Meine Meinung:
Deine Eltern scheinen mir beide extreme Narzissten zu sein. Es tut dir vermutlich gut, wenn du die lieblosen bis grausamen Äußerungen der beiden hier aufschreibst, also mach ruhig weiter!
Aber erwarte nicht, dass sie sich ändern. Ich stamme selbst aus einer narzisstischen Familie, hab angefangen, zu dem Thema Bücher zu lesen - und die decken sich mit meinen Erfahrungen: Ein Narzisst fängt erst an, über sich selbst und seine Beziehungen nachzudenken, wenn er komplett am Boden liegt - Job weg, Partnerin weg - dann fängt ein Narzisst
möglicherweise an, nachzudenken. Aber selbst das ist nicht sicher. Lies mal in wikipedia über Narzissmus und Narzisstische Persönlichkeitsstörung nach, und auch die Antisoziale Persönlichkeitsstörung wäre in Bezug auf deinen Vater vielleicht nicht uninteressant.
Von Narzissten kann man nur weggehen. Flüchten, wenn es sein muss. Diese Störung gehört zu den schwierigsten, die es gibt, u. a., weil ein Narzisst nicht die geringste Kritik erträgt und das Gegenüber sofort angreift. Kommt dir das bekannt vor?
Wenn die beiden dich nonstop für "falsch" erklärt haben, dann hat das gar nichts zu sagen. Sie können nicht lieben, und ich meine damit nicht, jemanden nur sehr zu mögen, sondern auch ein Interesse daran zu haben, dass es dem anderen wirklich gut geht.
Deine ehemalige WG: Ich denke, das hat zum großen Teil einfach nicht gepasst. Du scheinst mir eher introvertiert zu sein (was vollkommen in Ordnung ist!), deine Mitbewohner waren anscheinend das krasse Gegenteil. Von daher war Ausziehen sicher das Beste für dich.
Ich könnte mir aber vorstellen, vor allem durch die Szene am Bahnhof mit deiner Clique, dass in der WG auch ein anderer Grund eine Rolle gespielt haben könnte: Du scheinst mir sehr depressiv zu sein, und ich muss jetzt eine Sache ansprechen, die dir vielleicht wehtut, aber du willst die Wahrheit wissen, was ich sehr positiv finde: Meiner Erfahrung nach hassen viele gesunde Leute psychisch kranke Menschen; jedenfalls wollen sie mit ihnen nicht befreundet sein oder brechen den Kontakt ab, wenn jemand "schwierig" wird. Ich war auch mal sehr depressiv und bin zudem kein wahnsinnig selbstsicherer Mensch, hab das auch erlebt. Depressionen, Ängste und Unsicherheit wirken sich negativ auf die Umgebung aus - die Stimmung eines Menschen färbt eben auf die Leute in seiner Umgebung ab. Zu einem sunnyboy fühlen sich "alle" hingezogen; jemand, der Depressionen hat, wird gemieden. Weil die anderen Leute spüren, dass sie von ihm/ihr keine positive Energie zurück bekommen. Eine Depression kann sich äußerlich in vielen Aspekten zeigen: hängende Mundwinkel, evtl. verarmte Sprache, monotone Sprachmelodie, ständig müde Augen, hängende Schultern; wenig Ideen, wenig Energie ... Ich weiß, es ist hart, sich das klarzumachen. Und es ist extrem schmerzhaft, immer wieder abgelehnt zu werden. Aber ich bin überzeugt, dass man so ehrlich zu sich selbst sein muss wie möglich und eben viel dazu lernen muss, wenn es einem schlecht geht. Dann kriegt man auch raus, welcher Weg aus dem Elend hinausführt.
Eine echte Freundschaft gibt es nur auf Augenhöhe. Das Nehmen und Geben muss ausgeglichen sein. Wenn der eine ständig mehr positive Energie ausstrahlt und "hergibt" als der andere, dann hat der erste natürlich irgendwann keine Lust mehr.
Ich würde an deiner Stelle erstmal von Gleichaltrigen aus dem rL nichts oder nur extrem wenig erwarten. Am ehesten noch von Leuten, denen du ansehen kannst, dass sie selber Probleme haben.
Klar, du hättest gerne persönlichen Kontakt ... aber in deiner Situation dürfte das schwierig sein. Es gibt ambulante Gruppentherapien, dort könntest du eher mit jemandem gute Gespräche führen - jedenfalls in normalen Zeiten ...
Könntest du dir vorstellen, hier im Forum unter "Er sucht" nach Gleichaltrigen mit ähnlichen Problemen zu suchen? Oder hast du woanders schon Leute zum Austauschen?
Zu dem Depressionsproblem kommt, dass sich die Interessen der Schulabgänger ändern oder spezifizieren, wenn sie studieren oder eine Ausbildung beginnen. In dem Alter gehen wirklich viele Freundschaften kaputt, das haben dir hier ja auch andere schon geschrieben.
Dein alter Job: Da du selbst schreibst, dass du viele Fehler gemacht hast, könnte ich mir vorstellen, dass du evtl. Konzentrationsstörungen hast. Ist das richtig? Wenn ja, dann könnten die mit deiner sehr schwierigen Gesamtsituation zusammenhängen. Ich hab viele Psychologiebücher, und in einem Fallbeispiel kam ein Mann wegen seiner Konzentrationsstörungen zu einem Psychoanalytiker und bat um ein (verhaltens)therapeutisches Programm zur Behebung des Problems. Der Analytiker entgegnete, er könne ihm kein Programm anbieten. Wann diese Konzentrationsprobleme denn aufgetreten seien. - Als seine Frau ihm eröffnet habe, dass sie sich von ihm trennen wolle ...
Aber wie gesagt, die Ursache deines Problems sollte diagnostiziert werden.
Zu deiner Angst, von einem Psychotherapeuten abgelehnt zu werden: Wenn du dich für eine Therapierichtung entscheidest, die die Kasse zahlt, hast du bei jedem Therapeuten die Möglichkeit von drei (oder fünf?) probatorischen Sitzungen, bevor die eigentliche Therapie beginnt. D. h. man lernt sich gegenseitig ein bisschen kennen und spürt, ob man mit dem jeweils anderen zusammenarbeiten kann und ob man sich sympathisch findet. Du kannst genauso Nein sagen. Ich hab das jedenfalls ein paar Mal gemacht.
Meiner Erfahrung nach haben Psychotherapeutinnen im Allgemeinen anscheinend mehr Geduld und Verständnis als Psychotherapeuten. Mich hat keine Therapeutin abgelehnt (außer der, die ich auch nicht mochte), und ich nehme an, dass die Gründe dafür die waren, dass ich jung war und vor allem, dass ich sehr motiviert war, die Gründe für meine Probleme und Krankheiten herauszufinden und bereit war, meine Werte und Vorstellungen in Frage zu stellen (hab sehr viel nachgedacht und aufgeschrieben) und mein Verhalten in mehreren Bereichen zu ändern. Und dass ich bereit war, alle negativen Gefühle zu spüren - also jemand bin, der sich nicht vor schmerzhaften Gefühlen so fürchtet, dass er sie verdrängt.
Ich hatte drei männliche Gruppentherapeuten (außer dem A*******, das mich für seine Zwecke benutzt hat), und die haben mich alle abgelehnt, also mich auf freundliche Distanz gehalten . Sie haben wohl schnell wahrgenommen, dass bei mir "viel los" war, und das war ihnen wohl zu anstrengend. Mein Eindruck war, dass männliche Therapeuten eigentlich nur leicht Kranke mögen. Aber ich hab ja auch nur eine Handvoll kennengelernt.
Die Therapeuten, die ich in den probatorischen Sitzungen abgelehnt hab: Eine Frau, die vor starken Emotionen Angst hatte, eine Frau, die mir zu konservativ erschien und selbst keine Grenzen setzen konnte; ein eindeutig narzisstischer Typ. Einen Mann, der noch depressiver war als ich.
Und ich hab eine Therapie bei einer Frau abgebrochen, von der ich nur wenig lernen konnte u. hab mir eine kompetente gesucht.
Falls dich bei deiner Suche ein Therapeut/eine Therapeutin ablehnt: Einfach weitersuchen! Unbedingt!
Und übrigens: Ich will dir auch dazu gratulieren, dass du es trotz der ganzen Ablehnung zu Hause geschafft hast, das Abi zu machen, ein Studium zu beginnen und dir Jobs zu verschaffen!
Bei dem Berg, der auf dir lastet, sind das sehr große Leistungen, und das meine ich ernst!