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Lehrerin hat mir sehr viel geholfen - ihr noch schreiben?

G

Gast

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Hallo!

(Ich bin ein Mädchen und 16, Schülerin eines Gymnasiums in RLP - gleich vorweg: Ich bin NICHT verliebt in meine Lehrerin, ich mag sie nur sehr. Das wird ein langer Text.)
Ich hatte letztes Jahr in der zehnten Klasse eine ganz tolle Lehrerin in meinem Lieblingsfach. Sie war nur ein Jahr an der Schule, da sie noch Referendarin ist/war, aber ihr Unterricht war einfach toll. Einerseits weil ich sehr viel gelernt habe, andererseits weil sie immer sehr konstruktive Kritik gegeben hat, nach deren "Ausbesserung" man dann auch gute Ergebnisse erzielen konnte. Sie hat auch mein Talent, das ich für dieses Fach mitbringe, erkannt und mir auch gesagt, dass sie meine Arbeiten grundsätzlich sehr gut findet und das sehr schön ist (gerade weil ich eine eher laute, "schlechtere" Klasse hatte). Sie war immer so wahnsinnig lieb, sie hat sogar bei der Schulaufgabe Kinderschokolade für die ganze Klasse mitgebracht, weil sie einfach nur so unfassbar nett war. Außerdem hat sie sich immer für das Wohl des Einzelnen interessiert, ohne dabei an Autorität und Objektivität bzw. professioneller Distanz zu verlieren - wenn es jemandem nicht gut ging, hat sie nachgefragt usw.

Ich war so jemand. Ich war seit der achten Klasse in dieser Klasse und wurde dort insbesondere in der 8. sehr fertig gemacht. Das übliche Spiel... Sowas wie "Du bist hässlich", "Wie oft wäschst du deine Haare? Einmal im Jahr? Oder seltener?" (meine Haare sind ziemlich lockig und sahen nicht immer toll aus - insbesondere weil ich noch einen geraden Pony hatte - aber sie waren nicht ungepflegt), dass ich eben blöd wäre, dass mich jeder hasst usw. Das Krasseste, das mir (bzw. so dass ich es noch hören kann) gesagt wurde, war "Ich find's schade, dass die geboren wurde." Ich war schon vorher schon schüchtern, aber das hat mir den Rest gegeben. Ich war vollkommen ausgeschlossen aus der Klassengemeinschaft. Meine Sitznachbarin hat mich zudem nur benutzt, da sie ausgerechnet in meinen besten Fächern eher schlecht war und hat mich immer dazu genötigt, sie abschreiben zu lassen usw. Ich habe nie Nein gesagt, da sie die Einzige in der Klasse war, die immerhin noch manchmal mit mir geredet hat.

Es ging mir aber nicht gut. Als mir mal wieder eine Kleinigkeit den Rest gegeben hat, musste ich in ihrem Unterricht weinen und sie hat mich dann unter vier Augen gefragt, was los ist und mich gefragt, ob ich mit ihr darüber reden möchte. Das habe ich dann auch mehrmals getan und sie hat mir viel Verständnis entgegengebracht. Es war leider schon Juni oder so, sodass sie nicht mehr viel machen konnte (zumal die Klassen in der Oberstufe dann ja eh getrennt wurden), aber sie hat sogar noch mit der Klasse geredet usw. Allgemein kann man sagen, dass sie mir einfach wahnsinnig viel weitergeholfen hat, durch sie hatte ich den Mut, nicht aufzugeben.

Ich habe ihre E-Mail-Adresse (die sie mir mal gegeben hat) und sie meinte am Ende des Schuljahres auch, wenn ich mal jemanden zum Zuhören brauche, könne ich ihr schreiben.

Ich würde das gerne tun. Glaubt ihr, wenn ich jetzt oder so im Dezember oder Januar schreibe, "interessiert" es sie noch? Ich habe sie schließlich nicht mehr im Unterricht und seit Juli nicht gesehen... Also vergessen haben wird sie mich bestimmt noch nicht, so lange ist es auch wieder nicht her 😀 Aber ich könnte es natürlich verstehen bzw. würde es akzeptieren, wenn sie mir klar machen würde, dass ich ihr nicht mehr schreiben soll usw.

Glaubt ihr, es ist gut, wenn ich ihr demnächst mal schreibe und sie mal so frage, ob das Angebot noch besteht (also, bevor ich sie mit einem seitenlangen Roman zuspamme so wie euch gerade)? Oder sollte ich es lieber ganz lassen? Aber was sollte ich schon verlieren? Ich weiß einfach, dass es mir helfen würde.

Liebe Grüße,
Sarah
 
Hallo Sarah,
also ich würde dieses Angebot einfach mal ernst nehmen
und ihr schreiben. Was hast du schon zu verlieren?

Ich habe vor vielen Jahren in der Erwachsenenbildung ge-
arbeitet und bekomme heute noch manchmal eine Mail
von damaligen Schülern - an die meisten erinnere ich
mich und freue mich.

Viele Grüße,
Werner
 
Hallo Sarah,
wie Werner schreibt, rate ich dir auch.
Schreib ihr einfach und vielleicht sogar mit Weihnachtsgruß.
Sie wird sich bestimmt freuen und dir auch antworten.
Nur Mut
 
Hi,

genau für sowas hast du die Mailadresse bekommen. Benutz diese einfach - Sie hat sich offensichtlich wirklich für dich interessiert und wird das sicherlich ebenso wenig als "Spam" sehen wie wir deinen Text - der sooo lang übrigens gar nicht war ;-)

Das schlimmste was dir passieren könnte ist, dass Sie nicht antwortet - und selbst das muss nicht böse gemeint sein - und dann kannst du immer noch mit uns schreiben ;-)

LG
 
Liebe Sarah,

dein Text hat mich sehr berührt, weil er mich ein Stück weit an mich selbst erinnert hat, als ich in deinem Alter war.
Ich hatte an der Schule immer sehr gute Noten, die wurden mir nicht wirklich gegönnt, noch dazu war ich in einer schwierigen Klasse und dass ich nicht besonders toll ausgesehen habe (komische Brille, spindeldürr, Pickel) hat mir ebenso wie meine Schüchternheit nicht besonders geholfen.
Ich hatte das Glück, dass wir (BW) in der 8 Klasse wählen konnten, welches Profil (Sprachen/Naturwissenschaften) wir wählen möchten. Da bin ich dann in eine tolle Klasse gerutscht. Ich musste mir da keine Sprüche mehr anhören à la "Sind deine Eltern Wissenschafler -du siehst aus wie ein Experiment". Was war das für eine tolle Erfahrung, dass es Klassen gibt, die zusammenhalten und füreinander da sind.

Während der "schlimmen Zeit" gab es nur wenige Lehrer, die eingeschritten sind. Einem davon, der als wir in die 9. Klasse gekommen sind, in Rente gegangen ist, habe ich eine Karte gebastelt auf der mehrere unterschrieben haben und wir ihm alles Gute gewünscht haben.

Als ich während des Studiums mal dachte, ich studiere das Falsche, habe ich mich an einen Lehrer gewandt, der mir in der Oberstufe gesagt hat, dass man sich bei Fragen oder Problemen auch nach der Schulzeit gerne an ihn wenden kann. Das kann einfach sehr helfen.
Eine Lehrerin hat uns das auch angeboten. Wir waren ihre erste Klasse im bzw. nach dem Referendariat. Sie lebt jetzt ganz woanders, eine Gruppe von uns Schülern schickt aber jedes Jahr zu Weihnachten eine Mail mit Weihnachtsgrüßen und sie freut sich da sehr darüber.

Ich glaube, dass das Angebot deiner Lehrerin sehr ehrlich gemeint war. Wahrscheinlich ist sie eine von den Lehrern, die ihren Job und ihren Auftrag sehr ernst nehmen. Bestimmt hat sich auch für deine Situation Verständnis.
Wenn du das Gefühl hast, dass es dir hilft (und das wird es bestimmt), dann schreib sie doch einfach an. Wie du sagst, du hast ja nichts zu verlieren. Sie kennt deine Situation. Frag einfach an, ob das Angebot noch gilt, vielleicht ist sie ja auch bereit, mit dir zu telefonieren?

Wünsche dir für die Zukunft alles Liebe und Gute. Ach ja: Lass die Typen alle quatschen und motzen, die dich fertig machen. Ich weiß, dass ist nicht leicht. Ich hab mir oft gewünscht, jemand anders zu sein. Auch heute fehlt mir noch manchmal das Selbstbewusstsein. Aber: Ich habe nun einen Partner, der mich so schätzt wie ich bin, ich habe Freunde, die mir zeigen, dass es auch anders geht und ich denke mir manchmal - irgendwie kann ich auch stolz sein, dass ich die Zeit gut überstanden habe. Du bist eine starke Person und du kannst was! Das hat deine Lehrerin doch auch erkannt. Lass dich nicht unterkriegen. Du bist ein toller und wertvoller Mensch.
Drück dir die Daumen, dass die dich nicht mehr so sehr fertigmachen.

Viele liebe Grüße
 

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