Umarmdich
Neues Mitglied
Hallo,
wie ihr dem Titel schon entnehmen könnt habe ich ein sehr angespanntes Verhältnis zu meinem Vater.
Das habe ich tatsächlich auch schon immer gehabt, aber in letzter Zeit ist es so unerträglich geworden, dass ich ihn gar nicht mehr sehen will. Gleichzeitig habe ich aber einige Bedenken und frage mich wie sich das auf das Verhältnis zum Rest der Familie auswirkt und wann dafür der richtige Zeitpunkt ist.
Zu der Frage wann der richtige Zeitpunkt ist:
Ich bin letztes Jahr aus dem Haus meiner Eltern ausgezogen und studiere in einer Großstadt, die so 1,5h von meiner Heimat entfernt ist. Mein Vater war damals schon sehr sauer, dass er jetzt extra für mich Unterhalt zahlen muss, obwohl ich auch in meiner Heimat dasselbe hätte studieren können und das Kosten gespart hätte. Das wäre für mich aber nie in Frage gekommen, da es bei meinen Eltern immer die reinste Achterbahnfahrt der Emotionen ist und ich mich davon befreien wollte, um an Stabilität zu gewinnen. Ich hatte auch die Hoffnung, dass ich mich mit meinen Eltern besser verstehen würde, wenn wir weniger Kontakt haben, aber das ist gar nicht aufgegangen. Um auf den Kontaktabbruch zurückzukommen, ist mein Problem vor allem, dass mein Vater mir meinen Unterhalt überweist und ich die Sorge habe, dass wenn ich den Kontakt beende, er dementsprechend mich auch nicht mehr finanzieren wird. Ich gehe auch ganz stark davon aus, dass es so kommen würde, weil meine Eltern mir in einem Streit schon einmal damit gedroht hatten mir den Geldhahn zuzudrehen. Neben dem Studium so viel zu arbeiten, dass ich mich selbst finanzieren kann, würde ich aber absolut nicht hinkriegen. Dass meine Mutter die Finanzierung übernehmen würde, kann ich mir auch gar nicht vorstellen. 1. weil sie mir damals ja genauso gedroht hatte wie mein Vater und 2. sind meine Eltern ein paar Jahre vor meiner Geburt nach Deutschland eingewandert und sie hat hier nie eine Ausbildung gemacht und ist deshalb von seinem Einkommen so abhängig wie ich. Bis zum Studienabschluss ertrage ich das ganze aber auch nicht mehr (denke ich). Das einzige was es im letzten Semester erträglicher gemacht hat, war dass ich extra viele Kurse belegt habe, damit ich einfach kaum Zeit hatte meine Eltern zu besuchen.
Zu der Frage wie sich der Kontaktabbruch zum Vater auf die anderen familiären Beziehungen auswirkt:
Ich machen mir auch große Sorgen wie das ganze dann in der Realität aussehen würde. Meine Eltern sind schließlich nicht geschieden und leben zusammen. Mein Vater ist demnach auch auf allen Geburtstagen, Feiertagen und Festen. Wenn ich meinen Vater nicht mehr sehen will, dann könnte ich auch bei all den Familienevents nicht mehr erscheinen. Wenn ich aber doch kommen würde und nur meinem Vater dort aus dem Weg gehe, hätte ich auch Angst, dass das ein Stimmungskiller wäre und dann Leute auch mich wütend wären, dass ich ihren Geburtstag runtergezogen hätte. Keine der Optionen klingt für mich ansprechend, aber ein gutes Verhältnis will ich auch nicht mehr vortäuschen müssen.
Ich hoffe jemand hat vielleicht ein paar Tipps wie ich die Situation gerade zumindest etwas erträglicher machen kann. Vielen Dank schon mal im Voraus für jeden der mir einen Rat geben wird.
(Hier noch näheres zum Verhältnis zu meiner Familie, falls ihr verstehen wollt was mich stört:
Mein Eltern haben das typische Ernährer-Modell gelebt. Für meinen Vater war es Frauensache sich um die Kinder zu kümmern. Mein Vater hatte immer sehr viel gearbeitet und wenn er mal nicht gearbeitet hat, saß er an seinem Rechner und war für meine Schwester und mich genauso wenig erreichbar wie wenn er gar nicht zu Hause wäre. Interessiert hat er sich für mich nur, wenn es für ihn nützlich war. Also wenn er zeigen konnte wie gut erzogen sein Sohn ist, was für gute Noten ich bekomme oder wie erfolgreich ich bin. Und wenn man mal nicht dieser Vorzeigesohn war, wurde man direkt von ihm runtergemacht. Es war es für ihn z.B. schwer zu ertragen, dass ich "nur" soziale Arbeit studiere. Zudem würde ich ja auch nur an einer Hochschule studieren und nicht an einer Universität. Er meinte, dass man in dem Beruf überhaupt nicht stolz auf sich sein könnte, weil man ja nicht beispielsweise wie ein Architekt tolle Gebäude am Ende vorzeigen kann, sondern nur mit "asozialen Leuten" arbeitet. Er hat mich damals dann dazu aufgefordert ihn zu überreden, warum das Studium überhaupt das richtige für mich wäre. Auch als ich mein Coming-out hatte hat er mir vorgeworfen wie wenig Rücksicht ich auf ihn und sein Wohlbefinden nehme, dass man mich doch in Russland (seinem Herkunftsland) dafür umbringen würde und was die Leute von ihm als Vater denken würden, wenn sie sehen wie ich ein Pride Shirt trage. Ich habe es einfach satt von meinem eigenen Vater runtergemacht zu werden. Das mit dem Coming-out war auch in der gesamten Familie schwierig (da ich ja oben schon geschrieben habe, dass auch meine Mutter mir mal gedroht hatte). Meine Schwester hat mir z.B. vorgeworfen, dass ich mit meiner Lebensweise meine Eltern absichtlich provozieren würde, meine Eltern wegen mir so schlimm leiden und warum ich das nicht akzeptieren könnte, dass sie so eine Weltanschauung haben (da ich ja auch akzeptiert werden will). Meine Mutter hat mich auch darum gebeten möglichst diskret zu bleiben. Also dass ich keine unangebrachte (Pride) Kleidung trage oder dass wenn ich ein Partner haben sollte, ich ihn nicht vor der Familie küssen soll oder ähnliches. Auch weil nicht so monogam bin, hat sie mir an den Kopf geworfen, dass ich noch deswegen sterben würde.
Also meine Familiensituation ist im allgemeinen ziemlich angespannt, weswegen ich auch sogar eine Zeit lang in Erwägung gezogen hatte mich irgendwann von der kompletten Familie zu distanzieren. Aber bei meiner Schwester und meiner Mutter sehe ich noch Fortschritte und wir haben uns vorher eigentlich immer gut verstanden, was bei meinem Vater nicht der Fall ist.)
wie ihr dem Titel schon entnehmen könnt habe ich ein sehr angespanntes Verhältnis zu meinem Vater.
Das habe ich tatsächlich auch schon immer gehabt, aber in letzter Zeit ist es so unerträglich geworden, dass ich ihn gar nicht mehr sehen will. Gleichzeitig habe ich aber einige Bedenken und frage mich wie sich das auf das Verhältnis zum Rest der Familie auswirkt und wann dafür der richtige Zeitpunkt ist.
Zu der Frage wann der richtige Zeitpunkt ist:
Ich bin letztes Jahr aus dem Haus meiner Eltern ausgezogen und studiere in einer Großstadt, die so 1,5h von meiner Heimat entfernt ist. Mein Vater war damals schon sehr sauer, dass er jetzt extra für mich Unterhalt zahlen muss, obwohl ich auch in meiner Heimat dasselbe hätte studieren können und das Kosten gespart hätte. Das wäre für mich aber nie in Frage gekommen, da es bei meinen Eltern immer die reinste Achterbahnfahrt der Emotionen ist und ich mich davon befreien wollte, um an Stabilität zu gewinnen. Ich hatte auch die Hoffnung, dass ich mich mit meinen Eltern besser verstehen würde, wenn wir weniger Kontakt haben, aber das ist gar nicht aufgegangen. Um auf den Kontaktabbruch zurückzukommen, ist mein Problem vor allem, dass mein Vater mir meinen Unterhalt überweist und ich die Sorge habe, dass wenn ich den Kontakt beende, er dementsprechend mich auch nicht mehr finanzieren wird. Ich gehe auch ganz stark davon aus, dass es so kommen würde, weil meine Eltern mir in einem Streit schon einmal damit gedroht hatten mir den Geldhahn zuzudrehen. Neben dem Studium so viel zu arbeiten, dass ich mich selbst finanzieren kann, würde ich aber absolut nicht hinkriegen. Dass meine Mutter die Finanzierung übernehmen würde, kann ich mir auch gar nicht vorstellen. 1. weil sie mir damals ja genauso gedroht hatte wie mein Vater und 2. sind meine Eltern ein paar Jahre vor meiner Geburt nach Deutschland eingewandert und sie hat hier nie eine Ausbildung gemacht und ist deshalb von seinem Einkommen so abhängig wie ich. Bis zum Studienabschluss ertrage ich das ganze aber auch nicht mehr (denke ich). Das einzige was es im letzten Semester erträglicher gemacht hat, war dass ich extra viele Kurse belegt habe, damit ich einfach kaum Zeit hatte meine Eltern zu besuchen.
Zu der Frage wie sich der Kontaktabbruch zum Vater auf die anderen familiären Beziehungen auswirkt:
Ich machen mir auch große Sorgen wie das ganze dann in der Realität aussehen würde. Meine Eltern sind schließlich nicht geschieden und leben zusammen. Mein Vater ist demnach auch auf allen Geburtstagen, Feiertagen und Festen. Wenn ich meinen Vater nicht mehr sehen will, dann könnte ich auch bei all den Familienevents nicht mehr erscheinen. Wenn ich aber doch kommen würde und nur meinem Vater dort aus dem Weg gehe, hätte ich auch Angst, dass das ein Stimmungskiller wäre und dann Leute auch mich wütend wären, dass ich ihren Geburtstag runtergezogen hätte. Keine der Optionen klingt für mich ansprechend, aber ein gutes Verhältnis will ich auch nicht mehr vortäuschen müssen.
Ich hoffe jemand hat vielleicht ein paar Tipps wie ich die Situation gerade zumindest etwas erträglicher machen kann. Vielen Dank schon mal im Voraus für jeden der mir einen Rat geben wird.
(Hier noch näheres zum Verhältnis zu meiner Familie, falls ihr verstehen wollt was mich stört:
Mein Eltern haben das typische Ernährer-Modell gelebt. Für meinen Vater war es Frauensache sich um die Kinder zu kümmern. Mein Vater hatte immer sehr viel gearbeitet und wenn er mal nicht gearbeitet hat, saß er an seinem Rechner und war für meine Schwester und mich genauso wenig erreichbar wie wenn er gar nicht zu Hause wäre. Interessiert hat er sich für mich nur, wenn es für ihn nützlich war. Also wenn er zeigen konnte wie gut erzogen sein Sohn ist, was für gute Noten ich bekomme oder wie erfolgreich ich bin. Und wenn man mal nicht dieser Vorzeigesohn war, wurde man direkt von ihm runtergemacht. Es war es für ihn z.B. schwer zu ertragen, dass ich "nur" soziale Arbeit studiere. Zudem würde ich ja auch nur an einer Hochschule studieren und nicht an einer Universität. Er meinte, dass man in dem Beruf überhaupt nicht stolz auf sich sein könnte, weil man ja nicht beispielsweise wie ein Architekt tolle Gebäude am Ende vorzeigen kann, sondern nur mit "asozialen Leuten" arbeitet. Er hat mich damals dann dazu aufgefordert ihn zu überreden, warum das Studium überhaupt das richtige für mich wäre. Auch als ich mein Coming-out hatte hat er mir vorgeworfen wie wenig Rücksicht ich auf ihn und sein Wohlbefinden nehme, dass man mich doch in Russland (seinem Herkunftsland) dafür umbringen würde und was die Leute von ihm als Vater denken würden, wenn sie sehen wie ich ein Pride Shirt trage. Ich habe es einfach satt von meinem eigenen Vater runtergemacht zu werden. Das mit dem Coming-out war auch in der gesamten Familie schwierig (da ich ja oben schon geschrieben habe, dass auch meine Mutter mir mal gedroht hatte). Meine Schwester hat mir z.B. vorgeworfen, dass ich mit meiner Lebensweise meine Eltern absichtlich provozieren würde, meine Eltern wegen mir so schlimm leiden und warum ich das nicht akzeptieren könnte, dass sie so eine Weltanschauung haben (da ich ja auch akzeptiert werden will). Meine Mutter hat mich auch darum gebeten möglichst diskret zu bleiben. Also dass ich keine unangebrachte (Pride) Kleidung trage oder dass wenn ich ein Partner haben sollte, ich ihn nicht vor der Familie küssen soll oder ähnliches. Auch weil nicht so monogam bin, hat sie mir an den Kopf geworfen, dass ich noch deswegen sterben würde.
Also meine Familiensituation ist im allgemeinen ziemlich angespannt, weswegen ich auch sogar eine Zeit lang in Erwägung gezogen hatte mich irgendwann von der kompletten Familie zu distanzieren. Aber bei meiner Schwester und meiner Mutter sehe ich noch Fortschritte und wir haben uns vorher eigentlich immer gut verstanden, was bei meinem Vater nicht der Fall ist.)