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Krebs hat Freundschaft verändert

Jamie94

Mitglied
Hallo zusammen,
ich habe momentan ein Thema welches mich etwas überfordert. Und zwar wurde bei meinem besten Freund vor 7 Monaten sehr überraschend eine Krebsart im dritten Stadium festgestellt. Wir wohnen 600 km auseinander, sind aber trotzdem wirklich sehr eng befreundet, eher wie Geschwister. Beste Freunde halt. Mich hat die Diagnose auch umgehauen. Er ist 40, also kein Alter in dem man damit rechnet. Da es bereits in die Lymphen gestreut hatte, musste alles sehr schnell gehen, Eilbiopsie, OP, dann 4 Runden Chemo. Er wusste gar nicht wie ihm geschieht, und ich dazu. Für mich war es völlig selbstverständlich, das Päckchen mitzutragen, soweit man das eben kann. Ich muss sagen, es ist wirklich next Level einem geliebten Menschen beim Leiden, körperlich wie psychisch, zuzusehen und quasi nichts tun zu können! Ich war auch im Ausnahmezustand weil ich einfach panische Angst hatte ihn zu verlieren! Nun ist die Chemo seit einer Weile fertig und seit ein paar Tagen auch die letzte OP; er ist erstmal krebsfrei. Nun ist es passiert, dass ich mich in letzter Zeit einfach wahnsinnig auf ihn fokussiert habe und irgendwie nicht mehr davon weg komme. Ich komme aus diesem Sorgen-Mach-Modus nicht mehr raus. Wir hatten natürlich wahnsinnig viel Kontakt in der Zeit, von morgens bis abends geschrieben und täglich telefoniert. Ich hatte richtig schlimme Verlustängste, als das etwas weniger intensiv wurde als er wieder anfing zu arbeiten und allmählich der Alltag zurückkam. Ich komme im Kopf aus diesem Ausnahmezustand nicht mehr raus! Und ich merke wie es anfängt ihn einzuengen. Das will ich nicht. Er ist sehr gutmütig aber irgendwann belastet sowas eine Freundschaft und dafür ist sie mir zu wertvoll! Wir haben öfters darüber geredet aber ich bekomme immer noch regelmäßig Panik wenn er sich mal eine Weile weniger meldet. Hatte das schonmal jemand so? Wie komme ich da wieder raus?
 
G

Gelöscht 124822

Gast
Deine Sorge ist durchaus berechtigt um ihn und nach der Chemo kämpft er bestimmt mit Nebenwirkungen.
600 km zwischen Euch ist weit , kannst Du nicht in seine Nähe ziehen ?
 

Zera

Mitglied
Hallo Jamie,
Du solltest jetzt nach all der schweren Zeit versuchen dich selber wieder in den Fokus zu bekommen.
Stell dir die Fragen wie geht es mir? was tut mir gut? was möchte ich ? Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben musst du dir wieder selber Freude und Entspannung geben. Es geht ihm gut und er geht wieder arbeiten. Du solltest auch wieder in dein leben zurück gehen.
Vielleicht kannst du auch mal bei einer Krebsberatungsstelle anrufen. Die sind nicht nur für Betroffene da sondern auch für Angehörige Freunde usw. Hab ganz viel Mut.

Zera
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Warum stellst du die Krankheit mehr in den Vordergrund als er es jemals tun würde?

Wenn jemand Krebs hatte, der gestreut hat und jetzt krebsfrei ist, kannst du davon ausgehen, dass das nicht lange anhalten wird. Jetzt ist die Phase, wo er austherapiert ist. Irgendwann nach 1-2 Jahren kommt der große Knall. Genieß einfach die gute Zeit mit ihm und hör auf über die Krankheit zu reden. Wir müssen alle sterben, niemand weiß, wann es soweit ist.
 

grauer Kater

Aktives Mitglied
Wenn jemand Krebs hatte, der gestreut hat und jetzt krebsfrei ist, kannst du davon ausgehen, dass das nicht lange anhalten wird.
Das ist leider so. So eng wie tonytomate würde ich es nicht sehen, aber auf lange Sicht stellt sich nicht die Frage "ob", sondern "wann". Laß mich raten: Darmkrebs?
Ich komme im Kopf aus diesem Ausnahmezustand nicht mehr raus!
Bitte freu Dich mit ihm und fokussiere Dich auf das JETZT.
Die nächste Zeit hat das Schalentier keine Chance, deswegen ist es auch müßig, darüber nachzudenken.
Morgen kann ihn ein Auto anfahren, tödlich...was machst Du dann?
Man ist so froh, wenn man seinen Alltag wieder hat. Ich möchte Dir ein Lied dalassen: https://www.youtube.com/watch?v=9UaJAnnipkY
 

Werwiewas

Sehr aktives Mitglied
er ist erstmal krebsfrei.
Und das ist wunderbar.

Er will sich jetzt wieder so fühlen wie vor dieser ganzen Scheisse. Behandle ihn so wie früher. Mit dieser Überbesorgtheit gehst du ihm nur auf die Nerven und erinnerst ihn permanent an diese furchtbare Zeit.

Er ist jetzt offiziell wieder gesund und braucht Unterstützung, um daran zu glauben. Also sei möglichst unbeschwert und positiv.

Natürlich darf man die Krankheit auch nicht verdrängen und so tun als ob nie was gewesen wäre. Falls er mal über diesbezügliche Ängste sprechen will, die er sicher auch haben wird. Aber eben nur dann.

Ein schmaler Grat für dich, aber du bist sehr empathisch und wirst schon den richtigen Ton finden.


Irgendwann nach 1-2 Jahren kommt der große Knall.
Ich bestreite nicht, dass das tragischerweise oft passiert. Aber du @tonytomate postulierst das ja regelmäßig als Naturgesetz. Das stimmt aber auch nicht. Es gibt sehr viele Menschen, die schwerste Krankheiten dauerhaft überstanden haben.
 

Jamie94

Mitglied
Vielen Dank schon einmal für eure Antworten :) Offenbar muss ich nach vorne schauen. Er kann seine Krankheit hinter sich lassen, dann sollte ich das auch können! Ich hoffe, ich bekomme das hin. Auch, mich wieder auf mich selbst zu konzentrieren. Loslassen fällt mir immer sehr schwer.

Es ist zum Glück kein Darmkrebs, es war Hodenkrebs. Sehr gute Prognose grundsätzlich, bei dieser Schwere trotzdem noch bei 80% Überlebensrate. Ohne Fernmetastasen und die hatte er nicht. Insofern würde ich den Teufel gar nicht so sehr an die Wand malen.
 
G

Gelöscht 127524

Gast
Schlimmes Thema, von meiner Seite alles gute für deinen Freund und auch für dich!

Für mich wäre die erste Frage, was dein Freund braucht. So wie ich es verstehe, möchte er gerade nach vorne blicken und nicht umsorgt werden. Dann würde ich diesen Weg so gut es geht, mitgehen.

Die zweite Frag ist, warum es dich so umhaut. Ist es das erste Mal, dass du in deinem Umfeld mit so einem Thema konfrontiert bist? Ist es wirklich die Verlustangst oder ist es die Angst, dass so etwas auch dir passieren könnte? Wird dir generell die Endlichkeit des Lebens bewusst?
 

Jamie94

Mitglied
Ich bin ein eher unsicherer Mensch und er hat mir immer viel Sicherheit gegeben. Ich glaube mir wurde bewusst, wie zerbrechlich diese vermeintliche Sicherheit ist! Und das hat mich voll aus der Bahn geworfen. Ja es ist das erste mal, dass ich mit so etwas konfrontiert bin. Auch ihn so erleben zu müssen, war schwer. Der lustigste und fröhlichste Mensch den ich je kennengelernt habe hatte solche Angst und Schmerzen, dass er sterben wollte. Das macht etwas in einem. Jetzt ist alles wieder gut aber ich bekomme das einfach nicht aus dem Kopf und habe große Angst, dass ihm das wieder passieren kann.
 
G

Gelöscht 127524

Gast
Ich finde es absolut verständlich, dass du so reagierst. Bei einem Menschen, zu dem man eine enge Bindung hat, so etwas miterleben zu müssen, hinterlässt Spuren. Es wäre komisch, wenn es nicht so wäre. Gib dir selbst die Zeit, die du brauchst, das alles zu verarbeiten.
Vielleicht ist das nicht das, was du hören möchtest? Aber es gibt keinen Schalter, keinen Satz, den man sagen könnte, um dir die Angst zu nehmen. Du wirst aber mit der Zeit lernen, mit ihr umzugehen.
Gibt es außer deinem Freund jemanden, mit dem du darüber reden kannst?

Ergänzung: Es Selbsthilfegruppen, auch für Angehörige von Krebserkrankten. Dort könntest du über deine Ängste reden und auch merken, wie andere damit umgehen. Denn diese Ängste sind ja sehr real und nachvollziehbar. Zumindest wäre das einen Versuch wert, wenn dich das Thema nicht loslässt und du das Gefühl hast, mit niemandem darüber reden zu können.
 
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