Keine Freunde + extremes Mobbing

Hallo allerseits!

Ich bin 23, eigentlich eine ganz normale Frau, jedoch habe ich ein großes Problem, das mich sehr belastet: Ich hatte nie richtige Freunde. Nie. In der Grundschule hatte ich zwar noch ein Paar Klassenkameradinnen zum Spielen, aber das war‘s dann auch. Nun, im Erwachsenenalter, ist es noch viel schlimmer geworden. Jedes Mal wenn ich neu in irgendeiner Gruppe bin, versuche ich mir vorzunehmen freundlich und aufgeschlossen zu sein und womöglich Freunde, oder zumindest nette Kollegen zu finden. Doch jedes Mal falle ich dann in das alte Muster zurück: Die anderen knüpfen Freundschaften, ich hinke hinterher, werde im besten Fall halbwegs als Mitglied, jedoch nicht als Freund akzeptiert oder werde im schlimmsten Fall gemobbt.

Ich möchte hier nur ein Beispiel von vielen wiedergeben: Als ich vor wenigen Jahren auf einer Weiterbildung für Erwachsene war, und die Kursleiterin einen anderen Teilnehmer aufforderte sich neben mich zu setzen, da ich alleine war, weigerte sich dieser einfach. Er tat so, als wäre ich was ganz Abstoßendes und faselte was von wegen, er werde „gemobbt“, weil er sich zu mir setzen soll. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie demütigend dies für mich war. Alle haben mitbekommen, dass er mich „disst“. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Als ich nach Hause kam hab ich geweint wie ein kleines Mädchen. Dasselbe hat er übrigens danach noch zwei Mal gemacht. Ich habe keine Ahnung, warum mich dieser Mann so behandelt, ich hab ihm nichts getan, mich nie wirklich mit ihm unterhalten und er ist schließlich auch kein kleiner, pubertierender Junge mehr, der Typ ist an die 30.

Ich kann mir diese extreme Ablehnung nicht erklären und so eine Art der Zurückweisung drückt nun mal auf das Selbstwertgefühl. Da kann ich noch so oft in den Spiegel sehen und sagen: „Ich mag mich“, wenn dann erst wieder jemand solche Abneigungen gegen mich hat, dass er es nicht einmal ertragen kann, sich neben mich zu setzen.

Ansonsten ist das Bild, das ich von anderen Menschen über mich selbst übermittelt bekomme, äußerst widersprüchlich. Einerseits bekomme ich immer wieder unmissverständlich zu spüren, dass ich ein Außenseiter bin, nicht dazu gehöre und deshalb bewusst gemieden werde. Ich werde dann oft von Fremden oder flüchtig Bekannten als verachtenswertes Wesen dargestellt. Mir wurde schon unterstellt, dass ich „hässlich“ sei, dass ich „stinken“ würde, oder dass ich dumm sei- teilweise wurde mir sogar schon eine geistige Behinderung unterstellt. Andererseits ist es aber schon so, dass ich auch Komplimente und positives Feedback bekomme. Vor allem, dass ich angeblich hübsch sein soll höre ich relativ oft, auch wurde ich schon als intelligent bezeichnet.

Es gibt also durchaus noch Menschen, die mich als positiv empfinden. Dies sind dann aber generell nettere und geistig reifere Menschen, denen es ohnehin zu blöd wäre, jemanden zu „mobben“. Dieses positive Feedback baut mich dann auch kurzzeitig auf, aber die negativen Erfahrungen überwiegen bei weitem und ich muss sagen, dass dieses jahrelange Mobbing bei mir auch schon seelische Narben hinterlassen hat.

Ich würde ja so gerne etwas an meiner Situation ändern, weiß aber wirklich nicht wie. Ich denke eigentlich, dass ich ein netter Mensch bin. Ich bin immer freundlich und hilfsbereit so gut es geht. Okay, ich bin etwas schüchtern und mache ungern den ersten Schritt, aber das kommt einfach daher, dass ich schon so oft verletzt wurde und ich einfach Angst vor erneuter Zurückweisung habe.

Es ist auch so, dass ich, wenn ich mich dann doch mal wieder überwinde und mit jemandem ins Gespräch kommen will, immer nur kurze, abfertigende Antworten erhalte, während sich dann dieselben Personen plötzlich mit anderen über Gott und die Welt unterhalten und sich köstlich amüsieren. Das ist für mich dann auch wieder ein Zeichen der Zurückweisung. Ich kann wie gesagt nichts ändern, wenn ich den wahren Grund für diese extreme Ablehnung nicht kenne.

Im Moment bin ich einfach wahnsinnig unglücklich. 🙁 Vielleicht habt ihr ja eine Ahnung woran es liegen könnte oder ihr habt selbst ähnliche Erfahrungen gemacht. Danke fürs Lesen!

Hallo Gast,

das klingt alles sehr traurig irgendwie. Es gibt immer Menschen im Leben, die einfach nichts besseres zu tun haben, als Andere fertig zu machen. So welche Menschen wird es immer geben, aber du alleine kannst bestimmen, wie weit es geht und wie du mit solchen Menschen umzugehen hast. Vieles hängt von der Ausstrahlung hab, damit meine ich nicht Schönheit oder Attraktivität, es hängt vieles vom Selbstbewusstsein ab. Arbeite an deinem Selbstbewusstsein, du wirkst alles andere als dumm oder ungebildet.

Liebe Grüße und Kopf hoch

Es ist schrecklich, was Du da erlebst.

Aber vergiss eins nicht. Du hast immer irgendeinen Anteil daran, wie Menschen Dich sehen und behandeln, wie Du wirkst, so dass Verhalten entsprechend ausgelöst wird. Versuche mal drauf zu zu gehen, auch wenn Du Dich nicht so fühlst. Versuche, Schlagfertigkeit zu lernen, lächle. Wenn Du Dich nur zurück ziehst, sieht jeder, dass er es richtig gemacht hat. Niemand will damit konfrontiert werden, dass er selbst schlechte Gefühle beim anderen auslöst und wehrt sich schon gleich am Anfang, noch bevor irgendwas passiert ist. So nach dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung. Und vielleicht strahlst Du schon aus, dass Du mit Menschen nicht gut kannst.

Ich hab vorhin in einem Newsletter was für mich Interessantes gelesen (auch ich werde derzeit gemobbt und ich bin nicht schüchtern oder dumm und in meinem Fall ist genau das das Problem):

Finden Sie heraus, was Ihnen wichtig ist und wo Sie nicht bereit sind Kompromisse einzugehen.
Sie entscheiden selbst, was Sie anderen Menschen in Zukunft erlauben und was nicht.

Es kommt darauf an, was Du draus machst. Jeder Mensch tut das, was er eben kann. Egal ob gut oder schlecht. Du entscheidest, was Du zulässt. Überleg Dir mal, was Du tun kannst, wie reagieren, was sagen. Und stell Dir vor, Du stehst auf einem Hocker. Also über den anderen. Mach Dich nicht klein und unsichtbar. Zeige, dass es Dich gibt. In der Situation. Das ist wichtig. Weniger wichtig ist, wie Du Dich fühlst in den Augenblick. Sag Dir, schei*e gehen kann es mir nachher. So lernst Du, damit umzugehen. Nicht fürchten, sondern Dich selbst beschützen und verteidigen. Du bist nicht weniger wert als andere.

Liebe Grüße, kiablue

hallo,
deine erfahrungen sind wirklich unangenehm. es hilft allerdings wenig, auf die anderen zu schimpfen, auch wenn sie idioten sind. willst du deine situation ändern, dann musst du dich ändern.
dein 'fehler' nennt sich im chinesischen yin-fehler, dh. du lässt dir unbekannte leute zu schnell zu nah an dich in deinen privaten raum. was du also lernen musst, schneller und klarer deine grenzen zeigen. wenn du mit jmd vertraut und er/sie mit dir ist, dann kannst du die grenzen langsam öffnen. nur grenzen zu zeigen und eine mauer um sich zu haben, wäre entsprechend ein yang-fehler.
wenn dir also jmd zu nahe tritt, lass es nicht auf sich beruhen. meist denkt man sich nur seinen teil oder zieht wie du sogar den kopf ein. wichtiger ist es aber eine abwehr zu formulieren. das kann man lernen (vllt in einer verhaltenstherapie?). formuliere erwiderungen, gern auch standardformulierungen, die du gleich erstmal bringen kannst. sowas wie 'ich dich auch'. das klar und vllt sogar mit freundlichem, lachendem gesicht auch wenn man sich innerlich grad verletzt fühlt.

was du brauchst ist vor allem mut, und den wünsche ich dir 🙂
marut

ich glaube, das mit dem "fremde menschen zu schnell in seinen eigenen privaten raum lassen" ist sehr wahr. ich habe dieselben probleme wie der / die TE, werde auch grundsätzlich nicht akzeptiert, eher belächelt, fertiggemacht etc.
schon in der grundschule kristallisierte sich das raus, indem ich eine "freundin" hatte, die jede pause mein pausenbrot beschlagnahmt hat. damals dachte ich, sie könne mich dann besser leiden, wenn ich so großzügig bin. in wahrheit fördert sowas das respektlose verhalten der anderen nur. sie spüren deine gutmütigkeit und nutzen sie für sich aus. keiner nimmt einen mehr ernst dadurch, man lässt ja eh alles mit sich machen.

da man mir früher öfter sagte, ich wirke "unnahbar", habe ich angefangen, fremden menschen bzw. solchen, die ich noch nicht wirklich gut kannte, intime details über mich und mein leben zu erzählen, was im nachhinein gegen mich verwendet wurde. man muss in der tat sehr vorsichtig sein, was andere menschen betrifft, das habe ich gelernt. und ich arbeite hart an mir, dass ich nicht immer wieder in dieses vertrauensseelige muster zurückfalle und alles von mir preisgebe, was mich im endeffekt angreifbar macht.

was die abneigung von fremden dir gegenüber angeht, wie z.b. von diesem netten kerl, der sich weigerte, neben dir zu sitzen, kann ich mir nur so erklären, dass du vielleicht irgendetwas negatives, unangenehmes ausstrahlst, bedingt durch deine unsicherheit. bei mir ist das relativ ähnlich. ich merke z.b. , dass sich leute im zug oder in der sbahn nur selten freiwillig neben mich setzen

Hallo🙂
Das kenn ich auch...
Ich hab auch oft das gefuehl, dass der platz neben mir laenger leerbleibt, als andere plaetze.
Sei es bei elternabenden, in der kirche oder anderswo...
So extrem dass jmd. Ausdruecklich sagt er wolle nicht neben mir sitzen ist es nicht...
Da wuerd ich dann aber sicher zurueckzicken .
Meine strategie ist, es einfach nicht zu nah an mich heranzulassen und es nicht persoenlich zu nehmen.
Och lasse mir nicht anmerken, dass ich gekraenkt bin.