P
primavera7
Gast
Hallo Gast!
Es ist wirklich schwierig, dir in dieser Situation zu raten. Im Wesentlichen kann ich mich meinen Vorrednern anschließen.
Ich habe vor 31 Jahren Abi gemacht, Note 1,6 mit anspruchsvollen Abiturfächern (Deutsch, Englisch, Mathematik, Philosophie); damals gab es auch aufgrund der strengeren Zensurenvergabe nicht so viele Einserabiturienten wie heute, sodass ich zu den besten 5-10 % meiner Jahrgangsstufe gehörte. Im Jurastudium waren meine Noten dann auch nicht mehr so gut - allerdings schon meist im Bereich Befriedigend bzw. Vollbefriedigend im unteren Bereich. Manchmal war auch ein Ausreichend und in einer Übungshausarbeit einmal ein "Mangelhaft" 😱 dabei.
Während der Examensvorbereitung zog das Niveau dann noch einmal kräftig an. Ich habe in dieser Phase aufgrund meiner vorher für juristische Verhältnisse akzeptablen Noten bei den "Scheinen" die Anforderungen der Examensvorbereitung trotz Besuchs eines (im Nachhinein meine ich: für mich nicht geeigneten) Repetitoriums unterschätzt, merkte dann plötzlich, wie wenig ich wusste, bekam einen Schock mit nachfolgender extremer Prüfungsangst, aus dem ich nur mit professioneller Hilfe und einem für mich besser geeigneten weiteren Repetitorium herausfand. Diese Krise hat mich jede Menge Nerven und 3-4 Semester gekostet. Habe dann aber dennoch beide Examina trotz weiterhin großer Prüfungsangst mit Befriedigend (einmal mit mittleren, einmal im oberen Bereich) bestanden. Mit etwas mehr Glück und besseren Nerven wäre sicher auch ein Vollbefriedigend drin gewesen. Und eine gute Stelle im öffentlichen Dienst habe ich auch ohne längere Arbeitslosigkeit bekommen, bin bei einer Behörde als Verwaltungsjuristin tätig. Bin auch bisher im Berufsleben gut zurechtgekommen, gelte dort als gute Juristin. Aber die Ausbildung war für mich eine Tortur, von der ich nicht weiß, ob ich mich ihr unterzogen hätte, wenn ich vorher gewusst hätte, wie schwierig und anspruchsvoll dieses Studium ist.
Ich würde dir raten, wenn du es dir finanziell irgendwie leisten kannst, bereits jetzt ein Kurzrepetitorium zu besuchen, in dem meines Erachtens am besten vermittelt wird, wie man sich methodisch das prüfungsrelevante Wissen aneignet und bei der Falllösung vorgeht (dann solltest du aber später zur Examensvorbereitung noch einmal ein Repetitorium besuchen). Hat man einmal die Grundstruktur juristischen Denkens verinnerlicht, verliert man nicht mehr so leicht den Überblick und tut sich auch mit der Lektüre von Lehrbüchern, Urteilen und Fachaufsätzen leichter. Die Vorlesungen an der Uni sind zu theoretisch, man verliert sich im Dschungel der Rechtsprechung, der herrschenden und Mindermeinungen. Man hält Details für wichtig, die so wichtig gar nicht sind, kann das Wesentliche nicht vom Unwesentlichen unterscheiden und lernt daher nicht effektiv. Nur die wenigsten Professoren sind didaktisch begabt und examensorientiert. Und als Student kann man ohne zusätzliche Unterstützung noch nicht beurteilen, was wirklich wichtig und examensrelevant ist von dem, was sie vermitteln.
Bei Lerngruppen wäre ich vorsichtig. Wenn alle Teilnehmer (mehr als drei bis maximal vier sollten es nicht sein) diszipliniert und motiviert sind und dasselbe gute Wissensniveau haben bzw. man wenigstens ein oder zwei "Gute" dabei hat, sind Lerngruppen hilfreich. Ansonsten besteht aber die Gefahr, dass mehrere Unterdurchschnittliche/nicht Lernwillige/Ungeeignete sich gegenseitig nur runterziehen oder aber das Ganze in ein Kaffeekränzchen ausartet, in dem über alles, nur nicht über Jura, geredet wird. Die Teilnehmer einer solchen AG muss man sich also sorgfältigst aussuchen. Und nicht immer findet man die richtigen Leute dafür, so sehr man es auch möchte.
Darüber hinaus würde ich an deiner Stelle alle an der Uni zur Verfügung stehenden Beratungsmöglichkeiten nutzen, und zwar schnellstens.
Ich würde mir an deiner Stelle noch ein bis zwei Semester geben. Werden die Noten dann nicht besser trotz Ausschöpfung aller oben empfohlenen Möglichkeiten und empfindest du das Ganze nach wie vor als so nervenaufreibend, würde ich an deiner Stelle abbrechen. Dann ist nämlich die Wahrscheinlichkeit zu hoch, dass du bestenfalls mit Ausreichend abschneidest und dann nur sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt hast. Ich würde mich aber vor und parallel zu einem Studienabbruch sorgfältig beraten lassen, welche Möglichkeiten dir sonst noch offen stehen. Angesichts deines Alters (du wärest bei einem Studienabbruch ja gerade mal 20 oder 21) und deinem guten Abiturnotendurchschnitt dürften das jede Menge sein - vielleicht auch im sprachlichen oder Kommunikations- oder Medienbereich.
Es ist wirklich schwierig, dir in dieser Situation zu raten. Im Wesentlichen kann ich mich meinen Vorrednern anschließen.
Ich habe vor 31 Jahren Abi gemacht, Note 1,6 mit anspruchsvollen Abiturfächern (Deutsch, Englisch, Mathematik, Philosophie); damals gab es auch aufgrund der strengeren Zensurenvergabe nicht so viele Einserabiturienten wie heute, sodass ich zu den besten 5-10 % meiner Jahrgangsstufe gehörte. Im Jurastudium waren meine Noten dann auch nicht mehr so gut - allerdings schon meist im Bereich Befriedigend bzw. Vollbefriedigend im unteren Bereich. Manchmal war auch ein Ausreichend und in einer Übungshausarbeit einmal ein "Mangelhaft" 😱 dabei.
Während der Examensvorbereitung zog das Niveau dann noch einmal kräftig an. Ich habe in dieser Phase aufgrund meiner vorher für juristische Verhältnisse akzeptablen Noten bei den "Scheinen" die Anforderungen der Examensvorbereitung trotz Besuchs eines (im Nachhinein meine ich: für mich nicht geeigneten) Repetitoriums unterschätzt, merkte dann plötzlich, wie wenig ich wusste, bekam einen Schock mit nachfolgender extremer Prüfungsangst, aus dem ich nur mit professioneller Hilfe und einem für mich besser geeigneten weiteren Repetitorium herausfand. Diese Krise hat mich jede Menge Nerven und 3-4 Semester gekostet. Habe dann aber dennoch beide Examina trotz weiterhin großer Prüfungsangst mit Befriedigend (einmal mit mittleren, einmal im oberen Bereich) bestanden. Mit etwas mehr Glück und besseren Nerven wäre sicher auch ein Vollbefriedigend drin gewesen. Und eine gute Stelle im öffentlichen Dienst habe ich auch ohne längere Arbeitslosigkeit bekommen, bin bei einer Behörde als Verwaltungsjuristin tätig. Bin auch bisher im Berufsleben gut zurechtgekommen, gelte dort als gute Juristin. Aber die Ausbildung war für mich eine Tortur, von der ich nicht weiß, ob ich mich ihr unterzogen hätte, wenn ich vorher gewusst hätte, wie schwierig und anspruchsvoll dieses Studium ist.
Ich würde dir raten, wenn du es dir finanziell irgendwie leisten kannst, bereits jetzt ein Kurzrepetitorium zu besuchen, in dem meines Erachtens am besten vermittelt wird, wie man sich methodisch das prüfungsrelevante Wissen aneignet und bei der Falllösung vorgeht (dann solltest du aber später zur Examensvorbereitung noch einmal ein Repetitorium besuchen). Hat man einmal die Grundstruktur juristischen Denkens verinnerlicht, verliert man nicht mehr so leicht den Überblick und tut sich auch mit der Lektüre von Lehrbüchern, Urteilen und Fachaufsätzen leichter. Die Vorlesungen an der Uni sind zu theoretisch, man verliert sich im Dschungel der Rechtsprechung, der herrschenden und Mindermeinungen. Man hält Details für wichtig, die so wichtig gar nicht sind, kann das Wesentliche nicht vom Unwesentlichen unterscheiden und lernt daher nicht effektiv. Nur die wenigsten Professoren sind didaktisch begabt und examensorientiert. Und als Student kann man ohne zusätzliche Unterstützung noch nicht beurteilen, was wirklich wichtig und examensrelevant ist von dem, was sie vermitteln.
Bei Lerngruppen wäre ich vorsichtig. Wenn alle Teilnehmer (mehr als drei bis maximal vier sollten es nicht sein) diszipliniert und motiviert sind und dasselbe gute Wissensniveau haben bzw. man wenigstens ein oder zwei "Gute" dabei hat, sind Lerngruppen hilfreich. Ansonsten besteht aber die Gefahr, dass mehrere Unterdurchschnittliche/nicht Lernwillige/Ungeeignete sich gegenseitig nur runterziehen oder aber das Ganze in ein Kaffeekränzchen ausartet, in dem über alles, nur nicht über Jura, geredet wird. Die Teilnehmer einer solchen AG muss man sich also sorgfältigst aussuchen. Und nicht immer findet man die richtigen Leute dafür, so sehr man es auch möchte.
Darüber hinaus würde ich an deiner Stelle alle an der Uni zur Verfügung stehenden Beratungsmöglichkeiten nutzen, und zwar schnellstens.
Ich würde mir an deiner Stelle noch ein bis zwei Semester geben. Werden die Noten dann nicht besser trotz Ausschöpfung aller oben empfohlenen Möglichkeiten und empfindest du das Ganze nach wie vor als so nervenaufreibend, würde ich an deiner Stelle abbrechen. Dann ist nämlich die Wahrscheinlichkeit zu hoch, dass du bestenfalls mit Ausreichend abschneidest und dann nur sehr schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt hast. Ich würde mich aber vor und parallel zu einem Studienabbruch sorgfältig beraten lassen, welche Möglichkeiten dir sonst noch offen stehen. Angesichts deines Alters (du wärest bei einem Studienabbruch ja gerade mal 20 oder 21) und deinem guten Abiturnotendurchschnitt dürften das jede Menge sein - vielleicht auch im sprachlichen oder Kommunikations- oder Medienbereich.
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