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Lebensfindungskrise & Angststörung

arsvivendi

Mitglied
Hey,

ich stecke nunmehr seit anderthalbjahren seitdem ich mein Freiwilliges Jahr beendet habe und in einer anderen Stadt angefangen habe zu studierne in einer Lebenskrise. Dazu muss man sagen, dass ich schon vorher unter Agoraphobie litt, aber vor anderthalbjahren echt mit der Angst zu kämpfen hatte incl. Herzrhytmusstörungen, Benommenheit, Panikattacken. Langsam geht es damit aufwärts doch ich merke, das ich an meiner Lebenssituation etwas ändern muss um angstfrei zu werden.
Das ganze letzte Jahr habe ich damit verbracht darüber zu grübeln ob mein Studium das richtige ist und mich damit selber kaputt gemacht. Nun habe ich mich eigentlich dafür entschieden weiterzustudieren. Das Problem ist, das ich mich in der Stadt, wo ich studiere, sehr einsam fühle und kaum soziale Kontakte habe. Gerade bin ich bei meinen Eltern zu Hause und habe gar keine Lust zurückzufahren zum Studieren. Schon jetzt habe ich Verspannungen und Kopfschmerzen. Es ist wahrscheinlich die Angst vor der Einsamkeit und Ungeborgenheit.
In meiner Heimatstadt fühle ich mich geborgen, und könnte noch zu Hause wohnen und oft denke ich darüber nach zurückzuziehen. Das Problem: Ich müsste mit dem Studium von null anfangen und wüsste auch gar nicht was ich hier studiern soll. Außerdem sind viele meiner alten Freunde weg, müsste also auch hier neue Freunde finden...aber da ich ja in der Studienstadt auch kaum welche/keine habe wäre das ja egal?!!

Ich weiß also gerade weder vor noch zurück. Meine Angst wird durch diese Situation schlimmer und meine Gedanken werden schon fast depressiv. Hinzu kommt das ich mich sehr einsam fühle und wohl auch soziale Ängste habe. Ich bin zwar in Therapie aber meine Gesamtlebenssituation muss ich alleine ändern.

Doch ich weiß weder vor noch zurück. Ich werde nicht mehr glücklich. Hilfe! Was soll ich tun?
Das Studium aufgeben nur um ins sichere Nest zu "flüchten" und von null anfangen? Oder einsam und traurig in einer fremden Stadt weiterstudieren? Das Studium an sich gefällt mir ja, nur das Soziale hinkt...Freunde müsste ich in beiden Städten neu finden, da viele der alten freunde weggezogen sind.

lg , bin über jeden Rat dankbar!
 

Jusehr

Sehr aktives Mitglied
Hallo arsvivendi,

was bringt es denn, wieder nach Hause zu ziehen? Das dient zwar der "Behaglichkeit", aber was wäre damit sonst gewonnen? Einer sinnvollen Tätigkeit möglichst lebenslang nachzugehen, ist doch eigentlich ein wichtiges erstrebenswertes Ziel. Ich spreche von Deiner beruflichen Entwicklung, die Du eigentlich nicht ignorieren solltest zugunsten einer scheinbar wichtigeren "Behaglichkeit". Ohne Job dürftest Du auf Dauer (ich spreche hier von den kommenden 6 bis 7 Jahrzehnten Deines Lebens) auch keine (oder zweifelhafte) Freunde finden.

Kann auch sein, dass sich das "Problem" durch die Behandlung Deiner Agoraphobie löst. Du hast Dich fürs Weiterstudieren entschieden. Jetzt doch wieder unsicher geworden?

Du mußt wissen, was Dir wichtig und was überhaupt wichtig ist. Die elterliche Schonhaube ist keine Dauerlösung. Ich sage es mal platt (und brutal ;)): Du brauchst einen Beruf (und keine elterliche (und freundschaftliche) Betütellung).
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Ungebogenheit...
Sich einsam und verloren fühlen...
Dein Beitrag erinnert mich sehr an die Zeit als ich vor 30 Jahren in einer anderen Stadt meine Ausbildung machte. Ich wußte gar nicht wie die Menschen um mich herum funktionieren. Ich bekam keinen Kontakt. Dachte viel darüber nach, daß mich keiner versteht und keiner mag und ich mich so allein fühle. Irgendwie haltlos. Verlorengegangen.

Ich wußte damals auch gar nicht, was ich tun könnte.

Mit meiner heutigen Lebenserfahrung weiß ich, die Alternativen sind nicht nur Flucht nachhause oder einsam und allein. Das ist die Angst, die uns so denken läßt. Es gibt auch die Alternative, sich ein sicheres Nest in einer herausfordernden Lebenssituation aufzubauen. Es gibt die Alternative, daß es gut laufen kann in der Fremde, auch wenn es bisher noch nicht so war.

Wenn ich heute in der Fremde leben müßte, würde ich versuchen, mich den Menschen anzunnähern, denen ich immer wieder begegne. Meinen Nachbarn. Immer ein paar nette Worte wechseln, meine Hilfe anbieten, schnell die Einkäufe hochtragen. Auch selbst mal um Hilfe bitten. Stammkundin werden in den Läden meiner Umgebung. Plaudern. Informatioenen austauschen. Verbindungen schaffen. Mir einen kleinen sicheren Kiez aufbauen, in dem ich wie in einer Kleinstadt die Menschen kenne und die mich kennen. Das würde mir ein Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit in meiner engsten Umgebung vermitteln.

Dann die Kreise weiterziehen: Gezielt Begegnungen mit Menschen suchen, die ähnlich ticken wie ich. Für mich aktuell würde das bedeuten, einen Fotokurs zu machen, eine Meditationsgruppe zu finden... Was wäre es für Dich? Wo kannst Du Menschen finden, denen Du Dich zugehörig fühlen könntest? Mit denen Du Dich verbinden könntest? Neben gemeinsamen Interessensgruppen fällt mir auch ein, daß auch eine Selbsthilfegruppe für Angsterkrankte ein Anlaufpunkt sein könnte.

Damit Du nicht voller Angst und Druck im Hinblick auf den semesterbeginn bist: Vielleicht hilft es Dir, Dir immer nur ein gewisses Zeitlimit zu setzen? Dieses Semester mache ich noch weiter und verbessere langsam meine Situation. Das ist vielleicht einfacher und besser zu überschauen als das ganze Studium? Und macht weniger Angst?

Für Dich besteht ja noch die zusätzliche Hürde der Agoraphobie. Das macht es bestimmt sehr anstrengend für Dich. Ich verstehe. daß das manchmal entmutigt und man sich lieber wieder in altbekannte Sicherheit flüchten möchte.

Aber hej, das Leben ist auf Wachstum und Veränderung angelegt. Ich finde es großartig, daß Du Dich der Herausforderung eines Studiums stellst. Dafür darfst Du Dir mal auf die Schulter klopfen. Das ist beachtlich. Und Dich einer Therapie stellst, um Deine Lebenssituation zu verbessern, anstatt Dich zu verkriechen. Toll. Du bist offenbar ein kraftvoller und mutiger Mensch.

Ich wünche Dir das Vertrauen in Deinen Mut und Deine Kraft.
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Liebe arsvivendi,

ich habe gerade mal Deine anderen Beiträge durchglesen und gesehen, daß gerade das belanglose Plaudern, das Verbindungen schaffen kann, für Dich ein Thema ist, weil Du Dich nicht recht traust und Dich als eher schweigsam bzeichnest. Aber auch sagst, daß Du nicht prinzipiell und vom Naturell her schweigsam bist, sondern eher aus Unsicherheit und Scham heraus. Und unter Deiner Schweigsamkeit leidest.

Du denkst viel darüber nach, wie andere Dich bewerten. Glaub mir, die anderen denken nicht halb so viel über Dich nach wie Du darüber, was sie denken könnten. Jeder von denen ist andauernd mit eigenen Ängsten und Wahrnehmungen beschäftigt. Auch die, die scheinbar wunderbar integriert sind und viele Freunde haben.

Bei diesem leichten freundlichen Plaudern, sog. small talk, geht es nicht so sehr um den Inhalt. Du kannst da nicht so viel falsch machen. Es bewertet niemand, was Du sagst. Es geht um eine freundlich zugewandte Verbindung. mehr nicht. Gespräche übers Wetter, kurze Anteilnahme, wenn jemand erkältet ist, ein kleines Kompliment über eine schöne Frisur oder einen neuen Mantel, ein Lächeln... Auch freundlich Fragen stellen und dem anderen bei seiner Antwort zuhören, schafft Verbindung.
 

arsvivendi

Mitglied
Vielen Dank für die lieben Ratschläge. Ja, auf Dauer werde ich eh nicht im gemütlichen Nest "hocken" können und ich habe auch früher schonmal alleine gelebt und das war kein Problem. Anscheinend liegt es an den Umständen, also das ich noch nicht so ein gutes soziales Umfeld aufgebaut habe...Ich weiß zwar noch nicht wie genau ich das ändern kann und habe Angst, dass es nicht besser wird, doch ich versuche jetzt einfach mal positiv zu denken.
 

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