Erfolgreiche Kinder werden normalerweise von ihren Eltern mit Stolz bedacht.
Nicht mit Neid.
Aber auch das gibt es, dass Eltern neidisch auf ihre Kinder sind. Vor allem bei Bildungsunterschieden. Und wenn sie es nicht sind, dann oft andere in der Verwandtschaft. Dann entfernt man sich innerlich voneinander.
Ich halte es für das Beste, sich als Erwachsener einmal klarzumachen, was da mit den Eltern abgegangen ist. Manchmal erkennt man auch, warum das so gewesen ist, was aber voraussetzt, dass man weiter blickt, sich mit der Biographie der Eltern beschäftigt und sie nicht nur als die Bösen verteufelt. Danach sollte man die Sache aber nicht endlos wiederkäuen, weil es nichts bringt, sondern sich nach einer angemessenen Zeit auf sein eigenes, gegenwärtiges Leben konzentrieren. Das ständige Kreisen um Vorkommnisse mit den Eltern aus der Vergangenheit kann nämlich auch als bequeme Ausrede dienen, in der Gegenwart nicht an sich selbst arbeiten und sich zu nichts überwinden zu müssen. Wenn es wieder hochkommt, muss man sich sagen: "Ja , das bin ich jetzt zum 1.000sten Mal durchgegangen, ich weiß heute, warum sie sich so verhalten haben, und das 1.001ste Durchdenken der ganzen Misere bringt mich nicht mehr weiter. "
Das ist manchmal schwer. Ich brauche bei Vorfällen mit anderen Menschen, die mich sehr getroffen haben, auch eine gewisse Wiederkäuphase, weiß aber, dass man dabei nicht stehen bleiben darf. Bisher ist es mir immer noch gelungen, nach einer gewissen Zeit die nötigen innere Distanz zu den betreffenden Menschen aufbauen zu können. Besser wäre es für mich allerdings, wenn ich bestimmte Vorfälle und Personen noch schneller abhaken könnte.
Wenn ich erkannt habe, dass Dinge, die mir von den Eltern vermittelt wurden, falsch waren, dann arbeite ich daran, mich anders zu verhalten. Entweder mit Hilfe von geeigneter Literatur oder aber - wenn ich allein damit nicht weiterkomme - mit professioneller Unterstützung. In vielen Fällen helfen schon wenige Gespräche mit einer Person bei einer Lebensberatungsstelle weiter. In manchen Fällen ist auch eine auf die Problematik zugeschnittene Psychotherapie notwendig. Manchmal muss man eine Zeitlang suchen, bis man die geeignete Therapie sowie die geeignete Therapeutin/den geeigneten Therapeuten findet. Aber ich denke, es lohnt sich, und wenn der Leidensdruck groß genug ist, lässt man sich auch darauf ein. Auch dann, wenn der Leidensdruck dadurch dauerhaft nur verringert und die Lebensqualität dauerhaft nur verbessert wird, aber nicht der eines Menschen mit unbeschwerter Kindheit gleichkommt, hat es sich schon gelohnt. Die idealen, perfekten Eltern und die ideale Kindheit/Jugend gibt es sowieso nicht. Aber es gibt heute professionelle psychosoziale Unterstützungsmöglichkeiten in Deutschland, von denen frühere Generationen nur träumen können. Wer dies alles ablehnt, dem ist eben auch nicht zu helfen. Aber das ist dann die eigene Entscheidung und nicht mehr die Schuld der Eltern.