahren immer mehr geärgert, deshalb bin ich jetzt nicht mehr nur die Zuhörerin, sondern fordere auch das Recht, selber reden zu dürfen.

Gerade introvertierten Personen (wie ich selbst eine bin) fällt es oft schwer sich da durchzusetzen. Ich dachte früher auch, dass viele Mitmenschen (außer meiner Familie und engen Freunden) so sind, also nur über sich reden und ich muss zuhören und ich selbst darf nichts sagen.

Aber dann habe ich doch andere Menschen kennengelernt, die wirklich an mir interessiert waren ,allen voran mein Lebensgefährte, seine Familie und auch einige Nachbarn und Arbeitskollegen, mit denen ich mich gleichberechtigt unterhalten kann. Wo jeder im gleichen Maß zuhört und redet und sich auch für den anderen interessiert.

Ich denke, es gibt immer solche und solche, vielleicht hast Du einfach noch nicht die richtigen Gesprächspartner gefunden, aber ich bin sicher, es gibt sie.
 
G

Gast

Gast
Das ist übrigens auch ein großer Vorteil des Internets, dass einem hier niemand ins Wort fallen kann und niemand einen totredet. Man sucht sich selber aus, was einen interessiert. Antworten kann einem keiner abschneiden. Über viele, gerade über wesentliche Dinge im Leben konnte ich mich nur über das Internet austauschen. Und die Lautschreier genießen hier keinerlei Privilegien. Tatsächlich erfährt man über das Internet mehr aus der Lebenswirklichkeit der Mitmenschen als durch die endlosen Bequatschungen des normalen Alltags. Die Lebenswirklichkeit, so wie sie nun einmal ist, zeigt sich in Foren wie diesem viel konkreter und so, wie ich sie auch erlebt habe. Und Internetforen werden auch nicht von den vielen alten Menschen dominiert, so wie es in der Lebenswirklichkeit der realen Welt in Deutschland heute ist. Die reale Welt draußen wird mehr und mehr zum Altenheim. Und in der Gesellschaft herrscht offensichtlich die Einstellung, dass es sich so gehört, dass die Alten reden und die Jüngeren zuhören müssen. Ich habe mit den Jahren eine tiefe Abneigung gegen die endlosen, monotonen Geschichten der älteren Menschen entwickelt. Es erdrückt mich einfach.
 
M

Mea

Gast
Viele Menschen sind einfach ungeduldig und haben nicht gelernt zu warten, naja, wie die kleinen Kinder halt. :D

Mir passiert es auch, dass mir Leute ins Wort fallen, aber die meisten entschuldigen sich dafür und geben mir die Gelegenheit noch zu sagen, was ich sagen wollte, dass ist dann ok für mich, genauso mache ich es auch.

Ansonsten, wenns zu sehr nervt, klar sagen, lass mich noch zu Ende reden und wenn das nix nützt, dann eben auch einfach laut weiterreden, das Leben ist halt manchmal ein Kampf.;)
 

Midway

Mitglied
Das war bei mir lange Zeit auch so (m), weil ich eher eine leise bzw. "normale" redelautstärke habe
und nicht ständig am kreischen bin, kommt es glaube ich so rüber, als würden die anderen daraus
ziehen sie müssten ihre story da dazwischenpacken. Ich weiss jetzt garnicht wie ich das ausdrücken soll, vielleicht sehen sich manche Leute als "Stärker" an, was das angeht, höhere Priorität möchte ich fast sagen. Ich denke ihr versteht was ich meine. Irgendwann habe ich mir angewöhnt ordentlich meine Meinung dazu abzugeben und meinen Kram zuende zu erzählen, dann kam das bei den besagten Personen auch nicht mehr vor.

mfg
 
N

Nachdenkeen

Gast
Du bringst es auf den Punkt. Nicht-Ausreden lassen ist ein Phänomen, welches alte Leute verwenden, weil sie Minderwertikgeitskomplexe haben und sich als Zentrum der Gesellschaft sehen, es aber natürlich nicht sind. Sie werden eben wieder Kinder.
Mit deiner Auffassung, dass Männer Frauen immer ins Wort fallen, bin ich aber nicht einverstanden. Es sind meistens die Frauen, welche durch verbale Attacken und arrogante Äusserungen etwas darstellen müssen, weil sie physisch dazu nicht in der Lage sind.
 
N

Nachdenkeen

Gast
Viele Menschen sind einfach ungeduldig und haben nicht gelernt zu warten, naja, wie die kleinen Kinder halt. :D

Mir passiert es auch, dass mir Leute ins Wort fallen, aber die meisten entschuldigen sich dafür und geben mir die Gelegenheit noch zu sagen, was ich sagen wollte, dass ist dann ok für mich, genauso mache ich es auch.

Ansonsten, wenns zu sehr nervt, klar sagen, lass mich noch zu Ende reden und wenn das nix nützt, dann eben auch einfach laut weiterreden, das Leben ist halt manchmal ein Kampf.;)
Falsch, ohne soziale Umgangsformen sind wir nicht von Tieren zu unterscheiden. Konversation ist kein Kampf, das ist das Wichtigste, was es bei der Kommunikation zwischen Sender und Empfänger zu beachten gilt.
 

Minensucher

Aktives Mitglied
Falsch, ohne soziale Umgangsformen sind wir nicht von Tieren zu unterscheiden. Konversation ist kein Kampf, das ist das Wichtigste, was es bei der Kommunikation zwischen Sender und Empfänger zu beachten gilt.
falsch. tiere haben genauso soziale umgangsformen, von regeln über intimsphären bis hin zu rudelstrukturen und dialogen. ich würd eher sagen mathematik und raumfahrt heben uns ab, aber das kann ja jeder anders sehen.
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
P Wandern - kein Sport für junge Leute? Ich 17
S Hey leute Ich 2
G Hallo Leute Ich 11

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 1) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben