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Ich weiß nicht mehr weiter

kira1977

Mitglied
Hallo,

seit Jahren fühle ich mich absolut kraftlos und abgespannt. Dieser Zustand wirkte sich auf mein gesamtes Umfeld, meine Beziehungen zu anderen Menschen, vor allem aber im Job aus.

Schon in meiner Kindheit fühlte ich mich oft komplett überfordert. Mein leiblicher Vater war in der Ehe mit meiner Mutter unzufrieden und fing an zu trinken. Immer wieder sah ich ihn in diesem Zustand ausrasten. Im Alter von 3-5 Jahren, sah ich dabei zu, wie er meine Mutter blutig schlug. Ich stand daneben und schrie: „Aufhören!!!“. Manchmal kam er nach Hause, flog zur Tür rein und schmiss mit dem Fuß den gesamten Abendbrotstisch um. Wir alle zitterten nur und hatten Angst. Besonders hatte er Wut auf meine Großmutter, die meiner überlasteten, Vollzeit-berufstätigen Mutter mit damals noch 3 kleinen Kindern hilfreich zur Seite stand, bei allen Aufgaben im Haushalt. Im betrunkenen Zustand schmiss er sie durch eine Glastür und schrie herum. Oft versteckte sich meine Oma im Haus, aus Angst mein Vater würde sie entdecken. Meine Mutter sagte mir, dass er mich auch schlug, da ich immer zu meiner Oma wollte, ich kann mich daran aber nicht mehr erinnern.

Nach der Scheidung lernte meine Mutter wieder einen Mann kennen, der 10 Jahre jünger ist als sie und den sie bald darauf heiratete. Anfangs war es schön, einen liebevollen aufmerksamen Papa zu haben, doch bald war auch er mit seinen Anfang 20, mit drei jüngeren Kindern, die nicht mal seine eigenen waren, überfordert. Meinem leiblichen Vater war der neue Papa ein Dorn im Auge, so dass er ihn aus den Weg schaffen wollte. Eines nachts stand er betrunken vor unserer Tür, schlug immer wieder mit den Fäusten dagegen und rief aus, dass er ihn umbringen wolle. Ich durfte nicht nach unten und hörte zitternd dem Geschehen zu. Um meine Mutter hatte ich ständig Angst. Für uns war es eine Erleichterung, als mein leiblicher Vater später wegen Trunkenheit bei einem Autounfall ums Leben kam.

Meine Mutter brachte nach der Hochzeit mit meinem jetzigen Stiefvater noch ein viertes Kind zur Welt. Jedoch strapazierten vier Kinder meine berufstätigen Eltern so sehr, dass es auch unter ihnen immer wieder Streit und Geschrei gab. Mein Stiefvater wurde auch handgreiflich, allerdings gegenüber meinen Brüdern. Ich fühlte mich damals als Kind immer für meine drei jüngeren Brüder verantwortlich, weil ich viel auf sie aufpassen und sie versorgen musste. Auch in die Haushaltsarbeit wurde ich täglich eingespannt. Weggehen durfte ich nicht. Da wir eine christliche Familie sind, war meine Mutter immer auf einen „guten Ruf“ und „sittsamen“ Lebensstil bedacht. Wäre meine Oma und ich nicht gewesen, so wäre meine „deutlich neurotisierte“ Mutter, wie sie ein Arzt mal bezeichnete, sicher in der Klinik gelandet. Für mich stand schon im Alter von 12 Jahren fest, dass ich später keine Kinder möchte, um mich nicht auch so zu belasten.

Aufgrund meines musikalischen Talents und meiner Ausbildung (Violine, Klavier) besuchte ich mit 16 Jahren ein musisches Gymnasium, wobei ich in einem Internat wohnen musste. Aufgrund von Heimweh und Streitigkeiten mit meiner Mutter, aß ich nichts mehr, fiel nach ein paar Tagen in der Schule um und wurde bewusstlos auf die Intensivstation gebracht. Im Krankenhaus lag ich 3 Wochen, weil meine Mutter mich bald wieder daheim haben wollte, entgegen den Rat der Ärzte.
Zuhause lief dann alles zunächst gut. Aber dann kam ich auf ein anderes Gymnasium, wo ich von den anderen gemobbt und ausgegrenzt wurde. Ich traute mich oft nicht mehr in die Schule, konnte vor allem in Mathe, Physik und Chemie dem Leistungsdruck nicht standhalten. Aufgrund schlechter Noten wurde mir dann empfohlen die Schule zu wechseln. Da ich mir einredete, dass Mathe auf dem musischen Gymnasium leichter wäre, ging ich wieder in diese Schule mit dem Internat. Anstatt mich auf die Schule zu konzentrieren, zog ich draußen herum und war mit meinem damaligen Freund zusammen.

Bald wechselte ich wieder die Schule und wiederholte die 10. Klasse, in der auch mein jüngerer Bruder war, um wenigstens die Mittlere Reife zu haben.
Dann fing ich eine Ausbildung zur Arzthelferin bei einem verwandten Arzt an, die ich auch erfolgreich abschloss. Weil ich aber beruflich weiterkommen wollte, beschloss ich, mein Fachabitur innerhalb von einem Jahr nachzuholen, um anschließend ein Studium der Sozialen Arbeit mit Musiktherapie zu absolvieren.
Diese Zeit war sehr schön für mich. Ich war bereit, mich von meiner Familie für eine Zeit lang zu lösen und ging in eine andere Stadt. Endlich konnte ich meine Zeit selber einteilen, hatte viel Zeit um über mich nachzudenken und zu mir selber zu finden und lernte interessante Dinge dazu. Das Fachabitur schloss ich mit 1,7 ab. Meine damalige über 2-jährige Beziehung ging aber dann zu Bruch, unter anderem, weil ich meine inneren Störungen und Nervenzusammenbrüche immer wieder dort auslebte. Mein Freund hielt es dann nicht mehr mit mir aus. Was ich noch nicht erwähnte ist, dass ich damals auch meine Liebe zu Frauen entdeckte, diese aber nicht wirklich ausleben konnte. Wieder suchte ich mir einen Mann, den ich ein paar Monate später völlig übereilt heiratete, um „unter dem Hut zu sein“ und mit den Frauen „abzuschließen“, wobei es noch nicht mal angefangen hatte. Wie man sich jetzt denken kann, ging die Ehe auseinander. Ich fing an die Liebe zu Frauen zu leben und fand auch mein Glück dabei. Mein Studium schloss ich erfolgreich ab. Inzwischen wohne ich wieder daheim. Seit 2005 habe ich nun bereits meine 5. Arbeitsstelle und merke die ganze Zeit schon, dass mich die Arbeit im Sozialen Bereich komplett überfordert. War es eine befristete Stelle, habe ich nur darauf gewartet, dass ich bald wieder zuhause sein konnte. Oder ich wurde nach der Probezeit entlassen, da ich den beruflichen Anforderungen nicht genügte. In einem Jugendclub wurde ich so sehr von Kollegen und Jugendlichen gemobbt (mit Gewaltandrohung), dass ich auf ärztlichen Rat hin kündigen musste. Da mir das Arbeitsamt immer wieder Vollzeit-Stellen als Sozialpädagogin anbot, die ich annehmen musste, um keine Leistungen gekürzt zu bekommen, hatte ich nie die Gelegenheit zu sagen, wie ich mich eigentlich fühle. Ständig hatte ich den Druck, eine bestimmte Anzahl von Bewerbungen zu schreiben und bald wieder eine Stelle antreten zu müssen, bei der ich mich bald wieder überfordert fühle. Dabei wollte ich lieber daheim bleiben, meinen Haushalt machen usw., denn so musste ich mich nicht mit anderer Menschen Problemen auseinandersetzen, früh aus dem Bett müssen und diese und jene Anforderungen erfüllen. Bis jetzt hatte ich Hoffnung, dass ich doch noch in einem sozialen Job glücklich werde. Aber da ich mich mit meiner jetzigen Stelle als Erzieherin auch wieder nur herumquäle, gebe ich die Hoffnung auf. Die vielen schreienden Kinder in der Gruppe rauben mir den letzten Nerv. Es werden zu viele Aufgaben auf einmal gestellt, Fasching vorbereiten, tägliche Angebote planen, Pläne schreiben und nebenbei noch auf die Kinder aufpassen, das ist mir zuviel. Im Job komme ich aber sicher nicht so rüber, wie ich mich fühle, sondern als die engagierte, ideenreiche Mitarbeiterin, die alle Kinder mögen. In mir drin sieht es aber anders aus, abends falle ich total erschöpft ins Bett, bin nach der Arbeit für nichts zu gebrauchen, und morgens wache ich erschöpft auf. Oft habe ich Kopfschmerzen, mir ist schwindlig und am liebsten würde ich mich wegzaubern. Auch weine ich viel vor Erschöpfung, habe das Gefühl zu platzen, kann nicht abschalten und habe einfach keine Kraft mehr. Selbst das Wochenende reicht nicht aus, um wieder zu Kräften zu kommen. Bald geht mir wieder nur die Arbeit im Kopf herum und spätestens Sonntag Abend habe ich Ängste. Eigentlich bräuchte ich jetzt nach 3 Monaten Kindergarten wieder eine Auszeit. Mir wird schnell alles zuviel und ich fühle mich schnell genervt, manchmal schon allein, weil ich angesprochen werde. Auch erinnere ich mich an meine Kindergartenzeit, die ich als grauenhaft empfand, weil ich nicht hingehen wollte.

Ich weiß nun bald nicht mehr was ich noch tun soll. Wie soll es weitergehen, wenn ich mich ständig überfordert fühle und einfach nicht mehr belastbar bin. Sollte ich zum Arzt gehen, der mich ja kennt und mich wieder krank schreibt? Und irgendwann Rente beantragen? Ich hoffe, Sie können mir einen Rat geben. Danke schon jetzt.
 

Ragnarok

Mitglied
Hallo Kira,

Mir fallen unglaublich viele kluge Kommentare ein, die ich Dir schreiben könnte und dabei ist mir eine Sache aufgefallen: Ich wäre sauer, wenn mir jemand auch nur einen davon geschrieben hätte. Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich andauernd und immer angegriffen, wenn andere mein Seelenleben analysieren. Ich glaube, nur weil ich in diesem Leben stecke, muss ich es auch am besten verstehen. Danke für diese Einsicht!!!
Zum anderen und zu meinen Kommentaren, ich glaube Du solltest etwas ändern, aber nicht überstürzen. Als erstes, suche Dir einen neuen Arzt, wie es mir jemand vorgeschlagen hat: Ärztinnen sind die besseren Zuhörer! Also, mach einen Termin, erzähl Ihr alles und versuche eine Therapie anzufangen. Vielleicht kannst Du in der Zeit krank geschrieben werden um den Job nicht zu verlieren, denn das scheint mir eine Deiner Ängste zu sein, wieder Arbeitslos, gezwungen einen neuen Job zu suchen.
Versuch irgendetwas zu finden, was Dir Spaß macht!!!
Ich beneide Dich um den Wunsch Deinen Haushalt zu führen, ich habe leider das Problem, mir in der Kindheit geschworen zu haben, niemals eine Hausfrau zu werden. Seit dem Kämpfe ich mich dem totalen Unvermögen sauber machen zu können. Ich hasse putzen, waschen, kochen.:eek:
Ist mein Zwang, aber ist es für Dich ein Zwang den Haushalt zu machen? Ich wünschte, das Leben wäre Zuckerwatte und rosarot, aber dann würden wir alle an Diabetes sterben...



Einen kleinen aufmunternden Gedanken schickt

Ragnarok
 

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