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Kann eine Generation Familienprobleme erben?

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Gast

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In meiner mütterlichen Familie ist meine Generation voll kaputt. Die überwiegende Mehrheit hat echte Probleme.


Meine Grosseltern waren klar kriegstraumatisiert, Opa hat getrunken und im Grunde war es eine Notheirat. Die vier Kinder aus dieser Ehe haben alle ihr Päckchen zu tragen, haben sich aber auch alle auf ihre Weise eine Freiheit herausgenommen, die so wohl nur in den fetten Jahren 60er/70er machbar war. Entsprechend waren sie alle auch keine richtigen Eltern, eher die Kumpelschiene.

Deren Kinder also, meine Generation, die Enkelgeneration:

1 Besagter ausserehelicher, ganz anderes Umfeld, kommt gut klar
2 Als Kleinkind gestorben, wohl vernachlässigt
3 Depressiv und langjährig arbeitslos, einsam
4 Schwer depressiv, Alkoholiker, langjährig arbeitslos
5 Ex Drogi, Schizophren, arbeitslos
6 Beruflich ok, Zwangshandlungen, Kontaktabbruch Familie
7 Studiert, eigene Familie, nach Therapien ok
8 Schulversagerin, früh schwanger, Hartz IV
9 Schülerin, depressiv und essgestört
10 Schülerin, bislang unauffällig

Wie kann das sein. Ich finde das so dermassen krass.
 
Ich würde es nicht vererben nennen, jedoch gibt natürlich jede Generation etwas weiter. Wie du schon begonnen hast, so stehen ja hinter deinen Großeltern noch weitere rückliegende Generationen.

Und doch trägt auch jede Generation durch Familie, Umfeld, Erfahrungen und das, was jeder selber mit auf diese Welt bringt, zur Persönlichkeitsentwicklung bei.

Innerhalb einer Familie entwickelt sich jeder anders. Es ähnelt sich vllt in vielen Dingen, doch keiner führt das gleiche Leben, wie der andere. Jeder trägt seinen eigenen Rucksack oder seine eigenen Schuhe, wie auch immer du es benennen magst. Jeder hat andere Wünsche, Träume und Ziele.

Du schreibst von Personen innerhalb der Familie, die gut klarkommen und wiederum von anderen, die "Probleme" haben. Das ist Leben.
 
[Du schreibst von Personen innerhalb der Familie, die gut klarkommen und wiederum von anderen, die "Probleme" haben. Das ist Leben. ]

also erstens, was da steht sind schon handfeste sachen und nicht "probleme" in anführungsstrichen. zweitens, wenn von neun dort aufgewachsenen nur 2 unauffällig sind, davon einer nach therapie und der andere ist noch ein kind, dann ist das nicht "leben". das ist stark überproportional.
 
Von "vererben" im genetischen Sinne würde ich nicht sprechen.

Ich würde davon ausgehen, dass Menschen, die unter schwierigen, sozialen Verhältnissen aufgezogen werden dadurch selbst psychische/soziale Probleme bekommen. Bekommen diese Menschen dann wieder Kinder wiederholt sich der Kreislauf.

Manchmal tanzt Einer aus der Reihe und macht es vielleicht ganz anders - aber vielleicht wieder "extrem" anders. Ein Anderer vielleicht findet zurück zu seinem (nicht nur logischen, auch emotionalen) Verstand, einem normalen Verhalten und kriegt die Kurve.

Ich denke aber, dass ein Großteil der Menschen, die aus schwierigen Familien oder einem problematischen Umfeld kommen ebenfalls ein Leben lang Probleme haben werden.

Ist aber auch nur meine Ansicht, was die Wissenschaft dazu sagt habe ich noch nicht nachgelesen, könnte ich aber mal tun - ist ja ein ziemlich interessantes Thema.
 
Normalerweise hat jede Familie Mitglieder, die "ok" sind, die normalen Anforderungen scheinbar mühelos schaffen und andere, denen das eben nicht gelingt.

Wobei ich immer hochgradig misstrauisch bin, was das so genannte "Gelingen" und "ok sein" betrifft. Wie oft ist das nur Fassade.

Schwere Erlebnisse werden immer "vererbt", nicht vll. genetisch (wobei es dazu Untersuchungen gibt, dass sich zum beispiel hochgradiger Stress während der Schwangerschaft erbgutschädigend auswirken kann und die Kinder später sehr stresssensibel und weniger belastbar sind), aber doch in Form von Erziehung.

Traumatisierte, kranke oder stark belastete Eltern erziehen ihre Kinder anders als entspannte und gesunde. Sie sind häufig nicht so für ihre Kinder da, wie das andere können. Das bringt natürlich Ergebnisse in den dann erwachsenen Kindern. Und so setzt sich das Trauma fort.

Dass letztlich nicht die ganze Welt krank und verrückt ist, liegt daran, dass Kinder über Kraft und Selbstheilungsressourcen verfügen und andere, außerfamiliäre positive Einflüsse stark unterstützend, kräftigend und heilend wirken können.
 
Hey,

na ja, metaphorisch kann man das schon "Vererbung" nennen. Viele Probleme (z.B. Depressionen) durchziehen tatsächlich die Biografien von mehreren aufeinanderfolgenden Generationen... v.a. wenn dann noch die einzelnen Biografien von starken Brüchen durchzogen sind.

Ich kann ja mal das Beispiel aus meiner Familie geben:

- meine Urgroßmutter väterlicherseits: sehr dominant, sehr viel unzufrieden (hat sie an meine Oma nicht unbedingt weitergegeben, zumindest dieses Unzufriedene nicht; dafür ist meine Oma aber ein sehr dominanter Typ, der kaum irgendwas durchgehen lässt).
- mein Urgroßvater väterlicherseits: wissbegieriger Typ, der überhaupt nicht streng war (so sind sowohl meine Oma (zumindest was das Intellektuelle angeht) wie auch mein Vater und ich).
- meine Oma mütterlicherseits hat immer Männer gehabt, die viel getrunken haben und die dadurch früh verstorben sind... und diese Männer sind auch alle schon älter gewesen als sie. Somit ist der Vater meiner Mutter gestorben, als sie erst 12 Jahre alt war.
Bei meiner Mutter hat sich dieser frühe Verlust sehr, sehr prägend ausgewirkt. Eigentlich hat sie überhaupt keinen Halt richtig im Leben entwickelt. Sie hat sich allerdings auch nie behandeln lassen, bis heute nicht. Im Prinzip verlässt sie ohne meinen Vater nicht das Haus, sieht keinen Sinn darin, außerhäusige Hobbies/Interessen usw. zu haben, führt im Grunde seit ihren 20ern das reine Oma-Leben (nur mit Haushalt, Handarbeiten usw.).

Bei den anderen Familienmitgliedern machen sich diese unsicheren Beziehungskonstellationen auch bemerkbar. Da haben einige auch schon früh ihre Väter verloren, sind Scheidungskinder usw. Alle sind irgendwo kaputt...

Ich bin wahrscheinlich jetzt eine der großen Ausnahmen bei mir in der Familie, weil ich mit meinem starken Willen dagegen angehe, in die gleichen Muster reinzuverfallen. Ich will halt, dass es mir gut geht, dass ich ein autonomes Leben führe (ohne mich in die Abhängigkeit von den Partnern zu begeben, so wie es im Endeffekt alle bei mir aus der Familie machen)...

Es kann somit auch Ausnahmefälle geben. Wenn ich den Absprung mittels Therapie, bestimmter meiner Kontakte, die mir in den A**** getreten haben, nicht geschafft hätte, wäre das bei mir wahrscheinlich genauso geworden wie bei meiner Mutter, meiner Tante usw.

Ich habe natürlich nach wie vor einige Defizite --- durch meine Eltern, sprich weil sie mich so isoliert haben aufwachsen lassen... Aber das hält sich heute eigentlich in Grenzen. Ich werde ja seit Neuestem sogar mal häufiger gefragt, ob ich was mit Leuten machen wolle... 😱

Ferner bin ich beruflich-bildungsmäßig auch ganz anders gestrickt.
Ich habe halt wirklich das volle Potenzial bei mir ausgeschöpft. Abi, Uni, Auslandsaufenthalte, Privatkurse usw. Da wäre niemand bei mir in der Familie auf die Idee gekommen...
Also von dem her: es muss nicht alles durch die Familie versaut-determiniert sein. 😉

LG
Panthi
 
Eine interessante Frage, die ich mir sehr oft gestellt habe. Kommt auch in meiner Familie vor. Problembeladene Beziehungen erzeugen neue Probleme und färben auf die nächste Generation ab. Das "Vererben" findet durch Prägung und Erziehung statt und durch die traurige Tatsache, dass man bewusst und unbewusst Probleme auf seine Kinder überträgt und auslebt. Die wiederum bekommen dann nicht selten selbst Probleme und haben Schwierigkeiten mit ihrem Leben. Entweder durch die emotionalen Verletzungen, die Ängste, dass sie überwiegend nur sowas kennen gelernt haben oder falsche Schuldgefühle etc. Die Liste ist lang.

Da auszusteigen finde ich verdammt schwer. Aber, ich arbeite hart daran, den Kreis zu durchbrechen. Denn das kann man auf jeden Fall, wenn man sich seinen Problemen stellt, seiner Familiengeschichte und die richtigen Menschen in seinem Leben trifft.
 
Ich bin mir mit dem vererben nicht so ganz sicher. Ich denke oft darüber nach. Beide Elternteile waren depressiv. Vater hat sich erschossen. Meine beiden Großmütter waren depressiv. Eine starb in der Psychiatrie. Ich selbst bin auch depressiv. Da komm ich schon ins grübeln. Obwohl es mir letztendlich nichts bringt.
 
klar wird das was man selbst im leben erlebt hat an kids weiter gegeben...die kids leben ja im kreise derer die die störungen haben und werden davon geprägt.was an wirklicher vererbung vorhanden ist,genmässig weiss ich nicht,kenne ich mich nicht aus.
aber so dinge wie verhalten oder umgang mit sich und gefühlen,mit geschehnisen in der welt und in der umgebung,all das lernt man doch vom eltern haus.

jede generation hat etwas was sie weiter geben,weil sie nichts anderes haben als das,was sie haben...

da gilt eben das die nachfolgegeneration auflöst und angeht ,was nicht stimmig ist.

für mich ein völlig logischer prozess...
wenn einem das klar wird, kann man die augen nicht mehr verschliessen und kann den weg einschlagen zu überlegen,was man im leben weiter geben möchte,an seine kids.....

ein harter weg,man muss ablegen was man mit bekam,wenns eben nicht gesund ist und neues dazu lernen.
aber die einsicht ist schon mal ein anfang...
😉 sie birgt eine große chance.
 
Es gibt bei Depressionen z. B. ganz klare Studienergebnisse, dass es eine genetische Disposition, also Anfälligkeit für Depressionen gibt. Die ist unterschiedlich hoch bei unipolaren, bipolaren und dysthymen Formen, aber sie ist da. Über den Einzelfall sagt das nichts aus, nur über die Tendenz. Ich hab das so verstanden, dass bei zu viel Stress dann die Depressionen ausbrechen können - wenn man nicht gelernt hat, wie man damit umgeht. Aber es kann sein, dass dieser Ausweg nicht bei allen möglich ist. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Depression mehrere Ursachen hat, also genetische, psychosoziale u. a.. Genauso auch Schizophrenie.

Was die emotionale u. Verhaltensebene anbelangt: Wenn jemand nie "richtig" geliebt worden ist (also mit Respekt, Liebe und altersgemäßen Anforderungen "erzogen" wurde), kann er das auch nicht weitergeben, bevor er seine Probleme nicht gelöst hat. Also gibts die nächste Generation problembehafteter Menschen. Leider.

Außerdem gibt es Traumatherapeuten, die überzeugt sind, dass ungeheilte Traumata in die nächsten Generationen weitergegeben werden können. Es gibt da sehr erstaunliche Berichte von Patienten. Wenn es dich interessiert: Udo Baer und Gabriele Frick-Baer: "Wie Traumata in die nächste Generation wirken". Affenkönig Verlag, 2010.
 

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